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Makaks und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die letzte Woche vor dem Feste. ES läßt sich da Manches sagen, wenn nun alle Kräfte angespannt werden, um nicht nur die Weihnachtsgeschenke zur Vollendung zu bringen, das eigene Heim deS Festes würdig zu gestalten, für lieben Besuch Vorsorge zu treffen und nebenbei den Kleinen Unterhaltung zu geben, die unter des nahenden Festes Einfluß nur gar zu bald außer Rand und Band kom men, wenn sich der Schule Pforten geschloffen. Vor Allem gehört aber diese Woche noch den Weihnachts einkäufen, und daß die Ladenthür recht oft klingeln möge, das ist ja ein Wunsch, der von jedem Geschäfts mann auf das Sehnlichste geäußert wird. Freilich giebtS da auch noch andere Wünsche, und da soll denn nun einer kurz besprochen werden: Ist der Laden so recht gedrängt voll, klingt das Geld lustig im Kasten, dann ist das eine Freude, doch auch in diesen Freuden becher fallen Wermuthstropfen. Man weiß ja wohl, daß gerne die Damen den Männern zum Vorwurf machen, sie kauften etwas gar zu schnell und un besonnen, und was nach Weihnachten Umtausch heißt, das weiß man nun schon. Die Männer sind eben gar zu unzuverlässig, wenn sie kein erfahrenes weibliches Wesen zur Seite haben, und «in Glück mags schon sein, daß hieran kein Mangel ist. Run dürfen eS aber auch die Damen nach diesem selbstverständlichen und so sehr gern gespendeten Lobe nicht falsch deuten, wenn einmal darauf hingewiesen wird, daß man auch die Sorgsamkeit — nun, wie sagt man da gleich — bis zur Peinlichkeit treiben kann. Es kommt ja wohl nicht überall vor, aber man fiehts doch oft, wenn in der geschäftsregen Zeit, wo ein halbes Dutzend Kunden mit einem Male zur Abfertigung drängen, eine Käuferin nun gar nicht mit dem Auswählen fertig werden kann. Sechsmal entschließt man sich dafür, sechsmal gegen, und dann fängt Alles wieder von vorn an, so daß dem Verkäufer Heller Angstschweiß die Stirne hinabzulaufen beginnt, und selbst die über große Höflichkeit mehr einer militärischen Kürze zu weichen beginnt. Und dann das „Handeln", diese speziellste aller speziellen Liebhabereien des weiblichen Geschlechts, worin ja nun allerdings auch Männer Glorreiches leisten können. Glaubt man denn wirklich dabei so viel zu profitiren, daß man die Steuern für das nächste Jahr wieder herausschlagen kann. Nun, das ist doch nur eine schwache Sache. Heute richtet sich jeder Geschäftsmann mit seinen Preisen möglichst ein, und er muß das, wenn er nicht von der Kon kurrenz überholt sein will; beginnt aber trotzdem noch die Handelei, dann mag aus dem allersanftesten Men schen ein Tiger werden, oder aber es wird praktische Rache genommen und bei besonders eifrigen „An hängerinnen dieser Handelspolitik" kräftig vorgeschlagen. Und endlich noch das Letzte: Man kaufe solide Sachen! Der Käufer hat seine Freude daran und der Ver käufer nicht minder. Geschenkt giebt eS nicht einmal Schund; aber erweist sich dann das gar zu billige als wenig durabel, dann giebt es hinterher ein Mords- halloh! 'S giebt eben auch Schattenseiten in der seligen Weihnachtszeit! Poffendorf. Der Militärverein zu Poffendorf und Umgegend hielt am vergangenen Sonntag seine 15. Generalversammlung ab, die vom Vorsitzenden, Herrn Apotheker Heim, eröffnet wurde. Nach Begrüßung der anwesenden Kameraden und eines auf Se. Majest. den König Albert ausgebrachten dreifachem Hoch, in welches die Versammlung mit Begeisterung einstimmte, wurde zur Tagesordnung übergegangen. Nach dem von dem Kassirer Herrn L. Bütlig vorgetragenen und geprüften Rechenschaftsbericht betrug das Gesammt- vermögen des Vereines bis Ende Oktober d. I. 1174 Mark 68 Pf. Nach Erledigung verschiedener Ange legenheiten und stattgefundenen Wahlen, bei welchen der zeitherige bewährte Leiter deS Vereins, Herr Apotheker Heim als Vorsitzender wiedergewählt wurde, wurde die von echt kameradschaftlichem Geiste zeugende Versammlung geschloffen. Rehefeld-Zaunhau». Die