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„Wei-rrttz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich I M. 28 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Mikrit! -ZeitilW. Amtsblatt Inserate, welche bei v«» bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung^ finden, werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, rm redaktionelle« Lheile, die Spaltenzeil- SVPfg. für die Köniakche Amlshauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen "Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redakteur: Paul Ithne in Dippoldiswalde. Mit achtsettlgem »Lllustrirleu Unterhaltung»«««". Mit land- und hanSwirthschaftlicher MonatSbeilage. Nr. 62. -LoLaks und Sächstsches. Dippoldiswalde. Im Laufe der vergangenen Wochen waren einige Mal höhere Offiziere hier an wesend, um das Terrain der Umgegend zu besichtigen. Er scheint sich demnach die Vermuthung zu bestätigen, daß ein Theil der militärischen Herbstübung wieder einmal sich in unsrer Nähe abspielen werde. Dresden. An den König gelangte Anfangs dieses Monats in Eibyllenort ein unterschnstsloser, an den selben adressirler Brief mit dem Poststempel DreSden- Neustadt, welcher, mit thunlichst verstellter Hand ge schrieben, neben unehrerbietiger Anrede und unzusam menhängenden unflätigen Worten die direkte Bedrohung mit Höllenmaschinen, Dynamit bez. Dynamitbomben, Pulver und Dolch enthielt. Den Nachforschungen der hiesigen politischen Polizei, welcher kurz zuvor ein an einem Fensterladen des Grundstücks „Volksheim" auf hiesiger Wasserstraße über Nacht angeklebter Zettel mit den Worten: „Hoch die Anarchie! Dynamit, Pulver, Revolver, Dolch, diese thun ihre Schuldigkeit!" in die Hände gefallen war und welche eine Uebereinstimmung der Handschriften in dem oben gedachten Briefe und auf diesem Zettel fand, ist es erfreulicher Weise ge ringen, den Briefschreiber in der Person eines 20 Jahre alten, von hier gebürtigen, zwar gesunden und erwerbsfähigen, doch arbeitsscheuen Handarbeiters auS- zumitteln und zu überführen, der nunmehr seiner Be strafung entgegensieht. Ist auch zu den in dem Briefe ausgesprochenen Drohungen ein ernster Hintergrund Gott sei Dank nicht zu finden gewesen, so kennzeichnet doch die Dreistigkeit dieses unreifen Burschen, welcher bisher eifrig sozialistische Schriften gelesen und Ver sammlungen dieser Richtung besucht, mit sozialdemokra tischen Reden gern um sich geworfen und mit Vor liebe die Tage und Nächte mit Gesinnungsgenoffen in Schantwirthschaften sich umhergetrieben hat, anstatt zu arbeiten, so recht die Denkungsweise eines Theiles unserer gegenwärtigen Arbeiterjugend. — Das königl. Ministerium des Innern bereitet eine Vorlage an den Landtag vor, nach welcher für jeden in Sachsen praktizirenden Arzt der Beitritt zum ärztlichen BezirkSoerein obligatorisch ist. Durch den Bezirksverein können Strafen bis zu 1500 Mk. über die Mitglieder verhängt werden; der Rekurs gegen derartige Entscheidungen sei bei den zu bildenden Kreisverbandskammern anzubringen. — An der Nordseite des sogenannten Hahneberg- einschnitts, längs der kgl. Taubstummenanstalt bis zur Chemnitzer Straßenbrücke, beginnt man jetzt mit dem Errichten einer Futtermauer, so daß man dort jetzt einen klaren Einblick über die künftige Gestaltung dieser Gegend gewinnt. Die noch dort anstehenden Kies- maffen werden abgegraben; dabei kommt manches Ge mäuer, mancher Brunnen u. s. w., herrührend von den noch vor kaum einem Jahre dort stehenden Villen, zum Vorschein. An dem Auslauf der Hochbahngleise sind jetzt zahlreiche Monteure beschäftigt, die bereits gelegten Weichen in Verbindung mit den Central weichenstellereien zu bringen; bei den einfachen Weichen genügt hierzu eine oberirdische Drahtleitung von der Stärke des gewöhnlichen Telegraphendrahtes, hingegen für die englischen (Doppel- oder Kreuz-) Weichen sind Gräben gezogen, in denen 6 om starke Drahtseile zu liegen kommen, welche die gleichzeitig vier Gleise öffnen den Weichen in Betrieb setzen. Der schwierigste Punkt