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Plauen i. B. Dieser Tage wurde vom Sturm« wind ein Einwohner von Rothenacker in einen Stein bruch geworfen. Infolge des Sturze» brach eine Lehmwand und begrub den Mann, der infolge der erlittenen Verletzungen nach Zeit von einer Stunde, verstarb. Der Verunglückte heißt LeheiS und ist Vater von fünf Kindern. Löbau. Der Ort Rosenhain, welcher nach Bischdors eingepfarrt ist, sollte kürzlich einen Vertreter in den Kirchenvorstand wählen. Da aber kein Wähler av der Wahlurne erschien, konnte natürlich auch kein Vertreter ernannt werden, und so bleibt dies Jahr Rosenhain in kirchlicher Beziehung unvertreten. (Fortsetzung der Sächsischen in der 3. Beilage.) Hagesgeschichte. Berlin. Die wirthschaftliche Vereinigung de- Reichstags beschloß, noch vor der Vertagung des Reichstags eine Interpellation einzubrtngen dahin gehend, inwieweit die Regierung ihre Zusage, den den gemischten Transitlägern und Mühlenlägern gewährten Zollkredit einzuschränken, erfüllt hat. — Ein dem Reichstag zugegangener Antrag Kro- patschek und JaeobSkötter ersucht den Reichskanzler, alsbald dem Reichstage Gesetze vorzulegen, wodurch die Erlaubniß deS selbständigen Handwerksbetriebes unter der vollständigen Zusammenlegung verwandter Gewerbe von dem Befähigungsnachweise abhändig ge macht werde und daß die Wanderlager und Wander auktionen ganz verboten werden. — Wie die Zwetmilliarden-Schuld des Reiches entstanden ist, ergiebt sich übersichtlich auS einer dem Reichstag jetzt mitgetheilten Denkschrift. Danach sind seit 1875 Anleihe-Kredite der Regierung realistrt worden: für das Reichsheer im Betrage von rund 1298 Millionen Mart, für die Marine im Betrage von 276 Millionen Mark, für die ReichS- Eisenbohnen im Elsaß von 89 Millionen Mark. Dazu kommen noch Anleihe-Krebste für den Bau deS Nord- Ostsee-KanalS von 96 Millionen Mark, für den Zoll anschluß von Hamburg und Bremen von 52 Millionen Mark, für die Reform des Münzwesen von 46 Millionen Mark, für Post und Telegraphie von 75 Millionen Mark und für andere Zwecke der Civiloerwaltung von IS Millionen Mark. — Zur Frage der Neubesetzung deS türkischen BotschasterpostenS in Berlin verlautet aus diploma tischen Kreisen, daß Zia Pascha, der türkische Bot schafter in Paris, sicherer Annahme nach als Botschafter nach Berlin geht. Zia Pascha kennt bereits Berlin, wo er früher als Sekretär der türkischen Botschaft an gehörte. — Der Staatssekretär deS Reichspostamls, vr. v. Stephan, der württembergische Ministerpräsident vr. v. Mittnacht und der hanseatische Gesandte vr. Krüger find diejenigen Bevollmächtigten zum Bun- deSrath, die dieser Körperschaft ununterbrochen seit einem Vierteljahrhundert angehören. Die Gesammt- heit des BundeSrathS plant nun für diese Herren eine besondere Ehrung, die in einer feierlichen Be grüßung und einem sich daran anschließenden Festmahl bestehen soll. — Nach den amtlichen Nachweisen für daS Ersatz jahr 1894/95 hatten von den 256142 Rekruten, welche im Deutschen Reiche in die Armee und Marine eingestellt wurden, 254301 Schulbildung in deut scher Sprache, 1279 Schulbildung nur in fremder Sprache und 562 (0,22 vom Hundert) waren ohne Schulbildung, d. h. konnten in keiner Sprache genügend lesen oder ihren Vor- und Familiennamen leserlich schreiben. In Prozenten der Gesammtzahl aller Ein gestellten betrug die Zahl derjenigen, welche weder lesen noch ihren Namen schreiben konnten, im Ersatz jahre 1884/85 1,21, 1885/86 1,08, 1886/87 0,72, 1887/88 0,71, 1888/89 0,60, 1889/90 0.51, 1889/90 0,51, 1890/91 0,54, 1891/92 0,45, 1892/93 0,38, 1893/94 0,24, 1894/95 0,22. Effeu a. d. Ruhr. Ein in der Dahlhausener Zeche „Tiefbau" entstandene- Feuer ergriff alle Ge bäude und auch den Schacht. 