vorigen Sonntag im Strellerschen Gasthofe veranstaltete Abendunter haltung gestaltete sich zu einer genußreichen Dar bietung, die sich trotz des ungünstigen Wetters eines zahlreichen Besuche« erfreute. Die wohlgelungenen Couplets, Letten und Ensembleszenen erregten die Lach- muskeln des Publikums in hohem Grade, sodaß sich Aller eine animirte Stimmung bemächtigte, die sich in der allseitigen Tanzbetheiligung aussprach. Ein nettes Sümmchen als Reingewinn dürfte der Lohn der vielen Mühe der Theilnehmer und des Ver anstalters sein. Ziunwald. Sehr erfreute Bergleute konnte man am Sonntag Vormittag, hier im Gasthof zum säch sischen Reiter beobachten, war doch wieder von Herrn Hauptmann v. K. unter Kameraden und Freunden reichlich gesammelt worden, sodaß die braven Berg leute in Zinnwald wieder mit einem Geldgeschenk be dacht werden konnten. Ueber 200 Mk. wurden an 2S der bedürftigsten Einwohner resp. Bergleute von Zinnwald in Beträgen von 5 bis 14 Mk. vertheilt. Tharandt. Auch der Tod hat hier ein altes Ehe paar nicht zu trennen vermocht. An der Mittwoch starb die Frau an Altersschwäche, und schon am andern Tage folgte ihr der Mann aus gleicher Ursache in den Tod nach. Beide erhalten ein gemeinschaftliches Grab. Dresden. Am 20. d. M. wird sich König Albert einer Einladung Kaiser Wilhelms folgend, über Berlin nach KönigSwuster Hausen zu einer am folgenden Tage stattfindenden großen Hofjagd begeben. — Nunmehr sind die Gerüste und Verschlüge ge fallen, welche bisher die beiden imposanten heraldischen Löwen über dem Hauptportal zum Residenzschloß zu Dresden den Blicken der Paffanten entzogen. Zehn kleinere Löwenköpfe präsentiren sich in sauberer Aus führung in einer Längsseite. In dem Durchgang, über dem sich diese heraldische Gruppe erhebt, sind zu beiden Seiten für die Schloßwache zwei in Eiche ge haltene Gewehrständer, welche von Eleganz und Ge diegenheit zeugen, angebracht worden. — In der zweiten Nachmittagsstunde deS Sonn tags trug sich auf der Marschallstraße eine schreckliche Scene zu. Der 14 Jahre alte Sohn eines in der vierten Etage des Hauses Ecke Gerichts- und Marschallstraße wohnenden Schuhmachermeisters sprang aus einem in dieser Etage gelegenen Fenster auf die Straße hinunter und blieb auf dem Trottoir bewußtlos und halb zerschmettert liegen. Der Vorgang ist dadurch veranlaßt worden, daß der Knabe bei dem Austragen von Zeitschriften einen kleinen Geldbetrag (50 Pfg.) unterschlagen haben sollte. Das Kind wurde noch lebend in das CarolahauS geschafft. An seinem Auf kommen wird gezweifelt. — Bekanntlich gastirt nach den Annoncen in den Dresdner Blättern Schneidermeister Dowe zur Zeit im dortigen Bikloriasalon. Ein der „M. Z." soeben zugegangenes „Ostschweizerisches Wochenblatt" (Ror schach) vom 15. Dezember schreibt aber: „Schneider meister Dowe stellt sich und seinen Panzer gegen wärtig im Mailänder Edentheater zur Schau. Die Mailänder Blätter sind ganz entzückt von dem Er finder. Der Meisterschütze, der den geschäftskundigen Dowe begleitet, heißt Pertern und tritt hier unter dem Namen „der neue Teil" auf." Welches ist nun der „echte" Dowe? — Die Turnvereine Sachsens (XIV. Turn- kreiS) gewähren nach der Zählung vom 1. Januar 1894 nachstehendes Bild. In Sachsen giebt eS 801 Turnvereine mit 93028 Mitgliedern, d. i. gegen das Jahr 1893 eine Zunahme von 21 (2,«« Proz.) Ver einen und 3517 (3,»» Proz.) Mitgliedern. Unsere Turnvereine stellen I5,s» Proz. der 5023 der drut- „»ei-eritz-Settm^» erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 2S Pfg., zweimonatlich SS Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 1V Pfg. — AllePostan- ' «alten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Amtsblatt oder ^era» aet. — Da- > compliekw wies fam« Verbreitung, find«^ werden mtt 10 Pfg. dt» Spaltenzeil« oder vere» Raum berechnet. — Ta bellarische und compliekw Inserat« mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im raaktionellen »heile, die SpaltenM> rro Pfg. für die Königliche Kmtshauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Paul Ithne in Dippoldiswalde. Mtt achtteiligem ,Hllustrirten NnterhaltrmgSblatt". Mtt laud- und hauSwirthschaftlicher MonatSbellage. Nr. 148. Donnerstag, dm 20. Dezember 1894. 