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Einzelne Nummern g. — Alle Postan- , Postboten, sowie lenten nehmen Be stellungen an. qHektt wöchentlich drei» ml: Dienstag, DonnerS- lg qpd Spnnabend- treiS vierteljährlich I M. Inserat«, welch« bet der bedeutenden Auslage de» Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, - werden Mit IS Psa- dtd Spglteyeile »der v«e» Raum berechnet. — La beltarisch« und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Sinne» sankt, im redaktionellen Lheile, die Spaltenzeile LOPfg. AmtsöKE für die Königliche Umtshanptmannschast, das Königliche Amtsgericht und dm Stadtrath zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redacteur: Paul Ithnr in Dippoldiswalde. VNt achtseitige« „Jllustrirterr NuterhaltuugSblatt". Mit land- und hanSwirthschastlicher MouatTbellagr. Nr. 57. Pollaks «nd Sächstsches. Dippoldiswalde. Der Stand der Wiesen hat sich unter dem Einflüsse des nassen Wetters sehr gut entwickelt und das Grünfutter steht üppig und läßt «ine gute Ernte erhoffen, wenn die WitterungSverhält- «iffe zur Zeit der Einbringung des HeueS günstig sind. Auch die Halmfrüchte haben unter der Nässe noch keinen Schaden gelitten; der Roggen hat in mancher Gegend seit einigen Tagen bereits Lehren an gesetzt. DaS Legen der Kartoffeln hat vielfach bis jetzt aufgeschoben werden müssen, da daS Erdreich der Nässe wegen nicht bearbeitet werden konnte. Die Landwirthe sind mit der Bestellung der sogenannten Hackfrüchte noch im Rückstände. Gleich den Oeko- nomen bedürfen auch die Gärtner zur Kultur der Frühjahrsgemüse dringend recht bald trockeneren Wetters. — Eine qualvolle Woche ist eS, in welcher wir leben, denn es ist eine wahlvolle. Die Stunde der Entscheidung der überaus wichtigen Frage: „Wohin?" rückt nun immer näher; welchen Ort werden wir wählen, wo wir mit den Worten: „Hier, wo mein Wählen Frieden fand, Wahlsried sei dieser Ort genannt", unser Pfingstzelt ausschlagen können? Wohl werden wir jetzt von der Hitze noch nicht zu sehr gedrückt, umsomehr drückt uns aber die Wettersorge. Man ist eben im Freien zu abhängig vom Wetter. Und wer wollte zu Pfingsten nicht ins Freie. Aber eS macht durchaus kein Vergnügen, wenn man, wie es oft geschieht, vergnügt im Freien sitzt und plötzlich Sturm, Regen und Gewitter die Leute ins Haus jagen. Und um nicht Derartigem ausgesetzt zu sein, studirt man bereits jetzt die Koursbücher und Extrazug-Bekannt machungen. Jeder will die Pfingstseiertage in vollen Zügen, in Extrazügen nämlich, genießen. Denn: Erfahrung lehrt uns zur Genüge, Daß sie als billig sich bewährt; Verkehrten keine Extrazüge, So wäre daS total verkehrt. Schon macht man sich mit guten Freunden zusammen Tourenpläne, macht Kostenanschläge, bei denen aber den Pfingstverhältniffen recht hohe Rechnung zu tragen ist. Natürlich werden alle diese Pläne und Anschläge un den kommenden Tagen noch recht oft verworfen «nd durch andere ersetzt werden, aber das durch die drückende Pfingstsorge beunruhigte Gemüth sucht doch Befriedigung im Pläneschmieden. — Die Zeit deS Spargels, den man nicht mit Anrecht den „König der Gemüse" nennr, ist zur Freude aller Feinschmecker wieder herangekommen. In den weitesten Kreisen werden die köstlichen Stangen sehr geschätzt, doch da bekanntlich der Geschmack verschieden ist, so muß sich auch der Spargel allerlei gefallen lassen; in den verschiedensten Stadien seiner Ent wickelung muß er dem menschlichen Gaumen schmeicheln, «nd gar sonderbares Gewand trägt er zuweilen in allerlei Saucen und Teig. Wie wir bei uns zu Lande den Spargel lieben — daS wissen wir ja Alle zur Genüge. Je weißer, desto besser. So wir der Schütz' früh im Morgenstrahl mit dem Pfeil, dem Pogen durch Gebirg und Thal gezogen kommt, so begiedt sich, mit dem Messer bewaffnet, der Hausvater oder die Hausmutter bei Sonnenaufgang aus.'di? Zqgd in die Jagdgründe der Epargelbeete. Denn „die Sonne duldet kein Weißes!" Sobald ihre Strahlen die neugierig aus dem Erdreich hervor