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„Veiseritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und-Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. Ll> Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 48 Pfg. Einzelne Nummer» 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postbote», sowie die Agenten nehmen Be- Jnserate, welch« bet der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltemeile oder deren Raum berechnet. Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Slufschlag.— Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Verantwortlicher Redacteur: Paul Ichne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirten NuterhaltungSblatt". Mit land- «ud hauSwirthschaftlicher MauatSbeilage. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend Amtsblatt fiir die Königliche Umlsljauplimnnschast, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Dippoldiswalde Nr. 61. Dienstag, den 2. Juni 1896. 62. Jahrgang. Lokales «nd Sächsisches. Dippoldiswalde. Bei der hiesigen Sparkaffe wurden im Monate Mai 545 Einzahlungen im Be trage von 3409S Mk. 6l Pf. gemacht, dagegen er folgten 316 Rückzahlungen im Betrage von 46564 Mk. »3 Pfg. — Rechenschaftsbericht des Vorschußvereins für Dippoldiswalde und Umgegend im Monat Mai: Ein nahme: Geschäftsantheile SO Mk.; Spareinlage 4439 Mark 53 Pf.; Einlage von der Bank 12486 Mk.; zurückgezahlte Vorschüsse 14874 Mk.; Zinsen und Provision 845 Mk. 27 Pf. — Ausgabe: gegebene Vorschüsse 17952 Mk.; gekauft 3proz. Rente 985 Mk.; Stückzins II Mk. 25 Pf.; zurückgezahlte Spar-Einlage 8653 Mk. 68 Pf.; Dividenden 142 Mk. 32 Pf. — Das diesjährige Haupt-Vogel- und Scheiben schießen der hiesigen Schützengesellschast wird am 12., 13. und 14. Juli abgehalten werden. — Am Sonnabende trat der in Vormundschafts sachen am hiesigen Amtsgerichte lhätige Herr Aktuar Körner nach 43 jähriger Dienstzeit in den wohlver dienten Ruhestand. Seinen Wohnsitz wird er erfreu licher Weise auch fernerhin in hiesiger Stadt behalten. — In der Ferienwoche wurde der 8jährige Sohn des BaumwärterS, Herrn Loßner, von anderen Jungen am Plane über den Berg hinuntergestoßen, wobei ersterer einen Schlüsielbeinbruch, sowie eine Gehirn erschütterung daoontrug. Hoffentlich ist dem Thäter die nöthige Tracht Prügel nicht vorenthalten worden. — Herr Gutsbesitzer Schönhals in Oberhäslich, welcher schon vor mehreren Jahren einmal beim Durch gehen seines Geschirres schwer verletzt wurde, hatte am Freitag wieder das Unglück, auf diese Weise zu Schaden zu kommen. Auf dem Wege nach Börlas scheuten seine Pferde vor einem Radfahrer und gingen durch, wobei Herr Schönhals aus dem Wagen gerissen und durch einen Schlag, wohl von der Deichsel, ge troffen wurde, so daß er, aus Mund und Nase blutend, liegen blieb. Man transportirte ihn zunächst zu seinen Verwandten nach Seifersdorf. Altenberg. Unsere Stadtkirche erhält einen neuen, prächtigen inneren Schmuck durch die jetzt be gonnene Neumalung der Wände und die künstlerische Dekorirung des Altarraumes. Die nicht unbedeuten den Mittel hierzu verdankt die Kirchgemeinde zwei frei willigen Spendern. Für die Ausmalung des Altar raumes hat Herr Sekretär Richter in Dresden seiner Vaterstadt die nöthigen Mittel zur Verfügung gestellt; für die Dekoration des LängsschiffeS hat die löbliche Direktion der hiesigen Eisenbahnschule 800 Mk. be willigt. Eine solche hochherzige Betätigung des kirch lichen Kunstsinnes wird von den Parochianen gewiß fehr dankbar anerkannt werden. Gleichzeitig werden >auch einige andere nothwendig gewordene Verbesse rungen im Innern der Kirche, u. a. eine bedeutende Umänderung und Vergrößerung der Orgel vorge nommen. — In der Zeit der Ausführung obenge nannter Arbeiten finden abwechselnd Gottesdienste in Geising und Waldgottesdienste im Raubenneste statt. — Am 11. und 12. Juni finden vom Altenberger Reviere größere Holzversteigerungen im alten Amt hause in Altenberg statt. Dresden. Dresden wird in diesem Jahre ver schiedene, auch für die Allgemeinheit wichtige