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Die „WeiSeritz-gettung" -erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Psg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Wchmtz-MlH. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes «ine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Psg. die Spaltenzeile oder oeren Raum berechnet. — Ta bellarische und coniplicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag.— Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft, das Königliche Amtsgericht und den Aadtrath zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redacteur: Paul Jehne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem »Hllustrirte« Unterhaltnngsblatt".Mit land, und hauSwirthschaftlicher Monat,beilage. Nr.14. Donnerstag, den 6. Februar 1896. 62. Jahrgang. -Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Unser Elektrizitätswerk, daS im vorigen Sommer durch Herrn Pöge in Chemnitz für die runde Summe von 60000 Mk. eingerichtet und am 28. August vor. IS. zum ersten Male zur Straßenbeleuchtung benutzt worden ist, erhält die treibende Dampskrast aus einem Cornwallkssel mit 65 qm Heizfläche. Der alte Kessel dient als Reserve. Dieser erforderte die Errichtung eines neuen Schorn steins von 40 m Höhe über dem Erdboden und l m oberen, lichten Weite. Durch die 50-pferdige Dampf maschine der Unterrichtsmühle können die beiden Dynamomaschinen in Betrieb gesetzt werden, die auf Riemenspannschlitten zum Verschieben ausgestellt sind. Diese beiden Dynamomaschinen erzeugen die Elek trizität in einer Arbeitsmenge von 42000 Watt, welche gleichzeitig 700 Glühlampen von 16 Normalkerzen stärke zum Glühen bringen können. Es dürfte an gezeigt sein, hier gleich die Erläuterung der elektrischen Maßeinheiten einzuflcchten. 1 Ampere (so genannt zu Ehren des französischen Physikers Ampere, f 1836) ist das Einheitsmaß für die Stromstärke, also für die Menge des Stromes in einer elektrischen Leitung. 1 Volt (nach dem Italiener-Volta, f 1827) ist das EinheitSmaß für den elektrischen Druck, auch elektrische Spannung genannt, für die elektromotorische Kraft. 1 Volt erzeugt bei einer Stromstärke von 1 Ampöre eine Arbeitsmcnge von 1 Watt (nach James Watt, -j- 1819). 1 Watt — '/rss Pferdekraft, und diese vermag 75 kß. in 1 Sekunde 1 m hoch zu heben. 1 Ohm (nach dem Münchner Physiker Ohm, f 1854) ist das Einheitsmaß für den Widerstand, den der elek trische Strom und die elektrische Kraft in dem Letter finden. Dieser Widerstand ist abhängig von der Länge, der Durchschnittsstärke und der Leistungsfähigkeit des Leiters. Als Normalkerze wird allgemein die Heffner- kerze angenommen. Zunächst wird durch eine Dynamo maschine die aus 138 Elementen bestehende, aus Bleiplatten und Säure zusammengesetzte Akkumulatoren batterie mit Elektrizität geschwängert, welche im Stande ist, 250 sechzehnkerzige Glühlampen 4 Stunden lang ohne Unterstützung der Maschinen zu bedienen. Beide Dynamomaschinen in Gemeinschaft mit den Akkumu latoren können 950—1000 gleichzeitig brennende Lampen versorgen, während das Leitungsnetz für 1100 gleichzeitig brennende Lampen konstruirt ist und daher 15—1600 Lampen angeschlossen werden können. Bei der Probe durch einen von der Stadt bestellten .Ingenieur der Elektrotechnischen Gesellschaft in Leipzig ergab obige Batterie 20 Prozent Mehrleistung, wie auch die Dynamomaschinen ein Mehr von 15 Prozent erzielten. Durch die Schaltapparate an der mar mornen Schalttafel im Maschinenraum wird die Zu führung deS in der Stärke von 220 Volt erzeugten Gleichstroms in das nach dem Dreileitersystem ein gerichteten Leitungsnetz geregelt, welches aus 26 bis 27 km 2 bis 10 mm starken Drähten von Elektrolit- kupfer besteht, die von 138 eisernen Masten, außer den 4 großen für die Bogenlampen, und außerhalb der Stadt von einigen hölzernen Masten getragen werden. Die Vertheilung de« Stromes erfolgt von 5 Ver- theilungSpunkten an verschiedenen Plätzen der Stadt auS. Zur Beleuchtung der Plätze dienen 4 hinter einander gescholtene Bogenlampen von 10—12 Ampere