lugenden Köpfchen küssen, färben sie sich bläulich oder rosa und verlieren den Werth der schneeweißen Stangen, die der scharse und geübte Blick des EpargelstecherS unter dem leise und doch so charakteristisch gehobenen kleinen Erdhügelchen hervorsucht. Schon in Süd deutschland ist man anderer Meinung, und diese „andere Meinung" bildet sich immer deutlicher aus, je weiter man nach Süden kommt. In München Donnerstag, den 21. Mai 1896. erhält der erschreckte Norddeutsche unter dem Namen „SpargelgemüS" auf einer schmalen Schüssel eine Anzahl langer Stangen mit dunkblauer oder gar grüner Spitze vorgesetzt, und mit gesteigertem Entsetzen sieht er dann ferner, wie man mit dem König der Gemüse umgegangen ist; denn er ist kalt und mit Essig und Oel angerichtet! Und je weiter man nach dem Süden kommt, desto ausgewachseneren Spargel muß man sich gefallen lassen. Die Oesterreicher wiederum stecken ihn in ihre Eierkuchen, und in Italien versenkt man ihn in Parmesankäse. Als botanischer Geselle ist der Spargel uralt, als Tafel freude dagegen viel jünger, aber auf zweitausend Jährchen Lebensalter kann er auch in dieser Eigen schaft doch schon Anspruch machen, denn die alten Römer Cato und Plinius sind seine Lobredner. Und aus dieser Zeit hat sich auch di: bequeme Art erhallen, den Spargel zu essen. Denn wenn auch der Aus spruch eines Gelehrten: „Die Römer stützten sich beim Mahle auf den linken Ellbogen und mit dem rechten aßen sie" den Thatsachen nicht ganz zu entsprechen scheint, so hat doch die Hand bei ihren Mahlzeiten eine entscheidende Rolle gespielt, die Nolle, welche wir ihr eben nur noch bei Spargel, Artischocken und im „intimen" Kreise bei Wiener Würstchen zuweisen. Dresden. Die Montirung der großen Mittelhalle des Personenhauptbahnhofes hat nunmehr be gonnen, nachdem das mächtige Baugerüst dazu vollendet würden ist. Am Sonnabend war man mit der Auf richtung des ersten Hallenbinders beschäftigt, und das Werk, mit dessen Ausführung die Maschinenbauanstalt von Klönne in Dortmund betraut ist, wird nun voraus sichtlich rüstig vorwärts schreiten. Der im Borort bahnhof errichtete zweite Bahnsteig geht bereits seiner Vollendung entgegen; er wird zu dem bevorstehenden Pfingstverkehre in Gebrauch genommen werden und dabei sehr gute Dienste leisten. Auch die Herstellung des freien Platzes zwischen der Prager Straße und dem neuen GsneraldirektionSgebäude der Staatsbahnen ist in Angriff genommen worden. — Wie in den Vorjahren so tritt auch am 1. Juni dss. I. wiederum ein Kommando von Offizieren und Unteroffizieren sämmtlicher Regimenter des Armeekorps in der Garnison Dresden zusammen, um in allen Zweigen des Pionierdienstes, wie Brücken- und Wege bau, Ausheben der verschiedenen Schützengräben, Ein richten eines Bivouakplatzes und Anlegen kleinerer Verschanzungen für Feldbefestigungskriege unterrichtet zu werden. Für die Ausbildung dieses Kommandos sind vier Wochen festgesetzt, nach welcher Zeit eine Prüfung stattfindet und die Offiziere und Unteroffiziere zu i ren Regimentern zurückkehren. — Am Montag früh verbreitete sich in der Friedrich stadt mit Blitzesschnelle die Nachricht von einem Morde, den man soeben entdeckt hatte. Als kurz nach 6 Uhr ein Knecht vom Ostravorwerk zur Arbeit auSrückte, er blickte er auf einem an der Wallherstraße gelegenen Eaatfelde die Leiche eines jungen Mannes. Der Ent seelte lag mit breit ausgespreizten Beinen auf der Erde; der Mund war vollständig mit Erde zugestopst, so daß die Backen wie aufgeblasen aussahen. Die Kleidung war die eines Arbeiters und bestand in einem bräunlichen Zacket und grauen Beinkleidern. Als man näher hinsah, entdeckte man, daß der Körper gräßlich verstümmelt war. An den Schläfen rechts war eine Stichwunde zu sehen, ebenso zeigten sich am Halse Spuren, die auf ein Würgen hindeuteten. Die Leiche war schon völlig starr. Neben ihr lag der Hut des Ermordeten, ein graubrauner weicher Filzhut, ferner ein ShlipS, endlich 3 sog. Osenmeffer, wie sie Ofen