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und dem UntersuchungS-Gefängniß des dortigen König!. Landgerichts übergeben. Strehla. Der hiesige Stadtgemeinderath beab sichtigt, Wochen Märkte einzusühren und milden be reit- bestehenden Echweinemärtten zu verbinden. ES soll dadurch den Landleuten Gelegenheit gegeben wer den, neben den Schweinen der Bevölkerung gleichzeitig auch andere Erzeugnisse darzubieten, wie es auch im Interesse der städtischen Einwohnerschaft liegt, mit den dort verkehrenden Landleuten engere Fühlung zu nehmen. Hoffentlich hat das Band, das diesmal ge schaffen werden soll, längeren Bestand als in früheren Fällen. Leipzig. Die deutschsoziale Partei verzichtet hier in dankenSwerther Berücksichtigung der für die bevor stehende Stadtverordnetenwahl hauptsächlich in Frage kommenden Gesichtspunkte auf die Aufstellung eigener Kandidaten und fordert ihre Anhänger unter gleichzeitiger Warnung vor Wahlenthaltung zur Wahl der Kandidaten der übrigen Ordnungsparteien auf. — Der vielbesprochene HauSetnsturz in der Charlottenstraße in Reudnitz hat nun auch noch ein drittes Opfer gefordert, indem der im Jahre 1841 in Thonberg geborene, schwer verwundete Hempel gestor ben ist. Uebrigens ist der Polier Schindler ebenfalls noch nicht außer Lebensgefahr, während die Uebrigen sich auf dem Wege der Besserung befinden. Zwickau. Bei den letzten Stadtverordnetenwahlen siegten die Kandidaten der Ordnunqsparteien durchgehends, obwohl die Sozialdemokraten große An strengungen gemacht hatten, wenigstens einen ihrer Genoffen durchzudringen. Sie probirten hier genau dasselbe Manöver wie in Chemnitz, hatten oben und unten auf ihre Stimmzettel die Namen einzelner Kandidaten der Ordnüngsparteien gesetzt, in die Mitte aber die ihrer Genoffen eingeschoben, sodaß man bei flüchtigem Hinsehen glauben konnte, einen Zettel der Ordnungsparteien vor sich zu haben. Da die Zettel erst Sonntag früh zur Austragung gelangten, war es auch nicht möglich, durch die Presse aufklärend zu wirken. Zwickau. Im Laufe der vorigen Woche sand hier eine gemeinsame Sitzung des RatheS und der Stadt verordneten unter Vorsitz des Oberbürgermeisters Streit statt. Zur Berathung stand die Differenz zwischen beiden städtischen Kollegien betreffs der veränderten Erhebung der Anlagen vom Grundbesitz und vom Ein kommen. Beide Kollegien waren vollzählig, die Tri bünen dicht besetzt. Der Rath wünschte Vertagung der Sache bis zum Jahre 1896, um u. A. den Ein fluß der Einverleibung von Pölbitz in Zwickau aus das dortige Anlagenwesen beurtheilen zu können. Die Mehrheit der Stadtverordneten hielt ihre Forderung, Herabsetzung der vom Grundbesitz zu erhebenden An lagen von IS/lOO auf 6/100 und Erhöhung der An lagenerhebung vom Einkommen von 8S/100 auf 94/100 aufrecht. Schließlich wurde ein Einigungsantrag: 10/100 des Anlagenbedarfs vom Grundbesitz und 90/100 vom Einkommen zu erheben, angenommen. Dagegen stimmten 8 Stadtverordnete, die gegen die Entlastung des Grundbesitzes waren. Die Vorsitzenden beider Kollegien hatten sich in besserem Sinne ausgesprochen. Die überwältigende Mehrheit der Steuerzahler ist und bleibt der Meinung, daß die erfolgte Entlastung des Grundbesitzes nicht billig sei. Zwickau. Im Vororte Planitz hatte der Brunnen bauer Morgenstern die Unvorsichtigkeit begangen, daß