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»öthtg wegen der Unzulänglichkeit der jetzigen Schuß» bahn, welche größeren Tragweiten der Geschosse nicht mehr entspricht, ferner wird sie aber auch durch den Umstand bedingt, daß beim Schießen auf kürzer« Ent fernungen der nach den Zielen zu liegende Theil deS Barackenlagers, welches sich bi- zum ersten Eicher- heitSstande läng« des Platzes hinzieht, mitunter durch Eprengstücke gefährdet wurde. Durch Fertigstellung der neuen Schußbahn wird dieser Uebelstand voll ständig beseitigt, da der Stand der feuernden Batterien nördlich des neuen, hinter dem Lager gelegenen Ge- schützparkeS zu liegen kommen wird. Radeberg. Falsche Zehn» und Zwanzigpfennig' stücke tauchten vorige Woche in hiesiger Stadt aus; auch wurde ein allerdings mißlungener Versuch gemacht, einen gefälschten Thaler an den Mann zu bringen. Vor einigen Tagen hat man nun den Geldpräger in der Nähe von Meißen in der Person deS Formers P. Bitzler aus Görlitz festgenommen und an das königl. Amtsgericht Meißen abgeliefert, wo sich bei ihm noch ca. 30 Thalersiücke vorfanden; er gab an, sie von seinem in Radeberg wohnenden Neffen er halten zu haben, worauf auch dessen Verhaftung und Ablieferung an das hiesige königl. Amtsgericht er folgte. Dabei hat sich jedoch herausgestellt, daß B. die falschen Münzen zwar in der in der Badstraße hier gelegenen Wohnung seines Neffen angefertigt, aber dazu die Zeit während dessen Abwesenheit benutzt hat. Bei Durchsuchung der Wohnung fand man in derselben Schmelztiegel und Formen noch vor, und wird die eingeleitete Untersuchung ergeben, ob der Neffe an der Falschmünzerei betheiligt ist oder nicht. Großenhain. Für das hier zu begründende Bürgerhospital, für das ein Fonds von über 100000 M. zur Verfügung steht, ist kürzlich die von den städtischen Kollegien entworfene Hospitalordnung veröffentlicht worden, welche die Billigung der königl. Kreishauptmannschast Dresden gefunden 'hat. Nach dieser Ordnung müssen Bürger, welche Aufnahme in das Bürgerhospital wünschen, mindestens 10 Jahre hintereinander in Großenhain wohnhaft gewesen und unbescholten sein, das Aller von 55 Jahren über schritten haben, frei von ansteckenden, unheilbaren und ekelerregenden Krankheiten und dürfen nicht als Sieche zu betrachten sein. Der künftige Hospitalit hat vor seiner Aufnahme die für seinen Bedarf unentbehrlichen Betten, Kleidungsstücke, Möbel und Geräthe dem Hospitale zuzusühren und an die Hospitalkasse ein Ein trittsgeld von 300—750 M., je nach dem Lebensalter, zu zahlen, dessen Rückerstattung weder bei einem frei willigen noch unfreiwilligen Ausscheiden des Hospita liter» aus dem Hospitale erfolgt. Von dem Hospitale wird dem Hospitaliten freie Wohnung, sei eS in eigenen oder ermietheten Räumen, freie Heizung und Beleuch tung, freie Beköstigung oder im Falle der Nichtgewäh rung ein Taschengeld von wöchentlich 3 M., in Krank heitsfällen Wartung und Pflege, Medikamente und ärztlicher Beistand oder Unterbringung im städtischen Krankenhause und im Falle des Ablebens ein Be- gräbniß dritten Grades gewährt. — In Priestewitz versuchte am Mittwoch Abend >/»11 Uhr der Hausknecht Däubrig seine Geliebte um zubringen. Dieselbe, eine Köchin, hatte in letzterer Zeit verschiedenen Leuten gegenüber geäußert, daß sie das Verhältniß lösen wolle. Am Mittwoch Abend stürzte nun Däubrig plötzlich in die Küche, packte das Mädchen am Halse und schleppte dasselbe in der Ab sicht, erst die Geliebte und dann sich selbst umzubrin gen, auf die Straße. Als der Unhold indeß mit einer Hand in die Tasche und Nach dem Messer griff, ge lang es der Köchin, sich frei zu machen und durch die Hausflur in die Küche zu flüchten. Däubrig ist ent flohen. Leipzig. Die Frequenz der Universität Leipzig scheint nach den Mittheilungen, die der Rektor Professor Wislicenus bei der Feier des Rektorats wechsels machte, auch in diesem Semester gegen das Vorjahr zurückzubleiben. Während bis Ende Oktober 1893 bereits 3011 Studirende immatrikulirt waren, beläuft sich am gleichen Termin dieses Jahres die