Stromstärke und einer Leuchtkraft von 1500—2000 Kerzenstärke. Die früheren, unzuverlässigen, flackernden Lampen sind durch neue, besser sunktionirende ersetzt worden. Die Beleuchtung der Straßen besorgen 50 fünfundzwanzigkerzige Glühlampen, die eine gleiche Energie erfordern wie 80 sechzehnkerzige. Je 2 Glüh lampen sind hinter einander geschalten, so daß bei Beschädigung der einen auch die andere verlischt. Die Lampen der Straßenbeleuchtung sind in 2 Stromkreise «ingetheils, und geschieht darum das Ein- und Aus schalten an 2 Stellen der Stadt. Bis um 10 Uhr brennen die Glühlampen, sowie auch die Bogenlampen mit vollem Strom, dann nur die ersteren mit halber Stromstärke. Außerdem wird noch Elektrizität an Privatpersonen, bezüglich zur Beleuchtung städtischer Gebäude abgegeben, und sind bis jetzt '800 meist 16 kerzige Lampen angeschlofsen worden, unter denen daS Rathhaus mit 122, Reichels Strohhutfabrik mit 86, die Bezirksarbeitsanstalt mit 59, das Krankenhaus mit 38 und die Druckerei der Weißeritzzeitung 38 Glüh lampen zählt. Ferner sind bis jetzt 6 Motoren an das Elektrizitätswerk angeschlossen, bez. zum Anschluß angemeldet, und zwar in der Druckerei d. Ztg. ein solcher von s/« Pferdekraft, in der Gerberei des Herrn Karl Ulbrich einer von 4 Pferdekräften zum Betrieb einer der Lohgeberinnung gehörenden Lederwalze, sowie in der Gerberei des Herrn Albin Ulbrich ein gleich starker Motor zu! gleichem Zwecke. Herr Spieß hat in seiner Vernickelungsanstalt ebenfalls einen Motor von 4 Pferdekräflen aufgestellt, während Herr Bau meister Klotz 8—10 Pferdekräste zum Betrieb von Holzbearbeitungsmaschinen beansprucht. Den 6. Motor zu 6 Pferdekrästen hat Herr Stadtrath Reichel für seine neuzuerbauende Strohhutsabrik angemeldet. Wie schon erwähnt, ergaben bei der Prüfung die Dynamo maschinen und Akkulumatoren ein Mehr über die kontraktliche Leistung, wie auch die Anlage bezüglich der Beleuchtung und deS Betriebs der Motoren bis jetzt allen Erwartungen entsprochen hat, und ist zu gewärtigen, daß, nachdem die volle Lampenzahl an geschloffen, auch die Gesammtleistung der Anlage den an sie gestellten Anforderungen entsprechen wird. Daher kann man mit der Ausführung derselben ganz zufrieden sein. Hoffentlich wird auch diese Einrichtung unserer Stadt zum Segen gereichen und zum Empor blühen und Gedeihen derselben beitragen. Zu wünschen ist aber auch, daß unsere Bürger noch allgemeineren Gebrauch von der elektrischen Anlage machen, wird doch dadurch zugleich die finanzielle Seite für beide Theile, Unternehmer und Abnehmer, günstiger gestaltet. — In der Versammlung deS TewerbevereinS am Dienstag wurde beschlossen, zu einem noch heraus- zugebenven Adreßbuch die nöthigen Angaben über den hiesigen Verein einzusenden und dann nach Fertigstel lung dieses Buches ein solches für den Preis von 80 Pfg. zu erwerben. Nach längerer Aussprache beschloß man ferner auf Anregung durch den Innungs-Aus schuß, denselben bei Prämiirung von Lehrlingsarbeiten (Gesellenstücken) zu unterstützen und bewilligte dazu fürs I. Jahr einen bis zur Höhe von 20 Mark zu verwendenden Beitrag. Für den Besuch der Gewerbe ausstellung in Berlin in diesem Sommer wurde die Gründung einer Reisesparkaffe angeregt, sowie der Vor sitzende, Herr Stadtralh Heinrich, auch bekannt gab, daß bei ihm Eintrittskarten für die permanente Ge werbeausstellung in Leipzig zu haben seien. Zum Schluß erläuterte Herr Stadtrath Mende an 2 Exemplaren den Bau und Gang eines Elektrizitätszählers und das Abzählen der Maße. — Der mit einer zahlreichen Familie gesegnete Schlaffer Moritz Teichert verunglückte bei seiner Arbeit in der Maschinenfabrik dadurch, daß ihm beim Abhacken eines glühenden Stück Eisens dasselbe ans Auge sprang und letzteres schwer verletzte. Vor Schmerz brach der Bedauernswerthe sofort ohnmächtig zusammen. Ma» brachte ihn alsbald nach Dresden, befürchtet aber, daß das Auge schon verloren sein wird. — Vom 1. Februar bis 21. Juli sind dec hiesigen Beschälstation die vier Hengste Zelot, Raban, Nelson und Attila zugetheilt worden. — In Bezug auf