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Wchmtz-MtW Di« „tzSeir-ritz.geltimg" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. LS Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern IO Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Inserate, welche bet der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk sam« Verbreitung finden, werden mit Iv Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag.— Einge sandt, im redaktionellen »heile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend Amtsblatt für di- Königliche Kmtshauptmmnschast, das Königliche Amtsgericht und den Stadlrath zn Dippoldiswalde. Dienstag, den 10. September 1895. Nr. 106. Verantwortlicher Redacteur: Paul Ahne in Dippoldiswalde. Monatsbeilaae. Mit achtsettlgem ^llustrirte« Unterhaltung,blatt". Mit land- und ha« wtrthsch 61. Jahrgang. -Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Am Sonntäg Mittag traf ein Theil der Scheibenschützengesellschast aus Dres den mit Frauen und Kindern, über Rabenau und Barbarakapelle kommend, hier ein. Am Steinbruch waren die Dresdner von hiesigen Schützenbrüdern empfangen und mit Musik bi« zur Stadt geleitet worden, wo im RathhauSsaale daS Mittagmahl einge nommen wurde. Den Nachmittag füllte ein Ball im Schützenhaussaale aus. Leider wirkte dabei die an und für sich gute Ballmusik recht störend auf den ersten Theil des im Tarten stattfindenden Militärkonzertes unter Direktion des Herrn Musikdirektor Matthey. Außer den übrigen, dem verschiedensten musikalischen Genre angehörenden Nummern erfuhr besonders die letzte, „Deutschlands Erinnerungen an die ruhmreichen Kriegsjahre 1870/71", ein großartiges patriotisches Tongemälde von Berni, stürmische Bravorufe. Recht erfreulich für uns DippoldiSwalder war es, daß unter den Einlagen Petzold's Erinnerungsmarsch angestimmt wurde, der durch die kräftige Besetzung erst zur vollen Geltung kam. — Nach der am vergangenen Freitag bei vollem Hause zum Benefiz für Herrn unp Frau Zahn er folgten Aufführung des Volksstück« „Haus Lonei" hat die Theatergesellschast des Herrn Schmidt unsere Stadt wieder verlassen, sich aber durch ihr vortreffliches Spiel der neuesten und besten Stücke bei der hiesigen Stadt- und Landbevölkerung in so gute Erinnerung gebracht, daß ein späterer wiederholter Besuch unseres Orte« gewiß gern gesehen wird. — Gutem Vernehmen nach findet das Ernte dankfest in unserer Parochie Sonntag über acht Tage, den 22. d. M., statt. — Während der bevorstehenden Manöver sind die Stäbe der 24. Infanterie-Division wie folgt einquartirt worden: 2. Division Nr. 24 bis 13. September in Klingenberg-Colmnitz; 3. Infanterie-Brigade Nr. 47 bis 13. September in Freiberg; 4. Infanterie-Brigade Nr. 48 vom S. bis N. September in Dippoldiswalde, am 12. und 13. September in Klingenberg-Colmnitz; 2. Kavallerie-Brigade Nr. 24 vom 9. bis 11. Sept, in Freiberg, am 12. und 13. September in Klmqen- berg-Colmnitz; das 106. und 107. Infanterieregiment vom 9. bis 11. September in Dippoldiswalde, am 12. und 13. September in Klingenberg-Colmnitz; das 134. Infanterieregiment vom 9. bis 13. September in Freiberg; das 139. Infanterieregiment am 9. September tn Frauenstein, vom 10. bis 13. September in Freiberg; das Köntgs-Husarenregiment Nr. 18 vom 9. bis 13. September in Freiberg; das Königin- Husarenregiment Nr. 19 bis 9. September in Reich städt, am 10. und 11. September in Pretzschendorf. — Für rechtzeitiges Erscheinen am Brandplatz und erfolgreiche Löschthätigkeil gelegentlich d«S am 29. März dieses Jahres beim Gutsbesitzer Stirl in Reinhardts grimma entstandenen Brandes hat die König!. Brand - Versicherungskammer der von auswärts allein erschie nenen Spritze der Gemeinde Hirschbach nachträglich noch 20 Mark Prämie bewilligt. — September und diese Hitze! Jeder weiß eS und spürt eS nachdrücklichst am eigenen schmelzenden Körper, und doch bringt er diese Weisheit immer wieder an den Mann und will eine Bestätigung der