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Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Aus Gesundheitsrücksichten be absichtigt dem Vernehmen nach Herr Stadtkassirer Könitzer, der seit dem 1. April 1874 im Amte thätig ist, am 1. Juli d. I. in Pension zu treten. — Die Nacht zum vergangenen Donnerstag war die kälteste des gegenwärtigen Winters, herrschten doch 18, auch 20° L. Kälte, und an verschiedenen besonders ausgesetzten Punkten dürsten noch mehr Kältegrade be obachtet worden sein. — Dem Vorstande des hiesigen Gewerbevereins ist es gelungen, Herrn Eprachphysiologen Otto Meyer aus Leipzig zu einem Vortrage über: „Die Physiologie der Stimme und Sprache, Phonetik, Lautphysiologie, Kehlkopslehre u. s. w." zu gewinnen. Derselbe soll nächsten Dienstag, den 12. Februar, Abends 8 Uhr, im Rathhaussaale stattfinden und haben zu demselben Vereinsmitglieder freien Eintritt, während Nichtmitglieder gegen 20 Pf. Eintrittsgeld theilnehmen können. — Eiszapfen. Mit dem Zunehmen der Tage gewinnt auch die Sonne, wenn auch nur langsam und unmerklich, trotz des noch herrschenden starken Frostes, immer mehr an Kraft. Das zeigt sich be sonders in den Mittagsstunden bei ruhiger Luft recht deutlich: Der auf den Dächern in großen Massen lagernde Schnee fängt an zu schmelzen und langsam rinnt Tropfen auf Tropfen die Dachrinne hinab. Aber die Kälte siegt noch über die Sonnenstrahlen, so daß das abtropsende Schneewajser wieder gefriert und sich so die Eiszapfen bilden, die in verschiedener Länge und Stärke die Dachfirsten unserer Häuser um säumen. Diese Eiszapfen bilden aber eine stete Ge fahr für unsere Köpfe, weshalb es sich empfehlen dürfte, sie jeden Vormittag mit einer Stange abzu stoßen, was sich aus den Fenstern des obersten Stock werks leicht bewerkstelligen läßt. HermSdorf i. E. Nach Erledigung der hiesigen Kirchschulstelle durch Emeritirung des derzeitigen In habers waren behufs Neubesetzung unter 32 Be werbern 3 Herren des hiesigen Schulinspektionsbezirkes vom kgl. Kultusministerium zur engeren Wahl vor geschlagen worden. Nach Rücktritt deS einen dieser Herren sand Montag, den 4., Schul- und Dienstag, den 5. Februar, Kirchenprobr Hierselbst statt. Zur Letzteren, der Herr Seminaroberlehrer Zocher aus Dresden, als Sachverständiger beiwohnte, hatten sich zahlreiche Gemeindemitglieder eingefunden. Das Er- gebniß dieser Proben war die Wahl des bisherigen ständigen Lehrers zu Reinhardtsgrimma, Herrn Jugel, zum hiesigen Kirchschullehrer. Die Wahl tritt nach der Bestätigung des königlichen Kultusministeriums in Kraft. Rebrfeld-ZaunhauS. Ein Tag unter Null im vollsten Sinne des Wortes war vorige Mittwoch zu nennen. Selbst die Mittagssonne vermochte mit ihren Strahlen in unserm kalten Thale der wilden Weißeritz dem Thermometer nur eine Steigung bis —15» 6. abzuzwingen; während die darauffolgende Nacht —33°6. aufwies, ein Minimum, das in den Morgenstunden des Donnerstag erst 4° gestiegen war. In den letzten Jahren dürste dieser Fall unerreicht dastehen. — Die Schulgemeinden Lauenstein und Liebenau erhielten zur Erweiterung ihrer DolkSbibliotheken er neute staatliche Beihilfen von je 30 Mk. Dresden. In gemeinschaftlicher Sitzung beider städtischen Kollegien ist am 7. Februar Bürgermeister Geh. Finanzrath Beutler mit 95 von 99 abgegebenen Stimmen zum Oberbürgermeister gewählt worden. — Die Wahl als Vorsitzender der Ortskranken kaffe zu Dresden ist, wie schon vorauSgesehen wurde, auf einen Sozialdemokraten, und zwar auf den be kannten Töpfer Fräßdorf gefallen. In Folge dessen habe« sämmtliche dem Vorstande angehürenden Arbeit geber ihre Aemter niedergelegt. — Mit Genehmigung deS königl. Ministeriums des Innern werden die am 1. April l. I. fälligen Brandversicherungsbeiträge beider Gebäudeverstcherungs- Abtheilung nur in Höhe von einem Pfennig von der Beitragseinheit zur Erhebung gelangen. — Zufolge neuester Verordnung des königl. Mi nisteriums des Innern bedarf