er gefrorenes Dynamit zum Zwecke deS Aufthauens auf den geheizten Ofen legte. Das Dynamit explo- dirte, zerstörte Ofen und Mobiliar und verletzte er heblich die Ehefrau und ein Kind, die sich allein im Zimmer befanden. Oeltnitz i. V. Mit dem Eintritte von Frost und Schnee im Vogtlande wird der Heuer bis Ende No vember möglich gewesene Weidegang der Schafe unter brochen und die Fleischer werden zu einer Herabsetzung der Fleischpreise veranlaßt, um das „fressende Ka pital" sobald als möglich loszuwerden. AuS diesem Grunde wird in den vogtländischen Zeitungen jetzt das Pfund Schöpsenfleisch mit 40 Pf. angeboten, während Schweinefleisch mit 70, Rindfleisch mit 65 Pf. bezahlt werden muß. Markranstädt. Die unter den hiesigen HauS- und Fabrikbesitzern seitens des Stadtraths veranstaltete Umfrage über die Betheiligung an einer eventuell zu 7- 900 — erbauenden Wasserleitung hat ein Grgebniß ge habt, das wohl alle Erwartungen übertrifft. Von den 386 bewohnten Häusern Markranstädts haben 147 mit ca. 2300 Bewohnern ihren sofortigen Anschluß erklärt, 19 mit ca. 300 Bewohnern ihren späteren An schluß zum Theil in Aussicht gestellt, 305 denselben abgelrhnt und 15 bis jetzt sich noch nicht erklärt. Von Fabriken sind 3 bereit, das Wasser aus der Leitung zu entnehmen. (Fortsetzung deS Sächsischen in der 1. Beilage.) Tagesgeschichte. Berlin. Ein hochangesehenes und einflußreiches englisches Provinzialblatt, der „Manchester Guardian," bringt anläßlich der Einweihung der neuen Hochbrücke bei Levensau einen bemerkenSwerthen Artikel über den der Vollendung entgegengehenden Nord-Ostsee- Kanal und dessen voraussichtlichen Einfluß auf den Handel. Es bezeichnet eS im Gegensatz zu manchen anderen ausländischen Stimmen als zweifellos, daß der Kanal nach seiner Eröffnung sich den größten Theil derjenigen Schifffahrt aneignen werde, die bisher durch den Sund gegangen ist. Man dürfe erwarten, daß die aus englischen Nordseehäfen südlich von Leith auslaufenden Schiffe, von denen fünf Sechstel nach der Ostsee gehen, künftig zum weitaus größten Theile den Nord-Ostsee-Kanal benutzen würden. Dadurch werde z. B. die Reise von Newcastle um 106 englische Seemeilen oder um 6'/» Stunden, die von Hüll um 180 Seemeilen oder 15 Stunden, die von London gar um 238 Seemeilen oder 22 Stunden gekürzt wer den. Der Handel von Manchester nach der Ostsee werde künftig in direkter Linie nach seinem Bestimmungs orte erfolgen können, so daß bet einer besseren Dampfer verbindung die Reise von Manchester nach Danzig, Riga und Libau um einen ganzen Tag gekürzt werden dürfte. Kurzum, das englische Blatt erwartet von der Eröffnung des neuen Kanals einen mächtigen Auf schwung des deutsch-englrschen Handelsverkehrs. Die den Schiffen bei Benutzung des Kanals auferlegte Abgabe von 75 Pf. für die Tonne sei zwar an sich hoch, jedoch nicht ungerechtfertigt, da sie alle Ausgaben für Lootsen rc. umfasse. Schließlich wird das Blatt auch der hohen strategischen Bedeutung des Nord- Ostsee-Kanals für das Deutsche Reich und dessen auf strebender Flotte mit anerkennenSwerther Unbefangen heit gerecht. — Fürst Bismarck hat in einem Handschreiben an den Präsidenten des Reichstages sein Fernbleiben von der Eröffnung des neuen Reichstagsgebäudes mit dem Hinweis auf den Tod seiner Frau entschuldigt. — Ueber die