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erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Douners- taa und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. Sk Pftz., zweimonatlich 84 Pfg., «inmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- Kalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Mchmtz -MW. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Inserate, welche bet der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung^ finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Lheile, die Spaltenzeile SO Pfg. Amifillsaff für die Königliche Amtshauplmannschaft, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Mppaldiswalde. Verantwortlicher Redacteur: Paul Ithnc in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem Nr. 120. Sonnabmd, dm 12. Oktober 1895. 61. Jahrgang. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Nach der gestrigen UebungS- fiunde versammelten sich die Mitglieder des Turn verein« zahlreich im Stern, um unter Vorsitz des Herrn Lehrer Eidner eine Vereinssitzung abzuhalten. Letzterer eröffnete dieselbe mit einem kurzen Referat über seinen Besuch in Meißen, wo derselbe bei der Weihe der daselbst neu erbauten Turnhalle den hiesigen Verein zu vertreten halte. — Sodann ergriff Herr Eidner weiter daS Wort, um einen gemeinverständlichen und daher dankbar aufgenommenen Vortrag über die Verdauung unter Zuhilfenahme bildlicher Anschauungs mittel zu halten. Zunächst den Begriff Verdauung seststellend, verbreitet sich Redner über die Apparate der VerdauungSthätigkeit Mund, Speiseröhre, Magen und Darmkanal, wie auch über die Nebenapparate Leber, Galle, Milz und Nieren. Im dritten Theile wurde der Verdauungsprozeß eingehend erklärt und dabei der Speichel, Magen-,Gallen- und Bauchspeichel- sasl, sowie die Dauer des Prozesses besprochen. Den Schluß des Vortrags bildete, immer mit Betonung der einschlagenden Gesundheilsregeln, die Aufführung der Krankheiten der Verdauungswerkzeuge, wie Skor but, Entzündung der Schleimhäute, Krebs, Hämorr hoiden, Nieren-, Gallen- und Blasenstein. — Dem Vortrage folgte sodann eine einfache, aber würdige AbschiedSseier. Sie galt denjenigen jungen Turnern deS Vereins, welche in nächster Zeit zum Militär ein treffen müssen. Mit herzlichen Worten bedauert zwar der Vorsitzende den Verlust, den der Verein durch den Abgang der 4 guten Turner resp. Vorturner erleidet, freut sich aber auch, der Armee körperlich so gut aus- nnd vorgebildete, gewandte Leute zusühren zu können. Er hofft, daß die Turngenoffen dem Vereine auch beim Militär Ehre machen und dereinst in Treue wieder zu ihm zurückkehren werden. Auch Herr Turnwart Palme schloß sich diesen Worten an und erfreute die Scheidenden mit einem von den Genoffen gestifteten Andenken, bestehend in dem treuen Begleiter des Sol daten, seinem Sorgenbrecher, einer — Tabakspfeife. — Mit der Versteigerung eines Geschenkes zum Besten des HallenbausondS und der Erledigung deS Frage- kastenS erreichte der anregende, nutzbringende und ge- müthliche Bereinsabend seinen Abschluß. — Wir machen darauf aufmerksam, daß am be vorstehenden Sonntag, den 13. d. M., Nachm. I Uhr, zur feierlichen Eröffnung deS Konfirmanden- Unterrichts für die hiesige Parochie in der Stadt- lirche ein kurzer öffentlicher Gottesdienst abgehalten werden soll, zu dem in erster Linie nicht nur die Konfirma den, sondern auch deren Eltern erwartet werden. — Sicherem Vernehmen nach ist die Abhaltung der Diöcesanversammlung für die hiesige Ephorie Mittwoch, den 8. November d. I., im hiesigen Rath haussaale beabsichtigt. Arauenstein. Am 29. September sand -in von den Feuerwehren Frauenstein, Reichenau und Nassau ausgesührtcS Manöver an der Kistenfabrik und Schneidemühle des Kistensabrlkant Kummer im Gim- litzthale bei Frauenstein statt. Das betreffende Ma növer war im Geheimen unter den 3 Hauptleuten der 3 Feuerwehren verabredet worden, ohne den Mann schaften daS Geringste merken zu lassen oder irgend «ine Vorbereitung zu treffen. In verabredeter Weise wurde Nachmittags um 3 