es nach Z 59 Abs. 1 der Gewerbeordnung zum blosen Feilbieten von Feder vieh im Umherziehen eines Wandergewerbescheines nicht, dagegen unterliegt der gewerbsmäßige An- und Auskauf von solchem der Wandergewerbescheinpflicht. — Nach einer Bekanntmachung des königl. Mini steriums des Innern können hülfsbedürftige Personen zum Zwecke deS Gebrauches des Bades Elster durch I. Geidbeihilfen aus den Mitteln der „Sächsischen Stiftung", mit deren Bewilligung auch der Genuß freien Bades auf die Dauer von vier Wochen und Befreiung von der Kurtaxe verbunden ist, II. Ver leihung von Freistellen im Augustusstifte zu Bad- Elster, mit welchen freie Wohnung im genannten Stifte, jedoch ohne freie Kost, demnächst aber ebenfalls freies Bad und Befreiung von der Kurtaxe verbunden ist, Hl. bloße Bewilligung freien Bades auf die Dauer von vier Wochen und Befreiung von der Kurtaxe unterstützt werden. Bewerbungen um die gedachten Unter stützungen sind unter genauer Angabe, um welche von den Vergünstigungen unter I., ir. Und III. sich be worben wird, spätestens bis zum 31. März laufenden Jahres bei dem Ministerium des Innern anzubringen. — Wie mitgetheilt wird, hat die sächsische Re gierung es definitiv abgelehnt, ihre Offerte wegen Ankaufs der Weimar-Geraer Bahn zu Gunsten der Inhaber der Stammprioritäten zu erhöhen. Kleinere formale Zugeständnisse werden gemacht. Nunmehr liegt die Entscheidung bei der außerordentlichen Ge neralversammlung der Aktionäre und — da die Re gierungen in Weimar, Altenburg und Gera bereits zugestimmt haben — bei dem sächsischen Landtage. Trachau. Laut Verfügung der Amtshauptmann- schast Dresden-Neustadt ist am Donnerstag der Turn verein zu Trachau, welcher die Rechte einer juristi schen Person besitzt, Hierselbst Grundbesitz hat und außerdem Geräthe und dergl. im Werthe von 2000 Mk. sein eigen nennt, wegen Theilnahme an dem sozial demokratischen Kreisturntage, der im Mai 1894 in Hohenstein-Ernstthal stattfand, ausgelöst worden. Das gesammte Vermögen wurde durch den Gemeinde vorstand mit Beschlag belegt und versiegelt. Freiberg. Der vom Schwurgericht Freiberg zum Tode verurtheilte Mörder der im Naundorfer Reviere bei Tharandt ermordeten Köchin Ida Knappe, der Maurer und Monteur Friedr. Aug. Kretzschmar ist von Sr. Majestät dem König zu lebenslänglichem Zuchthause begnadigt worven. — Das der hiesigen Düngerexportgesellschast ge hörige große Hilbersdorfer Bassin, welches 3000 Kubikmeter Fäkalien enthielt, ist in der Nacht zum 6. Februar geborsten. Pirna. Unsere freiwillige Feuerwehr hat einen bedauerlichen Rückgang zu verzeichnen, indem der Mannschaftsstand von 304 Mann im März 1894 sich jetzt auf 183 verringert hat. Um nun Solche, welche nach längerer Dienstzeit durch triftige Gründe zum Austritt veranlaßt wurden, auch ferner mit dem Korps in Verbindung zu halten, hat man jetzt eine sogenannte „Altersmitgliedschaft" eingeführt. Es treten für dieselbe besondere Embleme in Geltung. Pirna. Eine Entscheidung von einschneidender Wichtigkeit fiel in der letzten Stadtverordneten-Ver- sammlung, indem das Kollegium sich einstimmig dafür erklärte, dem Beschlüsse deS Raths vom 29. Dezember beizutreten, nach welchem der Zinsfuß für die Epar- kaffen-Einürgen vom I. Juli d. I. ab von 3'/» aus 3 Prozent herabgesetzt, die bisherige Zinsberechnung aber beibehalten werden soll. Es liegt in der Natur Verantwortlicher Redaeteur: Paul Jehne in Dippoldiswalde. Mit achtsettigem »Hllustrirteu NnterhaltungSblatt". Mit land- mrd hauswirthschaftlicher Monatsbeilage. Jnftrate, welche »et v«» bedeutenden Auflage de» Blatte» eine sehr «irl- same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, di, Spaltenzeil» SO Pfg. „«el»er^3ettung- erscheint wöchentlich drei- MW M mal: Dienstag, Donners- ffW W W MM M'MM tag und Sonnabend. — W W MM M MM MM M^ M MM Preis vierteljährlich I M. W W M^ M Mk M^ > I Mk 25 Pfg., zweimonatlich M W W M M MM M M M MM W 84 Pfg-, einmonatlich 42 MM M MM M M MM M Pfg. Einzelne Nummern M M -M'M lOPfg. - Alle Postan- fialten, Postboten, sowie I die Agenten nehmen Be- ' Amtsblatt für die Königliche Amishauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Nr. 18. Sonnabmd, dm 9. Februar 1895. 