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SOK 425000 Mark erreicht und wird hoffentlich aus Million gebracht werden. Anmeldungen sind bis jetzt 520 mit 700 Ausstellern eingegangen; dieselben be anspruchen eine Bodenfläche von 5200 qm, etwa 100 qm Raum mehr, als vorhanden ist, der aber infolge bereitwilligsten Entgegenkommens des Ministeriums des Innern beschafft werden kann. Von diesen An meldungen entfallen nach Dresden 276, Leipzig 24, Freiberg 14, Meißen 13, Zwickau 12, Bautzen 7, die meisten übrigen Städte figurirsn mit 5, 4, 3 Anmel dungen. — Im Wartesaale 3. Klaffe deS Personenbahn hofes wurde am 12. November ein Sparkassenbuch mit 56 Mk. Einlage gesunden. — Der Zirkus Schumann, der jetzt in Am sterdam ist, wird mittels Extrazuges am 26. d. MtS. in Dresden eintreffen. Die Vorstellungen sollen am 27. November beginnen und werden voraussichtlich bis Ende März fortgesetzt werden. — Zu den Beschwerden über die sächsische Staats bahnverwaltung wird der „Leipz. Ztg." von unter richteter Seite mitgetheilt, daß die bemängelte geringe Fahrgeschwindigkeit der sächsischen Schnellzüge auf den zur Genüge bekannten Betriebsschwierigkeiten beruht, welche durch die gebirgige Beschaffenheit des Landes, die wechselnden EteigungS- und Krümmungsverhält- niffe der Bahnen bedingt sind. Ein Vergleich mit den fast horizontal laufenden preußischen Staatsbahnen, z. B. Berlin—Hamburg, ist von vornherein ausge schlossen. Selbst die günstige sächsische Strecke von Leipzig und von Röderau nach Dresden hat zwischen Riesa und Priestewitz auf einer Länge von 13 Kilo metern Steigungen von 1 : 200 bis 1 : 225 aufzu weisen. Weiter ist zu berücksichtigen, daß an den meisten sächsischen Schnellzugslinien große und wichtige Industriestädte, Residenz- und Hafenstädte (Altenburg, Riesa) liegen, welche von den Schnellzügen ohne Schä digung wichtiger Handels- und BerkehrSinteressen nicht durchfahren werden können. Freiberg. Eine Unsitte, die sich bei jedem Jahr markt wiederholt und die behördlich verboten werden möchte, besteht darin, daß sich Jungen am Schieben von Karussells betheiligen. Am Montag Nachmittag nun will ein solcher Junge die einfache Bremsvorrich tung in Thätigkeit setzen, stürzt aber dabei und bricht ein Bein zweimal. Der Verunglückte ist nun wenig stens 6 Wochen ans Bett gefesselt und macht seinen Eltern unnöthige Sorgen und Ausgaben. Radeburg. Der hiesige Gewerbeverein hat den Beschluß gefaßt, diejenigen seiner Mitglieder, welche auf der im nächsten Jahre stattfindenden Dresdner Gewerbeausstellung Erzeugnisse ihres Hand werkes ausstellen wollen, auf Wunsch durch eine Bei hilfe zu unterstützen. Großenhain. Mit Rücksicht darauf, daß in den letzten vier Jahren die Schülerzahl an hiesiger Real schule von 128 auf 205, die Zahl der einheimischen Schüler allein von 84 aus 122 gestiegen ist und die Einnahmen stärker als die Ausgaben gewachsen sind, haben die städtischen Kollegien in hochherziger Weise beschlossen, zu den 8 schon bestehenden Freistellen noch 4 neue zu gründen, so daß nun im Ganzen von Neu jahr 1896 ab 12 ganze oder 24 halbe Freistellen an Stadtkinder vergeben werden können. Da außerdem noch 2 Freistellen der Eckhardtschen Stiftung verliehen werden und aus dem Stipendiensonds jährlich 240 bis 275 Mk. zur Vertheilung kommen, so kann nun mehr einer größeren Zahl bedürftiger Schüler der Besuch der Realschule wesentlich erleichtert werden. Oschatz. Auf Grund der von den städtischen Kollegien anläßlich der Sedanfeier übereinstimmend gefaßten Beschlüsse ist auf Ansuchen von 45 Veteranen, die einen Feldzug