Uhr in Frauenftein, Reiche nau und Nassau Feueralarm geblasen. Es trafen in der Kummermühle 3 Uhr 14 Min. die Feuerwehren Frauenstetn und Nassau ein, während die von Rei chenau 3 Uhr 15 Min. anlangte. Der Hauptmann der Frouensteiner Feuerwehr, Herr Schade, übernahm hierauf die Leitung deS Manövers. Als Brandobjekt wurde die im Parterre befindliche, nach Osten sich er streckende Kistenbauwerkstatt angenommen bei von Rordoft wehendem Winde. Die Frauensteiner Feuer- wehr griff den Brandheerd direkt an. Die gleichzeitig eingetroffene Feuerwehr Nassau wurde zur Deckung deS nach Westen zu liegenden Schneidemühl- und Wohngebäudes verwendet, während die Reichenauer Feuerwehr das südlich davon liegende Zuschneide gebäude schützte. Das Feuer wurde nach einer 20 Minuten anhaltenden Thätigkeit als lokalisirt betrachtet und damit daS Manöver beendet. Hierauf wurde noch die Feuerlöschmaffe von Bauer aus Bonn einer Prüfung unterworfen. Zu diesem Zwecke war eine Bretterhütte errichtet und dieselbe nach Füllung mit Hobelspähnen und Hol,abfällen in Brand gesetzt worden. Die Löschung deS Brandes gelang durch 3 Eimer von der obenbezeichneten Löschmaffe. Dresden. Die Kandidatensrage für die am 17. d. Mon. stattfindenden Ergänzungswahlen zur Zweiten Kamme: ist jetzt in den meisten der diesmal in Betracht kommenden 27 Wahlkreise soweit geregelt, daß sich wenigstens annähernd ein Ueberblick über die Gesammtlage der Wahlbewegung gewinnen läßt. Letztere hat sich in einzelnen Kreisen insbesondere durch das Eintreten der deutsch-sozialen Resormpartei, überaus lebhaft gestaltet. Zwischen der konservativen, national liberalen und Fortschrittspartei und bez. mit dem Bund der Landwirthe haben sich erfreulicher Weise in einer gröberen Anzahl von Wahlkreisen Kompromisse herbei führen lassen. Im 13. und 20. städtischen und 5. ländlichen Wahlkreise stehen sich 2 bez. 4 konservative Kandidaturen gegenüber. Hoffentlich gelingt es aber, in letzter Stunde noch einen befriedigenden Ausgleich zu finden. In Erledigung sind diesmal gekommen 14 Sitze der konservativen (Schickert, Buchwald, Acker mann, Bretschneider, v. Trebra, Hähnel, Strauch, Matthes, v. Ochlschlägel, Steyer, Schubert, Speck, Breitfeld, Zeidler), 3 Sitze der nationalliberalen (Schill, Wändig, Niethammer), 5 Sitze der fortschritt lichen bez. freisinnigen (Bünisch, BöhnS, Fährmann, Philipp, Frenze!) und 5 Sitze der sozialdemokratischen Partei (Pinkau, Seifert, Colbitz, Otto, Stolle-Meerane). Eine Wiederausstellung lehnten von den verfassungs mäßig ausgeschiedenen Abgeordneten von vornherein ab: Schickert-Dresden, Wäntig-Zittau, Buchwald- Großenhain, Bretschneider-Freiberg, Otto-Chemnitz und Speck - Neustädte!; gestorben sind die Abgeordneten Böntsch, Strauch, v. Oehlschlägel und Breitfeld - Erla. Die übrigen der vorgenannten Abgeordneten sind wieder ausgestellt worden. JnSgesammt zählt man bis jetzt 76 Kandidaten, von denen 16 bereits früher Abgeordnete waren. Es gehören von diesen Kandidaten an 23 der konservativen Partei, 6 der nationalliberalen, 6 der fortschrittlichen bez. freisinnigen, 12 der deutsch sozialen Resormpartei und 27 der sozialdemokratischen Partei. Ein Kandidat hat sich als parteilos bezeichnet, ein zweiter gehört der freien antisemitischen Richtung an. — Der Ausstellungspalast an der Lennö- siroße und Stübelallee ist in den letzten Wochen nach Kräften gefördert worden. Wie lange schon hat man in Dresden ein Haus oder eine Halle zu Ausstellungs zwecken ersehnt! Schon am 18. Juli 1826 ward von der Demolirungs-Kommission der ehemaligen Festung Dresden in Folge eines königlichen Reskriptes vom 14. Juli desselben Jahres bekannt gegeben: „Daß diejenigen, welche den besten Riß zu einem Schau gebäude für Menagerien, Naturalienkabinetts und optische Darstellungen, welche auf dem Platze zwischen der Wilsdruffer- und Breitengasse, der mit zwei Reihen Verkauf-lokalen mit Säulengängen (unsere Kaufhallen) eingeschloffen werden würde, erbaut werden solle, lieferten, eine Belohnung von IbO Thalern erhalten sollten" u. s. w. . . . Man