eigenen Wahrnehmung, sodaß jedes Gespräch mit den Worten beginnt: „Nein, ist das 'ne Hitzr!" Aber es war auch wirklich ein bischen arg in den letzten Tagen und in bewundernswerther Bläue lacht es Fortsetzung vom Himmel herab. Die Sonne scheint von der Be endigung der Hundstage, die schon längst stattsand, gar keine Notiz nehmen zu wollen, und das Quecksilber feiert wahre Orgien in seinem engen Röhrchen: „Schaut her, wie ich klettern kann", grinst eS höhnisch, nun bin ich oben, und wen« e» mir Spaß macht, klettere ich noch höher". Da wendet sich der Beschauer grau send ab; er ist am Ende seiner Weisheit, denn auf mehr Kleidungsstücke, als er schon abgelegt hat, kann er nicht verzichten, ohne daß sein Rus als gebildeter Mittel-Europäer und Kulturmensch einen empfindlichen Stoß erleidet; Hemd, Hosen, Rock und Hut muß doch schließlich Jeder tragen, und ein Mangel an einem der drei zuerst genannten Kleidungsstücke fällt in den Straßen unangenehm auf. — Wie glücklich sind m diesem Jahre die verspäteten Sommerfrischler, die wäh rend des kühlen Juli und halben August gemächlich zu Hause saßen und jetzt „auf Urlaub" sind. Denn so heiß kann es am Seebade und im Geblrge unmog- lich sein wie bei unS. Professionelle Wetterpropheten sind seit ein paar Tagen kolossal umlagert; „wie lange sollen wir noch schmachten?" fragt man, aber die Ant wort lautet dunkel wie ein pythischer Dreisußspruch: „Niemand weiß es. Darum halte aus, liebe Seele; es ist die Zeit zwar nicht für alle Dinge das Maaß, aber für des Sirius Schalten und Walten sicherlich, und wenn die Nooemberstürme toben, wenn tiefer Schnee liegt, und man die frierenden Ohren in den schützenden Pelzkragen birgt — dann denkt man viel leicht ohne Groll an die Septembertage zurück, die uns jetzt unerträglich dünken. — Die Schwalben rüsten sich zum Wegzuge. Ihre großen gemeinsamen Flugübungen erstrecken sich imoM weiter, und zu Hunderten, ja zu Tausenden vereinigen sie sich an bestimmten Okten, die ihnen von Alters her als Sammelplatz gedient haben. In we nigen Tagen dürften die ersten Züge Deutschland bereits verlassen. Das sicherste Zeichen hierfür ist die aus dem Norden kommende Mittheilung, daß man dort große Schwalbenzüge beobachtet hat, die von Dänemark und Norwegen her übers Meer Deutsch lands Küsten zuflogen. Diesen Zügen schließen sich bann die hiesigen Schwärme an, sodaß sie dann gleich einer Wolke, zu Hunderttausenden vereinigt, den süd lichen Ländern zueilen. — Die Abnahme der TageSlänge ist in diesem Monat tn schon recht empfindlicher Weise zu bemerken. Die Sonne eilt mit großer Geschwindigkeit nach Süden, dem Aequator zu, welchen sie am 23. überschreitet. An diesem Tage findet die Tag- und Nachtgleiche statt und der Herbst hält seinen Einzug. Gombsen. Als der 16 Jahre alte Wirthschafls- gehilfe Schuster — Stiefsohn des hiesigen Herrn Ge meindevorstandes Leuschke — am Abend des 4. d. M. einen mit Futter beladenen Bretwagen mit eigener Hand und ohne Gespann vom Felde nach dem elter lichen Gehöfte fahren wollte, kam das Gefährt bei dem vor letzterem befindlichen abschüssigen Terrain ins Nollen, wodurch der Genannte zum Stürzen kam, vom Wagen überfahren ward und bedeutende Quetschungen am Fuße deS linken Beines und an der Wade erlitt. Bei der alsbald eingetretenen hohen Geschwulst ver mochte der zugezogene Arzt, Herr vr. Breitbach von Kreischa, noch nicht feststellen, ob etwa auch die Rühre gebrochen ist. Kreischa. Nachdem Herr Lehrer Naumann unfern Ort verlassen hat, wird Herr Hilfslehrer Frommelt Ostern 96 in die 3. ständige Lehrerstelle eintreten. Bis auf Weiteres verwaltet Herr Lehrer omvr. Hempel die vakante Lchrerstelle. Poffendorf. Am vergangenen Dienstag Abend »» bn 8' Stunde ging ein glänzendes Meteor am Nordosthimmel nieder. Die prächtige esektvolle Licht erscheinung dauerte einige Sekunden. "Der ISjShr. Sohn deS hies. Gasthofsbesitzers und Fleischermeisters Butter wurde am Freitag gegen Abend vom eigenen Pferde ins Gesicht