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soll bereits nächstes Jahr mit der Ausführung des Denkmals begonnen werden. Stollberg. Beim Oeffnen des Grabes seiner Frau, die vor mehreren Jahren durch Erhängen ihrem Leben ein Ende gemacht hatte und deshalb abseits an der Kirchhofmauer beerdigt worden war, überraschte man dieser Tage den Weber Leutgraf. Zur Rede gestellt, gab er an, seine Frau erscheine ihm Nachts fortwährend im Traume und bäte ihn, sie aus dem Eelbstmörderwinkel weg an eine andere Stelle zu bringen, da sie sonst keine Ruhe im Grabe finden könne. Waldruburg. In der ersten Schulklasse zu Alt stadt-Waldenburg wurde am Freitag einer Schülerin ein Ehrendiplom für regelmäßigen Schulbesuch über reicht. Dieselbe hat in 8 Schuljahren nicht ein ein ziges Mal den Unterricht versäumt. — So lobenS- werlh der ununterbrochene Schulbesuch der Schülerin an sich auch ist, so ist eine Auszeichnung in dieser Weise doch recht unbedacht. Was kann z. B. ein krank gewordenes Kind dafür, daß eS den Schulunter richt hat versäumen müssen? . Zwickau. Die Sozialdemokraten beschlossen, den 1. Mai durch allgemeine Arbeitseinstellung zu feiern, und nahmen eine Resolution an, die Landes versammlung aufzufordern, die Landtagsmandate nieder zulegen und das Fernbleiben der Wähler von den Landtagswahlen zu beschließen. Markneukirchen. Im hies. Krankenhause starb am Donnerstag ein kräftiger junger Mann von 18 Jahren. Er hatte sich an einem der letzten schönen Tage auf den Rasen gelegt, sich dabet erkältet und eine Lungenentzündung davongetragen, die nach zwei Tagen zum Tode führte. In einem anderen Falle halte ein älterer Herr zu Beginn der Woche, Nachts, im Schlafe einen künstlichen Zahn verschluckt. Da der Zahn seinen Weg in die Lunge fand, so wurde der Mann zu einem langanhaltenden heftigen Husten gereizt; der Fremdkörper wurde zwar entfernt, die Lungenentzündung war aber schon so weit vor geschritten, daß der rüstige Mann ihr innerhalb 48 Stunden erlag. Liebstadt. Zu Anfang der vergangenen Woche wurden hier durch die Königin Martenhütte zu Cains dorf die Arbeiten zur Herstellung der Wasserleitung in Angriff genommen. Leider stieb man schon bei '/i Meter Tiefe auf Porphyrfelsen, so daß Felsen sprengungen sich nothwendig machen, da die Rohre 1,60 Meter tief zu liegen kommen. Zittau. Für den in der Zeit vom 25. bis 27. Juni dS. IS. Hierselbst stattfindenden sächsischen Ge meindetag ist bereits folgendes vorläufige Programm ausgestellt worden. Am Donnerstag, den 25. Juni treffen die an dem Gemeindetage lheilnehmenden Ver treter der sächsischen Städte mit revidirter Städteord nung hier ein und werden vom Empfangskomitee begrüßt. Am Abend vereinigen sich die Gäste in dem Weinauparke, woselbst Concert stattfindet. Die offi ziellen Berathungen des Gemeindetages werden am darauffolgenden Freitag Vormittag um 9 Uhr aus genommen und bis gegen 12 Uhr fortgesetzt. Zur Erörterung soll unter anderem gelangen die Frage, betreffend das Recht der Städte an den öffentlichen Straßen und Plätzen. Am Freitag, Mittag, nach Aushebung der Berathung findet ein gemeinschaftliches Festessen statt und nach Beendigung dieses sind die Herren zu einem gemeinsamen Ausfluge nach dem Oybin eingeladen, auf dem nach eingetretener Däm merung eine festliche Beleuchtung der Kirchruinen statt findet. Sonnabend Vormittag sollen die Berathungen wieder dis gegen Mittag fortgesetzt werden. Ver schiedene städtische Einrichtungen, wie Schlachthof, Stadtbad, Wasserleitung, Musmm, Mandaureguli- rungswerk rc. werden besichtigt werden. Sonnabend, Mittags, findet