neuen Versuchsstücke der Ausrüstung und Bekleidung der Infanterie sind in den öffent lichen Blättern theilweise unvollständige Nachrichten Über die Gewichtsverhältniffe der Probestücke verbreitet worden. Es ist daher nicht ohne Interesse, im Nach stehenden von denselben eine genaue Uebersicht zu ge ben. Erprobt werden: anderweitige Tornister, Patron taschen und Leibriemen mit einer ungefähren Gewichts erleichterung von 1240 Helme von 200 g Gewichts erleichterung, Waffenröcke mit Umlegekragen und offenen, etwas verkürzten Schöben. Anderweitige Binden zum Anknöpfen an'S Hemd eingerichtet. Tricothemden statt solcher von Kalicostoff von 165 Z Mindergewicht und einer Gewichtserletchterung von 330 g auf 2 Stück im Felde. Unterhosen, die im Quartier auch als Oberhosen tragbar sind. Stiefel von leichterem Leder, insbesondere zu den Schäften, und leichterem Beschlage von 200 z Mindergewicht. Mithin findet eine Gesammterleichterung dieser Stücke um ungefähr 1970 Z statt. Die hinsichtlich der Verringerung der Taschenmunition und deS Schanzzeuges, sowie eines anderen Seitengewehres schwebenden Verhandlungen sind noch nicht abgeschlossen. Die hieraus sich ergebende Erleichterung wird noch 2385 Z betragen, so daß sich die Gesammterleichterung einschließlich der bereits end- giltig angeordneten auf rund 6890 g stellen wird. Bei Ausbruch eines Krieges in den Monaten April bis einschließlich September wird der Mann nur mit einer Kalicounterhose ausgerüstet. In den übrigen Monaten wird derselbe mit einer gewirkten warmen Unterhose eingekleidet und erhält außerdem eine Kalico- Unterhose im Tornister. Im ersteren Falle wird für die Nachsendung der warmen Unterkleider, sowie der Handschuhe durch Vermittelung der BekleidungS-DepotS Fürsorge getroffen. An Putz- und Waschzeug führt jeder Manu mit sich: Eine Büchse mit Gewehrsett, Putzlappen, Werg und Wischstock, 1 Büchse mit Leder fett und 1 Kamm. Die vorbezeichneten Stücke mögen zusammen etwa 200 z wiegen. Die sonst erforderlichen Gegenstände werden nach Anordnung der Kompagnie- Chefs unter Innehaltung der als Höchstgewicht be zeichnete Durchschnittsgrenze von 350 x auf die Mann schaften vertheilt. — Die für das Jahr 1895 zur Ausgabe gelan genden Quittungsformulare der JnvaliditätS- und Altersversicherung unterscheiden sich von den bi-her giltigen in vier Punkten: Erstens enthalten sie einen Vermerk zur Eintragung der Nummer, unter welcher die Karte in dem über die Ausstellung der Quittungs karten geführten Verzeichniß eingetragen ist. Da, wo Listen nicht geführt werden, ist dieser Vermerk zu durchstreichen. Zweitens ist der bisher handschriftlich zu machende Giltigkeitsvermerk vorgedruckt, der den Zweck hat, zu ermöglichen, daß vor dem Ausstellungs tage fällig gewesene Marken in die Karte nachträglich eingeklebt werden können. Dieser Vermerk ist, sofern er nicht ausgesüllt zu werden braucht, ebenfalls zu durchstreichen. Auf die GiltigkeitSdauer der Karten hat er keinen Einfluß. Diese richtet sich vielmehr in allen Fällen nach dem Datum der Ausstellung. Drittens soll zur genaueren Bezeichnung der Inhabers der Karte außer dem Vor- und Zunamen auch dessen Wohnort (Wohnung) und bei Frauen deren Geburts- namen eingetragen werden. Außerdem haben die neuen Formulare einen Vermerk zur Belehrung über die Form der