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Mit achtsettigem »Hllustrirteir Unterhaltungsblatt Mit land« und hauSwirthschastlicher MonatSbeüage. -Lokates ««d Kächstfches «von Verantwortlicher Redacteur: Paul Lchnc in Dippoldiswalde — Der Reichstags- und Landtagsabgeordnete Georg Horn in Löbtau, der am vorigen Freitag von dem hiesigen Landgerichte wegen Beleidigung zu lO Mo» naten Gefängniß verurtheilt und nach Schluß der Der» Handlung in Haft genommen wurde, ist am Sonn abend Mittag nach Hinterlegung von 10000 Mark wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Großenhain. Ein schwerer Unglücksfall er eignete sich am Sonnabend Nachmittag auf der Dresdner Straße. Dortselbst war der Kutscher eines hiesigen Speditionsgeschäfts gerade im Begriffe, umzulenken, als eine Schaar spielender Kinder dahergerannt kam, von denen ein Knabe direkt in die Pferde lief und ihm von dem einen Pferde ein so schwerer Schlag ver setzt wurde, daß der unglückliche Knabe, ein Kind deS Gerbereiarbeiters Otto, wenige Stunden später verstarb. Den Kutscher soll, wie Augenzeugen versichern, eine Schuld nicht treffen. Mittweida. Die hiesigen städtischen Behörden haben beschlossen, dem Kirchenvorstande auf sein An suchen zur Erbauung neuer geistlicher Gebäude an der Hainichener Straße einen Bauplatz von etwa 3000 qm unentgeltlich abzutreten und ihm auch die Straßen- und Echleusenbaubeiträge zu erlassen unter der Bedingung, daß die Kirchengemeinde der Stadt gemeinde dagegen tauschweise die jetzigen geistlichen Gebäude mit dem dazu gehörigen Areale in Größe von etwa 1590 qm unentgeltlich überläßt. Leipzig. Durch den vor Kurzem gefaßten ab lehnenden Beschluß der Stadtverordneten Hierselbst in Sachen der Elster bas sinS ist endgiltig ein Projekt begraben worden, das viel besprochen wurde und da» auch viele Federn in Bewegung gesetzt. Die weiten Wiesenpläne, die sich im Westen Leipzigs zur Rechten und Linken der Frankfurter Straße ausdehnen, unter Wasser zu setzen und so große Bassins ähnlich der Alster in Hamburg zu bilden, erscheint aus den ersten Blick sehr bestechlich, aber die praktischen Bersuche haben doch ergeben, daß kein Wasser vorhanden ist, und so zwang eben die Nothwendtzkeit dazu, die schrittSpartei und 2 Antisemiten aufweist. Die Wahlen vom letzten Donnerstage haben also die Veränderungen zur Folge gehabt, daß die Konservative« ihre domi- nirende Stellung noch um einen Sitz verstärkt haben, die Nationalliberalen, die bisher an Zahl der Ver treter den Sozialdemokraten gleichstanden, diesen jetzt numerisch überlegen sind, und die Freifinnigen die letzten beiden Sitze, die fie in der Kammer noch be saßen, verloren haben. WaS daS Stimmenverhältniß bei den letzten Wahlen anbelangt, so haben die Kon servativen mit ca. 32300 Stimmen gegenüber der früheren Wahl einen Zuwachs von ca. 8500 Stimmen, die Sozialdemokraten mit ca. 29800 Stimmen einen solchen von ca. 8100, die Nationalliberalen mit ca. 11500 Stimmen einen solchen von ca. 1300, die anti semitischen Reformer mit ca. 11000 Stimmen einen solchen von ca. 8400 Stimmen zu verzeichnen, während die Fortschrittler mit ca. 3000 und die Freisinnigen mit ca. 2200 Stimmen je über 3000 Stimmen ver loren haben. Dabei ist zu berücksichtigen, daß die „Reformer" diesmal zum ersten Male in gröberem Umfange als selbstständige Partei vorgegangen find, während die Sozialdemokraten sogar soweit gingen, in sämmtlichen 27 Wahlkreisen eigene Kandidaten auf zustellen. — Die Kreishauptmannschaften, AmtShauptmann- schasten und Polizeibehörden des Laqd«S »perl in Kenntniß gesetzt, daß für die im Iahte Verwendung kommenden Paßkarten der hellblaue Unterdrück gewählt worden ist. — Für das am Postplatz in Dresden gelegene Stadtwaldschlößchen, für welches 1 Mill. Mark ge fordert wurden, sind jetzt 850000 Mk. geboten worden. Anscheinend liegt eine Einigung, die im Interesse