mitgemacht haben und minder be mittelt sind, ganze oder theilweise Befreiung von städtischen Steuern und Schulgeld vom Rathe bewilligt worden. Einige Gesuche sind zurückgewiesen worden, weil die Sesuchsteller einen Feldzug nicht mitgemacht haben ober weil ihre Verhältnisse derartige sind, daß eine Vergünstigung nicht für angezeigt zu erachten war. Hartha. Der verstorbene Rentier Jakob Papesch hat in seinem letzten Willen der hiesigen Stadt den Betrag von 1000 Mk. mit der Bestimmung ausgesetzt, daß die Zinsen davon zur Beschaffung von Brod für hiesige Arme verwendet werden sollen. Die Ver theilung findet jedes Jahr am 25. Juli statt. Grünhainichen. Die elektrische Beleuchtung wird am 20. November eingesührt werden. Waldenburg. Der verstorbene Kaufmann und Fabrikant Heinrich Härtel 8«n. hat unserer Stadt gemeinde mehrere ansehnliche Vermächtnisse aus gesetzt und zwar 2000 Mk. der Armenkasse, 2000 Mk. dem Fonds zur Erbauung eines Bürgerholpttals, 1000 Mk. dem Fonds zur Anschaffung eines Leichen wagens und 300 Mk. der Bürgerschule zum Ankauf von Anschauung«- und Unterrichtsgegenständen. Das Vermächtniß für die Armenkasse soll unter dem Namen „Heinrich Härtel-Stiftung" verwaltet und der Zins- > ertrag in der Weihnachtswoche an arme hilfsbedürftige Leute zur Vertheilung gebracht werden. Zwickau. Der der Stadt gehö^gc Vielauer Wald, welcher 34'/, da groß ist, dürste über kurz oder lang von der Erdoberfläche verschwinden. Die kgl. Forst- vermeffungS-Anstalt hat die Forstwirthschaft diese- Waldes als eine „Verlustwirthschaft" bezeichnet, welche durch große Rauchschäden herbeigesührt und wohl auch nicht zu ändern sei, und hat empfohlen, die Urbar machung des WaldbodenS und dessen fernere Verwen dung zu landwirthschastlichen Zwecken zu versuchen, diesen Versuch aber zunächst auf einen Kahlschlag von 2 bis 3 Acker Umfang zu beschränken. Die städtischen Kollegien haben demgemäß beschlossen, obwohl lebhaft die Beibehaltung dieses WaldeS in Zwickaus nächster Nähe gewünscht worden ist. Zwickau. Wie jetzt bekannt wird, war für die Ablehnung des Antrages auf Einverleibung deS Ortes Marienthal in Zwickau maßgebend die schmale östliche Flurgrenze, die Vermögenslosigkeit der Gemeinde, die daselbst in Aussicht stehenden kostspieligen Bauten und der Umstand, daß daS Lehngut einen eigenen GulS- bezirk bildet. Werdau. Die „Spukerei" ist enthüllt — die „unheimlichen Geister, die ihr lichtscheues Wesen trieben", sind in der Person mehrerer — Knaben im Alter von 10—12 Jahren entdeckt, die sich unter die Leute mischten und vorher eingesteckte Steine in unauffälliger Weise von sich warfen. Das also war der ganze „Spuk", der die gute Stadt Werdau Tage hindurch in größter Erregung hielt. Hoffentlich sind die „un heimlichen Geister" in „schlagendster' Weise belohnt worden. AuS dem Vogtlande. An Stelle der Saaner Ziegen ist jetzt die erste Sendung Ziegen aus dem Kanton Toggenburg ins Vogtland gekommen. Die jungen Ziegen des Saanenthales schienen den weiten Transport in der wechselvollen Witterung deS Spät herbstes nicht recht zu vertragen, weil sie gleich nach ihrer Ankunft an der Lunge kränkelten. Die gegen wärtige Sendung von Toggenburger Ziegen hat aber, soweit sich das bis jetzt beurtheilen läßt, die weite Reise gut vertragen, weil die Witterung ungewöhnlich mild ist. Vielleicht wird dieser neue Versuch von bestem Erfolge begleitet. Die Toggenburger Ziegen sind größer als die Saaner Ziegen und geben nach den Untersuchungen von Professor Anderegg fast eben soviel Milch als die Ziegen des Saanenthales. Zittau. Einen seltenen Fang machte