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Wchmtz-Ikitms Die Zeitung" «rscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners- tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 26 Pfg., zweinwnatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 1V Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- Jnserate, welch« bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend Amtsblatt für die Königliche AmLshauptmannschafi, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Alppoldiswalde. Nr. 62. Jahrgang. Donnerstag, den 23. Januar 1896. Verantwortlicher Redacteur: Paul Ithne m Dippoldiswalde. Mouatsbeilaa« Mit achtseitigem .Hllustrirten Unterhaltung»«»«". Mit land- «nd ha« » -Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Auch in diesem Jahre wird Der hiesige Militärverein und zwar am nächsten Sonntag als Vorfeier eine Abendunterhaltung zum Geburtstag des Kaiser«, veranstalten. Die Ver anstaltungen des Vereins, die stets von wohlthuendem patriotischen Geiste durchweht sind, erfreuen sich immer eines zahlreichen Besuches. — Am Tage seines silbernen Ehejubiläums, welches Herr Raths- und AmtSschornsteinsegermeister Ebert vor Kurzem feierte, wurden demselben als Hauptmann der hiesigen Privileg. Schützengilde von seiner Kompagn'e Beweise der Achtung und Liebe mehrfach dargebracht. Nachdem die Kompagnie mit Gewehr vor seinem Grundstück aufmarschirt war, beglückwünschte der Vor steher Herr Oberlehrer 6. Hellriegel den Jubilar in einer Ansprache und erfreute ihn am Schluffs durch lleberreichung eines werlhvollen Geschenkes, welches Die Schützenbrüder gestiftet hatten. — Beim Wegräumen von Schnee von dem Glas- Dache der Arbeitsstube brach der jüngste Sohn des Herrn Malers Götting, bei dem er als Gehilfe ar beitet, durch, und zog sich eine starke Verstauchung der Wirbelsäule zu. Reinholdshain. Heute Dienstag, Morgens 8 Uhr, ist der hies. Hausbesitzer und Handarbeiter Karl Gottl. Andreas im Alter von 69 Jahren, bei bester Gesund heit von seiner Behausung weggegangen (um an der Straße zwischen Oberhäslich und Teichmühle Steine HU schlagen) und mitten auf der Straße innerhalb des Dorfes Reinholdshain todt zusammengcsunken. Der zugezogene Arzt stellte Schlaganfall fest. Glashütte. Die königl. Staatsregierung hat der deutschen Uhrmacher schule für das laufende Schul jahr 1895/96 einen Zuschuß von 7000 Mk. aus Staatsmitteln bewilligt. — Der Festkommers des königl. sächs. Militär verein« am 18. Jan. zur 25jähr. Feier der Wieder aufrichtung des deutschen Reiches verlies in hoch patriotischer Stimmung. Die Festrede hielt Kamerad Lehrer Hansch in bekannter vorzüglicher Weise, in kurzen Umriffen die Jahrhunderte alten Bestrebungen «schildernd, das Reich zu einigen. Mit einem Hoch auf Kaiser und Reich klang die Rede auS. Den Toast auf König und Vaterland hatte der stellv. Bezirks vorsteher, Kam. G. Lindig übernommen, welcher auch die Verordnung Sr. Majestät bezüglich der gewährten Amnestie verlas. Herr Fabrikant Rhode brachte dem Baumeister des Reichs, dem Fürsten Bismarck, und Herr Schuldirektor Roth dem deutschen Heere ein Hoch. Den Toasten wurde jubelnd zugestimmt und allgemein patriotische Lieder darnach gesungen. Wech selnd mit diesen Toasten brachte sowohl der Eängerchor im Militärverein als auch der Männergesangverein einige paffende Lieder zu Gehör, auch der Zitherklub «Erato" betheiligte sich durch einige Vorträge, während Der Turnverein einige Gruppenstellungen, turnerische Hebungen vorsührte und durch eine komische turnerische Aigur besonders die LachmuSkeln zu erregen wußte. Zu erwähnen ist noch die stimmungsvolle Rede des Kam. Kadner (gen. Belsortkadner), die ebenfalls mit einem Hoch auf Ee. Maj. König Albert endete. Die hochpatriotische Feier, um die sich der Militärverein , so verdient gemacht hat, fand erst >/»12 Uhr ihren offiziellen Schluß. Dresden. In ihrer Sitzung am 21. Januar nahm die Zweite Kammer zunächst die ihr mit königl. Dekret