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>-'' 7?- Wchmtz-Zeitmh Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend M Amtsöüllt für die Königliche Amtshauptmannschaft, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Dippoldiswalde. ch N 62. Jahrgang. Nr. 31 Donnerstag, den 19. März 1896 b- - ,1 H Die „Weißeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Verantwortlicher Redacteur: Paul Jehne in Dippoldiswalde. Mit achtfeitigem „Jllustrirten UnterhaltmlgSblatt". Mit land- «nd hanSwirthschaftlicher Monatsbeilage. -Lokales und Sächsisches. Dippoldi-walde. Die Oste rprüf ungen an hiesiger Stadtschule beginnen nächsten Montag, den 23. März, Nachmittags 2 Uhr, mit der Prüfung in Mädchenklasse VII und erreichen mit der der Knaben klasse I am Donnerstag, den 26. März, Mittags 12 Uhr, ihr Ende. Die öffentliche Feier der Konfir manden-Entlassung findet Freitag, den 27. März, Vormittags 10 Uhr, in der Turnhalle statt. Hennersdorf. Vorigen Sonntag gab der Turn verein zu Reichstädt unter Leitung deS Herrn Lehrers Kadner ein Conccrt zum Besten des hiesigen Krieger denkmals im hiesigen Erbgerichtsgasthofe, das in allen seinen Theilen wohlgelang, was auch der wohlverdiente Applaus bewies. Herr Kirchschullehrer Brückner be gleitete die Gesänge in geradezu virtuoser Weise auf dem Piano. Für vie uneigennützige Darbietung aber solch prächtiger Leistungen sei auch an dieser Stelle der herzlichste Dank gebracht. -f- Frauenstein, 17. März. Der Ertrag der B u ß t a g s k o l l e k t e für die Zwecke der inneren Mission bezifferte sich in unserer Parochie auf 27 Mk. Allen Gebern sei auch hiermit der beste Dank für diese Liebesspende dargebracht. Deuben b. Dresden. In unserer Kirche wird nächsten Sonntag, den 22. März, Nachm. 5 Uhr, die Matthäus-Passion von Joh. Seb. Bach aus- gesührt werden. Es ist alles darangesetzt worden, um die Wiedergabe des gewaltigen Werkes zu einer mög lichst würdigen zu gestalten. Viel Mühe und Arbeit kostet das bei einem Chore von 200 Köpfen! Man wird sonst in unserer Gegend wohl nie Gelegenheit finden, einen derartig großen Sängerchor zu hören, geschweige denn ein Bachsches Oratorium gegen so geringes Entgeld kennen zu lernen. Kein Musikfreund der nächsten und weiteren Umgebung sollte darum diese Gelegenheit versäumen! Man thut gut, baldigst Eintrittskarten bei dem Psarramte Deuben zu bestellen, die dann auf den Namen reseroirt und vor der Auf führung in der Sakristei ausgegeben werden. DreSde«. In der Sitzung am 16. März be willigte die Erste Kammer die Kapitel 17, 18 und IS des Staatshaushalts, Landeslotterie, Lotteriedar- lehnskaffe und Einnahmen der allgemeinen Kaffenver waltung betreffend, nachdem zu Titel 17 vr. o. Wächter angeregt hatte, gegen den Vertrieb aus ländischer Lotterieloose in Sachsen mit aller Schärfe und mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln vor zugehen. Letzter Gegenstand der Tagesordnung war der Antrag der dritten Deputation, in Ueberein- stimmung mit der Zweiten Kammer von dem im König!. Dekret Nr. 15 erstatteten Berichte, die Ver waltung der Landesbrandversicherungsanstalt in den Jahren 1893 und 1894 betreffend, sich für befriedigt zu erklären, ferner sich den der Förderung der An bringung von Blitzablettungen betreffenden Anträgen der Zweiten Kammer anzuschließen und dieselben dahin zu erweitern, die König!. EtaatSregierung um Prüfung der Frage zu ersuchen, ob eS nicht angezeigt sei, eine regelmäßige amtliche Revision der Blitzableitunqen in Aussicht zu nehmen. In der allgemeinen Debatte Einklang bringen lasse. Im Uebrigen muß jedoch stets von Neuem betont werden, daß Deutschland eigentlich noch immer in den Kinderschuhen der Kolonialpolitik steckt, und daß da Mißgriffe und Fehler sich gewiß nicht vermeiden lassen. Wir müssen in unserer Kotonialpolitik eben auch erst durch die Er fahrung lernen, wie ja auch die Engländer und Holländer durch eine lange und harte kolontalpolitische Erfahrungsschule gegangen sind; wenn darum die Gegner unseres gesammten K ilonialsystems demselben