auf dem Kasernenbauplatz Hierselbst ein Zimmermann, dem es gelang, einen Auerhahn einzufangen. Der sonst scheue Vogel hat sich vermuthlich im herrschenden Nebel verirrt und ist vom Winde verschlagen worden; bei seinem Fluge stieß er gegen ein Gebäude und stürzte zu Boden. Der Auerhahn erholte sich bald wieder, da er sich bei dem Anprall nicht im geringsten be schädigte. Man will den Versuch machen, das Thier in Gefangenschaft zu hallen. — Selbstgefangen hat sich Nachts ein Dieb, der in das Speisegewölbe einer hiesigen Schankwirthschaft am Markt einstieg und durch den engen Zugang nicht wieder zurück konnte. Der Dieb in der Klemme wurde bald entdeckt; man befreite ihn zwar, ließ ihn dafür aber in einer Polizeiarrestzelle einsperren. (Fortsetzung des Sächsischen in der Beilage.) Tagesgeschichte. Berlin. Dem Bundesrathe ist, wie die offiziöse „Berliner Korrespondenz" meldet, der Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Errichtung von Handwerker kammern, nebst Begründung zugegangen. — Betreffs der Reform der ArbeiteroersicherungS- gesetze soll bis zur nächsten Session deS Reichstags ein Entwurf ausgearbeitet werden, der zwar keine grund legenden Aenderungen, aber doch Verbesserungen ent halten wird, die einer zukünftigen Revision vorarbeiten. — Lärm erregte es in der sozialdemokratischen Presse, daß den Webern im Eulengebirge, welche zu sozialistischen Arbeitervereinen gehören, aus den vom Kaiser zur Linderung ihrer Noth bewilligten Mitteln keine Beihülfe geleistet wurde. Die „N. A. Z." er klärt diese vom Kaiser selbst getroffene Bestimmung damit, daß eine Anzahl von sozialdemokratischen Theil- nehmern an dem Feldzug 1870/71 den ihnen von pa triotischen Kommunen oder Vereinen überwiesenen Ehrensold an die sozialdemokratische Parteikasse abge führt haben und daß dieser schmähliche Mißbrauch, der mit einer Gabe im direkten Widerspruch mit der Ab sicht des Geschenkgebers getrieben wurde, in der sozial demokratischen Presse höhnisch an die große Glocke ge hängt worden ist. Soll vielleicht, fragt das Blatt, durch einen ähnlichen Mißbrauch, auf den man sich doch gefaßt halten muß, auch der Kaiser zu einem Kontribuenten der sozialdemokratischen Parteikaffe ge macht werden? — Der durch den jüngsten Börsenkrach herbei- gesührte Verlust wird allein in Wien auf 300 Mill. geschätzt, dazu kommen ferner etwa 350 Mill. Francs in PanS, sowie Hunderte von Mill, in Berlin, Lon don und de« anderen großen Börsenplätzen. Alles in Allem gerechnet, dürfte das internationale Börsen- jobberthum den vertrauensseligen Kleinkapitalisten- und Mittelstand in 24 Stunden mindestens um 1200 Millionen Mark erleichert haben. — Im letzten Frühjahr wurden nicht allein die in Deutschland zur Dienstleistung bei verschiedenen Truppentheilen kommandirten japanischenOsfiziere, sondern auch die beiden japanischen MilitärutNchös nach Japan zurückberusen, um den Feldzug gegen China mitzumachen. Wie die „Post" erfährt, hat die japanische Regierung durch Erlaß vom 27. September die beiden Militärattachöstellen wieder besetzt und zwar durch die Oberstlieutenants Tamura und Otschiai, von denen der Letztere bis zum Oktober vorigen Jahres bereits als Militärattache, damals im Range eines MajorS, hier beglaubigt war. Die Ankunst beider Offiziere in Berlin wird schon in den nächsten Tagen erwartet. Im nächsten Frühjahr wird auch der Ritt meister Mitake, der bis zum Februar zur Dienstleistung, beim braunschweigischen Husarenregiment Nr. 17 kom- mandirt war, und mit ihm eine größere Anzahl anderer japanischer Offiziere, die zum Theil auch schon früher