Nr. 12 vorgelegten Gesetzentwürfe, die Ergänzung und Abänderung des Gesetzes über die Zusammenlegung der Grundstücke vom 23. Juli 1861 und die Ergänzung des Gesetzes vom 9. April 1888, die Ausbringung der Kosten bet Zusammenlegung der Grundstücke betreffend, mit den von der Gesetzgebungs- cdeputatton und den in der Sitzung vom Abg. vr. Schill vorgeschlagenen redaktionellen Abänderungen an. Abg. Kockel empfahl für ärmere Gegenden die Kosten- lofigkeit der Zusammenlegungen. — Darauf berieth die Kammer die Petition des Hausbesitzerverems zu Olbersdorf um Einführung der Oeffentlichkeit der Ge meinderathssitzungen. Für die O.ffentlichkett dieser Sitzungen traten die Abgg. Seifert, Stolle-Gesau und Hofmann ein, kür den jetzt bestehenden Zustand sprachen sich die Abgg. Hähnel, Uhlemann-Görlitz, May, vr. Minckwitz und Volke aus. StaatSnnnister v. Metzsch erklärte, daß er nicht bereit sei, die Oeffent- lichkeit in den Gemeinderathssitzungen obligatorisch zu machen, daß vielmehr den Gemeinden die ihnen jetzt zustehende Autonomie gewahrt bleiben solle. Gegen den Vorwurf des Abg. Geyer, das Ministerium des Innern befolge eine Politik des Lavierens, verwahrte sich der Minister wiederholt. Vizepräsident Gcorgi bezeichnete den Angriff Geyers als in Widerspruch stehend mit den sonstigen Behauptungen der Sozial demokratie über die vom Ministerium deS Innern be folgte Politik. Schließlich ließ die Kammer die zur Berathung stehende Petition auf sich beruhen. — Das württembergische Königspaar wird dem Dresdner Hofe am 28. Januar einen Besuch abstatten. — Bei der Beschwerde- und Petitionsdeputation der Zweiten Kammer ist eine Petition um Erhöhung des staatlichen Lohnbeilragssatzes für das SchneeauS- werfen auf den fiskalischen Straßen betr., von den Gemeinden der amtshauptmannschastlichen Bezirke Freiberg und Dippoldiswalde abgegeben worden. — Den Ständen ist ein königl. Dekret über die Umgestaltung der Dresdner Bahnhöfe zugegangen, über das noch näher zu berichten sein wird. Darnach dürfte der Altstädter Bahnhof mit Ende 1898 in Be trieb genommen werden können. Die Gesammtkosten für alle mit der Umgestaltung der Dresdner Bahn höfe zusammenhängenden Bauten und Arealerwerbungen sind auf 58089000 Mk. veranschlagt. — Nachdem vor einiger Zeit das Weberinnungs haus als solches zu bestehen aufgehört Hal, hat sich noch im Jahre 1895 auch die Weberinnung aufgelöst. 1895 zählte die Innung hier nur 3 Mitglieder; unter Vater August war sie die stärkste Innung Dresdens und zählte allein 97 Leinweber, 12 Tuchmacher- und 5 Tuchscheermeistcr außerdem; aber es gab nur 27 Bäcker, 26 Schlaffer, 20 Maurer, 80 Schmiede, 48 Schuhmacher, 66 Fleischer, 36 Tischler, 30 Büttner jetzt Böttcher) rc. Noch im Jahre 1634 und trotz aller damaligen Nöthen des 30jährigen Krieges steht die Leinweberinnung mit 48 Mitgliedern als stärkste voran. Einwandernde Friesen hatten das Tuchmacher gewerbe neu belebt. 1610 produzirte Dresden noch 213 Stück Tuch und 6564 Stück Leinwand; die Tuch rahmen standen zumeist am Graben zwischen See- und Wilschem Thore. Der Flachsbau im ganzen vorderen Erzgebirge stand in Blüthe und auf der Frauenstein— Börlas—Somsdorser Butterstraße verschickte man auch den Lein. Nerchau. In der Nacht zum vergangenen Freitag sind Diebe in die Wohnung der verw. Müller durch ein Fenster im ersten Stock eingestiegen und haben dort nach Geld gesucht. Dabei ist ihnen aber nur ein kleiner Betrag in die Hände gefallen, während eine größere Summe in der Nähe verborgen lag. Wahrscheinlich sind die Buben in ihrem unsauberen Handwerk gestört worden, wenigstens läßt ein zurück gelassener Pantoffel darauf schließen. Die hochbejahrte Bestohlene hörte wohl von dem Nebenzimmer aus das entstandene Geräusch, hatte aber nicht den Muth Lärm zu schlagen. .., Bischofswerda. Ein hiesiger Einwohner fand in diesen Tagen unter den Kohlen, die er eben im Be griff war, in den Ofen zu legen, eine Dynamit- patrone. Die Patrone ist aller