deckt jetzt bereit» mit Kupfer die Hauptkuppel des MittelgebäudeS, deckt die Dachflächen, hat die Oberlichter eingestellt, den Garten bepflanzt, den Teich gefüllt, die Terrasse in der Rich tung nach diesem, sowie jetzt die Eeitenrabatten ein gerichtet und ist darüber, ein eisernes Umfassungs geländer n grobe sandsteinern? Säulen zu setzen. Unter Führung der Herren Stadtbaurath Bräter und königl. Gartenbaudirektor Bertram war schon im Sommer die Gesammtkommisflon für die zweite Inter nationale Gartenbauausstellung zur Besichtigung an wesend und hat sich anerkennend ausgesprochen. Der Kuppelbau ist 47 Meter hoch; große und kleine Hallen und Säle, WirthschastS-, Borraths- und Kellerräume, die Lustheizungsanlagen u. s. w. geben eine Vorstellung von der Großartigkeit der ganzen Anlage. Erstrecken sich doch links und rechts vom Hauptportal an der Stübel-Straße Ausstellungsräume mit je 400 Quadrat meter Grundfläche, indes der Hauptsaal hinter der Vorhalle allein 46 Meter lang, 2b Meter breit und 20 Meter hoch ist. Die drei Hinteren Säle haben jeder eine Grundfläche von 400 Quadratmeter und der nach Süden zu gelegene Concertplatz am Teiche mißt gegen 4öOO Quadratmeter. UeberdieS sollen auch ein Theil des königl. Großen Garten» sowie die Wiesenflächen nach der Stadt und bis zur verlängerten Johann Aeorgen-Allee für die ersten Ausstellungen hinzugezogcn werden. Schandau. Noch im Laufe dieses Monat» wird man mit den Vorarbeiten zu unserer Hochdruckwaffer- leitung, die mit ca. 70000 Mark veranschlagt ist, be ginnen. Das Wasser wird mittel« einer Wasserturbine auf da» Kiefrtcht getrieben, von wo au» alsdann die Speisung mit Waffer an den größten Theil der Stadt erfolgt. Die Zaukenwafferleitung wird jedoch auch künftighin in Verwendung bleiben. Chemni-. Die Frage der Ringbahn scheint hier nun doch ernstlich erwogen zu werden. Dieselbe soll in Hilbersdorf von der Dresdner Bahn abzweigen, nach dem Güterbahnhofe und über Altendorf nach Kappel gehen. Die Anlage würde von vielen Fabriken eine direkte Gleisverbindung mit der Bahn ermöglichen. — Das Chemnitzer Stadtoerordneten-Kollegium hat dem dortigen Rathe neue Vorschläge wegen deS Sub missionswesens unterbreitet. Darnach sollen zu der Eröffnung der Angebot« alle diejenigen eingeladea werden, die sich mit um eine Arbeit beworben Haden. Dadurch glaubt man der Schleuderkonkurrenz zu be gegnen, aber auch vom Rathe den Vorwurf der Par teilichkeit abzulenken. Chemnitz. Der bet dem Eisenbahnunglück in der Nähe von Oederan schwer verwundete Soldat Paul aus Tannenberg bei Geyer, dessen Befinden bisher schon Besorgniß erregte, ist im königl. Militärlazareth seinen Verletzungen erlegen. Die sterblichen Ueber- reste des Verewigten werden in die Heimath desselben übergesührt werden. Leipzig. Der wegen LandeSverrathSin Köln am Rhein verhaftete französische Vertreter eine» hervor ragenden deutschen Etablissements und seine Geliebte, die Schneiderin Richter aus Magdeburg, sind bier ein getroffen und in das UntersuchungSgefängniß abge liefert worden. Die Verhandlung findet sicher schon in nächster Zeit vor dem vereinigten zweiten und dritten Strafsenat des Reichsgerichts statt. Zwickau. Das am 1. Mai d. I. eröffnete hie sige Bürgerhospital ist mit 20 Personen besetzt. Ohne einen Anbau, der allerdings vorgesehen ist, können jetzt weitere Aufnahmen nicht stattfinden. Ge suche um Aufnahme liegen zahlreich vor. Reichenbach. Die sozialdemokratische Partei hatte nach dem benachbarten großen Dorfe Waldkirchen kür vergangenen Sonntag eine Volksversammlung einberufen, in der Agitator Eckstein au« Zwickau für den sozialdemokratischen Landtagskandidaten in diesem Wahlkreise, Lagerhalter Schmidt aus Zwickau, sprechen sollte. Da sich jedoch zu dieser Versammlung Ni mand etngesunden hatte, konnte dieselbe nicht abgehalten werden und die Etnberufer mußten unverrichteter Sache wieder heimkehren. Plauen t. V. Hier erregt die Thatsache, daß ein dortiger Restaurateur seinen Gästen Fleisch von Gänsen vorgesetzt hat, die vor dem Schlachten schon verendet