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Weißeritz -ZeitW 61. Jahrgang Donnerstag, den 14. Februar 1895 Nr. 20. Inserate, welche bei de» bedeutenden Auflage des Blattes «ine sehr wirt- same Verbreitung finden werden mit 1V Psg. di« Spaltenzeile oder oere» Raum berechnet. — Ta« bellarische und romplicirt« Inserate mit entsprechen dem Ausschlag.—Singe, sandt, im revaltionellen Theile, die Spaltenleib' SOPfg. werden, Bilder von der Ausstellung in Chikago, sowie aus San Franzisko, indessen Nähe sich noch ein ziemlicher Bestand uralter Tannen von S bis II Meter Durch messer befindet. Herr Vereinsvorsteher Klotz sprach dem Redner im Namen der Anwesenden, welche sich von den Plätzen erhoben, besten Dank aus und schloß Abends gegen 7 Uhr die Versammlung. — In nächster Zeit findet hier wieder ein Vor trag über Alterthumskunde unsres Orts, bez. dessen Umgegend statt, nachdem der im vorigen Herbst abge haltenen Vortrag über dasselbe Thema sehr beifällige Ausnahme gefunden hat. Höckendorf. Das hier am 7. Febr. stattgefundene II. AbonnementS-Concert der Stadtkapelle zu Dippoldiswalde, unter der Leitung des Herrn Musik direktor Jahn, hatte wiederum wie bei dem I. dieser Concerte trotz der starken Winterkälte eine zahlreiche Zuhörerschaft von hier und den umliegenden Ort schaften herbeigezogen, welche sämmtlichen Darbietungen lauten Beifall spendete, der in der Thal auch wohl verdient war. Es war eine Lust, den mit besonderer Präcision vorgesührten Stücken zu lauschen. Beson ders heroorzuheben sind: I. Fantasie für Oboe von Reh, TrauqMdrr Kapelle einen ansprechenden Festmarsch, Komposition des Herrn Sickert, zur Zeit Hilfslehrer in Ruppendorf, dem Auditorium zu Gehör. An daS Conccrt schloß sich ein Ball, an dem sich die Concertbesucher sehr zahl reich betheiligten. Frauenstein. Vom I. April 1895 ab wird, nachdem das hierfür aufgestellte Regulativ vom Ministerium des Innern genehmigt worden ist, in hiesiger Stadt eine Biersteuer in Kraft treten Das einfache Bier unterliegt der Besteuerung nicht, für alle anderen Biere wird für den Hektoliter 65 Psg. erhoben. Privatpersonen, welche steuerpflichtiges Bier zum eige nen Hauswirthschaftsbedarfe von auswärts beziehen, haben binnen 3 Tagen vom Empfang des Bieres an gerechnet, Menge, Sorte und Bezugsquelle desselben dem Stadtgemeinderaihe unter gleichzeitiger Entrichtung der Steuer anzuzeigen, sofern nicht nachweislich die Steuer bereits von Anderen erlegt worden ist. Das von der hiesigen Brauerei direkt an hiesige Konsu menten abgegebene steuerpflichtige Bier ist von der Brauerei zu versteuern. Bei Berechnung der Steuer für Flaschenbier werden 200 halbe oder 100 ganze Flaschen gleich einem Hektoliter gerechnet. Biersteuer hinterziehungen werden mit dem vier- bis zehnfachen Betrage der hinterzogenen Steuer — im ersten Be- gehungSfalle jedoch nicht unter 10 Mk., in ferneren BegehungSsällen nicht unter 20 Mk. — bestraft. Zuwiderhandlungen gegen das Biersteuerregulatio werden bis zu 75 Mk. bestraft, welche Strafe im Un vermögensfalle in Haftstrafe umgewandelt wird. Dresden. Nachdem ihn in der Nacht zum Mon tag ein Schlaganfall getroffen, ist am Dienstag Nach mittag V»3 Uhr Staatsminister der Finanzen, der Vorsitzende des Gesammtministeriums, Julius Hans von Thümmel tm Alter von 71 Jahren gestorben, wenige Wochen, bevor er in den wohlverdienten Ruhe stand treten wollte. — Die Erbschaft des Rechtsanwaltes Rudolf Arends ist der Stadt Dresden zu 10, der Stadt Waldheim zu 3 und der Stadt Mügeln zu einem Theile zugefallen. Die drei genannten Erben haben in Gemeinschaft den Nachlaß geordnet und den Erb- theilungSplan aufgestellt. Die Theilungsmasse beträgt 139831 M., wovon Dresden 99879, Waldheim 29963 und Mügeln 9988 M. erhalten. Der Rath verlieh der Stiftung den Namen „Arends-Stiftung für Dresden". — In interessirten Kreisen wird neuerdings die Frage lebhaft erörtert, ob das frühere Casö Reale, welches dem Akademie-Neubau auf der Brühlschen Terrasse zum Opfer fiel, wiedrr errichtet werden soll. Ämbyq