Wahrscheinlichkeit nach mit den Kohlen aus dem Werk gekommen. Burgstädt. Um die durch den Konkurs des hies. Kreditoereins über weite Kreise hereingebrochene schwere Schädigung deS gewerblichen und wirthschaftlichen Lebens sowohl im Interesse der Mitglieder, als auch ber Gläubiger dieses Vereins nach Möglichkeit mildern zu Helsen, hatte sich hier im Juni 1892 unter der Firma „Schutzoerein zu Burgstädt, eingetragene Genossenschaft mit beschränkter Haftpflicht", eine Ge nossenschaft gebildet. Dank diesem einmüthigen Zu sammengehen hiesiger wackerer Männer und Lank ebenso einer tüchtigen und umsichtigen Konkursverwal tung hat sich schließlich der für den Augenblick geradezu trostlose Stand der Dinge zu einem wider Erwarten günstigen gestaltet und konnte bereits im vorigen Jahre in dem Ende 1891 über das Vermögen deS Kreditvereins eröffneten Konkursverfahren die Schluß- vertheilung vorgenommen werden. Die bei Letzterer zu berücksichtigenden Forderungen betrugen 621878,07 Mark, während die zur Vertheilung verfügbare Masse sich auf 62187,81 Mk. bezifferte, sodaß 10 Proz. zur Vertheilüng gelangten. Gleichzeitig wurde damals seitens deS Konkursverwalters bemerkt, daß restliche 40 Proz. nach Absetzung des Nachschubverfahrens zur Auszahlung gelangen würden. Der in so erfolgreicher Weise für die Interessen Burgstädts eingetretene Schutz verein wird am 22. Januar eine Generalversammlung abhalten, für welche folgende Tagesordnung aufgestellt ist: 1. Geschäftsbericht, 2. Verwendung der erzielten Ersparnisse, 3. Kaufsangebot, den Restbestand der Kceditoereinskonkursmaffe betreffend, 4. Liquidation. Der Schutzverein hat also seine sich gestellte, unter den obwattenden Verhältnissen überaus schwierige Auf-, gäbe in bester Weise gelöst und kann an seine Liqui dation denken, nachdem die hiesigen Geschästsverhält- niffe sich auch von dem erlittenen schweren Schlag er holt und wieder gefestigt haben. Lommatzsch. In der Nacht zum Sonntag er eignete sich in der Mühle zu Eulitz ein schwerer Un fall. Der 13jährige Sohn des Mühlenbesitzer Roß berg wurde von einer Transmission erfaßt und mehr mals rundum und an die Decke geschleudert, so daß ihm ein Oberarm, ein Oberschenkel und ein Fuß ge brochen und außerdem schwere innere Verletzungen bei gebracht wurden. Der Tod erlöste nach wenigen Stunden den unglücklichen Knaben von seinem Leiden. Zwenkau. Ein Akt großer Rohheit spielte sich Mitte voriger Woche in Kotzschbar ab. Der neun jährige Knabe Ernst R. war beim sogenannten Schusseln mit mehreren anderen Kameraden aus geringfügigem Anlaß in Streit gerathen, der schließlich zu Tätlich keiten ausartete. Hierbei wurde nun der erwähnte R. von zwei circa zwölfjährigen Burschen mit den Schlittschuhen derart geschlagen, daß das Kind in ärztliche Behandlung gegeben werden mußte. Da sich sein Zustand aber verschlimmerte, wurde es nach Leipzig in eine Privatklinik übergeführt. Am Donnerstag ist nun der Knabe an seinen erhaltenen Verletzungen erlegen. AuS dem oberen Vogtlande. Wie stark der Viehhandel an der sächsisch-böhmisch-bayerischen Grenze ist, wie viel Zucht- und Nutzvieh speziell au« dem reichen Egerer und Ascher Bezirk nach Sachsen bezogen wird, geht u. A. aus dem Verkehr am Neben zollamt Ebmath — an der Asch-Oelsnitzer Straße ge legen — hervor, welches auf Ansuchen der diesseitigen umliegenden landwirthschaftlichen Vereine im Jahre 1892 wieder als sogenannte „Vieheinbruchstation" er öffnet wurde. Es wurden während des Jahres 1895 nicht weniger als 75 Kühe, 6 Ochsen, 46 Jungvieh, stiere und Zuchtbullen, 37 Kalben und 7 Saugkälber über das genannte Zollamt eingeführt. Seit 3'/, Jahren sind über Ebmath 257 Kühe, 16 Zugochsen, 138 Jungviehstiere, 4 Zuchtbulle«, 79 Kalben und 18 Saugkälber, also im Ganzen 512 Rinder nach Sachsen eingekührt worden. Außerdem wird auch noch manches Stück Vieh über die Grenze geschmuggelt. AuS dem Vogtlande. Sowohl in Bergen, als auch in Trieb wurden in den letzten Tagen Stick-