der offizielle Schluß des Gemeinde- tageS statt. Tagesgeschichte. Berlin. Auf Einladung des Handelsministers v. Berlepsch traten am 30. März Vormittags die Mit glieder des engeren Vorstandes des Eentralausschusses der vereinig en JnnungSverbände Deutschlands im Sitzungssaal« des Handelsministeriums zu einer Be rathung über die Frage der Erhaltung der Innungs verbände, deS WeiterdestehenS der Jnnungsgesellen- Krankenkassen, sowie der Schiedsgerichte im Rahmen der geplanten Zwangsorganisation des Handwerks zu sammen. Die Verhandlungen wurden von dem Minister persönlich geleitet. — Nach dem Wiederzusammentrilte des Reichs tages nach Ostern wird auch die Frage ernstlich zur Geltung kommen, wie eS denn eigentlich mit dem Bürgerlichen Gesetzbuch werden soll. Bis jetzt hat die betreffende Reichstags-Kommission von den mehr al» 2300 Paragraphen dieser Riesenvorlage etwa ein reichliches Drittel in erster Lesung erledigt; wenn die Kommission gegen Mitte Mai mit der ersten Lesung fertig werden sollte, dann würde sie ungemein fleißig gewesen sein. Zweifellos würden aber die zweite Lesung und hierauf die Redaktion der Kom missionsbeschlüsse mindestens noch die zweite Hälfte de» Mai ausfüllen. Aber in den Ausgang des Wende monats fällt diesmal Pfingsten, daß jedoch der Reichs tag über Pfingsten hinaus noch Wochenlang zur Fertig- stellung des Entwurfes deS Bürgerlichen Gesetzbuches zusammenzuhalten wäre, daran ist gar nicht zu denken. Es muß also ein Ausweg gefunden werden, um die bisherigen Arbeiten der Reichtagskommission für daß Bürgerliche Gesetzbuch nicht verloren zu machen, was bei einem wirklichen SessionSschlusse zu Pfingsten doch der Fall sein würde. Es bieten sich nun zwei AuS- kunstsmittel dar, um in dieser Sache einen „woäuo vivonäi" zu erzielen, entweder wird die jetzige Session des Reichstages nicht formell geschlossen, sondern nur bis zum Herbst vertagt, oder man verlängert das Mandat der betreffenden Kommission, nachher könnte ja der Schluß der Session ohne Bedenken erfolgen. Für welchen der genannten beiden Auswege sich die Regierung und der „Seniorenconvent" des Reichstages entscheiden werden, das bleibt allerdings noch abzu warten, aber Zeit wirds allmälich, daß man in dieser Angelegenheit an den zuständigen Stellen endlich einen Entschluß faßt. — Eine neue und eigenthümliche Rolls werden die Radfahrer während der diesjährigen Kaiser manöver sowie bei den großen Cavallerie-Uebungen spielen. Sie sollen jetzt auch den Kavallerie-Divisionen zur Dienstleistung beigegeben werden. Allerdings wird der Radfahrer große Umsicht in der geschickten Aus nutzung fahrbarer Wege entfalten müssen. Im All gemeinen sollen den Radfahrern der Cavallerie folgende Ausgaben zusallen: Verbindung zwischen den Canton- nementS, Dienst während der Märsche sowie während der Manöver und Gefechte und Erkundigungen. — Mehrere preußische Eisenbahndirektionen haben, anscheinend auf höhere Weisung, die ihnen unterstellten Betriebsinspektionen zur Prüfung und Beantwortung der Frage aufgesordert, in welchem Umfange die erste Wagenklafle in den Personenzügen noch erforderlich erscheint und bei welchen Personen zügen sie in Fortfall kommen könnte. Da die meisten Abtheile erster Klaffe in den Personenwagen leer fahren und deshalb in hohem Grade unwirthschastlich für die Eisenbahnverwalmng sind, dürften sie künftig mit der zweiten Klaffe verschmolzen und die gewonnenen Er sparnisse zur Vervollkommnung der Einrichtung der anderen Klaffe, namentlich der am meisten benutzten dritten Klaffe, verwendet