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„Wefiferitz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- stalten, Posttoten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage d«S Blattes «ine sehr wirk sam« Verbreitung find««, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und romplicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag.— Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile so Pfg- Amtsblatt für die Königliche Umishauptmarmschaft, das Königliche Amtsgericht und dm Stadtrath zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redacteur: Paul Jehnr in Dippoldiswalde. Mit achlsettigem »Hllrrstrirten UnterhaltungSblatt". Mit land- «ud hauSwirthschaftlicher MvmrtSbellage. Nr. 42. Donnerstag, dm 16. April 1896. 62. Jahrgang. -Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. - Am vergangenen Dienstag feierte die hiesige Freiwillige Feuerwehr in ein facher Weise ihr 3l. Stiftungsfest durch Abendessen und Ball, und betheiligten sich als Ehrengäste die Herren Bürgermeister Voigt und Branddirektor Müller an demselben. Den ersten Trinkspruch brachte Herr Fabr. Reichel, der Hauptmann des Korps, auf den Protektor der sächs. Feuerwehren, Se. Maj. den König aus, und sang im Anschluß auf das begeistert aus gebrachte Hoch die Versammlung stehend die Sachsen hymne. Weitere Toaste wurden noch auf die städti schen Kollegien, den Herrn Branddirektor, die sreiw. Feuerwehr, die Wehrmamis-Frauen, das Kommando, die Führe: u. s. w. ausgebracht. — Nach der Tafel übergab Herr Bürgermeister Voigt mit herzlichen Worten des Dankes für die der Stadt und dem Korps geleisteten Dienste das königliche Ehrenzeichen für SS- jährigen ununterbrochenen Dienst an Schuhmacher F. A. Klotz, sowie das Diplom des Landesausschuß für 20jährige Dienstzeit an Buchvruckereibes. Jehne, Mühlenbesitzer Mende, Schuhmacher Weffcly und Schneider Lehmann, wofür die Ausgezeichneten ebenso herzlich dankten. — Auch 3 Litzen des Bezirksverbandes für 10jährige Dienstzeit konnte der Herr Hauptmann überreichen. — Ein animirler Ball schloß sich der ein fachen Feier an. — Am Montag hatte der Jahrmarkt unstreitig unter der Ungunst des Aprilwetters zu leiden. Wohl hatte sich eine hübsche Anzahl Verkäufer gesunden, aber der Käufer hätten es mehr sein können, ausge nommen die Kinder, die ja ihr Marklrecht aus die süßen Maaren der Pulsnitzer Pfefferküchler, auf Schaukel und Karroussel nicht so leicht aufgeben. — Der hiesige Gesangverein (circa 60 Mit glieder des Damen- und Männerchores) rüstet sich für den 10. Mai, den 25. Jahrestag des Frankfurter Friedens, zu einer größeren Gesangsaussührung. Das Programm wird der Bedeutung des Tages Rechnung tragen. ES wird ein größeres Tonstück geschichtlichen Inhalts, sowie ein anderes, welches Schilderungen aus dem Soldaten- und Familienleben enthält, aufweisen. Mit dieser Ausführung soll dem Jubeljahre des deut schen Volkes auch in unserer Stadt ein würdiger Ab schluß gegeben werden. — Am Sonntag wurde im Theater aufgesührt der Viehhändler aus Oberösterreich, ein prächtiges Volksstück, in dem die natürliche Biederkeit des eines Bruders mit dem aufstrebenden Hochmuth des anderen kämpft und sowohl moralisch, als auch finanziell siegt. Der Viehhändler, seine Frau und seine Nichte wurden in ausgezeichneter Weise gegeben von Herrn und Frau Schleichardt und Frl. Bianka, während der gegen- thetltge Charakter ebenso vorzüglich von Herrn Kröber, Frl. Ludwig und Zahn dargestellt wurde. Herr Zahn wirkte als komischer Diener vermittelnd. — Auf die heutige Aufführung „Don Cesar" sei noch besonders hingewiesen. Cesar ist kein seichtes Operettenwerk wie gewöhnlich, werthvolle gediegene Handlung zeichnet diese Operette aus, ein packender, geistvoller Dialog und die anmuthigste edelste Operetten musik machen das Werk zu einem der besten in diesem Genre, und somit ist der Besuch dieser Vorstellung