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Donnerstag, den 29. November 1894. 60. Jahrgang. Beilage, zu Nr. 139. Kkonnements auf die „Weißen--Zeitung" für den Monat Dezember nehmen alle kaiserlichen Postanstalten, Briefträger, unsere Zeitungsboten und die unterzeichnete Expedition entgegen. Inserate werden in unserer Expedition und in allen unseren Annoncen-Annahmestellen angenommen und finden die weitgehendste Verbreitung. Die Expedition der „Weißeritz«Zeitung". Ke« -nsen in St-kmi- und Mgarn. Im habsburgischen Doppelreiche ist die innere polilische Lage dteseits wie jenseits der Leitha wieder einmal eine ziemlich gespannte geworden, und die Lösung dieser Spannung bleibt noch durchaus abznwarten. Besonders in Ungarn steht eS recht kritisch aus, die Situation des Ministeriums Wekerle hat sich erneut zu einer sehr ungemüthlichen gestaltet und trotz aller offiziösen Dementis aus Budapest gilt der baldige Ausbruch einer abermaligen CabinetScriseS als höchst wahrscheinlich. Und wiederum ist eS zunächst die leidige kirchenpolitische Frage, welche für Ungarn diese Zu spitzung der Dinge bewirkt. Noch immer steht Vie königliche Sanction der von den beiden Häusern be schlossenen kirchenpolitischen Gesetze aus, und solange dieselbe nicht erfolgt, solange schwebt auch das ganze kirchenpolitische Reformwerk, mit dem das Schicksal des CabinetS Wekerle eng verknüpft ist, in der Luft. Die ungarische Regierung muß in dieser Frage sowohl mit ihren feindlichen mächtigen Einflüssen am Wiener Hofe, als auch mit der ckricalen Opposition im eigenen Lande rechnen, von deren unveränderter Fortdauer soeben erst der Verlauf der Stuhlweißenburger Katho liken-Versammlung wiederum Zeugniß abgelegt hat. DaS Ministerium Wekerle stehl daher nach wie vor auf einem unsicheren Boden und es müßte zu Falle kommen, wenn sich die allerhöchste Sanction der Kirchen gesetze noch länger verzögern sollte. Ihre Verschärfung hat nun die Lage in Ungarn noch durch die politische Rundreise Franz KoffuthS erfahren, denn dieser neueste Kossuthspektakel ist in den leitenden Wiener Kreisen äußerst Übel vermerkt worden. Mit Recht tadelt man daselbst die Schwäche der ungarsschen Regierung, welche den agitatorischen Unfug des Sohnes des verstorbenen Ex-Dictators nur zu lange duldete, und wenn sich hierzu noch solche Zwischenfälle mit antiösterreichischer Spitze gesellen, wie z. B. der Debrecziner Vorgang, so begreift eS sich, daß jetzt am Wiener Hofe erneut tiefe Verstimmung gegen Ungarn und das Cabinet Wekerle herrscht. Wohl wird jetzt der unangenehme Vorfall ungarischerseits als auf einen seltsamen Miß verständnisse beruhend hingestellt, wohl überbietet man sich nunmehr im Magyarenlande bei allen möglichen Gelegenheiten an Versicherungen der Treue und Loyalität gegenüber dem „gekrönten König der Ungarn", und wohl hat auch unterdessen Franz Kossuth die weitere Fortsetzung seiner Agitationsreise aufgegeben. Aber der übele Eindruck der Kossuth-Demonstrationen in Wien läßt sich nicht so leicht verwischen, dieselben tragen demnach ebenfalls dazu bei, die Stellung des CabinetS Wekerle gegenüber dem Kaiser und König zu unter graben. Während so im Reiche der EtrfanLkrone eine neue politische CristS austaucht, treibt man auch in CiSleithanien auf eine- solche offenbar zu. Hier ist eS die Wahlresormsrag«, welch« zu bedenkliche« Schwierig keiten zu führen droht, da der Wahlreformentwurf der Regierung bei den CoalitionSparteien auf thetlweisen Widerstand stößt, speciell ist eS die Hohenwart-Gruppe, welche sich mit der geplanten Reform nicht befreunden kann. Nach neueren Wiener