bei der Ueberleitung des gesummten Personen- und Güterverkehrs nach den Hochgleisen, welche, wie jetzt gehofft wird, nach Pfingsten stattfinden soll, ist ohne Zweifel der circa 25 m lange und ebenso breite Trakt dicht an der Falkenbrücke. Da noch bis zur Durch fahrt des letzten Chemnitzer Zuges die Gleise unver bunden bleiben müssen, wird eS der Aufbietung aller verfügbaren Arbeitskräfte bedürfen, um bei der ver- hältnißmäßig kurzen Zeit einiger Stunden diesen Trakt Dienstag, den 28. Mai 1895. von 40 bis 50 cjm ziemlich «inen Meter hoch mit Kies auszufüllen und mit Schienen zu belegen. Diese interessante Arbeit wird bei Nacht ausgeführt. Bei dem AuSgraben der tiefer gelegenen Chemnitzer Per sonenzuggleise hat man jetzt beständig mit dem ein dringenden Grundwafler zu kämpfen. Mehrere Pumpen sind dort stets in Thätigkeit. — ES ist seltsam, wieviele sächsische Superinten dent en-Aem ter in den letzten zwei Jahren erledigt waren. Zunächst wurde Stollberg durch den Tod des Superintendenten Freyer erledigt, dem der seitherige Archidiakonu« Lotichius aus Dresden folgte, sodann wurden Oelsnitz und Radeberg durch Emeritirung der Superintendenten Schelle und Schweinitz frei und den Pfarrern Herzog von Neustädte! und Kaiser von Aue übertragen. Die Superintendent»! Oschatz ist zur Zeit durch den Tod des Superintendenten Schöncke unbesetzt, und endlich wird sich Herr Superintendent v. Groß mann zu Grimma emeritiren lassen. Hierüber ist durch Theilunq der Ephorie Chemnitz in I und II eine neue Superintendentur entstanden und dem seitherigen Pfarrer Paulus Fischer aus Oberwiesa übertragen worden. — Ueber den Saatenstand im Königreiche Sachsen berichtet die „Sächs. Landw. Zeitschr.": „Die Witterung in der Berichtszeit -- Mitte April bis Mitte Mai — kann im Allgemeinen eine sehr günstige und fruchtbare genannt werden, nur in den beiden ersten Maiwochen machten sich in einigen Bezirken scharfe, austrocknende Ostwinde bemerkbar, während es den Frühjahrssaaten zumeist an den nöthigen Niederschlägen, die erst am Schlüsse der Berichtszeit in reichem Maße eintraten, fehlte. Für die verspätete Frühjahrsbestellung war das Wetter äußerst günstig, so daß dieselbe rasch und bestens beendet werden konnte; nur mit dem Kartoffellegen ist man in den meisten Bezirken noch im Rückstände. Die günstige Witterung hat die erhoffte Besserung des Standes des Wmter- roggens nur vereinzelt gebracht, dagegen denselben in mehreren Bezirken sogar verschlechtert^ so daß es an gebracht gewesen wäre, noch mehr Fläche umzupflügen, wenn es nicht an Zeit und oft auch an Geld gefehlt hätte. Nachdem nunmehr die Angaben über die um geackerten Flächen vervollständigt werden konnten, er- giebt sich, daß der Umfang derselben bedeutender ist, als er im vorigen Bericht geschätzt worden war, be sonders im oberen Erzgebirge und dem Vogtlands, wo auch manches Weizenfeld neu bestellt werden mußte. Abgesehen von diesem vereinzelt vorkommen den schlechten Stand deS Weizens ist derselbe im Großen und Ganzen als günstig, in einigen Bezirken als sehr günstig zu bezeichnen. Ebensowenig wie der Winterroggen hat sich der Raps erholt; zu der schlechten Ueberwinterung gesellte sich sein fast alljährlicher Feinv, der Glanzkäfer und setzte das Vernichtungswsrk theil- weis so gründlich fort, daß in einigen Bezirken 50 bis 80 Proz., ja sogar die ganze Anbaufläche neu be stellt werden mußte. Bei dieser fast jährlich wieder kehrenden Erscheinung ist es kein Wunder, wenn die Anbaufläche des Rapses von Jahr zu Jahr geringer wird. Besser und vielfach sehr günstig haben sich die Sommersaaten entwickelt, und da die nöthigen Nieder schläge noch rechtzeitig allenthalben eintraten, so ist be rechtigte Hoffnung aus eine gute Ernte in den Som merhalmfrüchten vorhanden. Vielversprechend ist allent halben der Stand der Kleefelder und Wiesen; erstere liefern bereits reichliches Grünfutter, letztere lassen eine reiche Heuernte erhoffen. Nur in einigen Be zirken deS Erzgebirges mußten bis zu l0 Proz. Be stände umgepflügt