Volltext Seite (XML)
Amtsblatt „Weißerltz -Seltung" «Weint wöchentüch drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. -k Pfg-, pveimonqtlich 8t ^f^ ^llimvEch t» ^Pfg^Me Postan- stalten, Postboten, sowie die Agentm nehmen Be dungen an. >ero Ala um herechnot. — Sa» bellarischeundeomplieirt, Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. —PMM- sandt, »m redaktionell« «heile, dm SpaltenM- -» VfS- ^eutenö« Aufla Blatte« eine sehr same Verbreitung werden mit 18 P Spaltenzeile oder für die Königliche KmLshauptmannschafi Dippoldiswalde, sowie für die Königüchm KmLsgerichte und die Aadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redactmr: PM Ithne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem ,Lllustrirtm UnterhattnngSblatt". Mit land- und hauSwirthschaftlicher Monatsbeilage. Nr. 142. Donnerstag, den 6. Dezember 1894. 60. Jahrgang. 4 -Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die Versammlung des hiesigen SewerbeveretnS am vergangene« Montag war er» freulicherweise von Mitgliedern und Gästen, worunter auch Damen, recht zahlreich und gut besucht. Nach Elöffnung der Sitzung gedachte der Vorsitzende, Herr Stadtrath Heinrich, zunächst deS am Vormittage vor- storbenen Herrn pens. U.-Et.-E. Fretter, der durch seine rastlose gewissenhafte Führung des Bibliothekar posten bedeutende Verdienste um den Verein sich er worben, mit dankbar anerkennenden Worten und ehrten die Erschienenen dessen Andenken durch Erheben von den Plätzen. Nach weiterer Mittheilung der zahl reichen Eingänge hielt sodann Herr Schuldirektor Rasche einen fesselnden hochinteressanten ca. Lstündigen Vortrag über chinesische und japanesische Verhältnisse, der gerade jetzt in Folge deS zwischen beiden Nationen ausgebrochenen Krieges für Jeden dopvelt interessant war. Nach einem allgemeinen Ueberblick über die geographische Lage, die Einwohnerzahl und Größe beider Länder, ging der geschätzte Redner des näheren auf die Verfassung, das Schul- und Militärwesen, die ReligionS-, Handels-, gewerblichen, wirthschaftlichen und sozialen Verhältnisse ein, wo eS deS besseren Ver ständnisses wegen nölhja war, auch die Geschichte beider Staaten auch mit berührend. Auch die guten, sowie die schlechten Charaktereigenschaften beider Völker wurden selbstverständlich mit heroorgehoben; wie auch bei den gewerblichen und HandelSverhältniffen der verschiede nen Ein- und Ausfuhrartikel, des Umfanges derselben rc. gedacht wurde. Lauter Beifall lohnte dem Redner und gab auch der Herr Vorsitzende dem Danke der Erschienenen entsprechenden Ausdruck. — Die Vorlage mehrerer praktischer Neuheiten beschloß den anregenden Abend. — Am gestrigen Dienstag Abend gegen 9 Uhr entstand in unserer Stadt Feuerlärm. Jedenfalls in folge Brandstiftung brannte die am Feldwege nach Obercarsdorf, wett hinter dem Müllerschen Etadtgute auf WolfframSdorfer Flur gelegene Strohfeime des Herrn Fleischermeister Otto Schwenke nieder. Da sich der Brand alsbald als gefahrlos erwies, rückten die Feuerwehren wieder ein, ohne am Brandplatze thätig gewesen zu sein. — Am morgenden Donnerstag ist die hiesige Bürgerschaft berufen, an die Wahlurne zu treten und von ihrem wichtigsten Rechte, dem Stimmrecht, Gebrauch zu machen und für die nächsten drei Jahre Männer ihrer Wahl und ihrer Ueberzeugung in das Stadt- verordneten-Kollegtum zu senden. Ein Wort über die Wichtigkeit dieses Rechtes noch zu verlieren, erscheint völlig überflüssig. Mag ein Gemeinwesen groß oder klein sein, immer wird eS nöthig sein, daß sich in seiner Vertretung Männer befinden, die mit Hellem Blickund vorurtheilsloS für sein Wohlergehen eintketen. Aber eS kann auch den Gewählten nicht gleichgiltig sein, ob st, mit einer kleinen oder großen Majorität zu ihrem Amte berufen werden. ES wird ihre Arbeit ungemein erleichtern, wenn die Berufenen die Gewiß heit haben, daß hinter ihnen die weitaus größte Mehr zahl der Bürgerschaft steht. Freudiger und fröhlicher werden sie ihre Thätigkeit auSüben und den, manchmal wohl kaum zu vermeidenden Aerger und die unaus bleiblichen Opfer an Zeit und Geld auf sich