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Mcherih -Mng Nr. 141. 61. Jahrgang. Dienstag, den 3. Dezember 1895. Verantwortlicher Redacteur: Pälli Ichnt in Dippoldiswalde. Mit achtsettigem ^llustrirten Nuterhattrmgttlatt". Mit land« und hauSwirthschaftlicher Mvnalsbeilage. Inserate, welche bet der bedeutenden Auflage drS Blattes eine sehr wirk same Verbreitung^ finden, «erden mitlOPfa. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag.—Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg- Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschafi, das Königliche Amtsgericht und den Ktadtrath zu Mxpoldiswalde, Die „Wet-erttzSettm,-" «-scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 2S Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- ltaltim, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. -Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Am Sonnabend verabschiedete Herr Schuldirektor Nasche vor versammeltem Kollegium Frl. Hörnickel, die seit Ostern 1892 bis an diesen Tag als Nadelarbeitslehrerin an hiesiger Schule mit grobem Eifer, vielem Geschick und segensreichen Er folgen thätig war. Den Worten voller Anerkennung fügte Herr Schuldirektor Rasche im Namen des Kolle giums herzliche Glückwünsche für ihren künftigen Berus als Gattin bei. Wie in der Volksschule, so hat sich Frl. Hornickel auch durch ihre Lehrthätigkeit in der Fortbildungsschule für Mädchen und durch freundlichen Verkehr viele Freunde erworben. Ihre Nachfolgerin, Frl. Schäfer aus Sakka bei Königsbrück, tritt am Dienstag die Stellung an, und lassen die ihr vor angegangenen Empfehlungen ebenfalls eine ersprießliche Thätigkeit erhoffen. — Bei der hiesigen Sparkaffe wurden im Monate Novbr. 662 Einzahlungen im Betrage von 4S 853 Mk. 25 Pf. gemacht, dagegen erfolgten 205 Rückzahlungen im Betrage von 457S5 Mk. 20 Pf. — Heute Montag Abend findet eine Versammlung des Gewerbevereins mit Vortrag statt, zu der auch Frauen und Gäste Zutritt haben. — Am 29. vor. MtS. fanden in Kipsdorf seitep der Vertreter der Städte deS Bezirks Dippoldiswalde die Wahlen zurvezirksoersammlung stakt; e« wurden gewählt die Herren Bürgermeister Göhler in Frauenstein, Bürgermeister Müller in Geising und Stadtrath Behr in Altenberg. — Der in her WendischcarSdorfer Haide aus gefundene Selbstmörder ist der Prioatus F. aus Bannewitz. Derselbe ist von seinen Angehörigen seit II. Oktober d. I. vermißt worden. Sein Leichnam wurde am Sonnabend Vormittag von Letzteren re- kognoscirt und nach dem Friedhof zu Bannewitz über führt. Possrndorf. Am Sonntage, den l. Advent, wurden beim VocmittagSgottesdienste nach der Predigt die ge wählten Herren Kirchenvorsteher durch Herrn Pastor Nadler in feierlicher Weise in ihr Amt eingewiesen. Rehefeld-Zaunhau«. Um dem Wunsche Ihrer Majestät der Königin und einem dringenden Bedürf nisse gerecht zu werden, soll in nächstjähriger Bau periode eine Erweiterung an hiesigem Jagdhause ge plant sein. Man gedenkt an der südöstlichen Giebel seite einen thurmähnlichen Erker mit separatem Auf gange und Badezimmern anzudringen, deren Wasserbedarf au« Abtheilung 49 mittels Zuleitung gedeckt werden soll. — Brrmuthlich leistet dieser Bau Gewähr dafür, daß sich unser Ort nebst Jagdhaus auch in kommen den Jahren allerhöchster Gunst zu erfreuen haben wird. Dresden. Beide Kammern traten am 29. Nov. zu Sitzungen zusammen. Die Erste Kammer voll- zoll nach Erledigung des Registrandenvortrag» die Wahlen für den ständischen Ausschuß für das Plenum der Brandversicherungskammer. Die Kammer hatte hierzu zwei Mitglieder und zwei Stellvertreter zu wählen. Zu Mitgliedern wurden gewählt die Herren v. A,rützschler und Bürgermeister Thiele, zu Stell vertretern die Herren vr. v. Wächter und Kammer herr v. Schönberg. — Die Sitzung der Zweiten Kammer war sehr kurz, sie ließ ohne Debatte die Petition de« Karuffellbesttzer« Neubert in Elterlein «nd des Privatmann« Steinbach in Grimma auf sich beruhen. — Bei der Beschwerde- und