werden. — In den Berichtsbezirken Bautzen, Kamenz, Meißen, Leipzig, Borna, Oschatz und Rochlitz hat sich strichweise eine stark« Maikäferplage eingestellt, worunter besonders die Kirsch- undPflaumen- bäume zu leiden haben, die theilweiS ganz kahl ge fressen worden sind. Bei dem vielfachen Auftreten von 61. Jahrgang. Gewittern sind auch vereinzelt Hagelschläge nieder gegangen, die aber keinen Schaden verursachten. Freiberg. Zum Vorsitzenden des Schwurgerichts für die im dritten Kalenderoierteljahre beginnende Sitzungsperiode wurde beim hiesigen Landgerichte Landgerichtsdirektor Baumbach ernannt. — Wie jetzt berichtet wird, hat das königl. sächs. Bergamt einen Theil der Forderungen, welche in der seiner Zeit an den Landtag gerichteten Bergarbeiter- Petitton zum Ausdruck gelangten, sich zu eigen gemacht, indem ein neuer Entwurf der Bergpolizeiordnung ausgearbeitet wurde, in welchem Uebereinstimmung mit jener Petition mehr Schutz für Gesundheit und Leben der Arbeiter gefordert wird. Beim unterirdischen Grubenbetriebe soll künftig ein Arbeiter in einer Temperatur von 29 Grad Celsius und mehr nicht länger als sechs Stunden täglich und ohne seinen ausdrücklichen Wunsch in einem Jahre nicht öfter als an 60 Arbeitstagen beschäftigt werden. Bei einer Wärme von mehr als 40 Grad sollen Betriebe un zulässig sein. Auch zweckentsprechende, geräumige Mannschaftsbäder sind von den Werksverwaltungen herzurichten; ebenso Hollen dieselben verpflichtet sein, den Bergleuten auf Wunsch wasserdichte Kleidung zu liefern, wenn an nassen Orten Arbeiten auszuführen sind. Keine Arbeit, die mit besonderer Gefahr für Leben und Gesundheit verknüpft ist, darf künftig im Gedinge, sondern nur im Echichtlohn ausgeführt werden. In den Arbeiterkreisen werden diese Zu geständnisse gewiß nur den besten Eindruck machen. Langenau. Während des Läutens zu Ehren des verstorbenen Kirchenpatrons, Herrn von Oehlschlägel, bekam die große Glocke am Mittwoch plötzlich einen Sprung. Derselbe befindet sich im Echlagrand und hat eine Länge von etwa V« Meter. Die Glocke wurde im Jahre 1721, also vor 174 Jahren von vr. Gottfried Griebe gestiftet und im Jahre 1866 mit den anderen 2 Glocken auf Kosten des im Jahre 1874 verstorbenen Gutsbesitzers Thielemann Thiele umgegosien und verstärkt. Königstein. ES ist eine Thatsache, daß, nachdem der Zutritt der Fremden zu der Berg veste Königstein nicht mehr gestattet wird, viele Bewohner, besonders aber Geschäftsinhaber, empfindliche Nachtheile haben. Um letztere zu beseitigen, haben sich zahlreiche Bürger und Geschäftsleute, die von dem regen Verkehr in früheren Jahren ganz besondere Vortheile gehabt haben, versammelt, um eine Petition abzufaffen, in der der Zutritt zu der Veste wieder erbeten wird. Wenn auch der Verkehr nach der Veste in demselben Umfange wie früher nicht gestattet werden dürste, so giebt man sich der Hoffnung hin, daß doch für die Touristen einige Nachsicht geübt und der Zutritt in beschränkterer Weise erfolgen wird. Strehla. In Sachen der Erbauung einer Eisen bahn von Torgau über Beigern nach Strehla wird mitgetheilt, daß das Projekt noch nicht sobald seiner Ausführung entgegensieht, indem die königlich sächs. Staatsregierung die Bahn nur mit schmaler Spur hergestellt wissen will, während die königl. preußische Regierung auf Normalspur besteht. Der Komitee vorsitzende hat es übernommen, durch Vorstellungen an zuständiger Stelle diese Differenz zu beheben. Mittweida. Kürzlich wurde mit dem Abbruche der allen, etwa 42 Meter weiten Hängewerks brücke über der Zschopau hier begonnen. Es war diese Brücke noch eine der wenigen großen Hängewerks brücken, welche durch ihre alten, zum Schutze gegen daS Wetter errichteten Ueberbaue. sogenannte Wahrzeichen vieler älterer Städte würden. Die gesammte Brücke wird durch eine neue massive Brücke von etwa 80 Meter Länge mit drei Bogen, durchweg aus Bruch steinen (auch in den Gewölben) ersetzt. Leipzig. Bei dem Distanzritt Dresden-Leipzig am 25. Mai kamen von 22 Reitern 16 in Leipzig an.