und zwei Strev^ haMg nicht als Zierde des w^steu PmckteS ^VrKvM ^ehenlaffen kann, so schwebMNMgel Daffelbe könnte nur auf Landeskosten erbaut werden. Ob aber die halbe Million, die der Bau unbedingt kosten würde, in der nächsten Finanzperiode verfügbar gemacht werden kann, ist vorläufig eine offene Frage. Gebaut muß das Cas6 werden, denn nach dem Te- sammtplan der Akademiebauten war daS Gebäude mit den verbindenden Nebentheilen als der Schlußstein der ganzen Bauten seiner Zeit in Aussicht genommen. Erst mit der Erbauung des „Kaffeesalons" erhalten die neuen Bauten ihren Abschluß. Außerdem hat daS Land und die Regierung eine gewisse Pflicht, den Bau auszuführen, weil die Zivilliste durch Beseitigung des früheren Cafö Reale immer noch ein Recht hat, nach dieser Richtung hin einen gewissen Ersatz zu verlangen. Im Voranschläge zu den Akademiebauten war der Bau zu rund 170000 Mk. angenommen. Die spe» zielle Veranschlagung aber ergab damals bereits, daß 470000 Mk. zur Ausführung nöthig seien. In der letzten Finanzperiode nahm die Regierung Abstand davon, eine derartige Vorlage etnzubringen, weil die damalige Finanzlage dies nicht gestattete. Da nun das alte Akademiegebäude frei geworden ist und man diesen alten baufälligen und häßlichen Bau doch wahr- 7 non schwebketf Mgehende "^ Verhandlungen über die abschließenden Bauten auf der Terrasse, die aber wieder zum Stillstand gekommen sind, seitdem die Frage erörtert wird, ob eS sich nicht empfehle, das Brühlsche Palais unter Hinzunahme des Platzes, auf dem gegenwärtig das alte Finanz ministerium steht, zu einem neuen Prinzenpalais um zugestalten. — Vor dem kgl. Landgericht Dresden hatte sich dieser Tage der 32 Jahre alte, in Höckendorf geborene, in Rabenau wohnende Fleischer Hugo Waldemar Müller wegen Vergehens gegen das NahrungSmittel- gesetz und wegen einiger Uebertretungen zu verant worten. Am 16. Oktober v. I. sind von dem An geklagten 133 Kilogramm frisches Fleisch, das von einer von ihm in Rabenau geschlachteten, und wie er wußte, perlsüchtigen Kuh herrührte, in einem offenen Wagen von Rabenau nach Dresden gefahren worden, in der Absicht, dieses bewußtermaßen gesundheits schädliche Fleisch als Nahrungsmittel für Menschen an einen Fleischer zu verkaufen. Müller passirte in Dresden Abends gegen 8 Uhr die an der Freiberger Straße gelegene städtische Steuerhebestelle in der Richtung nach der inneren Stadt zu, ohne an der Hebestells die Art seiner Wagenladung bekannt zu geben und den für die Einfuhr frischen Fleisches vorgeschriebenen Ein suhrschein abzugeben. Kurze Zeit darauf wurde er jevoch auf der Freiberger Straße von einem Beamten angehalten. Das Urtheil lautete auf 2 Monate Ge- fängniß. — Der Landesobstbauverein für das König reich Sachsen zählte dem kürzlich veröffentlichten Jahres bericht zufolge Ende des Jahres 1894 in 29 Bezirks obstbauvereinen 93 korporative und 2367 persönliche Mitglieder. Nach den betreffs der Obsternte des Jahres 1894 vom Landesobstbauverein angestellten Erörlerungen war in der Lausitz die Kernobsternte nur als eine mäßige, die in der Dresdner, Meißner, Dö belner und Leipziger Pflege dagegen als eine mittel gute bis gute, stellenweise sogar in Birnen als eine ehr gute zu bezeichnen, wenn auch einzelne Ortschaften dieser Lagen wieder Fehlernten meldeten. Als Ursachen >er gedachten Mißerfolge wurden angegeben: regne rische Witterung während her Haupiblüthezeit der Aepfel und Pflaumen, Pilzkrankheiten, welche die Blätter der Aepfel- und Birnbäume stark geschädigt laben, hauptsächlich aber auch verschiedene Arten von Obstbaumschädlingen. Diese Schädigungen weisen den 2bstzüchter immer mehr auf die Wichtigkeit eine- sorg- ältigen BaumschutzeS hin. Die Kirschenernte Ist tm Allgemeinen besser, stellenweise sogar sehr gut auS» -LoLaLs und Sächsisches. Dippoldiswalde. Viel Worte um Wenig, das war der Eindruck, den der am Dienstag im Ge werbe verein von dem berühmten Sprachphysiologen Otto Meyer aus Leipzig gehaltene Vortrag über Physiologie der Stimme und