Markenanwendung erhalten. Viertens sind die Ziffern in den Karten fortgelassen, um die Ver- theilung des Umtauschgeschäfts über daS ganze Jahr zu erleichtern. Diese neuen Formulare sind erst in Benutzung zu nehmen, wenn die vorhandenen Vor- räthe der bisherigen Formulare verbraucht sind. — Vom I. Juli nächsten Jahres ab werden die wichtig sten Bestimmungen des Jnvaliditäts- und Alters versicherungsgesetzes in Kraft treten, wonach den sich verheirathenden weiblichen Versicherten, sowie den Hinterbliebenen von verstorbenen Versicherten die von diesen bis dahin gezahlten Beiträge zurückerstattet werden. Ungarn. Der „Buda-Pester Lloyd" bezeichnet die Annahme, die Regierung wäre geneigt, falls das Ober haus die beiden rückständigen kirchenpolitischen Gesetze ablehne, in die Vertagung dieser Gesetzentwürfe zu willigen, als durchaus irrig. Auch die Annahme, das Kabinett müsse nach einer solchen Ablehnung des Oberhauses demisstoniren, ist völlig unzutreffend. Die beiden Gesetzentwürfe könnten nach dieser Ablehnung auch ein drittes Mal an das Oberhaus zurückgesandt werden. Das Blatt erinnert hierbei an frühere Vor gänge, wobei eine Vorlage acht Mal vom Abgeord netenhause an das Oberhaus zurückgesandt wurde, bis dieses die Vorlage votierte. (Fortsetzung der Tagesgeschichte in der ?. Beilage.) Telegraphische Depeschen. Berlin, 5. Dezember. Die Thronrede bei Er öffnung des Reichstages gedenkt der Verlegung der Arbeit deS Reichstages an die neue, als ein Denkmal vaterländischen Fleißes vollendete Stätte. Um dem Gefühl der Zufriedenheit und der Zusammengehörigkeit im Volke zu fördern, erscheine eS geboten, dem ver derblichen Tebahren Derjenigen wirksamer entgegen zutreten, die die Staatsgewalt in der Erfüllung dieser Pflicht zu stören versuchen; deshalb wurde eine Er gänzung deS gemeinen Rechtes für geboten erachtet. Deshalb werde dem Reichstage unverzüglich ein Ge setzentwurf zugehen, der vornehmlich durch Erweiterung der Strafoorschriften den Schutz der Staatsordnung verstärken wolle. Die Thronrede kündigt sodann eine Novelle zur Strafprozeßordnung und Gerichtsverfassung zur Regelung der Entschädigung unschuldigBerurtheilter, 'einen Gesetzentwurf zur Börsenreform, eine Vorlage gegen unlauteren Wettbewerb und die Tabaksteuer vorlage an. Die Rede spricht sodann lebhafte Befrie digung über die Erhaltung des europäischen Friedens aus, gedenkt oeS Todes CarnotS und des Zaren Alexander und schließt mit der Hoffnung, die Ein mütigkeit, mit der die deutschen Stämme für Grün dung des Reiches eintraten, werde seine Vertreter auch fernerhin leiten. . Amtlicher Theil. Bekanntmachung, Trichinenschau betreffend. Gemäß § 7 der revidirten Verordnung vom 10. März 1893, Maßregeln zum Schutz gegen die Trichinenkrankheit bei den Menschen betreffend, wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß an Stelle de» von Dippoldiswalde ver zogenen Trichinenschauers Hermann Zeidler der Hausbesitzer GrnH Moritz Leuteritz in Reinhold-Hain als Trichinenschauer für Reinholdshain, Oberhäslich und Reinberg und der Handelsmann Johann Kalenda von Dippoldiswalde als Trichinenschauer für Berreuth mit Rittergut und Seifen gewählt und am 2. bez. 26. laufenden Monats verpflichtet worden ist. Dippoldiswalde, am 26. November 1894. Königliche AmtShauptmanufchaft. vr. Uhlemann. v. «.