61. Jahrgang. der Sache, daß diese Entschließung in weiten Kreisen mit sehr getheilten Empfindungen ausgenommen wird; als ausschlaggebend erwiesen sich jedoch die Rücksicht auf die eingetretene allgemeine Rückwärtsbewegung des Zinsfußes und in Verbindung damit die Bedenken hinsichtlich deS zu weit gehenden Risikos, welches eine allzugroße Anschwellung des Sparkassen - Einlagen- Kapitals für die Stadt mit sich bringe. Wehlen. Die anhaltende strenge Kälte hat die Elbeisdecke auf eine Stärke von 30 Centimeter ge bracht. In Folge dessen wurde das Befahren dieser Naturbrücke mit Pferden und Geschirren ermöglicht und eS gestaltet sich der Verkehr zwischen beiden Ufern bereits jetzt zu einem recht lebhaften. Großenhain. Nachdem bekannt geworden, daß derGörlitzer Waarenetnkaufsoerein auch Mittel städte mit Verkaufsstellen zu belegen beabsichtigt, hat die „Freie gemeinnützige Bürgervereinigung in Großen hain" im Interesse eines großen ThetlS ihrer dadurch benachkheiligt werdenden Bürgerschaft beschlossen, diesem Vorhaben mit allen nur erlaubten Mitteln entgegen zuarbeiten, nach Befinden, wenn dem Görlitzer Verein die Gründung einer solchen Verkaufsstelle dort über haupt gelingen sollte, solche geschäftslahm zu legen. Da die Großenhainer Bürgerveretnigung etwa 400 Mitglieder zählt, kann an einem derselben günstigen Erfolg nicht gezweifelt werden. Oschatz. , Vor einigen Tagen ist hier ein 28jähr. Kaufmann aus Mutzschen verhaftet worden, von dem die hiesige Polizei annimmt, daß er der gesuchte Schwindler ist, welcher im Dezember v. I. in Köln am Rhein unter dem Namen 0r. msä. Paul Werner, Augenarzt, auftrat und später unter dem Namen Kaufmann Baum aus Halle eine Weinagentur in Frankfurt a. M. errichtete, aber jedes Mal bald nach verübten Betrügereien und Prellereien wieder ver duftete. Derselbe hat nämlich erst im vergangenen Herbste 5 Jahre Zuchthaus wegen ähnlicher Gaunereien verbüßt. ES sollen ganz triftige Gründe daiür sprechen, daß man den Schwindler in ihm dingfest gemacht hat. Die weitere Untersuchung wird hoffentlich hierüber bald Klarheit schaffen. Aus dem Erzgebirge. Im vorigen Sommer war der Touristenverkehr im oberen Erzgebirge wegen deS ungünstigen Wetters geringer als in den Vorjahren, trotzdem wurden im Unterkunftshause auf dem Fichtelbergs, das dem Erzgebirgsverein gehört, 6467 Einlaßkarten für den Thurm verkauft (1893: 6710; 1892: 7258; 1891:6851). Postkarten wurden 6230 Stück verkauft, befördert wurden hingegen von der Posthilssstelle auf dem Fichtelbergs etwa 8 000. Tele gramme wurden 547 aufgegeben (im Vorjahre 570). Die Zahl der verkauften Postkarten betrug in den vorhergehenden 3 Jahren 7130, 7050 und 9 730. Das Fichtelberghaus ist auch in diesem Winter von Touristen bei hohem Schnee besucht worden. Zwickau. Wie anderwärts, so ist auch hier vor un gefähr 14 Tagen ein bis jetzt noch unbekannter Mensch aufgetreten, welcher einer hiesigen Gemüsehändlerin 300 Mark abzuschwindeln wußte, indem er ihr dafür 3000 Mark Papiergeld, was sie sehr leicht auSgeben könne, zu bringen versprach. Der Unbekannte hat sich bi« jetzt noch nicht wieder sehen lassen und sind die Recherchen nach diesem im Gange. Reichenbach. Die hiesige Bäckerinnung be geht dieses Frühjahr die Feier de« dreihundertsünf- undzwanzigjährigen Bestehens und die festliche Weihe ihrer bi« dahin noch zu schaffenden Fahne; dieselbe wird jetzt in der Fahnenmanufaktur von Ottilie Otto in Leipzig hergestellt. Mit dieser Feier wird zugleich die Tagung deS sächsischen BäckeroerbandeS „Saxonia" in hiesiger Stadt verbunden sein. Die Feier diese« Doppelfestes wird sich auf drei Wochentage erstrecken und erwartet man zu derselben ungefähr 600 aus wärtige Gäste.