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«MiM «HchWtÜch drei- MI: Dienstag, DonnerS- tag und Sonnabend. — Prei» vierteljährig 1M. Ai Pf-., zweimonatlich St Pfg., einmonattich 42 Pfg. Einzelne Nummern A Pfg-— Alle Postan- stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Inserat«, welch« bei dm bedeutenden Auflage dH Blattes eine sehr wirk sam« Verbreitung, finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile ob« der« Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirle Inserate mit entsprechen dem Ausschlag.— Eirme» sandt, ini redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Amtsblatt für die Königliche Umishauptmannschast, das Königliche Amtsgericht und dm Stadtrath zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redacteur: Paul Ithne in Dippoldiswalde. Mit achtteiligem »Hllustrirteu UuterhaltungSblatt". Mit land- and hauSwirthschaftlicher MouatSbeilage. Nr. 53. Dienstag, den 12. Mai 1896. 62. Jahrgang. -Fokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Wie die an Rathsstelle, sowie in den Gasthöfen hiesiger Stadt aushängenden Be kanntmachungen besagen, findet die Wahl eines Mit gliedes zum Landeskulturrath u. s. w. Sonnabend, den 16. dS. MtS., Nachmittags von 6 bis 9 Uhr in der Rebenstube des Rathskellers statt. Hoffentlich machen es trotz der jetzt allerdings gerade noch etwas knappen Zeit doch sämmtliche Wahlberechtigte möglich, den ihnen zugesandten Wahlzettel auSgesüllt rechtzeitig abzugeden. Sowohl die Wahl des LandeSkulturrathS- mitgliedeS, als auch die in den Ausschuß der land- und forstwirthschaftlichen Berufsgenoffenschast sind so wichtige, daß kein Wähler versäumen sollte, sein Wahl recht auszuüben. Um unliebsame Zersplitterungen zu vermeiden, hat das Direktorium des hiesigen land- wirthschaftlichen Vereins im Jnseratentheile der heutigen Nummer einen diesbezüglichen Wahloorschlag ver öffentlicht. — Am Sonnabend hielt der Bezirks lehrer verein in der Buschmühle seine erste diesjährige Ver sammlung ab, in welcher nach Erledigung eines An trages deS Radeburger Bezirksvereins, die Maximal schülerzahl einer Fortbildungsschule betreffend, Herr Kirchschullehrer Brückner-Reichstädt Thesen über die Schulbibelfrage zur Debatte stellte, deren beste und einfachste Lösung man dadurch zu finden glaubte, daß den Schülern nur das vollständige, neue Testament und der Psalter, das alte Testament aber in der Gestalt einer bibl. Geschichte in die Hand gegeben werde. Darauf hielt Herr Schuldirektor Rasche-Dippol- diswalde einen sehr übersichtlichen und instruktiven Vortrag über die Entwickelung der LebensversicherungS- gesellschaften, über die Bedeutung und die Arten der Versicherungen und über die Grundsätze beim Ver sichern. Die nächste Versammlung soll am 20. Juni in der Haidemühle bei WendischkarSdors abgehalten werden. Dippoldiswalde. Zur Erinnerung des vor fünf undzwanzig Jahren erfolgten Friedensschlusses zu Frank furt a/M. hatte der hiesige Männergesangverein «ine Gesanqsaussührung veranstaltet, deren fein ge wähltes Programm sowohl, als auch dessen sichere, gediegene Ausführung dem Vereine und seiner Leitung das beste Zeugniß ausstellten, daß sie eifriges Streben nach einem edlen Ziele gesanglicher Thätigkeit beseelt, und daß sie sich diesem merklich immermehr nähern. Den Anfang deS ConcertS bildete ein hübscher, fröh licher Männerchor, worauf ein liebliches, volltönigeS, melodiöses Morgengebet für gemischten Chor von Mendelsohu-Bartholdy folgte, und man fühlte als Zu hörer, daß es eine Lust sein muß, in den stark be setzten, von ihrem Liedermeister Herrn Lehrer Schmidt gut geleiteten Chören mitzufingen. Ein feuriges Jägerlied mit Tenorsolo, gesungen von Herrn Schul direktor Rasche, deutete an, wie auch die wetterharte Jägerbruft Liebe fühlt. Neu war das Auftreten eines vierstimmigen Frauenchores. Die „König Albert- Hymne", Duett von C. Reinecke, gesungen von Herrn Schuldirektor Rasche und Herrn Aktuar Schiffner, leitete den patriotischen Theil der Friedensfeier ein, der seine Steigerung in „Heinrich der