anläßlich der erwähnten unerquicklichen Vorkommnisse jede Zukunft absprechen, so heißt dies das Kind mit dem Bade ausschütten. Mißstände iu lmserrr Kolouialvkrwaltuug. Der Reichstag ist nach Ausgang voriger Woche in die Spezialberathung des KolonialctatS eingetreten, und hat die letztere alsbald zur eingehenden Erörte rung verschiedener bedenklicher Uebelstände in unserer Kolonialverwaltung geführt. -Vor allem spielten hierbei die bedauerlichen Ausschreitungen hoher Kolonial beamten, wie sich solcher namentlich die Herren Leist und Wehlan schuldig gemacht haben und wie sie neuerdings auch dem bekannten vr. PelerS in leider vollauf be gründeter Weise zur Last gelegt werden, wiederum eine Hauptrolle. Von den verschiedensten Seiten deS HauseS erfuhren die Uebergriffe und Vergehen der betreffenden Beamten schärfste Verurtheilung, wobei auch Vorwürfe gegen die Reichsregierung selber erhoben wurden, daß sie nicht vorsichtiger in der Prüfung der Leist und Genossen für die allseitige Befähigung zur Bekleidung ihrer schwerocrantwortlichen kolonialen Posten gewesen sei. Außerdem wurde an dem auf fällig milden Urtheile, welches von der Potsdamer Disziplinarkammer speziell über Assessor Wehlan er gangen ist, eine herbe Kritik aus dem Hause aus geübt, welche sich mit den Empfindungen, die man in wetten Kreisen unseres Volkes gegenüber der milden Bestrafung Wehlans hegt, vollkommen deckt. Angesichts solcher fchweren Angriffe hatte der Vertreter der Reichs regierung, Direktor vr. Kayser, einen harten Stand, und seine Ausführungen scheinen denn auch in par lamentarischen Kreisen nicht sonderlich überzeugend gewirkt zu haben. Immerhin kann seine Ankündigung, daß die von der Budgetkommission verlangte Vorlage, welche die strafrechtliche Verfolgung des Mißbrauch« der Amtsgewalt in den deutschen Schutzgebieten regelt, dem Reichstage voraussichtlich in dec nächsten Session unterbreitet werden würde, nur mit Genugthuung ausgenommen werden; hoffentlich trägt auch schon die inzwischen ergangene Verordnung des Reichskanzlers in Sachen der Anwendung von Zwangsmitteln in den Kolonien dazu bei, wenigstens die ärgsten Mißstände auf diesem Gebiete zu beseitigen. Jedenfalls kann nicht dringend genug gefordert werden, daß im In teresse des Ansehens des deutschen Namens im Aus lande, wie im Interesse der Aufrechterhaltung der Grundsätze christlicher Moral und Weltanschauung gerade im „dunklen Kontinent" endlich eine bei aller Energie in nothwendigen Fällen doch humane Praxis im Verkehr unserer Kolonialbeamten mit den Ein geborenen durchgehends Platz greife, die deutsche Kolonialpolitik wird hierbei sicherlich nur gut fahren. Weitere Bemängelungen der Kolonialverwaltung sind bei den Kolonialdebatten deS Reichstages besonders auch in der Richtung des schädlichen Dualismus, des Zweigewaltensystems, und des übermäßigen Militaris mus, ausgesprochen worden. Unter letzten Uebel- ständeN hat ja bislang die wichtigste unserer Kolonien, Ostafrika, am meisten zu leiden gehabt, der wiederholte Wechsel der Gouverneure von Deutsch-Ostasrika in verhältnißmäßig kurzer Zeit und die fortwährenden Reibungen zwischen dem Gouverneur und dem Kom mandeur der Schutzlruppe drohten die so wünschens« werthe Entwickelung dieser Kolonie höchst bedenklich zu beeinträchtigen. Nunmehr ist ja dem Gouverneur v. Wiffmann auch die Schutztruppe untergeordnet worden, und es steht daher zu erwarten, daß künftig der ewige Konflikt zwischen Zivil- und Militärgewalt in Ostafrika unterbleiben wird. Fernere Gefahren für die gedeihliche Entwickelung unserer Schutzgebiete liegen in der Ausbreitung des Konsums europäischer Spiri tuosen unter der Negerbevölkerung, sie wurden in der Rede des Abgeordneten Pastors Schall scharf beleuchtet, und erfreulicher Meise hat denn auch Direktor Kayser die Zusicherung möglichster Beschränkung der Brannt- weineinfuhr nach den Schutzgebieten ertheilt, freilich mit dem dehnbaren Vorbehalt, soweit sich dies mit den berechtigten Interessen des deutschen Handels in Inserate, welche bei