Petitions-Deputation der Zweiten Kammer sind au« der AmlShauptmann- schasl Dippoldiswalde folgende Petitionen eingegangen: vom Verein der Weißeritzwaffer-Jnteressenten eine Pe tition um Errichtung einer Zwangsgenossenschaft für hie Weißeritzwaffer-Jnteressenten mit staatlicher Unter stützung und vom Stadtgemeinderath zu Frauenstein «in« Petition um Bewilligung der Mittel zur Erbau ung der projektirten Eisenbahn Klingenberg - Frauen stein. — Den Rathsbeamten in Dresden ist neuer dings das Betreiben von N e b e^n b e s ch ä f l i!g u n g e n sehr beschnitten worden. Der Herr Oberbürgermeister Beutler hatte die Wahrnehmung gemacht, daß sich die Urlaubsgesuche in Folge lleberbürdung bei den RathS- beamten häuften, daß vorzeitige Pensionirungen ein treten mußten und vaß sogar gerade bei jüngeren Beamten längere oder dauernde Dienstunfähigkeit und Neurasthenie sich ein stellte. Er ist den Dingen auf den Grund gegangen und hat als Uebelstand die Nebenbeschäftigung vieler Beamten gesunden. Daher soll in Zukunft die Genehmigung zur Uebernahme von Nebenbeschäftigung an Rathsbeamte in der Regel nicht mehr ertheilt werden. Einer ganzen Anzahl von Beamten ist die fortgesetzte Besorgung von Neben arbeiten untersagt worden, namentlich muß die Thätig keit städtischer Beamten in gewerblichen Betrieben dritter Personen (Buchführung und schriftliche Arbeiten bei Rechtsanwälten) von Neujahr ab aushören. Die Verwaltung von Hausgrundstücken ist vom gleichen Termine ab nur für zwei Häuser gestattet. Bisher hatten einzelne Beamte ssins bis sechs Häuser zu ver walten. Hingegen ist die Ausfüllung von HauSzetteln, also der Steuerlisten, den Rathsbeamten im All gemeinen noch gestattet. In einer Anzahl von Fällen, wo die Führung von Kirchenkaffen, milden Stiftungen u. s. w. in Frage kommt, ist den RathSbeamten diese Nebenbeschäftigung auch fernerhin gestattet worden. Manchem Beamten wird durch daS Verbot von Neben beschäftigungen eine recht erfreuliche Einnahme entzogen. Mancher kleine behagliche Hausstand ist auf dieselben basirt. — Mit der am 7. Dezbr. erfolgenden Eröffnung der Hauptmarkthalle werden die öffentlichen Wochenmärkte auf dem Altmarkte, dem Freiberger Platze, an der Frauenstraße und an der Weißeritz- straße aufgehoben. Nur der Kleinhandel mit Blumen, Zierpflanzen und Blumenbindereien wird auf dem Altmarkts bis auf Weiteres fortgesetzt werden. Der Waarenoerkauf in der Hauptmarkthalle beginnt, nach dem das Einbringen der Maaren am 7. Dezember erfolgt ist, Montag, den 9. Dezember. Oeffentliche Wochenmärkte werden bis auf Weiteres noch auf dem Holbeinplatze, dem Neustädter Markt und dem Fffch- hosplatze abgehalten. — Dem n der Kanzlei deS Landeskulturraths zu sammengestellten Bericht überden Saatenstand und Ernte im Königreich Sachsen Mitte November 1895 entnehmen wir folgende allgemeine Ueberstcht: Die Witterung in der Berichtszeit — 15 Oktober bis 15. November — bildete in der ersten Hälfte derselben eine Fortsetzung der am Schluffe der vorhergehenden Periode herrschenden nassen und kühleren Witterung, während die erste Hälfte des Novembers, der Jahres zeit wenig entsprechend, vorherrschend warm war, bis 14 Grad, verbunden mit leichten Niederschlägen, am Schluffe der Berichtszeit traten einige Reifnächte mit leichtem Frost ein. Dieser sehr günstigen Witterung entsprechend, hat sich der Stand der jungen Saaten allenthalben gebessert; dieselben haben sich zumeist dicht bestockt und zeigen kräftiges Aussehen, so daß zu er warten steht, daß sie die Unbilden des Winters bei genügender Schneedecke leichter überstehen werden. Ebenso hat der RapS sich günstig entwickelt. Auch die Herbstbestellung der Felder für die Frühjahrs einsaat konnte fast allenthalben, selbst auf den Höhen de« Erzgebirges, beendet werden. Die Ernte der Futter- und Zückerrüben, und das Etnmiethen der ersteren hatten etwas unter der Ungunst der wechseln den Witterung zu leiden, während die Ernte deS Krautes schneller vor sich ging, weil