Vogler", Männerchor mit Ptanosortebegleitung von Fromm, fand. Der „Husarenritt", eine längere Ballade für Chor mit Begleitung de» Pianoforte uno verbindender Deklamation von O. Müller versetzte die Zuhörer in den Ausbruch deS 70er Krieges und erzählt, wie ein Husar von Mainz noch einmal mit Ueberwindung ver schiedener Hindernisse heim reitet, um Weib und Kind zu sehen, dieselben im Sterben findet, am Morgen zu seinem Regiment zurückgekehrt, todt vom Pferde finkt. Der Deklamator, Herr Schuldirektor Rasche, wies nun aus di« glücklich zurückgelegten 25 FriedenSjahre hin, worauf der Verein mit Schiller» Worten: „Holder Friede" u. s. w., und der Melodie: „Deutschland, Deutschland" die GssangSausführung schloß, bei den andächtig lauschenden Zuhörern laute, wenn auch nicht polternde Anerkennung hervorrufend, aber eine» um so tiefer gefühlten, veredelnden, andauernden Eindruck hinterlassend. In Anbetracht früherer patriotischer Veranstaltungen, wobei der Männergesangverein gern unterstützend gewirkt, hätte man einen noch gröberen Besuch deS ConcertS, gewissermaßen aus höflicher Dank barkeit, sowie in patriotischer Erinnerung des Friedens schlusses, vermuthen können. — Frau Marie Ludwig halte am Freitag zu ihrem Benefiz „Die wilde Katze" von Mannstädt und Weller gewählt, eine Operettenposse, die der Bene- fiziantin vollauf Gelegenheit bot, als urwüchsige Köchin Grete ihr hochgeschätztes, schauspielerisches Talent zur Geltung zu bringen. Fast hätte man geglaubt, sie sei selbst die wilde Katze, bis sich als solche Fra« Gusta Schleichardt in der Rolle der Marquita ent puppte, die zwar erst alles auf den Kopf stellte, zuletzt aber auch wieder zurechtsetzte. Der Besuch am Frei tag war ein recht befriedigender, und ist wohlanzu nehmen, daß bis zur letzten Vorstellung am Donners tag sich die beliebte Theatergesellschaft noch recht zahl reichen Zuspruchs erfreuen kann. Dresden. Aus Anlaß des Besuches deS Kaiser« paares trug die Residenz am 9. Mai reichen Flaggen schmuck, zumal auf der Via rriumpkulis. Die Ehren pforte an der Moritzstraße wurde von Kennern und Laien als ein Meisterstück ersten Ranges bezeichnet. Dieselbe ist mit einem Kostenaufwand von 45000 Mk. von Künstlerhand geschaffen worden. Der Souderzug mit dem Kaiserpaar und stattlichem Gefolge lief 11 Uhr 35 Min. pünktlich auf der Haltestelle Strehlen ein. Obgleich kein offizieller Empfang stattfand, waren mehrere Herren, als der preußische Gesandte, der Ober bürgermeister, der Stadtverordnetenvorsteher und der Polizeipräsident zur Begrüßung anwesend. Die Be grüßung der Majestäten untereinander war eine über aus herzliche. Nach Vorstellung des Gefolges begaben sich die Majestäten direkt in die Ausstellung. Im ersten d. In Daumonts gefahrenen Vierspänner saßen der Kaiser und der König, im zweiten die Kaiserin und die Königin. Das nach vielen Tausenden zählende Publikum brach in begeisterte Hochrufe aus. 15000 Schulkinder bildeten bei dieser Fahrt Spalier. Die Majestäten wurden im Ausstellungspalast von den Prinzen und Prinzessinnen, den Spitzen der Behörden, Rath und Stadtverordneten und der Ausstellungs kommission begrübt. Oberbürgermeister Beutler hielt eine kurze Begrüßungsansprache und dankte für den Besuch. Der Rundgang durch die Ausstellung, dis den fürstlichen Personen außerordentlich gefiel, (wieder holt sprach das Kaiserpaar seine hohe Anerkennung auS und bekundete lebhaftes Interesse für Alles, zu mal die unvergleichlich schöne Lage der Ausstellung), dauer e 1'/» Stunde. Mit besondenem Interesse war das Diorama „Sibyllenort" besichtigt worden. Am Frühstück, das Herr Ftebiger vom „Belvedere" geliefert hatte, nahmen an sechs herrlich geschmückten Tafeln 220 Personen thetl: Das Kaiserpaar, die königliche Familie, die Spitzen der Behörden, Rath und Stadt verordnete, die AuSstellungSkommisston, auswärtige Regierungsvertreter, die Preisrichter, Aussteller und Vertreter der Presse. Trinksprüche wurden nicht aus- gebracht. Nach dem Frühstücke hielt da« Kaiserpaar im Zelte vor dem Epetsesaale Cercle. Die Delegirten der fremden