d« bedeutenden Auflage de« Blatte« eine sehr wirk same Verbreitung, finden, werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. regte Kammerherr vr. v. Frege-Weltzien die Einführ ung einer Zündholzsteuer bez. eine« Monopols an; Graf zur Lippe wünschte eine größere Entschädigung solcher Hausbesitzer, die wegen Baufälligkeit ihrer Häuser zu einem Umbau schreiten müßten, v. Trützschler sowie Staatsminister a. D. v. Nostitz-Wallwitz wandten sich gegen die Anträge hinsichtlich der Blitzableitungen; Graf Rex-Zedtlitz unterstützte die DeputationSanträge. Die Kammer erklärte sich sodann durch den Bericht für befriedigt, lehnte aber die Anträge der Deputation mit grober Mehrheit ab. — Die Zweite Kammer wählte am 16. März zunächst zum Staatsgerichtshof als Mitglieder Ober landesgerichtssenatspräsident a. D. vr. Otto und Hof rath Damm, sämmtlich in Dresden, als Stellvertreter Rechtsanwalt Temper in Trieb und Justizrath Hänel in Dresden. Alsdann nahm die Kammer die Gesetz entwürfe wegen Errichtung von Amtsgerichten in Lausigk und Reichenau ohne Debatte unverändert an. Weiter wurde Titel 1 des außerordentlichen Etats, Neu- und Umbauten für das Justizdepartement be treffend, nach der Vorlage bewilligt. Die Petitionen um Verlegung des Amtsgerichts Ebersbach nach Neu gersdorf blieben auf sich beruhen. Vizepräsident Streit sprach seine Freude über den Neubau eines Gerichts- gesängniffes in Zwickau, Abg. Rüder seine Be friedigung übe: die endliche Aussicht auf einen Neu bau des Amtsgerichts Roßwein aus. Von den zahl reichen Petitionen um Errichtung von Amtsgerichten wurden die aus Jöhstadt und Aue der König!. StaarS- regierung zur Erwägung überwiesen. Die Abgg. Bach mann, Wolf und Crüwell sprachen ihren Dank und ihre Freude für diesen Erfolg aus. Abg. Horst sprach seinen Dank für das Entgegenkommen der Regierung gegen Landwirthschafl und Gewerbe aus. Auch die Abgg. Rüder und Steiger dankten für die Unter stützung der gewerblichen und landwirthschaftlichen Schulen. Letzterer schilderte die Noth der Landwirth- Ichaft in eingehender Weise und bat dringend um Ab hilfe, so lange es noch Zeit wäre, da eine ruinirte Landwirthschafl den Rain des Staates bedeute. Prä sident Ackermann hielt die Ausführungen über die Mittel zur Besserung der Nothlage für nicht zur Sache gehörig, wogegen Abg. Horst Einspruch erhob. Abg. Richter-Baßlitz verwahrte sich gegen eine Spezialistrung der Webschulen. Abg. Bassenge befürwortete die Pe tition des geschästsführenden Ausschusses der Sächsisch- Thüringischen Industrie- und Gewerbe-Ausstellung zu Leipzig 1897 und bat, diese der Regierung zurKenntniß- nahme anzuempfehlen. Abg. Theuerkorn-Chemnitz bat die Regierung, der Gewerbeschule in Chemnitz ihr Wohlwollen auch fernerhin zu bewahren. Sachien stände mit seinen gewerblichen Schulen, welche meist von Fabrikanten gegründet worden seien, nicht mehr obenan, da zu wenig von der Regierung für sie ge- than würde. Der Chemnitzer Webschule fehlten die Lehrmittel, und der frühere Zuschuß an die Wirkschule sei leider von 600 auf 400 Mk. herabgesetzt worden und diese daher nicht in der Lage, den Schülern auch auswärts im Gebrauch befindliche Stühle vorzuführen. Di« Wirkschule in Limbach werde dadurch durchaus nicht geschädigt, da die Chemnitzer Schule hauptsächlich in den Abendstunden von Kaufleuten besucht wird, die tagsüber im Bureau arbeiten. Abg. Wetzlich sprach ebenfalls seine Befriedung über die vermehrte Förde rung deS Gewerbes aus. Referent Abg. vr. Mehnert beantragte hieraus im Namen der Deputation, „die Regierung zu ermächtigen, landwirthschaftlichen und gewerblichen Verbänden und Genossenschaften, die durch Eintragung die Rechte einer juristischen Person erlangt haben, Darlehne zu möglichst niedrigem Zinsfüße bi« zu einem Gesammtbetrage von zwei Millionen Mark zu gewähren". Die weitere Verhandlung wurde nach 4 Uhr durch einen Vertagungsantrag, welcher gegen 4 Stimmen angenommen wurde, abgeschnitten und wird am Dienstag fortgesetzt. Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an.