den am 30. v. M. in Löwen hain stattgesundenen Brand geht der Redaktion dieses Blattes die weitere Mittheilung zu, daß die Kinder der Besitzerin des Hauses, Wittwe Hauswald, den an gestellten Erörterungen zufolge jedenfalls nicht am Brande schuld sind, vielmehr anzunehmen ist, daß das Feuer durch Entzündung einer hölzernen Tonne, welche zur Aufbewahrung von Ofenruß und Asche ge dient und im Scheunenraume gestanden hat, verursacht worden ist. Die Kinder haben sich vor Ausbruch deS Brandes gemeinsam in der Stube aufgehalten und ist für dieselben der Zutritt zu dem verwahrten, mit einem schwer schließenden Schlöffe versehenen Scheunen raume kaum möglich gewesen. — Dienstag Nachmittag rückte die Landspritzen - abtheilung der hiesigen freiwilligen Feuerwehr infolge blinden FeuerlärmS nach Reichstädt zu aus. Obercarsdorf, 3. Februar. Im engen Familien kreise feierte heute das Bahnmeister a. D. Stechersche Ehepaar Hierselbst bei voller geistiger und körperlicher Frische das seltene Fest der goldenen Hochzeit. Aus Anlaß dieser Feier ist dem allgemein beliebten Jubel paare durch die Gnade Seiner Majestät des Königs Albert eine Ehrenbibel mit Widmung und Allerhöchst eigenhändiger Unterschrift verliehen worden, welche heute im Laufe des Vormittags durch den Kgl. AmtS- hauptmann, Herrn vr. Uhlemann in feierlicher Weife ausgehändigt wurde. Schmiedeberg. Bei der kgl. Hosjagd am ver gangenen .Sonnabend wurden inSgesammt II Stück Hochwild zur Strecke gebracht. Dresden. Die Zweite Kammer erledigte in ihrer Sitzung am 3. Februar die Kapitel 88—93 des Abschnittes II deS Kultusetats, Kultusministerium, Landeskonsistorium, katholische Behörden, Universität Leipzig, Polytechnikum und evangelische Kirchen be treffend. Die Finanzdeputation schlug die Be willigung sämmllicher Kapitel nach der Vorlage vor und ersuchte die Regierung um thunlichste Beschränk ung der Forderungen namentlich bei den Kapiteln Universität und Polytechnikum. Abg. Schmole be klagte die Besetzung einer wendischen Pfarrstelle mit einem der wendische» Sprache unkundigen Geistlichen. Staatsminister v. Seydewitz erklärte, daß dies« An gelegenheit nicht zur Zuständigkeit des Kultusmini steriums gehört habe. Abg. Opitz erneuerte seine Wünsche nach einer Abänderung des juristischen Studiums und regte die Frage der Zulassung der Frauen zum akademischen Studium an. Abg. vr. Miuckwitz sprach sich gegen die Zulassung der Frauen, besonders zum ärztlichen Studium auS; Abg. Gold stein empfahl diese Zulassung. Gegen den Sparsam- kettsantrag der Deputation wendete sich Abg. vr. Schill, vertheidigt wurde dieser Antrag von den Abg. Uhlemann-Görlitz, Georgi und Hähnel. Staatsminister v. Seydewitz sicherte zu, daß der Pflege unserer Mutter sprache immer die größte Sorgfalt gewidmet werden würde, daß Erörterungen wegen Abänderung des juristischen Studiums, insbesondere wegen Einführung einer Zwischenprüfung, angestellt aber noch nicht ab geschlossen seien, und erklärte schließlich, daß man kein zwingendes Bsdürfniß habe, zur Zeit die Zu lassung der Frauen zum akademischen Studium zu be schließen, er auch prinzipiell dieser Zulassung nicht sympathisch gegenüberstehe. Abg. Opitz dankte dem Hrn. Minister für seine Erklärungen, Abg. Goldstein verwendete sich nochmals für die Zulassung der Frauen zum akademischen Studium. — Beim Kapitel Polytechnikum bat Abg. Seim darum, daß da- Ab- solutorienzeugniß der Chemnitzer Gewerbeschule dem MaturitätSzeugniß bei Ablegung des technischen Staats examens gleichgestellt werden möge. Staatsminister v. Seydewitz glaubte, daß sich das Finanzministerium mit dieser Frage beschäftigen werde. Sämmlliche Kapitel wurden bewilligt; der Sparsamkeitsantrag der Depu tation wurde angenommen. — Die Zweite Kammer nahm in der Sitzung am 4. Februar zunächst den mit dem königl. Dekret Nr. 6 vorgelegten Gesetzentwurf, Abänderung des Ge setzes über Gewährung von Entschädigung für an Milzbrand gefallene Rinder betreffend, an. Sodann bewilligte die Kammer den Titel 33 des außerordent lichen Etats, 561000 Mk. für die theilweise Ver-