nehmen, wenn st« wissen, daß ihr« Ueberzeugung auch di« der pesammten Bürgerschaft ist. Und so bitten wir alle unsere Mitbürger, nicht lässig zu sein in der Abgabe der Stimmzettel; mögen sie wählen nach ihrem! besten Wisse« und Gewissen, aber auch zum Besten unserer Gemeinde und unseres Heimathortes. — Recht zufrieden über derr verstärkten Wasser zufluß, wie er seit Legung der weiten Röhren wahr zunehmen ist, sprechen sich die Bewohner der höher ge legenen Gebäude aus, in denen auch die Etagen jetzt reichlich mit Wasser versorgt sind- Auch ist e» erfreulich zu hören, daß die ausgegrabenen engen Röhren zur Erneuerung der Wasserleitung von Reinholdshain her verwendet werden sollen. Dieselbe speist den großen Bassin auf dem Oberthorplatze. Oberfrauendorf. „Rasch tritt der Tod den Menschen an!" Der volle Ernst dieses Dichterwortes hat wieder eine Familie in Hirschbach in tiefe Trauer versetzt. Der allgemein beliebte, im noch rüstigsten Mannesalter stehende Gutsbesitzer Donath daselbst besuchte am Sonntage hiesige Bekannte und beim abendlichen Nachhausefahren verunglückte derselbe da durch, daß er in der Dunkelheit trotz zweier brennen der Laternen mit dem Wagen unweit deS gastlichen Gehöftes vom Fahrwege ab über den Rand hinunter fuhr, sodaß der Wagen umschlug und man den Be- dauernSwerthen dann todt darunter vorfand. Hänichen. Die Knappschaft des Hänichensr Eteinkohlenbau-VereinSbegingmit ihren Frauen am Sonnabend den 1. Dezember, Nachmittags >/,5 Uhr, in der Kirche zu Poffendorf eine gemeinsame Abendmahlsfeier. — Den darausfolgenden Sonntag, am 2. Dezember, stellte sich die Knappschaft zwischen 2 und 3 Uhr auf dem Berglustschachte aus und marschirte, geführt von den Obersteigern, in ihrer kleidsamen bergmännischen Paradeuniform, mft der AnappschaftSsahne und unter den Klängen des hiesigen BergnyiUchvS an depWohnuagde» Bergperksdirektors vorbei, wo der königlich bergamtliche Kommissar, Herr BergamtSrath vr. Kretzschmar, Herr Amtshauptmann vr. Uhlemann und die übrigen Ehrengäste unter Führung der beiden Herren Direktoren die Parade abnahmen, nach der Goldenen Höhe zu. Der Parade zug nahm dort in dem mit bergmännischen Emblemen und Fahnen, sowie frischen Tannenreisern geschmückten Saale Aufstellung. Inzwischen erschienen der berg amtliche Kommissar, Herr BergamtSrath Vr. jur. Kretzschmar und Herr BergamtSaffeffor vr. jur. Dan nenberg aus Freiberg, Herr AmtShauptmann vr. Uhlemann aus Dippoldiswalde rc. und nahmen aus einem Podium Platz. Nachdem Herr Bergrath vr. Kretzschmar seiner Freude darüber Ausdruck gegeben hatte, daß wiederum 6 Bergleute deS Hänichener Steinkohlenbau-VereinS für würdig befunden worden seien, mit den die ganze Knappschaft ehrenden Aus zeichnungen von der königlichen Staatsregierung be dacht zu werden, überreichte er den über 38 Jahre bet demHänichenerEteinkohlenbau-Vereine be schäftigten Tageaufseher Johann Gottlieb Heim in Hänichen, Häuer Friedrich August Wienecke in Welschhufe, Häuer Karl Heinrich Berger 3 in Kleinnaundorf, Häuer Karl Friedrich Beyer 1 in Poffendorf, Aufwärter Johann Julius Kmoch in Börnchen die silberne Medaille für Treue in drr Arbeit, am grünen Bande auf der linken Seite der Brust zu tragen. Dem zur Zeit kranken Maschinenwärter Johann Gottlieb Rentsch in Hänichen wurde diese Auszeichnung in seiner Wohnung unter entsprechender Ansprache überreicht. Namens der mit dem Ehrenzeichen bedachten Personen und Namens der Knappschaft dankte Herr BergwerkSdirektor Dannen berg dem königlichen Bergamte für die gütige Ver mittelung bei der beantragten Auszeichnung; er dankte ferner Herrn AmtShauptntann vr. Uhlemann dafür, daß er als Chef deS Bezirk» die Güte habe, den heutigen Festtag der Bergleute durch sein Erscheinen zu ehren. Sodann beglückwünschte er die Jubilar« mit dem Hinweis, baß er schon bei ihrem 25jährigen Dienstjubilsium so glücklich gewesen sei, mit seinem Glückwunsch zu der Etändigkeit und Treue eine Gratifikation von je 7S Mark verbinden zu können. Er sei auch heute wieder so glücklich, im Auftrage des AusstchtSratheS und der Direktion seinem Glückwunsch