60. Jahrgang. scheu Turnerschaft und unsere Mitglieder find 18,er Proz. der Gesammtmitgltederzahl der deutschen Turner schaft. Sachsens Turnvereine vertheilen sich auf 684 Orte, d. i. 20 mehr als im Vorjahre. Die Zahl der wirklichen Turner ist diesmal nicht nur wieder ge stiegen, sondern sie hat auch da» beste Verhältniß der Turner zu der Zahl der Vereinsangehörigen vom I. Januar 1886 (—61,, Proz.) um 1,»Proz. übertroffen; eS waren von 93028 Mitgliedern 59 197 oder 62^ Proz. ausübende Turner. In der ganzen deutschen Turnerschaft beträgt die Anzahl der wirklichen Turner 52,6 Proz. Auf 1000 Landesbewohner kommen 26,, Vereinsmitglieder und 16,, wirkliche Turner, d. i. je einer mehr als nach der Zählung im Januar 189S. Auf einen Vereinsort entfallen im Durchschnitt 142 Mitglieder und 89 wirkliche Turner. In der deutschen Turnerschaft beträgt die Durchschnittszahl der Turn vereinsmitglieder eines Ortes 117 mit 60 wirk lichen Turnern. Die Zahl der Turnwarte und Vor turner hat sich von 4742 auf 4959, also um 4,, Proz. erhöht. Die Zahl der Zöglinge ist von 15558 auf 16 947, also um 8,» Proz. gestiegen. Das Damen turnen steht in einer blühenden Entwickelung. Die „Deutsche Turnzeitung", das Blatt der Deutschen Turnerschast, wird von 47 Vereinen noch nicht ge halten. Der größte Turnverein Sachsens ist der Ast» gemeine Turnverein z» Leipzig mit lE MIMMMk, der kleinste der zu Mügeln bei Dresden mit 9 Mit gliedern; 400 und mehr Mitglieder haben 23 Vereine. In 34 Vereinsorten find mehr als 400 Turnvereins mitglieder. Mehr als 1000 Turnvereinsangehörige sind in Leipzig (9439), Dresden (3308), Plauen i. B. (1515), Chemnitz (1513), Zwickau (1308) und Reichen bach i. V. (1138). Die verhältnißmäßig stärkste tur nerische Bevölkerung hat Grünthal bei Olbernhau mit 34 Proz. Turnverein-angehörigen. In 67 Orten be stehen 2 Turnvereine, in Bautzen, Döbeln, Kamenz, Kirchberg, Klingenthal, Markneukirchen, Meerane, Ober lungwitz, Pegau, Reichenbach i. V., Reinsdorf bei Zwickau, Treuen i. V., Werdau, Wilkau und Zwickau bestehen je 3, in Chemnitz und Crimmitschau je 4, in Plauen 6, in Dresden 15 und in Leipzig 26 Tum- vereine. Kreisvertreter Direktor W. Bier schließt sein 143. Rundschreiben mit einem fröhlichen „Gut Heil" aus ein ferneres Wachsen und Blühen unsere» Kreise». Königsbrück. Für den bei unserer Stadt ge legenen großen Jnfanterie-Schießlatz werden auch im nächsten Militäretat 100000 M. gefordert. ES muß nämlich da» Barackenlager, welches gegenwärtig nur zur Unterbringung von 28 Offizieren und 1000 Mann eingerichtet ist, im Interesse der Truppenaus bildung und mit Rücksicht auf möglichste Ausnutzung des Schießplatzes derart erweitert werden, daß die gleichzeitige Unterbringung von zwei Bataillonen in Friedensstärke einschließlich des Regiments- und Bri- gadestabeS möglich wird. Es ist deshalb noch Raum zur Unterkunft für 16 Offiziere und 250 Mann zu beschaffen. Außerdem wird die Erbauung einer kleinen Baracke mit Wachtstube und Arresten, welche Anstalten jetzt fehlen, nothwendig. Die Kosten sind veranschlagt mit 100000 M. Mutzschen. Das Gesuch der hiesigen Gast- und Schankwirthe, Bierhändler und des Bierbrauer-: „die geplante Biersteuer fallen zu lassen, dagegen die Cen tralsteuer zu erhöhen," wurde in der Etadtgemetnde- raths-Sitzung abgelehnt und der Antrag de» Herrn Bürgermeisters: „Um einen Ueberblick über den Ertrag der Biersteuer zu gewinnen, sollen die Obengenannten ersucht werden, innerhalb 14 Tagen Mittheilung darüber zu machen, wie viel hiesige» und wie viel auswärtiges Bier umgesetzt wird, um dann eoent. die Steuer für hiesiges Bier herabzusetzen," einstimmig angenommen. Annaberg. Vorige Woche wurden hier eine in Stellung befindliche Kellnerin, sowie deren Geliebter,