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sehen die Denkschriften Moftkr» „über de« Krieg Frankreichs gegen Deutschland" sogar bis in den Herbst 1857 zurück! Richt weniger als 18 solcher Ausarbeitungen des Ehefs des SeneralstabeS werden aus den Jahren vor 1870 hier mttgetheilt. Wie häuft sich die Arbeit, die Verantwortlichkeit und die Aufopferung des großen Strategen mit der Kriegs erklärung — aber wie bewundernswürdig groß tritt auch seine Ruhe, seine Umsicht, seine Sicherheit in allen seinen Maßnahmen hervor. Man fühlt, daß da» Heer, das Vaterland unter seinem Rathe wohl ge borgen war, aber auch, was es seiner unermüdlichen Arbeit, seinem hohen Genie zu verdanken hat. Zwischen die Befehle und Ueberfichten der Lage zerstreut, werden auch Briefe des Feldmarschalls strategischen In halts witgetheilt, die unS Einblick in seine Stimmung !. bieten: wie ergreifend die großen Thaten der Armee auf ihn wirkten, wie vertrauend er auf den Gang der Ereignisse blickte, wie sich ein leiser Humor, sobald die Wucht der Arbeit und der Verantwortlichkeit ihn ein mal aufathmen ließ, erleichternd hervorstahl. — Hiermit ist der vielseitige Werth dieser dankbar zu begrüßenden Veröffentlichung gekennzeichnet. Man erlebt noch einmal beim Durchlesen dieser Dienstschriften MoltkeS die große Spannung jener KriegSzei»; man überblickt tu seiner gewaltigen Gedankenarbeit die gesammten Kriegsvorbereitungen und die Kriegführung bi» zur qlorretchen Schlacht von Sedan und man wird ver traut mit MoltkeS großem, verehrungswürdigem Charakter. Kiel. Die Meldung, Prinz Heinrich werde sich gegen Ende dieses Monats auf dem Panzerschiff II. Klaffe „König Wilhelm" nach Kronstadt einschiffen, um an den Krönungsfeierlichkeiten in Moskau Theil zu nehmen, bedarf zwar noch der offiziellen Bestätigung. Indessen gift in Marinekreisen diese Mittheilung als zutreffend. Wenn ste sich nun bestätigt, darf an genommen werden, daß der Name des Schiffes nicht in letzter Linie maßgebend für die Auswahl gewesen ist. „König Wilhelm" ist kein modernes Schlachtschiff, im Gegentheil, eS ist der erste Panzer, welcher in den Dienst der preußischen Flotte gestellt wurde; ur sprünglich für die türkische Marine erbaut, wurde er 1868 in England von Stapel gelassen, von der preußischen Marine angekauft und 1869 zuerst in Dienst gestellt. Im Kriege 1870/71 hatte es unter Jachmann die Jademündung zu vertheidigen. 1878 stieb eS mit dem Panzerschiff „Großer Kurfürst" zusammen, wobei bekanntlich da» letztere Schiff verloren ging und 269 Mann ertranken. Trotz seines Alters (1894 feierte e» sein 25jährigeS Jubiläum) ist „König Wilhelm" «in vorzügliche« Schiff, das neuerdings bereits zum dritten Male .modernisirt" wurde. Auf der Werft - ZV2 - von Blohm und Boß in Hamburg hat eS i» vorige« Jahre stählerne Decks und eiserne Thüren und Wände erhalten. Auch find Maschinenänderungen vorge« nommea und eine Erneuerung der Armirung hat statt gefunden. Durch diese Reparaturen ist der Gefechts« werth de» Schiffe» erheblich verstärkt worden, diese» selbst für eine Reihe von Jahren noch krieg-brauchbar erhalten. „König Wilhelm" hat ein Deplacement von 9757 Tonnen, Maschinen von 8000 indizirten Pferde kräften, eine Fahrgeschwindigkeit von 15 Knoten und 759 Mann Besatzung. E» wird am 17. April unter dem Kommando de» Kapitän» zur See Schmidt in Wilhelmshaven in Dienst gestellt. Stuttgart. Infolge de» muthwilligen Vorgehen der theilwetse auch aus fremden Elementen und Nicht fachleuten bestehenden Lohnkommisfion derj ausständigen Zimmerleute trotz Bewilligung der geforderten Lohn erhöhung beschloß der Stuttgarter Baugewerksverein, seine Betriebe am 18. d. M. zu schließen und alle Arbeiter, auch die Maurer, zu entlassen, falls die streikenden Zimmerleute im Laufe des Freitags die Arbeit nicht wieder aufnehmen. Oesterreich, vr. Lueger forderte seine Partei