50 Bergleute konnten nur mit Mühe gerettet werden. Düren (Rheinland). Ein junges Mädchen begoß im religiösen Wahnsinn ihre Kleider mit Petroleum, zündete sie an und starb qualvoll. Diekhaus bei Dinklage. Hier wurde bei dem starken Sturme am 6. d. M. um 3 Uhr Nachmittags plötzlich die LängSwand der neuerbauten und vor zwei Monaten fertiggestellten Tischlerei von B. HolthauS eingedrückt und im folgenden Moment stürzte daS ganze Gebäude zusammen. Von den in dem Hause beschäftigten Personen waren sofort drei Mann todt. Sieben Personen wurden zum Theil schwer verletzt, mehrere trugen Arm- und Beinbrüche davon und mußten sämmtltch in- Krankenhaus gebracht werden. Die übrigen Personen hatten zum größten Theil gleich beim Krachen deS Gebäudes unter den im Bau be findlichen Maschinen Schutz gesucht und kamen mit dem Schrecken und einigen kleinen Verletzungen davon. — 1000 — Elsaß-Lothringen. DieZahlder dieUniversität Straßburg besuchenden Studenten ist in stetiger Zu nahme begriffen. Sie beträgt im laufenden Winter semester 1004 gegen 212 im Jahre 1872, 742 im Jahre 1879 und 828 im Jahre 1882. Sus Elsaß- Lothringen stammende Studenten find zur Zeit 564 vorhanden gegen 441 im Wintersemester 1893/94. Eine auffallende Erscheinung ist eS, daß Unterelsaß 428, Lothringen aber nur 75 und Oberelsaß gar nur 61 Studenten stellt. E« erklärt sich dies zum Theil daraus, daß die katholische Bevölkerung — Oberelsaß und Lothringen sind fast ausschließlich katholisch — von jeher geringe Neigung zu den eine wissenschaftliche Bildung verlangenden BerufSarten zeigte. Dazu kommt noch, daß die klerikale Presse bet jeder Ge legenheit über die konfessionslosen höheren Schulen und ganz besonders auch über die LandeSunioersität hersällt und dadurch die von ihnen beeinflußten Kreise vom Besuche fern hält. Sonderbarer Weise ist eS dieselbe Presse, die sich immer und immer wieder darüber beschwert, daß der junge Beamtennachwuchs vorherrschend protestantisch sei. Oesterreich. Die „Wiener Zeitung" veröffentlicht die Enthebung des österreichisch-ungarischen Gesandten in Dresden Grasen Chotek von seinem Posten unter gleichzeitiger Versetzung in den bleibenden Ruhestand und unter Ausdrücken der Allerhöchsten Anerkennung für vieljährige, eifrige und pflichtgetreue Dienstleistungen. DaS Blatt veröffentlicht gleichzeitig die Ernennung deS Legationsrathes Grafen Heinrich Lützow zum Ge sandten in Dresden. Italien. Kardinal Melcher-, während der Zeit deS Kulturkampfes in Deutschland als Erzbischof von Köln ein Vertheidiger des Vatikans, ist an einer Lungenentzündung erkrankt. Es soll wenig ^Hoffnung auf Genesung vorhanden sein. Italien. Die Unentschlossenheit, welche die Italiener bei Ausnützung ihres Sieges über den Abyssinier- häuptling RaS Mangascha bewiesen, hat sich jetzt an ihnen gerächt. Die von Major Teselli befehligte Vor hut des italienischen Expeditionsheeres in Afrika ist von einer starken schoanischen Uebermacht bei Ambalagi überfallen und gesprengt worden — diese Thatsache steht zweifellos fest. Major Teselli selber soll gefallen sei, ganz genau ist jedoch der italienische Verlust bei Ambalagi noch nicht bekannt. ES heißt, die italienische Besatzung in Adua sei infolge dieser Niederlage auf die Hauptmacht unter General Baratieri in Adigrat zurückgegangen. Das italienische Kriegsministerium verfügte die Entsendung von sieben Bataillonen und eine Batterie