Ver sammlungen und Kongresse in seinen Mauern sehen. Mitte August nimmt der deutsche Apotheker verband seine Verhandlungen hier aus und verbindet mit diesen eine pharmazeutische Ausstellung. — Um dieselbe Zeit wird der große kriminalpolizeiliche Kon greß in Dresden zusammenlreten, welcher als Haupt gegenstand seiner Berathungen die allgemeine Ein führung des Berthillon'schen System« zur Personen feststellung für das ganze Deutsche Reich behandeln wird. — Im September tagt sodann eine Versamm lung der deutschen und österreichischen Binnenschifffahrts- Vereine. Auf derselben soll eine Vereinigung nicht nur der Vertreter der genanrten Vereine, sondern auch der übrigen Zweig- und Schifferoereine des Zentral vereins und der hervorragenden Freunde und Gönner der Wafferstraßcnvereine herbeigesührt werden, um gemeinsame Schritte zur Förderung der Erbauung von Kanälen, die deutsche und österreichische Länder ver binden, zu berathen. — Vom 2. bis 5. August tritt der deutsche Geomsterversin hier zusammen, um seine 20. Hauptversammlung abzuhalten und sein 25jährigeS Bestehen zu feiern; vorher tagt der deutsche Angler kongreß, der sächsische Jnnungsverband und der Landes verein für innere Mission. — Die alte Jnfanteriekaserne an der Haupt straße in DreSden-Neustadt wird nun auch bald von der Bildfläche verschwinden, um anderen der Neuzeit entsprechenden Gebäuden Platz zu machen. Bereits vor einigen Wochen wurde mit dem Abbruche des nordwestlichen Theiles, der von den übrigen Ge bäuden noch übrig geblieben > ar, begonnen. Damit verschwindet wiederum ein alte«, historisches Gebäude der Neustadt. Die Gebäude wurden 1732 errichtet und waren ursprünglich für ein militärisches Institut, die sogen. Kasernenknaben bestimmt; aber 1762 wurde dieses Institut verlegt. Hieraus wurden Vie Gebäude als Kaserne benutzt. Später befanden sich in denselben bis 1814 verschiedene Behörden und Anstalten, be sonders militärische, darin, darunter die chirurchisch- medizinische Akademie. Von 1814 wurden die Gebäude wieder als Kasernen benutzt, bis Ende der siebziger Jahre für das Militär in der neuerstandenen Albert stadt neuere und gesündere Kasernen entstanden. Seit jener Zeit dienten sie als Wohnungen für zahlreiche, dem Arbeiterstande angehörige Familien, sowie als Geschäftsräume für kleinere Handwerker. Die Gebäude umschlossen einen großen Hof, in dessen Mitte sich ein großes, steinernes Wasserbecken befand. In den Höfen wurden zuweilen Hetzjagden und Thierkämpse, wie sie damals an fürstlichen Höfen als Vergnügungen Sitte waren, abgehalten. — Ueber den Saatenstand im Königreich Sachsen berichtet die „Sächs. Landw. Zeitschrift": Die Witterung in der Berichtszeit — 15. April bis 15. Mai — war im Allgemeinen dieselbe wie in den vorausgegangenen vier Wochen, sie zeichnete sich durch fast tägliche Nieder schläge, verbunden mit kalten Nord- oder Nordwest- Winden, wenig vortheilhaft aus. Nur die zweite Mai woche brachte einige regenfreie, schöne und warme Tage. In Folge dessen ist das Wachsthum der Winter saaten sehr zurückgehalten worden und vereinzelt der Stand des Winterroggens, besonders im' Erzgebirge und im Vogtlands, schlechter wie in voriger Berichts zeit, während der Winterweizen weniger gelitten zu haben scheint. Auch dem Raps hat die naßkalte Witterung sehr geschadet, da dieselbe dessen Blüthen- entwickelung sehr beeinträchtigte. Hatte man im April in Folge des nassen Wetters mit der Bestellung der Saatfelder zugewartet, so konnte man im Mai dieselbe nicht mehr länger aufschieben und mußte sie zumeist unter recht ungünstigen Verhältnissen ausführen. Auf den leichten Böden und im Flachland war man Mitte Mai mit sämmtlichen Sommersaaten fertig, zumeist auch mit dem Kartoffellegen; dagegen giebt es im Erz gebirge unv im Vogllande noch viel zu thun und werden hier die Bestellungsarbeiten bis in den Juni sich hinziehen. Wenig tröstlich sehen die Kleefelder aus. Dem zum Theil durch Mäusesraß im Herbst gelichteten und recht schlecht durch den Winter ge kommenen Klee