werden. Oesterreich-Ungarn. In der österreichischen Antisemitenpartei machen sich ernstliche Mißhelligkeiten bemerklich. Die deutschnationalen Elemente derselben wenden sich plötzlich gegen die Christlich-Sozialen, deren Liebäugeln mit dem Klerikalismus den Deutsch nationalen namentlich der Schönerer-Gruppe nicht mehr in den Kram paßt. Die Grazer Anhänger Schönerers haben bereits in der Grazer „Tagespost" eine ge harnischte Erklärung gegen Herrn vr. Lueger und seinen speziellen Anhang, eben die Christlich-Sozialen, erlassen, in Wien aber ist es zwischen den dortigen Anhängern der beiden Richtungen sogar zu thätlichen Auseinandersetzungen gekommen, so daß die Polizei die Kämpfer trennen mußte. Sollte es zu einem förmlichen Bruch zwischen den Deutsch Nationalen und den Christlich-Sozialen kommen, so würde alsdann das Kabinet Badeni natürlich die Rolle des sich freu enden Dri ten spielen. Reichenberg. Frau Rauchfuß aus Dresden und deren Sohn Kurt erkannten den ihnen vorgeführten Kügler auf das Bestimmteste als den Mörder des Georg Rauchfuß wieder. Italien. General Baldiffera hat die Neufor- mirung der Asrikatruppen beendet. Diese bestehen aus 24 Infanterie-, 6 Schützen-, 4 Alpenjägerbataillonen, in 11 Regimentern und 5 Brigaden formirt. Das 6. Infanterieregiment ist aus Ueberresten der fünf bei Adua aufgeriebenen Regimenter gebildet. Italien. Der Prozeß gegen den General Ba- ratieri, den Besiegten von Adua, wird nicht in Rom, wie es bislang hieß, sondern in Maffauah stattfinden. Die italienische Regierung hat offenbar ihre gewichtigen Gründe dafür, wenn sie diesen Sensationsprozeß nicht in Italien selbst, sondern in der erythräischen Kolonie führen läßt. Frankreich. Kaum ist das radikale Kabinet Bourgeois aus den Einkommensteuerdebatten der fran zösischen Deputirtenkammer mit heiler Haut hervor gegangen, so muß eS eine unerwartete Veränderung in seinem Bestände verzeichnen. Mr. Berthelot, der bisherige Minister des Auswärtigen, ist plötzlich aus der Regierung ausgeschieden, wie offiziell versichert wird, aus Familien- und Gesundheitsrücksichten, aber in Wahrheit haben die internationalen Schwierigkeiten in der neu aufgetauchten egyptischen Frage seinen Rücktritt veranlaßt, und die» mit Recht, denn die Be handlung de» egyptischen Zwischenfalle» durch Berthelot war in der Thot eine ziemlich dilettantenhafte. Ar» Stelle BerthelotS ist der Konfeilprästdent Bourgeois zum Minister deS Aeußeren ernannt worden, welcher seinerseits daS Ressort deS Innern abgiebt, es ist nur noch nicht entschieden, an wen; Sarrien, der Führer der Radikalen in der Deputirtenkammer, hat die Ueber- nahme de» ihm angebotenen Ministerium» des Innern abgelehnt. Aber vielleicht ist die Rekonstruktion de» Kabinet» Bourgeois zur Stunde ganz überflüssig ge worden, denn in der Kammer wie im Senat waren für Montag Interpellationen wegen der egyptisch-n Angelegenheit angesagt, und eS könnte leicht sein, daß diese Debatten inzwischen den Sturz der radikalen Re gierung bewirkt haben. Nach Pariser Zeitungs nachrichten beabsichtigt Frankreich und Rußland an geblich, eine Konferenz der Mächte behufs Regelung der gesammten egyptischen Frage einzuberufen, doch, klingt diese Meldung wenig wahrscheinlich. Anderseits wird aber berichtet, der frühere Minister Berthelot hätte einem „Interviewer" erklärt, die auswärtige Lage sei keineswegs verschärft, die Unterhandlungen Frankreichs mit England wegen des DongolazugeS nähm-n ihren befriedigenden Verlauf. England. Unterdessen sind fern am Nil die Feindseligkeiten zwischen den Vortruppen des