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262 der verschiedenen städtischen Ausschüsse, die Veran staltung patriotischer Feste und die Betheiligung an denselben (1889 Wettinfest, 18SS und 96 ReichS- JubiläumSfeste), sowie das Interesse, das Herr Bürger meister Voigt den städt. Vereine» und Gesellschaften entgrgenbringt, in Betracht, so tritt uns eine Arbeits leistung vor Augen, die sich zwar nicht in Zahlen und Maßen,i abwägen und auSdrücken läßt, für die aber dem JubUar dauernde Dankbarkeit der hiesigen Bürger schaft gesichert ist, mit deren Uebereinstimmung wir wünschen: „Golt schütze und segne unser» Herrn Bürgermeister Voigt!" Dippoldiswalde. Die letzten Tage vor dem Osterfeste, das sind Sorgentage für die Hausfrau, und Schmoll- oder Brumm-Tage für den Hausherrn, der aus einem Gelob ohne Beachtung seines lebhaften männlichen Protest in- andere getrieben wird, denn überall herrschen Besen, Scheuerlappen und wohlge- füllte Wafstreimer. Und kein Winkel bleibt da un berührt, und wenn der erzürnte Hausvater auf sein Gebrumm von einer „entsetzlichen Reinig«ngSwuth" eine Antwort erhält, die sich fast genau anhört, wie: „Männer verstehen es nicht!", dann ergreift er Hut und Stock und rettet sich vor Feuchtigkeit und Wasser in seiner Wohnung zum allbeliebten feuchten Stoff, der al» Sorgenlröster dann herhalten mutz. Grob- Reinemachen ist nie eine ganz angenehme Sache, die Augen der Hausfrau blitzen dann, ihre Wangen sind geröthel, und ihre Stimme nimmt einen ungewöhn lichen energischen Ton an; aber eS ist damit noch nie so schlimm, wie zum Osterfest, wo eS mit dem Winter staub aufzuräumen gilt, der in den dunklen und schnee reichen Januar- und Februartagen allen Angriffen trotzte. Bis in die letzten Winkel des Zimmers soll nun die Sonne hineinblitzen, auch im Heim der Familie soll eS ostermätzig und frühlingSsroh aussehen. Und von au den Details „verstehen eben zwanzig Männer nicht so viel wie eine Hausfrau!" Mit ver gnügtem Schmunzeln schauen sie dann allerdings hinterher dare'n, wenn die grobe Schlacht mit Wasser kübel und Scheuerbesen erfolgreich ausgekämpft ist. Und gerade noch zur rechten Zeit wird man dann fertig, um in aller Eile die letzten Vorbereitungen für das Fest selbst treffen zu können. Manche vorsichtige Mutter hat eS heilig gelobt, datz sie nie wieder bunte Ostereier und das beliebte Ostergebäck Herstellen lassen werde, sie weitz genug vom Vorjahre mit den Klagen vom verdorbenen Magen, weil die kleinen Schling hälse in aller Heimlichkeit das Doppelte der ihnen zugedachten Portion verputzt halten. Aber Kinder find nun gerade nicht mit dem allerlängsten Gedächtnitz behaftet, wenn es sich um die Schattenseiten ihrer „privilegirten Gerechtsame" handelt. Und so hieb «S denn auch diesmal vier Wochen vor dem Feste, ein Eiersuchen werde doch, wie in früheren Jahren, statt finden. Und endlich, endlich, nach mannigfachen Aus einandersetzungen wird das Eiersuchen von den guten Eensuren abhängig gemacht. Ganz zweifelsohne sind diese „Sündenregister" nun freilich nicht, aber sie können doch passiren, und so wird denn Alles zum Ostervergnügen bereit gestellt. Manche Freude giebtS zum hohen Fest im bunten Spiel, mag nur zum FrühlingSseste auch echtes Frühlings weiter bescheert sein. — Die Wittwen- und Waisenkaffe der Lehrer des Echulinspeklionsbezirks Dippoldiswalde verfügte am Schluffe des Rechnungsjahres 1895 über ein