nach Afrika. General Baratieri verfügt im Ganzen über ca. 10000 Mann, das Heer des Königs Menelik von Schoa soll 40000 Mann stark sein, eine entscheidende Schlacht steht bevor. Schweiz. Den Plan zu einer neuen Heeres - organisation, wie sie auch nach der jüngst erfolgten Ablehnung der Militärartikel möglich wäre, um unsere Miliz weitgehenden Anforderungen gewachsen zu machen, erörterte kürzlich der Oberst im Generalstad, Weber, vor der kantonalen Zürichischen Offiziersgesellschaft. Weber findet in militärischen Kreisen großen Anklang. ES würde danach der militärische Vorunterricht für obligatorisch erklärt und bereit- mit dem zehnten Lebensjahre begonnen werden; bis zum 16. Jahre würde geturnt, auch mit der Armbrust geschaffen; dann begänne der Schiebunterricht unter Bundeskontrolle, wobei als Leiter Lehrer, eventuell Offiziere zu wirken hätten. Der älteste Jahrgang des Vorunterrichts ließe sich unter Umständen bereits in Kurse der Waffen gattungen eintheilen, wodurch eine Art Vorstufe der Rekrutenschule gebildet würde. In Folge der früh be ginnenden militärischen Vorbildung wäre eine Ver längerung des RekrulendiensteS nicht erforderlich. Für die sechs jüngeren Jahrgänge würden jährliche Wieder holungskurse eingerichtet, die sechs weiteren Jahr gänge hätten alle zwei Jahre wieder einzurücken. Hin sichtlich der JnstruktionSoffiziere wurde als Erforderniß aufgestellt, daß sie die zu einer Kriegsakademie aus gebildete militärisch-wissenschaftliche Abtheilung deS Polytechnikums in Zürich zu besuchen hätten. Frankreich. In der französischen Republik geht e» anscheinend gar nicht mehr ohne irgend ein Scan - dälchen. Monarchistische und sozialistische Pariser Blätter brachten dieser Tage Andeutungen über ein Herrn Faure angeblich bedenklich belastendes Geheim- niß in seiner Familie, woraus sich schon eine förm liche Klatschgeschichte zu entwickeln begann. Offenbar handelt es sich um einen berechneten persönlichen An griff auf den Präsidenten der Republik, welchem aber Herr Faure jetzt geschickt begegnet ist. Er hat im „Figaro" eine Darstellung seines „Familiengeheimnisses" veröffentlichen lassen, dessen Kernpunkt darin besteht, daß seine Gemahlin der Sprößltng einer geschiedenen Ehe ist, und daß Herr Faure dies wußte, als er daS damalige Fräulein Guinot heirathete — das ist das ganze „Geheimniß"! Daß Herrn Faure diese Ver öffentlichung in der öffentlichen Meinung Frankreichs nicht- geschadet hat, beweist da- fast einstimmige Ber- dammungSurtheil von Blättern aller Parteien über diese gegen da- Staatsoberhaupt versuchte Kabale. — Die Stadt Parts hat eine Fachmännerkom- Mission nach Genf entsendet um die Frage der Ab leitung des Wassers de» Genfer Sees nach Pari sis Trinkwaffer) zu studiren. Frankreichs Die neuesten amtlichen Angaben über die Bevölkerung Englands und Frankreichs be leuchten die bekannte Thatsache des Stillstandes der französischen Bevölkerung in sehr bemerkenSwerther Weise. DaS Verhältniß der Bevölkerungsziffer beider Staaten war 1801 noch dasjenige von 2 : 1, wobei Frankreich die Ziffer 2 darstelll. Damals hatte die französische Republik etwa 29 Millionen Einwohner, England kaum 15 Millionen. 