aufs Beste zu empfehlen. — An der treuleitenden Hand dw Mutter oder des Vaters unternahmen heute die für dieses Jahr schulpflichtig gewordenen Kinder ihren zweiten be deutungsvollen Schritt auf ihrem Lebenswege, den ersten Gang zur Schule. In der Turnhalle erfolgte durch Herrn Schuldirektor Rasche die feierliche Auf nahme der Kleinen, und sinnige, bedeutungsvolle Worte waren eS, welche derselbe in seiner Ansprache unter Zugrundelegung „Die Schule ein Garten, der Lehrer der Gärtner", den Eltern an» Herz legte. Nach der Aufnahme wurden di« Kinder, 32 Knaben und 45 Mäd chen, ihren Klaffen zugesührt und ihnen die den ersten Schultag versüßende Spende eingehändigt. Die starke Mädchenaufnahme macht es wieder nöthig, eiue An zahl der Mädchen der Knabenklaffe mit zu überweisen. — Am Dienstag wurde Herr Karl Kaden be graben, der nach langjähriger Dienstzeit als AmtS- gerichtSbote zu Michaelis in den wohlverdienten Ruhe stand eingetreten war. An seinem Grabe rief ihm Herr AmtSge:ichtSralh Geuder freundliche Worte des Dankes und der Anerkennung für treue Pflichterfüllung nach, sowie ihm auch der K. S. Militäroerein durch Wehen der Fahne den letzten Scheidegruß brachte. — Im Interesse der Schulgemeinden des Bezirkes sei darauf aufmerksam gemacht, daß Gesuche um Unter stützungen für Fortbildungsschulen an die König!. Bezirksschulinspektion bis spätestens Mitte Mai zur Einbcrichtung an die oberste Schulbehörde einzureichen sind. Denselben ist eine Tabelle über das StistungS- jahr der Schule, die Zahl der Lehrer, Schüler, Klaffen und Unterrichtsstunden, über den eingehaltenen Schul plan, die etwaige Verbindung mit einer gewerblichen, landwirthschaftlichen, handelswiffenschastlichen oder son stigen Fortbildungsschule, das den Lehrern zu zahlende Honorar, sowie über Einnahmen und Ausgaben der Schule, nicht minder auch eine eingehende Begründung des Gesuches um Zuschuß mit beizusügen Außerdem sind zu derartigen Gesuchen die Schulkaffenrechnungen der letzten drei Jahre mit einzusenden; auch ist über die Höhe der Schulgelder in der bezüglichen Volks schule, die Gesammtzahl der auf dem Grundbesitz des Schulbezirkes liegenden Steuereinheiten, die Zahl der beitragspflichtigen Köpfe, daS Quotalverhältniß, in einem ähnlichen Referat war seiner Zeit irrthümlich „Quartaloerhältniß" gedruckt worden, nach welchem die Anlagen auf die Steuereinheiten und auf die Köpfe vertheilt sind, sowie über die Höhe der im letzten Jahre bewilligten Staatsbeihilfe Auskunft zu erlheilen. Insoweit die fraglichen Gesuche den vor stehend gedachten Erfordernissen nicht genügend ent sprechen, haben die Schulvorstände deren Rückgabe zur gehörigen Vervollständigung zu gewärtigen. — Die fünfte Klaffe der 129. König!. Sächsischen Landeslotterie wird vom 4. bis mit 26. nächsten Monats gezogen. Die Erneuerung der Loose ist vor Ablauf des 25. April zu bewirken. — Das Finanzministerium hat die Geschäfte eines Commrffars sü: den Bau der schmalspurigen Neben bahnen von Klingenberg nach Frauenstein und von Wilsdruff nach Nossen dem Mitglied« der General direktion der Staatseisenbahnen Finanzralhe Di. jur. Walter Friedrich Ernst Schiecher in Dresden über tragen. — In der Sitzung des königl. sächs. Alterthums- vereins am vergangenen Montag wurde die Erwer bung eines schadhaften Kruzifixes aus dem 16. Jahr hundert in der Kirche zu Max en abgelehnt, da die verlangte Gegenleistung nicht im Verhältniß zum Werths des Werkes zu stehen schien. Schmiedeberg. Sonntag, den 26. April, ver anstaltet der hiesige Militärverein zu einem wohl- thätigen Zweck ein Concert, dessen Programm ein sehr abwechslungsreiches ist, so daß ein heiterer Abend zu erwarten ist. Dittersbach. Am Freitag, den 10. ds. Mts., des Nachmittags zwischen 6 und >/«7 Uhr gerieth das vierjährig« Söhnchen des BretschneiderS Emil Die nel in den Gimmlitzbach und ertrank. Der Leichnam wurde am folgenden Morgen