Meldungen beabsichtigt die Regierung bereits, eine CabinetSfrage daraus zu machen,daß der Wahlreformentwurf von allen CoalitionS parteien angenommen wird, so daß also mit der Mög lichkeit eines Rücktritts deS Ministeriums Windtschgraetz gerechnet werden muß. Ein derartiges Ereigniß wäre aber gleichbedeutend mit dem Zerfall der Coalilio» und alsdann würbe in Oesterreich sicherlich eine neue Epoche voll schwerer innerer Kämpf« und Wirrungen anheben. Wahrscheinlich werden diese Erwägungen dazu führen, daß schließlich noch eine Verständigung zwischen der Regierung und den Mehrheitparteien des Abge ordnetenhauses in der Wahlresormfrage erfolgt, immer hin bleibt jedoch die politische Situation auch in Oesterreich eine kritische. Bezirkstag der Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde am 20. November 1894. Zum heutigen Bezirkstage hatten sich 23 Vertreter eingefunden, 1 Abgeordneter fehlte entschuldigt. Außer dem war ein der Bezirksversammlung nicht ^an- gehörendes Mitglied des Bezirksausschusses erschienen; auch beehrte Herr Kreishauptmann Schmiedel die Ver sammlung mit seiner Gegenwart. Der Herr Vorsitzende AmtShauplmann vr. Uhle- mann richtete bei Eröffnung der Sitzung zunächst be sondere Worte der Begrüßung und des Dankes für sein Erscheinen an den Herrn Kreishauptmann und wendete sich dann mit einer Ansprache an die heute zum ersten Male nach Übernahme der Amtshauptwann schaft um ihn versammelte Vezirksvertretung, in welcher derselbe zugleich seines verstorbenen Vorgängers, deS Herrn AmtShauptmannS von Einsiedel, in ehrendster Weise gedachte. Herr Abg. Bergdirektor Dannenberg aber verlieh in geeigneten Worten dem vollen Ver trauen der Bezirksoersammlung zu ihrem neuen Vor sitzenden Ausdruck. Die Versammlung bekundete ihr Einverständniß allenthalben hiermit durch Erheben von den Sitzen. Nachdem der Herr Vorsitzende noch mit- getheilt hatte, daß an Stelle der wegen Wegzugs aus dem Bezirke ausgeschiedenen Herren Oehmichen-Berreuth und Richter-Frauenstein die Herren Rittergutsbesitzer Nictzsche-NeinhardtSgrimma und Fabrikannt Gaudich- Krerscha in die BezirkSversammlung gewählt worden seien, trat man in die Tagesordnung ein. Deren erster Gegenstand betraf die Bezirksvermögens rechnung auf das Jahr 1893. Hierüber reserirte Herr Abg. Bürgermeister Voigt. Darnach sind Seiten der betreffender Revisoren Erinnerungen gegen diese Rech nung nicht zu ziehen gewesen und konnte deshalb dieselbe von der Versammlung richtig gesprochen werden. Ebenso erfolgte die Richtigsprechung und Genehmi gung deS den 2. BerathungSgegenstand bildenden 1893er Jahresabschlusses und Geschäftsberichts der Bezirksanstalt mit Anhangsrechnungen über AnstaltS- pensionSkaffe und Wetttnstistung, nachdem der Herr Vorsitzende die nöthigen Erläuterungen hierzu gegeben und insbesondere bemerkt hatte, daß daS ebengedachte Rechnungswerk einer Prüfung durch 2 Mitglieder des Bezirksausschusses unterlegen und dabet nur zu einer einzigen, bei dem 1894er Rechnungswerke zu be rücksichtigenden Erinnerung Veranlassung gegeben habe. Der Abschluß der 1893er Anstaltsrechnung lautet: 35878 Mk. 62 Pf. Einnahme 14572 „ 40 „ Ausgabe 21306 Mk. 22 Pf. Bestand. Davon der Wettin- fttstung überwiesen 18000 „ — „ verbleiben 3 306 Mk. 22 Pf. wirklicher Baarbestand u. 723 „ 64 „ Spareinlage. Die PensionSkaffe, deren Einnahmen (Zinsen) im Mangel von Ausgaben kapitalisier werden konnten, besitzt zur Zeit eia Bermögen von 1495 Mk. 38 Pf. (Spareinlage), während die Weltinstiftung mit 20125 Mk. 92 Pf. Einnahmen 20125 „ 92 „ Ausgabe, also mit — Mk. — Pf. vaarbestand und 41151 «k. 95 Pf. Gesammtvermögen