in Deutschland gewesen sind, wieder hierher zurück kehren, um ihre militärischen Studien zu vollenden oder solche neu anszunehmen. — Die französische Presse darf es erfahrungsgemäß wagen, ihren Lesern über auswärtige Angelegenheiten die tollsten Bären auszubinden, aber selten hat wohl ein Blatt von dieser Freiheit so weitgehenden Gebrauch gemacht, wie der „GauloiS". Er erzählt, wie die „Poff. Ztg." meldet, eine wilde Geschichte von einer Sendung des Großherzogs von Hessen zum Zaren, der für eine Annäherung an Deutschland gewonnen werden solle. Die Reichsregierung biete Rußland einem entgegenkommenden Auslieferungsvertrag, freie Hand zur Russifistrung der Balten und einen Sondervertrag, bei Erneuerung des Dreibundes, der bestimmt, daß Deutschland einen russisch österreichischen Zusammenstoß, nicht als Bundesfall ansehen werde. All das wird mit bitterstem Ernst vorgetragen — und es wird zweifellos eine gläubige Gemeinde finden. In ein paar Wochen oder Monaten wird es in Frankreich eine Legende mehr geben, sie wird davon handeln, wie Deutschland vor dem Zaren aller Reußen in den Staub- sank, aber doch keine Gnade fand, dieweilen der Sohn Alexander III. an dem heiligen Vermächtniß seines Vmers, dem Bündniß mit Frankreich, unverbrüchlich, festzuhalten entschlossen ist. Vielleicht macht man in. einem französischen Neu-Ruppin einen hübschen Bilder bogen zu dieser herzerhebenden Historie. — Das Dorf Großgarde an der Ostsee ist zur Hälfte niedergebrannt. Das Feuer entstand, als saß alle erwachsenen Bewohner zum Fischfang ausgefahren waren. Das gesammte Mobiliar und viel Vieh sind- verbrannt. Wien. Die Antisemiten sind fest geblieben. Sie haben vr. Lueger abermals zum Bürgermeister von Wien gewählt. Er erhielt 92 Stimmen, 45 leere Stimmzettel wurden abgegeben. Die Auslösung des Wiener Gemeinderathes ist jdie sofortige Antwort der Regierung aus diese Wahl gewesen. Es ist zweifellos» daß diese Vorgänge eine Quelle für Wirren aller Art im inneren politischen Leben Oesterreich-UngarnS, eine Veranlassung für die unerquicklichsten Ecenen sein muß» — Welchen Aufschwung der Verbrauch böhmischem Biere, und insbesondere des Pilsener, in der letzten Zeit genommen hat, beweist folgende Zusammenstellung: Im Jahre 1894 erzeugten in Böhmen 723 Brauereien 7,6 Mill. Hektoliter Bier, gegenüber 7,23 Mill, im Vorjahre. Als bedeutendste Produktionsstätten erschei nen in Böhmen mit folgenden Erzeugungsmengen (Hektoliter): Bürgerliches Brauhaus in Pilsen 582,140- (gegen 1893 565,800),Aktienbrauerei in Pilsen 250,300 (236,400), Aktienbrauerei in Emichow 250,225 (208,875), Waldstein in NuSle 118,000 (113,000), MafferSdorf (Frank u. Co.) 110,400 (102,360), Bud- weis (brauberechtigtes Brauhaus) 104,057 (106,927) Protioin (Fürst Schwarzenberg) 100,800 (84,000) Wittingau (Fürst Schwarzenberg) 100,104 (83,200) Italien. Der Ministerrath beschloß, eine Divi sion der Flotte nach dem Orient zu entsenden. Die „Opinione" schreibt hierzu: Italien dürfe unter keinen Umständen dulden, daß das Mittelmeer eventuell zur französisch-russischen Domäne werde, Italien müsse da rum zu jeder Aktion bereit sein. — Zum Kommandeur des italienischen Geschwaders ist Admiral Accini ernannt, und wird sich dieses mit der englischen Flotte vereinigen. Die beiden Geschwader werden, wie verlautet, in der Besikabai ankern. Italien. Im Vatikan wird erzählt, daß der Papst dem Ausgange der Wirren mit unverhohlener Sorge entgegensehe. Die Türket sei für die katholische Kirche eine neutrale Macht, mit welcher die Kurie stets die freundlichsten Beziehungen gepflogen habe. Ihr