auf, bei der für den nächsten Sonnabend anberaumten Bürgermeisterwahl von Wien von seiner Person ab zusehen, gleichwohl beschloß die Partei einhellig LuegerS Wahl. Italien. Die Italiener in Afrika haben sich von ihrer Niederlage bei Adua jetzt soweit wieder erholt, daß ste nunmehr den Versuch zur Befreiung der Gar nison von Adigrat unternehmen können. Der Versuch wird dadurch erleichtert, daß der Negus Menelik mit dem größten Theile seine» Heeres au» Mangel an Lebensmitteln nach dem Süden abgezogen ist, auch brauchen ja die Italiener einstweilen von den Der wischen keine Belästigung mehr zu besorgen, nachdem dieselben von Oberst Stevani bei Kaffala so gründlich heimgeschickt worden find. General Baldiffera hat an der Spitze von 34 Bataillonen und 6 Batterien den Vormarsch auf Adigrat begonnen. Letzterer Platz wird von den Truppen der RaS Makonnen, Alula und Mangascha eingeschloffen. — Die italienischen Verluste in der Schlacht von Adua find so groß gewesen, daß man diese Schlacht zu den blutigsten de» Jahrhundert» rechnen kann. Aus der Zahl der nach Adicaja beziehungsweise Asmara Zurückgekehrten läßt sich einigermaßen die Liste der Gefallenen und Vermißten (Gefangenen), über die eine osficielle, sichere Statistik noch nicht besteht, be rechnen. ES ergeben sich für die drei Brigaden folgende Verluste: Dritte Brigade, Reserve (Ellena) 67 pCt., erste Brigade (Arimondi) 57 pCt., zweit« Brigade (Da Bormida) 36 pCt. Da nun die zweite Amtlicher Theil. B^gade Da harivlda, am längsten i« Kampf «ar, so erhellt, daß der Rückzug weit gefahrvoller war al» di« Schlacht selbst. Da» die Artillerie betrifft, so trat dieselbe mit 9 Batterien (2 Schnellfeuer-, 7 Se- dirgSbatterien), 43 Offizieren und 1400 Mann in die Schlacht ein. Von der Mannschaft kehrten nur 25 Offi ziere und 385 Mann zurück, so daß 23 Offiziere und 1000 Mann fielen bezw. vermißt wurden; also ein Verlust von etwa 70 pCt. Frankreich. Der wegen de» neuen Einkommen- keuergesetzentwurfe» bestehende latente Eonflict zwischen der französischen Deputirtenkammer und dem Eabinet Bourgeois dürste durch die Nachgiebigkeit de» letzteren seine baldige Beilegung erfahren. Wie eine offiziöse Pariser Meldung besagt, läßt der Ftnanzminister Doumer Abänderungen an der Einkommensteueroorlage auSarbeiten, welche den in der Kammer ausgestellten Forderungen entsprechen. Den abgeänderten Entwurf gedenkt Doumer dem Minifterrath am 27. ds. MtS. vorlegen zu können. ES ist wohl zweifellos, daß der Ministerrath den abgeänderten Entwurf annimmt, das Ministerium Bourgeois kommt hierdurch der Depu tirtenkammer entgegen, deren Unterstützung die radikale Regierung in ihrem abermaligen VerfaffungSconflict mit dem Senat dringend bedarf. England. Zur Niederwerfung des Matabele- AufstandeS in Südafrika müssen jetzt schon von England aus Truppen abgesendet werden. Es find 200 Mann des im Lager von Alders chott stehenden Leicester-RegimentS für Ende Mai zur Absendung nach dem Cap beordert worden. Aus Natal wie aus Cap stadt sind Verstärkungen für die englischen Streitkräfte in Matabeleland abgegangen. — lieber den englisch- egypttschen Feldzug gegen die Derwische verlautet seit ein paar Tagen gar nichts mehr. Kirchen-Nachrichten von Dippoldiswalde. Dom. MiserirordiaS, den 19. April 1896, Norm. 8 Uhr Beichte und heiliges Abendmahl in der Sakristei. Die Beicht rede hält Herr Diak. Büchting. Vorm. 9 Uhr PredigtgotteSdienst (Tert: Ephes. 