Sprache, Phonetik und dergleichen hochwiffenschaftliche Themen hinterließ, denn das Erzählen verschiedener Erlebnisse, die Seitenhiebe auf die Intelligenz unseres Militärs und die Wieder gabe etlicher Kasernenhofblüthen, wie sie in schlechten Kalendern zu finden sind, bilden doch noch lange keinen wissenschaftlichen Vortrag. Erst am Schluffe seiner ziemlich zweistündigen Unterhaltung kam der Herr Vortragende auf den Bau des Kehlkopfes zu reden. Dankbar konnte man die offene Erklärung hm- nehmen, daß die Kunst deS sogenannten Bauchredens, wovon Herr Meyer einige recht gut ausgesührte, er heiternde Proben gab, darin besteht, daß man durch Verlegung der Stimme in eine hohe Tonlage Fistel töne, in der musikalischen Sprache Falset genannt, erzeugt. — Am Sonnabend, den 9. d. MtS., feierte der hiesige Stenographenoerein den Geburtstag Ga- belSbergers durch musikalische und theatralische Aus führungen. Herr Lehrer Buckel berührte in kurzer* Ansprache die Geschichte des Vereins, hob dann die Verdienste Gabelsbergers durch Ausstellung und Ver vollkommnung seines KurzschristsystemS hervor und wünschte dem hiesigen Verein weiteres Gedeihen. Mit Freuden konnte er berichten, daß gegen 50 Damen und Herren unserer Stadt die Stenographie im Ver ein fleißig üben. Den 2. Theil des Kränzchens bil dete natürlich auch hier ein munteres Tänzchen. — Die zweite Begräbntßgesellschast, welche zugleich auch Krankenunterstützung gewährt, hielt am Sonntage ihre Hauptversammlung ab. Dabei wurde konstatirt, daß der Begräbnißkaffe zur Zeil über 300, der Unterstützungskaffe mit 900 Mk. Vermögen, aber ca. 200 Mitglieder angehören. Letztere gewährt für eine Monatssteuer von 10 Pf. ein wöchentliches Krankengeld von 1,50 Mk., während das Sterbegeld 50 Mk. beträgt, zu dessen Aufbringung 25 Pf. bei jedem Todesfälle erhoben werden. Im verflossenen Jahre wurde die Krankenunterstützung in 34 Fällen mit 130 KrankheilSwochen in Anspruch genommen, während zehnmal die Begräbnißunterstützung auSzu- zahlen war. Da der langjährig bewährte Vorsitzende, Herr Ad. Tetcher, sein BorstandSamt für nächstes Quartal kündigte, wählte man Herrn Schuhmacher meister Lohse als seinen Nachfolger. JvhnSbach. Am vorigen Sonntag feierte der hiefigeGesangverein„Sängerlust" sein6. Stiftungs fest, bestehend in einem Ball, welcher unter Betheilig- ung mehrerer Gäste und gewürzt mit Gesangs- und humoristischen Borträgen in angenehmer Weise verlief. — Montag, den 11. Febr., am Tage seines 10jährigen Bestehens hielt der hiesige landwirth- schaftl. Verein eine Versammlung ab, in welche: zunächst ein grober Theil der im Fragekasten zahlreich niedergelegten Fragen sein« Erledigung fand, woran sich auch der mitanwesende Herr Lhierarzt Augst-Lauen- stetn und der später erschienene Herr Ingenieur Hilde brand auS Dresden betheiligten und bei welcher Ge legenheit viel interessanter und lehrreicher Stoff zu Tage gefördert ivurde. Hierauf hielt Herr Ingenieur Hildebrand über seine Reise durch Nordamerika mährend der Ausstellung in Chikago einen Vortrag, welcher durch zahlreiche Bilder und durch Naturprodukte illustrirt, die Aufmerksamkeit der zahlreich anwesenden Mitglieder längere Zell in Anspruch nahm. Hierbei gab der Redner u. A. Beschreibungen der Brooklyn brücke, welche 95 Mill. Dollar gekostet, des Niagara- falls, welcher 50 m tief herabfällt, einer Dampf fleischerei, wo tägl. 7000 Schafe, 7000 Schweine und 4000 Rinder geschlachtet und 1000 Leute beschäftigt „Wei-erlb^Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljithrlich 1 M. 2b Pfg., zweimonatlich S4 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. - Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- , , Amtsblatt für die Königliche Amishauptmannfchast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Hlmtsgericht« und die ZtadtrSthe ' ' a , Dippoldiswalde und Irauenstem 1 ... ! - - Verantwortlicher Redacteur: Paul Ahne in Dippoldiswalde. MU achtseitigem „Jllrrstrirten UuterhaltungSblatt". Mit land- und hauswirthschaftlicher Monatsbeilage.