Staaten und Mitglieder der Ausstellungs kommission wurden vorgestellt. Bei der Abfahrt um >/«3 Uhr brachte der Stadtverordneten-Vizevoi sicher, vr. Osterloh, ein Hoch auf Kaiser und König, HandelS- gärtner Seidel, der erste Vorsitzende der Kommission, ein solche« aus die Kaiserin und die Königin auS. Auf der Fahrt nach Strehlen durch die Lennöstraße, Johann- Georgen Allee, Moritzstraße, König-Johannstraße, über den Altmarkt, durch die See-, Prager- und Wiener straß« jubelten über 100000 Menschen den Majestäten begeistert zu. Durch die Ehrenpforte an der Moritz- straße fuhren die Wagen im Schritt. DaS Publikum bewahrte eine musterhafte Ordnung. Um 6 Uhr fand in Villa Strehlen königliche Familientafel und gleich zeitig im Residenzschloß MarschallStafel statt. Um 8 Uhr 20 Min. reiste das Kaiserpaar von Strehlen au» nach Frankfurt a. M. Der König und die Prinzen des königlichen Hauses hatten die Uniformen ihrer preußischen Regimenter angelegt. — Wie der „Dr. Anz." von zuständiger Stelle erfährt, bestätigt sich die letzte Mittheilung, daß das Hochwasser einen unheilvollen Einfluß u. a. auf Webers Hotel am Postplatze gehabt habe, nicht. Die am Thurme des Hotels wahrzunehmenden Riffe bestehen vielmehr schon seit langer Zeit und geben zu Bedenken keine Veranlassung. Sie haben in Verbin dung mit dem Abfall de« Mauerputzes, hervorgerufen durch die jetzt stattfindenden Putzarbeiten, die irrige Annahme veranlaßt, daß das Gebäude sich infolge deS Hochwassers gesenkt habe und daß der Bestand de» Thurmes gefährdet sei. Grimma. Die sogenannte Bornaische Pferde- krankhett hat leider auch in unserer Stadt Einzug gehalten. Auf einem Gute vor der Stadt sowohl, al» auch im Stalle eines hiesigen Baumeisters sind Fälle zu verzeichnen. — Der dem Trünke ergebene Ober schweizer Felder in Püchau bei Wurzen hat in der Nacht zum 7. Mai seinen 4jährigen, blödsinnigen fast völlig gelähmten Sohn mit Carbolsäure vergiftet und sich darauf in einem Wafferbassin deS dortigen Ritterguts ertränkt. F., dem seine Stellung für I.Juni wegen Diebstahls gekündigt war, hinterläßt Frau und fünf Kinder. AuS dem Vogtland«, 'lor einigen Tagen mel deten wir das Verschwinden des Genvormen Hofmann aus Kirchenlamitz. Zwei Tage darauf wurde Hof mann in dem bayrischen Grenzorte Großwendern, und zwar auf dem Heuboden ausgefunden. Er hatte sich tief im Heu vergraben und mehrere Tage ohne Nah rung zugebracht. Allem Anscheine nach ist Hofmann infolge unglücklicher Liebe irrsinnig geworden; er wurde zum Zwecke der Beobachtung seines Geisteszustände» in die Irrenanstalt nach Bayreuth geschafft. OelSnitz. Der Friedensschacht in der Nähe unseres Ortes ist von 655 m Teufe neuerdings auf 765 m gebracht worden und soll eine zweite Förder maschine erhalten, sodaß er stets mit zwei Förder maschinen arbeiten kann. (Fortsetzung deS SLchstschm in der Beilage.) Tagesgeschichte. Berlin. Der Gesetzentwurf, betreffend die vierten Bataillone, bestimmt lediglich, daß ab 1. April 1897 die Stärke für die Infanterie einschließlich der Jäger statt bisher 538 Vollbataillone und 173 Halb bataillone fortan 624 Vollbataillone betragen soll. Laut der dem Entwurf beigegebenen Begründung sollen ohne Erhöhung der Friedenspräsenzstärke je zwei Halbbataillone zu einem Vollbataillon vereinigt und dieses durch geringe Abgaben aus den drei ersten Bataillonen aus 500 Köpfe gebracht werden. Die fortdauernden Kosten dieser OrganisationSänoerung betragen für Preußen 472900 Mk., für Bayern 66400 M., für Sachsen 42000 M. und für Württem berg 5000 Mk Die einmaligen Ausgaben für Truppen- Verlegung, Bekleidungsstücke rc belaufen sich für Preußen ans 2680000 Mk., für Bayern auf 380000 Mk., für Sachsen auf 230000 Mk. und für Württem berg auf 65000 Mk. Die Truppenunterbrtnguug rc. erfordert für Preußen 5890000 Mk., für Bayern 610000 Mk., für Sachsen 450000 Mk. und für Württemberg 600000 Mt—Behufs Ausbringung der Mittel zur Deckung der durch diese Organisation« - änderung entstehenden fortdauernden Ausgaben, welch« erst in dem regelmäßigen Etat für 1897/98 Ausnahme