6, l—4). Die Predigt hält Herr Sup. Meier. Vorm. '/«II Uhr hält Gottesdienst in der BezirksarbeitS- anstalt Herr Diak. Büchting. Nachm. > Uhr hält kirchliche Unterredung mit der konfir- mirten weiblichen Jugend derselbe. Kirchen-Rachrichten von Reichstädt. Sonntag, MisericordiaS Domini, den >9. April, Nachm. V-2 Uhr KatechiSmuSunterredung. Ferkelmarkt zu Dippoldiswalde vom 17. April. Preis pro Paar 23—30 M. Bekanntmachung, die Durchschnittspreise sür Marfchfourage betreffend. Die Vergütung für die von den Gemeinden im Monat März dieses Jahres an Militär-Pferde zur Verabreichung gelangende Marfchfourage beträgt: für 50 Kilo Hafer: 6 Mk. 98,, Pf., „ „ „ Heu: 3 „ 11,, „ „ „ „ Stroh: 2 „ 41,° „ Dippoldiswalde, am 14. April 1896. Königliche AmtShauptmannfehaft. vr. Uhlemann. Hn. Bekanntmachung. Die mit Rücksicht auf die Vorschrift in Z 19 Abs. 2 und 3 deS Gesetzes über die Kriegsletstungen vom 13. Juni 1873 (S. 129 deS ReichLgesetzbl.) im Falle der Ausschreibung von Landlteferungen für deren Vergütung auf die Zeit bi» zum 1. April 1897 maßgebenden Durchschnittsmarktpreise der letzten 10 Friedens jahre in dem sür hiesigen amtshouptmannschastlichen Bezirk maßgebenden Haupt marktorte Dresden betragen für 50 Kilo Weizen . . . . 8 Mk. 72 Pf. Weizenmehl... 10 „ 61 „ Roggen .... 7 „ 34 „ Roggenmehl... 9 „ 72 „ Haf-r 7 „ 33 „ Heu 3 „ 81 „ Stroh 2 „ 78 „ Dippoldiswalde, am 14. April 1896. Königliche AmtShanptmannfchast. vr. Uhlemann. H». Bekanntmachung, di« Entfernung der Leichen aus dem Sterbehaufe betreffend. Ergangener Anordnung zufolge wird hiermit wiederholt daran erinnert, daß alle Leichen, an welchen deutliche Zeichen der Fäulniß wahrnehmbar sind, nicht über den 4. Tag (4 Mal 24 Stunden) von der Stunde de» etnaetretenen Tode» an im Sterbehause zu belassen, sondern au» dem letzteren spätestens mit Ablauf per gedachten Zeitfrist zu entfernen find, um entweder beerdigt oder de« Todten- hallen übergeben zu werden. Zuwiderhandlungen gegen diese Bestimmung, deren genaue Befolgung von feiten der Ortsbehörden und Leichenfrauen sorgfältig zu überwachen ist, werden mit Geldstrafe dis zu 100 Mark, beziehentlich im Unvermögen mit entsprechender Haft bestraft. Dippoldiswalde, am 11. April 1896. Königliche AmtShanptmannfchast. vr. Uhlemann. E«m,g. Bekanntmachung, Zählung der Fabrikarbeiter betreffend. Zu der am 1. Mai d. I. wiederum vorzunehmenden Zählung der Fabrik arbeiter werden nach erfolgter Feststellung der hierbei in Frage kommenden ge werblichen Anlagen den Herren Bürgermeistern und Gemeindevorständen de» amtS- hauptmannschastlichen Bezirks in den nächsten Tagen die nöthigen Formulare zu gehen, welche den betreffenden Sewerbeunternehmern alsbald unter der Anweisung auszuhändigen find, sür deren sorgfältige Ausfüllung am Tage der Zählung, den 1. Mai d. I., sowie sür schleunige Rücksendung derselben an die unterzeichnete Königliche Amtshauplmannschaft zu Vermeidung einer Ordnungsstrafe von LV Mark sür jeden Unterlassungsfall besorgt zu sein. Hierbei wird ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht, daß mit Rücksicht auf die weitere Verwendung der ZählungSergebniffe bei kombinirten Betrieben, wie namentlich bei kleineren Mühlen, der Hauptbetriebszweig durch Unterstreichen be sonders hervorzuheben ist. Insoweit aber in Bezug auf den Betrieb oder den Inhaber einzelner Anlagen inzwischen Veränderungen eingetreten sein sollten, ist die» von den OrtSbehörden auf den ihnen mit zugehenden Formularen zu verlautbaren und find letztere wieder mit anher einzureiche«. Die AuSsüllung der Formulare zu dieser Zählung hat von allen denjenigen Gewerdeunternehmer» zu erfolgen, welche 1. in ihren Gewerbeanlagen mindesten» zehn Arbeiter beschäftigen oder 2. durch elementare Kraft (Dampf, Wind, Wasser, Sa», Luft, Elektrizi tät u. s. w.) bewegte Triebwerke verwenden oder 3. Hüttenwerke, Zimmerplätze und andere Bauhöfe, Wersten/ sowie solche Ziegeleien, Brüche und solche nicht bergmännisch abgebaute Gruben besitzen, die nicht blo» vorübergehend in Betrieb find oder 4. deren Anlagen nach Z 16 der Gewerbeordnung und den Nachträgen hierzu besonderer Genehmigung unterliegen. Sollten daher Anlagen der vorstehend gedachten Art im amtShauptmann- schastlichen Bezirke etwa noch vorhanden, aber zeither nicht mit zur Anmeldung