geschlagen und daber erheblich verletzt. DaS Kind 'befindet sich in ärztliche Behandlung. — Nach fast unerträglicher Hitze und großer Trockenheit feuchtete am Sonnabend Nachmittag ein Gewitterregen unsere Fluren etwas an. Das Gewitter trat mit ziemlicher Heftigkeit auf. In unserem Pa. rochialorte Babisnau zündete der Blitz und äscherte die mit Erntevorräthen angefüllte Scheune und ein Seitengebäude deS GutSbes. Gießmann ein. Di- be nachbarten Feuerwehren waren bald zur Stelle, konnten aber wegen Wassermangel wenig löschen. Im benach barten Rippien schlug der Blitz tn die Ziegelei d-S Herrn GutSbes. Bäger. Der entstehende Brand wurde sofort gedämpft. Dresden. König Albert ist am Sonntag Abend mit dem fahrplanmäßigen Schnellzug, einer Einladung des deutschen Kaisers folgend, nach Berlin gereist, um sich heute Montag nach Stettin zu begeben und den daselbst am 10., I I. und 12. September stattfindenden Kaisermanövern des GardekorpS und deS 3. Armee korps gegen daS 2. und 9. Armeekorps beizuwohnen. Die Reise von Berlin nach Stettin wird der König in Gesellschaft deS Kaisers Fran, Josef von Oesterreich forlsetzen. — Vom Ministerium des Innern ist eine für daS Barbiergewerbe wichtige Entscheidung ergangen. Das Ministerium sagt, daß die reichsgesetzlichen Bestim mungen über die Sonntagsruhe im Gewerbebetriebe, abgesehen vom Handelsgewerbe, nur die Beschäftigung von gewerblichen Arbeitern regeln, auf den im Ge werbebetriebe selbst thäligea Unternehmer dagegen nicht Anwendung leiden, daß dessen THStigkeit vielmehr lediglich nach den landesgesetzlichen Bestimmungen über die Sonn-, Fest- und BußtagSfeier zu beurtheilen ist und daß daher dem Barbier das Rastren seiner Kun den, wenn er eS in seiner Wohnung besorgt, auch Sonntags Nachmittags über die geordnete Zeit hinaus nicht untersagt werden kann. — Nur noch unscheinbare Ueberreste erinnern an unseren früheren böhmischen Bahnhof, und auch diese (der Mittelbau) werden in wenigen Tagen gleich wie die Seitenflügel von der Bildfläche verschwunden sein. Mächtig tritt der Eisenbau deS jetzigen Bahn hofs vor das Auge und erst jetzt steht man, welch be- deutende Fläche für den Bau deS neuen Bahnhofs gebäudes gewonnen ist. Das rings um den Bahnhof aufgespeicherte Abbruchsmaterial wird, so wett «S noch brauchbar ist, zu den Grundbauten der neueren An lage mit verwendet. Westlich und östlich vom Bahn hof wird an dem Bahnkörper mit vielen Arbeitsleuten emsig gearbeitet und auch die Tieserlegung des Straßenkörpers unter den Brückenbauten zwischen Pragerstraße und BiSmarckplatz nimmt einen guten Fortgang. — Am b. d. M. hat ein- abermalige Ausloosung königl. sächs. Staatspapiere statlgefunden, von welcher die 3°/» StaatSschulden-Kassenscheine vom Jahre 1855, betroffen worden sind. Die Inhaber der genannten StaatSpapiere werden hieraus noch besonders mit dem Hinzusügen aufmerksam gemacht, daß die Listen der gezogenen Nummern in der Leipziger Zeitung, dem Dresdner Journal und dem Dresdner Anzeiger veröffentlicht, auch bei sämmt. lichen BeztrkSsteuereinnahmen und Gemeindeoorständen des Landes zu Jedermanns Einsicht ausgelegt werden. Mit diesen Listen werden zugleich die in früheren Ter minen ausgeloosten, aber noch nicht abgehobenen Nummern wieder ausgerusen, deren große Zahl leider beweist, wie viele Interessenten zu ihrem Schaden die Ausloosungen übersehen. E« können dieselben nicht genug davor gewarnt werden, sich dem Jrrthume htn- zugeben, daß, so lange sie ZinSschcine haben und diese unbeanstandet eingelüst werden, ihr Kapital un gekündigt sei. Die Staatskassen können eine Prüfung der ihnen zur Zahlung präsentirten ZinSscheine nicht vornehmen und lösen jeden echten Zinsschein ein. Da nun ober eine Verzinsung ausgelooster Kapitale über deren Fälligkeitstermin hinaus in keinem Falle statt findet, so werden die von den Betheiligten in Folge Unkenntniß der Ausloosung zu viel erhobenen Zinsen seinerzeit am Kapitale gekürzt, vor welchem oft empfind-