ein Ehrengeschenk von je 30 Mark beizusügen. Hier auf beglückwünschte Herr BergwerkSdirektor Dannen berg ferner^ Bergleute, al» den Häuer Johann Aug. Hause in Rippien, den Häuer Ernst Eduard Bauer in Wilmsdorf, den Nachtwächter Friedrich August Grundmann in Rippien, den Tagearbaiter August Theodor Schotte in Welschhufe, den Tagearbefter Heinrich Ferdinand Hauptmann in Poffendorf, welche 25 Jahre hindurch dem Hänichener Steinkohlenbau- Verein als treue und brave Arbeiter angehörea und händigte ihnen die übliche Gratifikation mft 75 Mk. für jeden Grubenarbeiter und 50 Mk. für jeden Lage arbeiter ein. Sodann forderte er die versammelte Knappschaft auf, mit ihm auf» Neue zu geloben, die Fahne der Ordnung jeder Zett hoch halten und dauernd ihren Stolz darin suchen zu wollen, die treuesten Diener Er. Majestät des König« zu sein und dieses Gelübde durch den dreifachen altehrwürdigen Gruß -Glück auf" Gott schütze, Gott erhalte Se. Majestät König Albert zu bekräftigen. Mit Begeisterung stimmte die Knappschaft in dieses dreifache Hoch ein, worauf das Bergmusikchor die Sachsenhymne anstimmte. Hier auf nahm das zu Ehren des Tages veranstaltete Bergfest seinen Anfang, welches bis in die späte Nacht hinein andauerte und ohne jede Störung verlief. Während einer Tanzpause gelangte ein von mehreren Knappen gegebenes Festspiel „Die Bergknappen" zur Aufführung. Daraus wurde Herr AmtShauptmann vr. Uhlemann als Dank für sein persönliche- Er scheinen ein herzliches Glück auf ausgebracht, das der selbe mit einer Ansprache auf di« Knappen, in der er da» gute Einvernehmen zwischen Arbeitgeber und Arbeit nehmer hervorhob, beantwortete. — v Dresden. Bei der Salatafel am vergangenen Sonntag anläßlich der Fahnennagelung brachte der König folgenden Trinkspruch au»: „Heute, wo wir die Erinnerung feiern an einige der schönsten RuhmeS- tage in meiner Armee, wo ich mich umgeben sehe von den Führern, vie Mithandelnde und Zeugen dieser groben Zeit waren, trink« ich auf da» Wohl meiner Armee, die meine Jugendliebe war von der frühesten Zeit an und die in meinem Alter mein Stolz und meine Freude ist. Meine Armee lebe hoch!" — Gegenwärtig wird im kleinen Saale de» Ge- werbehauseS ein zweijähriger Knabe, Otto Pöhler, Sohn eine» Braunschweiger Schlächtermeister-, vorge führt. Das Kino ist in der That als ein Wunderkind zu bezeichnen, vermöge der ihm innewohnenden, ge radezu räthselhaften Fähigkeit, alles Gedruckte und Ge schriebene, ob deutsch oder lateinisch, in diesem Alter schon nahezu fließend lesen zu können, um so räthsel- Hafter, als in diesem Falle von einem systematisch be triebenen Unterricht im Lesen nicht die Rede sein kann. Der Kleine weiß noch nicht alle Buchstaben deS Alpha bets einzeln zu nennen, er buchstabirt daher auch nicht, sondern die Worte find für ihn offenbar weiter nichts als einzelne Bilder, die sich seinem Gedächtniß ein für allemal unverwischbar eingrprägt haben. Ebenso sest haftet in seinem Gehirn jeder einmal gesehen« Bild, jede» Denkmal, jedes Haus, kurz jeder Gegenstand. Der Kleine Mrd daheim nicht zum Lesen angehalten, die Mutter sucht vielmehr da» Kind, so gut eS gehen will, davon abzulenken, allerdings nicht immer mft Erfolg, da der kleine „Schriftgelehrte" einen wahren Heißhunger nach immer neuer Lektüre an den Tag legt. WaS er schon einmal gelesen, interesfirt ihn nicht, dagegen hascht er auf der Straße nach jedem Stück Papier, nur um zu sehen, ob vielleicht ein Wort datauf geschrieben steht, vaS er noch nicht kennt. Bietet man dem Kinde Schriftstücke, di« eS nie in drr Hand hatte, so liest eS diese mit seiner kindlich lallenden Stimme. Der Knabe zeigt freilich durchweg eine an Nervosität gemahnende Lebhaftigkeit, und ob e« gut ist, da» Kind von Stadt zu Stadt zu führen und Tag für Tag lesen zu lassen, ob nicht doch der aufgeregte Seist de» Kna ben dadurch Schaden leidet, bleibe dahin gestellt. Pirna. Der seit seiner Verhaftung in de« Arrest hause de» hiefigen König!. Amtsgericht» »nt«rgebracht gewesene Vereinsbank-Kasstrer Ohnsorge wurde an» Sonnabend, Abends 6 Uhr, nach Dresden überftißrt