Ver mögen von 2732,39 Mk. Gewachsen war dasselbe um 263,47 Mk. Pensionszuschub au« dieser Kaffe erhalten bis jetzt die Wittwen des verstorbenen Kirch schullehrer Handrack-Reinhardsgrimma und des ver storbenen Rektor Jäger Geising. In den Ausschub wurden am Mittwoch die Herren Fleischer-Obersrauen- vorf und Ranst-ObercarSdorf neu-, bez. wiedergewählt. — Am Mittwoch starb Herr Kaufmann Ehr. Friedrich Fischer, der letzte von den 4 Gründern des Männergesangvereins, dem derselbe 55 Jahre lang angehört hat. — Am 1. April hatte Herr PrivatuS Lommatzsch das Bismarckdenkmal mit 81 Lämpchen illuminirt. Leider verlöschten die meisten durch den heftigen Wind sehr zeitig. — Die Subsellien in der Stadtschule hatten seit einer Reihe von Jahren keine Erneuerungen und Ergänzungen erfahren, so dpß sie »lla veraltete» Systemen angehören, von den«« einige sogar den ge setzlichen Bestimmungen vicht mehr entsprechen. Des halb hat der Schulvorstand beschlossen, nach und nach sämmtliche Klaffenzimmer mit Subsellien neuester Auster auSzustatten. Für dieses Jahr find bereits die neuen Bänke für die Zimmer der sechsten und siebenten Klaffen aus der Lickrothtchen Echulbankfabrik in Dres den eingetroffen. ES find Zweisitzer mit beweglicher Sitzbank oder Tischplatte. — Die diesjährigen Frühjahrs-Kontrol-Ver- sammlungen, zu welchen sämmtliche Reservisten, Dispositions-Urlauber, zur Disposition der Ersatz behörden Entlassene, Landwehrleute 1. Aufgebots und Ersatz-Reservisten zu erscheinen haben, finden im Melde amtsbezirk Dippoldiswalde wie folgt statt: Dienstag, den 14. April, 10 Uhr Vorm. Kipsdorf, Hotel zur Tellkoppe; Mittwoch, den 15. April, 9 Uhr Vorm. und 11 Uhr Vorm. in Lauenstein, SchützenhauS; Donnerstag, den 16. April, 9 Uhr Vorm. in Kreischa, Blasches Etablissement; Freitag, den 17. April, 9 Uhr Vorm. und l l Uhr Vorm. in Frauenstein, Gasthof zum Stern; Sonnabend, den 18. April, 9 Uhr Vorm. und 11 Uhr Vorm. in Dippoldiswalde, SchützenhauS. Besondere Gestellungsbefehle zu den Kontrolversamm- lungen werden nicht ausgegeben, die Beorderung zu denselben erfolgt nur durch öffentliche Bekanntmach ungen. Es liegt im Interesse der betheiltgten Mann schaften, dab sich dieselben pünktlich auf den Kontrol- plätzen einfinden, da das Fehlen zur Kontrolversamm- lung eb-nso streng bestraft wird, als die Nichtbesolgung eines Einberufungsbefehls zur Uebung. Außerdem wird noch ganz besonders darauf hingewiesen, datz die an der Kontrolversammlung Theil nehmenden Mann schaften während der ganzen Dauer des Tages, an welchen dieselbe stattfindet, zum aktiven Heere gehören und somit auch hinsichtlich der Vergehen gegen Zivil Personen, der Militärgerichtsbarkeit unterstehen. Dippoldiswalde. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monat März 639 Einzahlungen im Be trage von 35888 Mk. 74 Psg. gemocht, dagegen er folgten 463 Rückzahlungen im Betrage von 55779 Mk. 43 Psg. — Zu besetzen: die Kantor- und 2. Lehrerstelle an der Schule in Geising. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen neben freier Amtswohnung 1080 Mk. vom Schuldienste, 266,42 Mk. vom Küchen dienste, 72 Mk. für Fortbildungsschulunterricht und 72 Mk. für Ueberstunden. Gesuche sind unter Bei fügung sämmtlicher Prüfung«- und Amtsführungs zeugnisse bis zum 25. April bei dem König!. Bezirks schulinspektor Richter in Dippoldiswalde einzureichen. Schmiedeberg. Bet der Gemeindeverbandsspar kaffe dahier wurden im Monat März ds. Js. 82 Ein zahlungen im Betrage von 3363 Mk. 80 Psg. geleistet, dagegen erfolgten 30 Rückzahlungen im Betrage von 4443 Mk. 10 Psg. Dresden. König Albert hat unter dem 29. März den Erzherzog Otto von Oesterreich den Gemahl der Prinzessin Josepha von Sachsen, zum Obersten in der sächsischen Armee und zwar ä la suits des Garde- Reiter Regiments ernannt. Weißig b. Dr. „Macht, daß Ihr fortkommt, das ist unser Feuer, daS geht Euch gar nichts an!" so wurden am Donnerstag die Loschwitzer und andere benachbarte Feuerwehren von der Weißiger Spritzen mannschaft begrüßt, als sie auf die Meldung „Groß feuer in Weißig" am Brandplatze erschienen waren. Es ist dies schon der zweite Fall, daß die wackeren Weißiger ihren Nachbarn den Ruhm nicht gönnen wollen, beim Feuerlöschen mitgeholfen zu haben. (Fortsetzung des Sächsischen in der 2. Beilage.) Kagesgeschichte. Berlin. Trotz anders lautender Versicherungen einzelner Reichstagskreise '.st es richtig, daß eigentlich nirgends mehr mit der Möglichkeit der Verabschiedung des Entwurfs eines Bürgerlichen Gesetzbuches noch in dieser Tagung gerechnet wird. Man macht sich bereits überall darauf gefaßt, daß diese» große Werk frühestens erst im nächsten Frühjahre zum Ab schlüsse gelangen wird. Ob mit Rücksicht hierauf der Reichstag diesmal nicht förmlich geschloffen, sondern nur vertagt werd»» soll, ist noch unentschieden. I« erster«, Falle würde man sich in der Weise helfen können, daß di, ReichStagskommisfion, die mit der Borberathung de- Bürgerlichen Gesetzbuches betraut ist, in Permanenz erklärt würde, was bisher nicht häufig, aber immerhin mitunter oorgekommen ist. Eine solche Dauerkommisfion gab eS beispielsweise bei der Berathung der großen Justizgesetze in den 70er Jahren. Wenn man sich erinnert, wie langwierige Kämpfe dem Zustandekommen dieser Gesetze oorangingen, dann wird man schwerlich von einer böswilligen Verschlep pung reden können, wenn der Reichstag den Entwurf eines Bürgerlichen Gesetzbuches nicht in dieser Tagung erledigen, sondern dazu noch einen Theil der nächsten Tagung gebrauchen sollte. Allerdings waren die ver schiedenen Entwürfe jener Justizgesetze ohne die Mit wirkung parlamentarischer Mitarbeiter zu stände ge kommen, während an der Herstellung des jetzigen Ent wurfes eines Bürgerlichen Gesetzbuches bekanntlich die Vertreter fak aller größeren Reichstagsparteien mit gearbeitet haben. Aber theils gehörten diese ursprünglich als Reichstagsabgeordnete berufenen Mitglieder der Gesetzduchkommisston zuletzt nicht mehr dem Reichstage an, wie die Herren v. Helldorf und Brauereidirektor Goldschmidt, theils konnten sie nicht als Vertreter der Auffassung ihrer Parteien in all n Einzelheiten gelten, wie beispielsweise der Abgeordnete o. Manteuffel bei seiner grundsätzlichen Bekämpfung des Zivilstandge- setzeS. Man kann es daher dem Reichstage nicht ver denken, wenn er seinerseits eine gründliche Durch» berathung wenigstens der wichtigsten und umstrittenen Punkte des Entwurfes unter allen Umständen vor nehmen will. England. Der Prozeß Jameson ist bis zum 28. April vertagt worden, und zwar aus Antrag der Staats anwaltschaft, die noch mehr Zeugen aus Südafrika erwartet. Warum überhaupt noch mehr Zeugen noth- wendig sein sollen, ist dem Laienverstand schwer ver ständlich; denn dakür, daß Jameson und Genossen eine Expedition gegen die Südafrikanische Republik