abschlteßt. Bei dieser letzteren Rechnungslegung wurde die Frage des neuerdings wieder in Anregung gebrachten Bezirkskrankenhausbaues, zu welchem man setner Zeit das Vermögen der Wettinstiftuag zu verwenden in Aussicht genommen hatte, wieder mit berührt. Die Versammlung erkürte sich jedoch in Aufrechthaltung ihrer vorjährigen Beschlüsse mit der vom Bezirksaus schüsse vorgeschlagenen vorläufigen weiteren Beanstan dung dieser Angelegenheit einverstanden und zwar insbesondere um das gedachte EtistungSvermögen zu nächst noch weiter anwachsen zu lassen. Der 3. Gegenstand der Tagesordnung war die Rechnung über die AmtShauptmann von Keßinger- Stiftung auf da» Jahr 1893. Gegen diese Rechnung hatte man nichts zu erinnern gesunden und erfolgte daher ohne Weiteres deren Richtigsprechung. DaS Vermögen dieser Rechnung ist dermalen bi» auf 6021 Mk. 52 Pf. angewachsen. Der dann zur Berathung gelangende 1895er Be zirkshaushaltsplan, Punkt 4 der Tagesordnung, wurde von der Versammlung ohne Weiteres in der vom Be zirksausschuß ausgestellten Weise und zwar mit 18940 Mk. — Pf. Deckungsmitteln einschl. 6520 Mk. Bezirkssteuer, 17147 „ 14 „ Bedarf 1792 Mk. 86 Pf. Ueberschllß genehmigt. Die BerathungSgeg-n stände 5 und 6, die Wahl der Vertrauensmänner zu den Ausschüssen für die Schöffen- und Seschworenenwahl und die Ergänzungs wahl von Taxatoren für die Pferdeaushebung betr., wurden durch einstimmige Annahme der bezüglichen Vorschläge deS Bezirksausschusses erledigt. Anlangend den 7. Gegenstand, den Antrag Ernst Hermann Wolfs in Großölsa auf AuSbezirkung eine» ParzellentheileS aus dem Gemeindebezirke Großölsa und Zuweisung zum Gemeinbebeztrk Kleinölsa betr., so beschloß man die dadurch bedingte Veränderung der Bezirksgrenze zwischen der Amtshauptmannschaft Dresden-Altstadt und Dippoldiswalde im Mangel Bedenken» zu befür worten. Schließlich erstattete der Herr Vorsitzende Vortrag in Angelegenheiten der seinerzeitigen Lieferung von Futtermitteln rc. für die Landwirthschaft und erklärte sich die Versammlung mit den bisherigen bezüglichen Maßnahmen des Bezirksausschusses, soviel die für be legte Lieferung noch ausstehenden fälligen und daher nunmehr einzuziehenden Restsorderungen an Einzel- empfänger betrifft, einverstanden, einen nach der auf gestellten Abrechnung vorhandenen Fehlbetrag von 359 Mk. 95 Pf. auf die Bezirkskaffe übernehmend. Damit schloffen die Verhandlungen. für 50 Kilo Schlachtgewicht. Di« Preise der Dresdner Produktenbirse hab«« sich am letzten »irsentage nicht geändert. für 50 Kilo Schlachtgewicht (für 50 Kilo Lebendgewich j ohne Tara. Dresdener Schlachtviebmarkt vom 26. November. Am Schlachlviehmarkte waren 443 Rinder, einschließlich 59 Stück österreichischen Ursprünge-, 1394 Schweine, einschließlich 215 ungarische Schweine, 1062 Hammel, 2l7 Kälber. Preise: Rinder . . l. Qual. 63— 68 M. ».darüber ,, . . II ,, 58—62 ,, „ ..III. „ 45-50 ,, Landschweine I. Sorte 44—47 „ 1 „ . .II. ,, 41 — 43 ,, s »»>»- Ungarschweine 44 M. für 50 Kilo Lebendgewicht bei 50 Psd Tara pro Stück. Ungarschweine, geschlachtet . 45—47 M. j Hammel Tara pro Stück. I. Qual. 66-70 „ . II. „ 62-65 „ . III. „ 45-50 „ Kälber 55—65 „ und in bester Qualität auch höher. , Geschäft-gang: langsam. — In der Vorwoche wurden geschlachtet: 401 Rinder, 1935 Schweine, 1081 Kälber und 938 Hammel, zusammen 4355 Stück. Loüvu-Koppen mit wollenem Kutter, von s M. an, empfiehlt Schneidermstr., Kirchplatz. Brennstempel, liefert in favberster Arbeit billigst Paul Bemmau«. I'ubrrüäsr dsi k. tz. Liotzwr, Llsrtt. Si» MdejiW M ei« Witteleuzd werden zu Neujahr gesucht Reinberg Rr. Lll.