de» Verkehrs dringend zu wünschen ist, nicht mehr ganz hier eine Ansprache an die Festversammlung über das Thema: „Dieser Jünger (der Gustav-Adolf-Verein) stirbt nicht!" Dies Wort wurde gedeutet: 1. auf seine Vereinsgemeinden, 2. sein Vereinswerk, 3. seine Ver- einSgenoffen. Den Schluß bildete der Gesang der 4. Strophe des obengenannten kernigen Lutherliedes. Hierauf erstattete der Herr Pastor Nürnberger als Vorsitzender den Bericht über die im verflossenen Ver einsjahre am 9. Dezember 1894 hier stattgefundene Feier des 300jährigen Geburtstages deS Königs Gustav Adolf von Schweden; ferner über die am 26. Juni d. I. abgehaltene Vorstandssitzung, sowie über die in der Diaspora zu unterstützenden Gemeinden und die Thäligkeit der in der Diaspora lebenden Evangelischen für den Gustao-Adolf-Verein. Als 3. Punkt der Tagesordnung war zu erledigen: Ablegung der Rechnungen auf die Vereinsjahre 1893/94 und 1894/95. Die Rechnung vom erstgenannten Jahre wies eine Einnahme von 415 Mk. 14 Pf. und eine Ausgabe von 34 Mk. 70 Pf. nach. Es verblieb mit hin ein Kaffenbestand von 380 Mk. 44 Pf. Davon wurden 380 Mk. an den Dresdner Hauptverein der .evangelischen Gustav-Adolf-Stistung gesendet, wovon 270 Mk. für die Gemeinde Rumburg in Böhmen be stimmt waren. Die Rechnung 1894/95 wies 381 Mk. 36 Pf. Einnahme und 54 Mk. 45 Pf. Ausgabe nach, sodaß 326 Mk. .91 Pf. Mffenbestaud verblieben. Die Rechnungen wurden richtig gesprochen. Die Versamm lung beschloß hierauf einstimmig, für dieses Jahr die Gemeinde Rumburg nicht mit einer Unterstützung zu bedenken, vielmehr wurden 100 Mk. für die Gemeinde Lutschmin-Schanzendorf in Posen bestimmt, 100 Mk. dem Hauptverein Dresden überwiesen mit der Bitte, diese Summe zur Unterstützung für die Gemeinde Schubin in Posen mit zu verwenden. 100 Mk. wurden dem Dresdner Hauptverein zur freien Verfügung ge stellt. Der Rest von 26 Mk. 91 Pf. verbleibt dem hiesigen Zweigverein zur Deckung der laufenden Aus gaben. — Sodann referirte Herr k. Wolfram aus Dittersbach in eingehender Weise über das vom 8. bis 10. Juli d. I. in Bernstädt stattgefundene JahreS- fest des Dresdner Hauptvereins der Gustav-Adolf- Stiftung, wobei zugleich das 50jährige Jubelfest deS Bernstädter Zweigvereins gefeiert worden ist. Für die das nächste Jahr in Freiberg stattfindende Versamm lung des Dresdner Hauptvereins der Gustav-Adolf- Stistung wurde« als Vertreter des hiesigen Zweig vereins gewählt die Herren Diakonus Wolf und Lehrer Haupt von hier, sowie der Herr Gemeindevorstand Reichest aus Nassau. Mit dem Gesänge: „Laß mich dein sein und bleiben" schloß die Jahresfeier unseres Zweigvereins. Möge derselbe auf der eingeschlagenen Bahn rüstig weiter schreiten! Tharandt. Im Auftrage der Ministerien deS Innern und der Finanzen wird auch in diesem Jahre an der kgl. Forstakademie durch Professor vr. Ritsche ein LehrkursuS für Fischzucht abgehalten werden. Der selbe beginnt Donnerstag, den 14. November, Nach mittags 5 Uhr, und schließt Sonnabend, den 16. No vember, Nachmittags 4 Uhr. Der Kursus wird wie früher aus Vorlesungen und praktischen Uebungen be stehen und Jedermann unentgeltlich gegen einfache Einzeichnung seine» Namens in die an Ort und Stelle ausliegende Liste zugänglich sein. Während aber bis her dieser Lehrkursus vornehmlich die künstliche Fisch zucht behandelte, wird er sich in diesem Jahre auf Teichwirthschaft beziehen und es sollen in Zukunst beide Gegenstände derart mit einander abwechseln, daß in den Jahren mit gerader Jahreszahl über künstliche Fischzucht, in den Jahren mit ungerader Jahreszahl über Teichwirthschaft gelesen wird. Dresden. Die Zusammensetzung der sächsischen Zweiten Kammer gestaltet sich nach dem Ergebniß der jüngsten Ergänzungswahlen nunmehr derart, daß dieselbe 44 Konservative, 16 Nationalltberale, 14 So zialdemokraten, 6 Mitglieder der gemäßigten Fort- Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage deS Blattes «ine sehr wirk sam« Verbreitung finden, werden mit IVPfa. di« Gpaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. „«eißerttzSettung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Nnzelne Nummern 1V Pfg. — All- Postan- statten, Postboten, sowie vir Agenten nehmen Be stellungen an. Dippoldiswalde. Nach der Bekanntmachung der königlichen Amtshauptmannschast vom 29. Sept. d. I. hatten die Ortsbehörden des amtShauptmannschaft- lichen Bezirkes (Bürgermeister, Gemeindevorstände und GutSvorsteher) darüber, daß und mit welchen Mitteln sowie auch mit welchem Erfolge die Maßregeln zur gemeinsamen Vertilgung der Feldmäuse durch - geführt worden sind, bis längstens den 20. d. MtS. an die königl. Amtshauptmannschast Anzeige zu er statten. Behufs Erledigung noch vielfacher Rückstände Mrd hierauf besonders aufmerksam gemacht. — Zum Schutze der Obstbäume gegen den Frostspanner u. s. w. lege man jetzt um die Bäume Klebgürtel an. Papier oder Stoff, das in der Breite von 20 ow an eine glatte Stelle deS Baumes an gebunden wird, bestreiche man mit Raupenleim u. s. w. in einer Breite von 3—4 Finger. Ist die Masse er härtet, so wird neu aufgetragen. Dies muß den ganzen Winter hindurch geschehen. — Stein- oder Herrenpilze gab eS von Juni bis gegen Ende deS vorigen Monats weder in un seren, noch in den schlesischen, Brandenburger und Thüringer Wäldern; nur der Böhmerwald und theil- weise auch die Wälder Oberösterretchs, EteiermarkS und Tirols lieferten Anfang September etwas. Seit Anfang Oktober jedoch wuchsen auch in Deutschland, uamentlich in den preußischen Wäldern um Falken berg, Kirchhain-Dobrilugk rc., sowie in Schlesien ziem lich viel Steinpilze, und als HauptoerladungSplätze waren in letzter Zeit außer Dobrilugk auch die Eta- tionen Wendisch-Drehna,Brenitz-Sonnenwalde, Dahme, Gollmitz und Leuterfltz zu nennen. Malter. Unmittelbar unterhalb der hiesigen Halte fielle entgleisten beim MittagSzug am Dienstag die nach der Lokomotive eingestellten zwei LowryS und stürzten um, ohne glücklicher Weise weiteren Schaden anzurichten. Nach etwa zweistündigem Aufent halte konnte der Zug die Weitersahrt fortsetzen. GeiferSdorf. Das Kirchweihfest unserer Parochie wird bereits nächsten Montag gefeiert. Hoffen wir, baß nicht etwa ungünstige Witterung die KirmeSgäste ferne hält. Ein saftiger KirmeSbraten und frischer Kirmeskuchen wartet ihrer. Wie wir weiter hören, wird uns auch der seltene Genuß eines ConcertS, ver unstaltet vo« der Etadtkapelle zu DipppldiSwalde, ge boten sein. — Unsere nunmehr eingekleidete neue freiwillige Feuerwehr hat fvor. Sonntag ihre zweite Uebung ubgehalten. — Verdächtig eines EittlichkeitsverbrechenS, be gangen an der eigenen, noch dazu schwachsinnigen Tochter, wurde am Sonntag der HauSbes. und Zim mermann K. von hier verhaftet. Glashütte. Vor einigen Tagen sprach bei Ein bruch der Dunkelheit bei einem htes. Einwohner ein Handwerksbursche an. Der Betreffende gab ihm ein Geldstück und ging, da er gerade ausgehen wollte, hinter dem Handwerksburschen die Treppe herunter. Zn der Hausflur war Licht angebrannt worden und -ort mochte sich der Handwerksbursche das Geld an gesehen haben, denn plötzlich drehte er sich um und meinte zu dem ihm Folgenden, indem er ihm das em- Psangene Geld hinhielt: „Entschuldigen Se, mei Herr, Se wer'n s'ch wohl gedeischt Ham." Der Angeredete sah sich das Geldstück an und bemerkte, daß er ein SO Pf.-Stück gegeben hatte. Erfreut über die Ehr lichkeit deS armen Schelmen ließ er ihm nicht nur da» Geld, sondern schenkte ihm auch noch einige Cigarren. -f- Frauenstein, 21. Oktober. Gestern fand die Jahresfeier des Gustav-Adolf-ZweigveretnS Frauenftein hier statt. Dieselbe wurde mit dem Ge sänge der 1. Strophe deS LiedeS: „Ein' feste Burg ist unser Gott!" eröffnet. Auf Grund des SchristworteS Joh. 21, 20—23 hielt Herr Pastor Nürnberger von