geplant haben, ist der prima kaoies Beweis, der allein nöthig ist, um die Verweisung des Falles an die Geschworenen zu rechtfertigen, doch sicher jetzt schon erbracht. Bei der eigentlichen Verhandlung vor den Geschwornen muß dann alles noch einmal wiederholt werden. DaS Interesse des Publikums an den Angeklagten wie am Prozeß hat stark nachgelassen; die Verhandlungen haben bis jetzt auch gar nichts Neues oder Sen sationelles ans Tageslicht gefördert. Der Gerichtshof ist allerdings immer noch jedesmal gefüllt mit vor nehmen Freunden und Freundinnen der Angeklagten; und mit Letzter« pflegen die Angeklagten beständig eine lebhafte Zeichen- und Augenspcache, die etwas dazu beiträgt, die tödtliche Langeweile zu bekämpfen, die ihnen die Umständlichkeit der „Lawyers" offenbar verursacht. Griechenland. In Griechenland stehen die Fest lichkeiten zm Erinnerung an den griechischen Freiheits kampf vor 75 Jahren bevor. Sie «erden am 6. April in Athen beginnen, und zwar mit der Einweihung, der Bildsäule des Averof, dem Athen mehrere hervor ragende Bauten verdankt. (Fortsetzung der Tagesgeschichte in der 2. Beilage.) Kirchen-Nachrichten von Dippoldiswalde. I. heil Osterfeiertag, den 5. April 1896 srüh 6 Uhr Metteir gottesdienst. Vorm. 8 Uhr Beichte und heiliges Abendmahl. Die Beicht rede hält Herr Sup. Meier. Vorm. 9 Uhr Prediglgoltesdienst (Tert: Joh. 11, 25—26. Die Predigt hält Herr Diak Bückling. Vorm. 11 Uhr hält «indergottesdienst Herr Sup. Meier,, II. heil. Osterfeiertag, den 6. April 1896 Vorm 9 Uhr Predigtgottesdienst (Tert: 1. Kor. 1b, 17—20). Die Predigt hält Herr Sup Meier. Nachm. I Uhr: Bibelstunde, Herr Diak. Büchting. An diesem Tage wird eine Kollekte zum Besten der Haupt- bibelgeselschast gesammelt. Kirchenmusiken an den Osterfeiertagen. I. 2 EHSre: a) Das Scepter seines Reiches rr.; b) Ich habe dich einen Augen blick verlassen re. auS dem Oratorium „Gethsemane u. Golgatha" von Fr. Schneider. II. Schlußchor mit Fuge aus dem Orato rium „David'' von B. Hcllriegel. Ferkelmarkt zu Dippoldiswalde vom 4. April. Preis pro Paar 24—30 M. Amtlicher Theil. Bekanntmachung, die Erziehung nicht vollsinniger und insbesondere blinder Kinder betreffend. Nach H 4 Absatz 5 des Volksschulgesetzes vom 26. April 1873 sind ver wahrloste, nicht vollsinnige, schwach- und blödsinnige Kinder in hierzu bestimmten öffentlichen oder Privatanstalten unterzubringen, sofern nicht durch die dazu Ver pflichteten anderweit für ihre Erziehung hinreichend gesorgt ist. Wie jedoch wahrzunehmen gewesen, wird insbesondere hinsichtlich der blinden Kinder dieser gesetzlichen Vorschrift nicht immer gehörig entsprochen, es erfolgt vielmehr die Unterbringung solcher Kinder in der Regel nicht schon bei Eintritt des schulpflichtigen Alters, sondern erst wesentlich später, woraus sowohl für die Thätigkeit der Anstalt erhebliche Erschwerungen, als auch für die betreffenden Kinder selbst wesentliche Nachtheile entstehen. Dem gegenüber kann die Nichtbeachtung der eingangs bezeichneten Vorschrift seilen der Erziehnngspflichtigen der blinden Kinder nicht nachgesehen werden. Um der weitverbreiteten Säumniß wirksam zu begegnen, werden daher die Schulvor stände des hiesigen Schulaufsichtsbezirks, welche nach 8 9, Absatz 2 der Aus führungsverordnung zum Volksschulgesetz vom 25. August 1874 zunächst über die Zulänglichkeit der Erziehung nicht vollsinniger, insbesondere blinder Kinder im