gegen 7 Uhr, am Wasser schützen der sogenannten „Hornmühle" in Lichtenberg aufgefunden. Poffendorf. Der im vor. Jahre neugegründete Turnverein, welcher sich recht kräftig entwickelt hat, gab am vergangenen Sonntage im Schumannschen Gasthofe ein Concert. Die Aufführung bestand in Musik- und heiteren Vorträgen, sowie turnerischen Dar bietungen am Reck, am Barren und Etabübungen. Alles gelang vortrefflich, ganz Vorzügliche» aber leistete Herr Steiger Reinhold, der Vorstand deS Verein», am Reck und Barren. — Beiden beiden kgl. Standesämtern unserer Parochie sind im verflossenen 1. Vierteljahre 73 Ge burten, 17 Eheschließungen und 40 Sterbefälle an gemeldet worden. Dresden. Der jetzige Umbau des Residenz- schlösse« weckt die Erinnerung an den Entwurf z« einem neuen Schloßgebäude, von welchem da» Modell aus dem Jahre 1736 noch vorhanden ist. Schon König August der Starke hatte den Plan gefaßt, das Residenzschloß von Grund aus neu zu erbauen, und zur Ausführung dieses Baues bereits 8 Millionen Thaler bestimmt. Der Plan war auch bereits in An griff genommen, insofern, als der Zwinger, der Bor hof des neuen Schlosses, zur größten Hälfte fertig gestellt wurde. Der Tod des Königs unterbrach die weitere Ausführung des großartigen Plane». August III., sein Nachfolger in der Regierung, scheint den Gedanken des SchloßbaueS wieder ausgenommen zu haben, den 1737 lieb er daS alte Schloß neu ein richten, die protestantische Kapelle daraus entferne» und am 6. Oktober ds. Js. den Grundstein zu der jetzigen groben katholischen Hoskirche legen. So mag also der Schloßbau, wie ihn August der Starke pro- jektirt hatte, erst 1737 aufgegeben worden sein. Da neue Gebäude würde eine herrliche Zierde des Elb- thales gewesen sein. Es sollte eine hohe Ufermauer aufgesührt werden und eine breite Freitreppe, etwa wie am Schlöffe zu Uebigau, die auf einen großen Vorhof führte. DaS Schlob mit 27 Fenstern in der Front und 3 Spitzgiebeln sollte reichen Skulpturen schmuck erhalten. Als Platz hatte man den jetzigen Theaterplatz bestimmt. — Die Generalversammlung der Aktiengesellschaft „Deutsche Wacht" zu Dresden beschloß die Erhöhung des Aktienkapitals um 50000 Mk. Nach dem Rech nungsabschluß für das 2. Geschäftsjahr ergiebt sich eine Unterbilan, von 98000 Mk. auf 129000 Mk. Aus Maschinen und Schriften wurden je 5 Prozent, auf Gaseinrichtung, Utensilien rc. 10 Proz. abgeschrieden. Wilödruff. Beim Grundgraben zur Kirche St. Nicolai ist man auf mehrere Grüfte gestoßen. In einer derselben hat man eine wundervolle massiv goldene Halskette gefunden, verziert mit vielen emaillirten Wappen und an dem Schlußwappen eine echte große Perle mit einer Aufschrift. Ferner sand man einen goldenen Ohrring, bestehend aus 3 Ringen. Weiter ein starkes, goldenes Armband, Kettensorm, und zwei silberne Kruzifixe. Fteiberg. Welches Unheil hat nicht schon die oft gerügte Unsitte, Kinder mit in Mangelstuben zu nehmen, angerichtet. Am Sonnabend hat das sieben jährige Söhnchen eines hiesigen Bürgers in einem solchen Lokal eine schlimme Verletzung daoongetragen. Das Kind war von der Großmutter mit in die Mangelstube genommen worden. In einem unbe wachten Augenblicke ging der Kleine hinter die Wäsche mangel und kam dort zum AuSgleiten. Um sich vor dem Falle zu schützen, griff er nach einem Halt und gerieth dabei mit der rechten Hand in die Kammräder der im Gange befindlichen Maschine, wodurch ihm vom Mittelfinger das erste Glied vollständig abgequetscht wurde, während der vierte und fünfte Finger sehr starke Verletzungen erhielten. Riesa. In Verbindung mit dem am 26. und 27. Juli d. I. in Rtesa abzuhallenden VerbandStage deS sächsischen SchuhmacherinnungSverbande« soll I. eine Ausstellung von Lehrlingsarbeiten, 2. eine Ausstellung von Fachschulzetchnungen und 3. eine Ausstellung von Rohmaterialien, Hilfs maschine« und Bedarssartike'n stattfiqde«, Platzmiethe soll nicht er-