leider nicht viel, in manchen Bezirken so viel wie gar nichts zu ernten war. Der Ertrag an Futterrüben ist besser ausgefallen, als nach dem vorherrschend trockenen Eommerweller zu erwarten stand, jedoch kommen Maffenerträg«, wie sie das vorige Jahr mitunter auszuweisen hatte, nicht vor. Noch weniger ergiebig ist die Ernte der Zucker rübe gewesen; die Rübe ist zumeist sehr klein geblieben; jedoch hat sie hohen Zuckergehalt und wird somit die fehlende Masse durch den höheren Gehalt in etwa« ersetzt. Trotzdem die Kartoffelernte in Folge der günstigen Herbstwitterung zeitiger al« sonst beendet werden konnte, sodaß deren Ergebnisse bereit« im letzten Monatsberichte mitgetheilt werden konnten, so weichen die diesmaligen Angaben in einzelnen Bezirken er heblich von den wahrscheinlich mehr auf Schätzungen beruhenden Mitrhetlungen im vorigen Bericht« ab, weshalb die Durchschnittszahlen mit denen der Futter- und Zuckerrüben nochmals aufgesührt werden. Die bereits im vorigen Berichte angezeigte Mäuseplage hat sich leider nicht vermindert, im Gegentheil eher zu genommen. Am meisten Schaden fügen diese un gebetenen Gäste den Stoppelkleeseldern zu, sodaß, wenn der Winter unter den kleinen Nagern nicht gründlich aufräumt, der Frühjahrskleeschnitt in den meisten Bezirken gleich Null sein wird. Die jungen Saaten sind bi« jetzt noch nicht in demselben Maße davon heimgesucht; es steht aber zu befürchten, daß die Mäuse dies im Frühjahre nachholen werden, falls sie den Winter überstehen. — DaS in den sächsischen StaatSeisenbahnen an gelegte Kapital verzinste sich im Jahre 1894 mi4 4,282 gegen 4,521 "/» im Jahre 1893. — Die Linie Hainsberg-KipSdorf erbrachte 1894 3,133 "/» gegen 2,918 im Vorjahre, der Ertrag hat sich also stetig, da er auch 1893 noch geringer war, gehoben, während er bet der Linie Mügeln-Geising-Altenberg von 1,027 im Jahre 1893 auf 0,934 im Jahre 1894 ge fallen ist, und nur noch wenig über dem Ertrage des Jahres 1893 (0,901) steht. — Die Linie Hainsberg- Kipsdorf verzinst ihr Anlagekapital am zweitbesten von allen Schmalspurbahnen und wird 1894 nur von Klotzsche-Königsbrück (3,228) übertroffen; den meisten Zuschuß erforderte Taubenheim - Dürrhennersdorf (2,472). Löbtau. Der „Löbt. Anz." schreibt: Vom Ge meindeamt ging dem Klempnergehilfen Bruno Paul Spalteholz eine Geldstrafe von 10 Mk. zu, da ihm zur Last gelegt wurde, sich an einen Kandelaber auf der Dresdner Straße angelehnt und geschlafen zu haben. Es konnte dem Beklagten seine Angabe, von einem Verbot, sich nicht an einen Kandelaber in Löbtau lehnen zu dürfen, keine Kenntniß besessen zu haben, nicht widerlegt werden und erfolgte sein« Freisprechung. Meißen. Der hiesige Stadtgemeinderath beschloß, die Stadtgemeinde gegen Haftpflicht zu ver sichern. Angeregt wurde auch, daß die Stadt dazu jene Entfchädigungspflicht übernehmen sollte, die jetzt den Grundstücksbesitzern bei Unfällen obliegt, weiche durch mangelhafte Fußbahnreinigung rc. entstehen. Dieser Vorschlag dürste jedoch bei dem Gros der steuer zahlenden Einwohnerschaft, den Miethbewohnern, kaum viel Gegenliebe finden. Ferner beschloß der Stadt gemeinderath die Versicherung der Feuerwehrleute gegen Unsallschaden bei der Gesellschaft in Winterthur. ES werden 110 Wehrmänner versichert. Die Versicherung zahlt bei vorübergehender Erwerbsunfähigkeit 3 Mk. pro Tag, bei dauernder ein Kapital von 6000 Mk., bei Todesfall 3000 Mk. Die Prämie dafür beträgt jährlich etwa 160 Mk., erstere Versicherung wird jähr lich etwa 350 Mk. erfordern. In geheimer Sitzung beschloß der Etadtgemeinderath, Herrn Bürgermeister Schiffner, der sich seit einigen Monaten wegen geistiger Störung in einer Dresdner Heilanstalt befindet, auf ein Jahr auf Wartegeld zu setzen. Moritzburg. Ein alter, aus dem Laufe eine« Hirschgeweihes bestehender Trinkbecher ist im hiesi gen königlichen Jagdschlösse aus der Zeit Augusts des Slarken vorhanden und wird bei jever Jagdtasel in diesem Schlosse verwendet. Der Becher wird von dem