setzer benutzen. Aus Papieren, die man bei dem jungen Mann sand, war die Identität schnell nach- ,»weisen. Der Getüdtete war der Töpfer Max Koch auS BoberShau, IS'/, Jahre al». Koch ist erst seil einigen Tagen in Dresden aufhältlich und scheint in der Nacht in schlecht« Gesellschaft geratheu zu sein. Wie und 62. Jahrgang. wo er ermordet und verstümmelt worden ist, darüber fehlt eS noch an jedem näheren Anhalt. Gewisse Umstände scheinen dafür zu sprechen, daß die That garnicht am Fundorte paskrt ist und daß mau die Leiche erst auf jenes Feld gebracht hat. Oberstaatsanwalt vr. Bähr war sofort am Lhatorte anwesend und leitete die Recherchen persönlich. — Die Untersuchung der Leiche des Ermordeten Töpsergesellen Koch ergab, daß der Mord erst an Ort und Stelle erfolgte. Die fehlenden Glieder wurden erst an der Leiche abgeschnitten. Der Tod trat durch Ersticken mit Erde ein. Eingetroffene Verwandte schildern den Ermordeten als einen tüchtigen, sittlich braven Menschen. Bis jetzt fehlt von den Thätern noch jede Spur. Pirna. DaS sensationelle Gerücht von einem entsetzlichen Muttermorde verbreitete sich am Freitag mit Windeseile in dem am Schiffthore gelegenen Theile unserer Stadt. Die dortselbst in einem Hause in einer Dachwohnung mit ihrer unverheiratheten Tochter zu sammenwohnende, als Kartenlegerin bekannte Wittwe Liffey, welche Almosenempsängerin ist, sollte von der Tochter ermordet worden sein. Die alsbald sorge» nommenen polizeilichen unb ärztlichen Untersuchungen haben jedoch ergeben, daß dieselbe an einem Herzschlage in Verbindung mit Altersschwäche verschieden ist. Gottleuba. Der Kasfirer der hiesigen Landspar kaffe, Schulze, wurde zu 4'/, Jahren Gefängniß ver- urtheilt. Er hat 41000 Mk. unterschlagen. DaS Gesammteinkommen Schulzes bezifferte sich auf höchstens 2400 Mk., nachweislich hat er aber alljährlich 8000 Mk. für den Haushalt gebraucht und insbesondere viel Geld für seine lO Kinder — von denen ein Sohn Freiwilliger ist — verwendet. Döbeln. Am Himmelfahrtstage fand in hiesiger Kirche in feierlicher Weise dieTaufeeineS Dissidenten statt. Der vorher längere Zeit mit den Lehren der eoang.-luth. Kirche vorbereitete Täufling war ein Soldat der 7. Komp. 139. Jnf.-RegtS. Dem von Herrn DtakonuS Krebs vollzogenen Taufakte wohnten meh» rere Herren Offiziere, sowie der Feldwebel der 7. Kom pagnie bei; als Taufzeugen sungirten vier Kameraden deS Täuflings. Roßwein. Die, wie kürzlich berichtet, vom hie sigen Gewerbeverein unter den sächsischen Bruder-Ver einen in Umlauf gesetzte Petition an BundeSrath und Reichstag um Abänderung der Vorlage der Reichs kommission für Arbeiterstatistik, betreffend die Regelung der Verhältnisse der Gehilfen und Lehrlinge in den offenen Ladengeschäften, bezw. den 8-Uhr Ladenschluß, ist bereits von folgenden Gewerbevereinen unterzeichnet worden: Döbeln (320 Mitglieder), Werdau (2S0), Oschatz (220), Roßwein (20S), Strehla a. Elbe (ISO), Rochlitz (l40), Dippoldiswalde (112), Siebenlehn (Hl), Sayda (SS), CoSwig (80), Zwenkau (55), Gottleuba und Umgegend (45), mithin von 12 Ge werbevereinen mit zusammen 1827 Mitgliedern. LeiSnig. Laut Verordnung des Königlichen AriegS- ministeriumS ist eine Verstärkung der hiesigen Gar nison zur Zett nicht in Aussicht genommen. Damit erledigt sich auch die aus den Kreisen der Bürgerschaft kommende Anforderung, eine Abordnung städtischer Vertreter nach Dresden zu entsenden, da ein Empfang wohl nicht stattfinden würde. ColdiH. Ein bedauerlicher Unglücksfall er eignete sich hier. Dex Seifensiedermeister Bernhard Pommrich war im Begriffe, eine den Tauben nach stellende Katze mit dem Tefching zu schießen. Dabei ist ihm auf noch unerklärte Weise die k mw»Kugel in der linken Schläfegegend in das Gehirn «ingedrungen. Leider war ärztliche Hilfe vergebens. Der Verunglückte ist noch am selben Tage seiner Wunde erlegen. Wurzen. Die am 18. Mai vollzogene Stadt- oerordneten-ErgänzungSwahl hat zu einem glänzenden Siege der Ordnungsparteien geführt. Die