fehlte zur Wiederbestockung und zum Wachsthum die Wärme; in Folge dessen ist an eine Grünfütterung mit wenigen Ausnahmen noch gar nicht zu denken. Auch die Wiesen sind in Folge d?S Wärme mangels in ihrer Entwickelung noch sehr zurück und ist für dieselben nunmehr warmes Wetter sehr nöthig, wenn eine Halbwegs ergiebige Heuernte erzielt werden soll. Die Baumblüthe hat durch die naßkalte Witterung ebenfalls sehr gelitten, hauptsächlich sind die Kirschen plantagen der Elbgegenden stark in Mitleidenschaft ge zogen. — Die Bezirke der Elbniederungen haben durch das Hochwasser zu Anfang Mat schwer gelitten; der Schaden an den Saatfeldern kann noch nicht festgestellt werden. Mögen die kommenden Wochen die lang ersehnte beständige und warme Witterung bringen und die Schäden heilen, welche die bisherige ungünstige Witterung verursacht hat. Aus der Lößnitz. Die ersten diesjährigen reifen Erdbeeren hat am Donnerstag der Erdbeerenhändler Gustav Mohn in Niederlößnitz zum Preise von 4 Mk. pro Liter aufgekauft und nach Leipzig zum Versandt gebracht. Die eigentliche Ernte wird erst später ihren Anfang nehmen. Riesa. Ein von vielen Setten, insbesondere von unserer Garnison recht schwer empfundener Mißstand war die alljährlich, auch bei ganz geringem Hoch wasser eintretende bedeutende Ueberfluthung der Straße zwischen der Elbbrücke und dem Dorfe Röderau. An der tiefsten Stelle dieser Straße sammelte sich all jährlich im Frühjahr und häufig auch noch im Herbste zum zweiten Male daS Wasser zum Theil bis zu solcher Höhe an, daß auch für größere Fuhrwerke die Passage vollständig unmöglich wurde, während Fußgänger regelmäßig entweder einen von der Gemeinde Röderäu gestellten Kahn benutzten, oder einen bedeutenden Um weg machen mußten. Ganz besonders störend trat die Ueberfluthung der Straßen in diesem Jahre hervor und unsere Artillerie war, um nach dem UebungSplatz Zeithain zu gelangen, genöthigt, große Umwege zur machen und dabei Privalwege zu benutzen, für welche Schadenersatzansprüche geltend gemacht wurden. Den Bemühungen des neuen Kommandeurs des Truppen übungsplatzes Zeithain, General v. Werlhof, ist e» nun zu danken, daß der Mißstand mit einem Male und sofort beseitigt wirv. Es wird vom Ministerium des Innern umgehend, und zwar hauptsächlich mit Rücksicht aus die bevorstehende Kaiserparade in Zeit hain, eine massiv steinerne Fluthbrücke an der der Ueberfluthung ausgesetzten Stelle des WegeS unter Erhöhung des übrigen Theiles des letzteren erbaut und bis zur Kaiserparade fertiggestellt. Die Kosten des Viadukts von 36000 M. tragen gemeinschaftlich das Ministerium des Innern, und zwar dieses in der Hauptsache, das Kriegsministerium, daS BezirkSver- mügen der Amtshauptmannschast Großenhain und die Gemeinde Röderau. Döbeln. Seit dem Abend des ersten Pfingst- feierlags wird ein 19jähriges, blühendes Mädchen aus Sörmitz vermißt. Da« Mädchen war seit 4 Wochen bei einer Roßweiner Herrschaft in Dienst, hatte am ersten Feiertage ihre Mutter, Frau Jeschke in Sörmitz, besucht und war von ihrer Herrschaft an gewiesen, abends mit dem letzten Zuge wieder zurück zukehren. Sie hatte sich hier geäußert, zu Fuß nach Roßwein zu gehen und hat sich auch von zu Hause sortbegeben. In der 10. Stunde wurde sie von einer Freundin an der Faßfabrik gesehen, seitdem wird sie vermißt. Leipzig. Bezüglich des RathhausneubaueS, über den wir schon früher berichtet haben, hat dieser Tage der Rath dem Stadtverordnetenkollegium eine überaus wichtige Vorlage übermittelt, welche die Parzellierung des Pleißenburgareals und die Verwerthung deS bis herigen zwischen Reichsstraße, Salzgäßchen, Naschmarkt und Grimmaische Straße gelegenen RathhauSbaublockS behandelt. Aus dem umfangreichen Inhalte der RathS- vorlage sei mitgetheilt, daß das neue RathhäuS, für dessen Bau ein Zeitraum von 5 Jahren angesetzt ist, einen Gesammtkostenaufwand von 7 385 600 M. ver ursachen w rd (4561250 M. Baukosten, 3020735 M. Bauplatzkosten und 703635 M. Bauzinsen). Die alte Handelsbörse soll abgetragen und der Naschmarkt zu