englisch- egyptischen Expeditionskorps und der Avantgarde der mahdistischen Streitkräfte bereits eröffnet worden. Am 27. März erschien ein Trupp von 60 Derwischen bei Akascheh, um zu rrkognosziren, die egyplische Ar tillerie feuerte aber auf sie, worauf sich die Feinde sofort zurückzogen. Das Gerücht, die egyptischen Truppen hätten bei Akascheh eine Schlappe erlitten, wird von Kairo aus von bestunlerrichteter Seite aus als ganz unbegründet erklärt. Der Oberkommandant des Expeditionskorps, General Kitchener Pascha, ist mit seinem Stabe in Wadyhalfa eingetroffen. — Zu dem Matabele-Aufstand in Südafrika-, der den Engländern so unerwartet über den Hals gekommen ist, liegen keine neueren Nachrichten von Belang vor. Eine „Reuter"-Meldung aus Buluway» vom 29. März besagt Folgendes: Die Matabele Haden eine aus Mann, Frau, drei Söhnen und drei Töchtern, bestehende Familie ermordet. Die Ausständischen sammeln sich 30 Meilen südlich von Buluwayo, welche» gegen einen Angriff gut gerüstet ist. 38 Männer und Frauen im Lager zu Jnsera wurden vor den Aufstän dischen gerettet. Den Pollzeimannschasten, welche- Eingeborene find, wurden die Waffen adgenommen. Schweden und Norwegen. Der norwegische Staat, der in jüngster Zeit große Anstrengungen macht, sein Kriegsmaterial zu verbessern, hat hinsichtlich der neuen Gewehre entschieden Unglück. Nicht nur die Lütt'cher Fabrik, welche die bestellten 20000 Gewehre schon längst hätte liefern sollen, läßt Norwegen sitzen, sondern auch nicht einmal von der eigen.» staatlichen, Waffensabrik in Kongsberg, bei der Norwegen eben falls Gewehre bestellt hat, wird es bedient, und so wie die Dinge liegen, stehen ärgerliche Ausschlüsse in Aussicht. Die genannte Waffensabrik liefert nämlich Gewehre des neuen Kray-Jörgensenschen Systems an die Schützenvereine, während der Staat warten muß,, und das widerfährt ihm von seiner eigenen Fabrik^ Hierzu kommt noch, daß die Kosten für die Herstellung, der Gewehre in Kongsberg die Berechnungen um ein beträchtliches überschreiten, so daß schon ein Vorschuß auf das künftige Budget angewiesen werden mußte, damit die Fabrikation weitergehen kann. Als Grund für die Kostenüberschreitung wird angegeben, daß in Folge der neuen kräftigeren Pulversorten härteres Material, als ursprünglich in Aussicht genommen war, zur Anwendung kommen muß, sowie ferner, daß eine bedeutende Anzahl neuer Maschinen anzuschaffen war. Eine Ilnlersuchung der Vorkommnisse ist eingeleitet worden. Gegen die belgische Waffenfabrik soll der Prozeßweg beschritten werden. Diese Fabrik ist vor läufig noch mit der Lieferung von 50000 Gewehren für Brasilien beschäftigt, so daß Norwegen wohl noch warten muß. Spanien. Im Revolutionskampse auf Kuba geht eS den Spaniern fortgesetzt nicht zum Besten, denn auf die schönkärberischen Berichte von spanischer Seite ist nicht viel zu geben. Wie das „New-Iork-Journal" meldet, nahmen die Aufständischen, unterstützt von den kürzlich mit dem Dampfer „Bermuda" gelandeten amerikanischen Freibeuterern, welche Galling- und Hotchkiß Kanonen mit sich führen, die Festung Pinar del Rio ein. Nach Einäscherung einer Anzahl Ge bäude verlieben die Insurgenten den Platz wieder. — In Barcelona kam eS am Sonnabend bei einem Concert zu einer antiamerikanischen Demonstration. Nachdem die Menge den Vortrag der spanischen Nationalhymne mit Begeisterung angehört hatte, wurde unter Hochrufen auf Spanien eine amerikanische Fahne verbrannt. Zur Fortsetzung der Kriegsvorbereitungen werden der Kriegs- und der Marineminister außer ordentliche Kredite von den Corte» verlangen.