1891 war England auf 37797013 Seelen angewachsen wobei eS von Frankreich nur noch um eine halbe Million überholt wurde. Die neueste Ziffer hat daS Verhältniß völlig verändert. England zählt nunmehr 39134166 Ein wohner, Frankreich deren 38'/, Millionen. — Das französische Kultusbudget ist, wie klerikale Blätter darthun, seit 1878, d. i. seit dem Rücktritte des Marschalls Mac Mahon von der Präsidentschaft der Republik, um 8 Millionen zurück gegangen. ES erreichte 1878 53643995 Frank, während eS für 1896 kaum 45 Millionen beträgt. Die Hauptetnschränkunz war die der Gehälter der Geistlichen aller Rangstufen, im ganzen 2742494 Fk. tleberdies ist der Kredit für die Ausstattung der erz bischöflichen und bischöfl chen Paläste von 210 700 aus 31000 und derjenige für den baulichen Unterhalt der Diöcesangebäude von 900000 auf 600000 Frank, der für die Kathedralen von einer Million auf 355000 Fk. herabgesunken. Für die Reparaturen der Kirchen und Pfarrhäuser bewilligt der Staat heute nur noch 1800000 Frank statt 3150000 Frank. Ganz abge schafft sind die Kredite für das Domkapitel von Saint- Denis und der Kirche Sainte-Genöoiäoe (Pantheon) in Paris, die Stipendien für die Priekerseminarien, die Unterstützung verschiedener geistlicher Anstalten und für die Chöre und Musikkapellen mehrerer Kirchen, zusammen 1737500 Frank. England. ,Maäo in Oorwan^!" lautet da» Schreckenswort, daS jetzt den unartigen Kind rn im Lande der weisen Großmutter immer als Popan z vor gehalten wird. Ursprünglich zur Stigmatistrung der in Deutschland hergestellten Fabrikate erfunden und gesetzlich eingeführt, ist das als Abwehr gegen die deutsche Konkurrenz gedachte Mittel längst zu deren bester Förderung ausgeschlagen, und John Bull isl außer sich über die Wunde, die er in unwissendem Hochmuth sich selbst geschlagen hat. Chamberlain muß, um die unruhig gewordene Industrie Großbritanniens zu besänftigen, Erhebungen über die Verdrängung ihrer Erzeugnisse durch solche anderer Länder in den Colonien veranstalten, und Mr. „Punch", der mit Unruhe den endlosen Ausstand der Schiffsbauer in Belfast und am Clyde betrachtet, läßt auf einem seiner großen CartonS die zürnende Bcitannia zum Prinzipal- Schiffsbauer sagen: „Nun Sir, Sie wenigstens sollten eS besser wissen: soll ich die Wogen beherrschen mit einer Flotte, maäo in Osrwan^?" Rußland. Der Zar hat die vom Statthalter Grafen Schuwaloff gemachten Reformvorschläge für Polen genehmigt. Zunächst soll aber Schuwaloff dem Zaren noch eine Denkschrift unterbreiten, in welcher die geplanten Reformen klar dargestellt werden. Bulgarien. Nach einer Meldung aus Sofia ist die an die Taufe des Prinzen Cyrill hier und da geknüpfte Version, daß Fürst Ferdinand mit Bezug aus die Taufe deS Thronfolgers Prinzen Boris nach griechischem Ritus anderen Sinnes geworden sei unk in dieser Angelegenheit Zeit zu gewinnen suche, durch eine Aeußerung von maßgebender Seite widerlegt worden. Der Ministerpräsident vr. Stoilow hat nämlich im Klub der Naiionalpartei die Erklärung abgegeben, der Fürst habe ihm gegenüber kürzlich von neuem betont, daß er bezüglich der Vornahme der Taufe des Thronfolgers an dem Datum des 18. Jan. (a. St.) festhalte. Türkei. Der Ferman des Sultans, welcher die zweiten StationSschtffe der Mächte genehmigt, ist end lich unterzeichnet, wie der Minister deS Auswärtigen Jewfik Pascha die Botschaster wissen ließ. Auch die Angelegenheit de» früherer TroßvezierS Said Pascha weist eine beruhigendere Wendung auf, da Said an der englischen Botschaft wieder in seine Wohnung zurückgekehrt ist. Egypten. Wie man au» Kairo berichtet, erhielten verschiedene angesehene Mitglieder der sehr zahlreichen armenischen Colonte Egyptens kürzlich aus Konstanti nopel, angeblich von einem armenischen Comttee, Briefe, in welchen sie unter Androhung der Todes strafe aufgefordert werden, bestimmte Geldsummen den Emiffatren diese» Komitee», welche in Kurzem nach Egypten kommen würden, auszufolgen. Die hiervor»