Zahl der Studirenden erst auf 2879. Immerhin ist schon jetzt die Zahl des letzten Sommersemesters über troffen. Da die studentischen Korporationen und Ver eine sich nicht über die Führung einigen konnten, so unterblieb auch in diesem Jahre der früher beim Rektorwechscl üblich gewesene Fackelzug. Chemnitz. Wenn auch der vielfach laut gewor dene Wunsch, in der nächsten Zeit hier eine größere Gewerbe- und Industrieausstellung abzuhalten, vor läufig noch manchen Schwierigkeiten begegnet, so wird doch wenigstens im nächsten Jahre hier eine Garten bauausstellung veranstaltet werden, die in den be- theiligten Kreisen gewiß lebhaftem Interesse begegnen wird. Der Erzgebirgische Gartenbauoerein hat in Ge meinschaft mit dem Gärtnerverein für Chemnitz und Umgegend eine Kommission für diesen Zweck gewählt. bereu Vorsitzender Stadtgärtner Werner Hier ist. Di» Garantiesumme von 14000 M., die vor der Jaaitgriff- nähme der Vorarbeiten gesichert sein muß, dürfte bald gezeichnet werden. Als AuSkellungSplatz ist der Garten des FeldschlößchenS, sowie das an diesen grenzende Feld zwischen Zschopauer und BernSbachftraße in Aus sicht genommen. Dadurch wird es möglich, mit der Straßenbahn bis zur Ausstellung gelangen zu können. Au» dem Erzgebirge. Die neueste Nummer deS .Glückauf*, Organ des Erzg-birgSvereinS, enthält folgende Bekanntmachung deS GesammtvorstandeS: .Der Erzgebirgsverein erachtet eS für sehr wünschenSwerth, daß für die hervorragendsten Höhen deS Erzgebirges Aussichtspanoramen hergestellt werden. Um zur Anfertigung solcher Panoramen anzuregen, wurde von der diesjährigen Delegirtenversammlung des genannten Vereins ein Preis von 200 Mk. für di« Zeichnung eines derartigen Panoramas ausgesetzt. Die Wahl des betreffenden BergeS, der im sächsischen Erzgebirge liegen muß, ist freigekellt worden. Die Beurtheilung der ausgesührten Arbeit und ebenso die Auswahl unter den Panoramen, falls im Jahre 1895 deren einige von verschiedenen Höhenpunkten angefertigt und zur Begutachtung eingesandt werden sollten, er folgt durch den Gesammtvorstand in Verbindung mit einem Ausschüsse. Für die mit dem Preise bedachte Zeichnung behält sich der Erzgebirgsverein alle Eigen- thumSrechte vor. Zur weiteren Mittheilung ist der Vorsitzende im Gesammtvorstande, Herr vr. Köhler in Schneeberg, erbötig." — Ueber die Anfertigung von Panoramen giebt in derselben Nummer des „Glückauf" Ingenieur Prasse aus Leipzig eingehende Mittheilungen. Au» dem Vogtland«. Mehr als 1 '/« Mill. Mk. beträgt die jährliche Einnahme, die aus dem Staats- wald bestände im Bezirke der Königl. Oberforst meisterei Auerbach erzielt wird. Dieser erheblichen Einnahme steht nur eine Ausgabe von etwa 500000 Mark fürs Jahr gegenüber. Das in den vogtlündischen Wäldern steckende Kapital verzinst sich im Durchschnitt mit 2,»,°/o; der der Staatskasse zugeflossene Reinertrag belief sich im letzten Berichtsjahre (1892) auf 717629 Mark. Das Tannenhäuser und das Georgengrüner Revier besitzen den größten Umfang, ersteres 2099,4«, letzteres 2056,,, La. Das Elfterer Revier, welches mit Rücksicht auf die Badegäste mehr den Charakter einer Parkanlage als denjenigen einer Nutzwaldung besitzt, gewährt keinen Reinertrag, erfordert vielmehr einen jährlichen Zuschuß von über 11000 Mk. OelSnitz i. V. Am Morgen deS I. November hat in dem nahen Görnitz ein Dienstknecht aus Eifer sucht den ruhigen und verständigen Mühlenbesitzerssohn Z. auf dem Nachhausewege vom Tanze überfallen und ihm einen lebensgefährlichen Stich in die Brust beige bracht. Der Verwundete ist nach Ansicht des Arztes kaum zu retten. Kirchberg. Vor einigen Tagen hatte sich eine hier wohnhafte Frau eine leichte Verletzung am Finger zugesügt, die jedoch von der Frau nicht beachtet wurde. Da die Frau mit dem Tinkturen von Tuchen beschäftigt war, so hat sie sich eine Blutvergiftung zugefügt, denn am Mittwoch trat infolgedessen der Tod ein. (Fortsetzung des Sächsischen in der Beilage.) Tagesgeschichte. Berlin. Der Kaiser wird in seiner Vertretung den Prinzen Heinrich zu den Beisetzungs-Feierlich keiten nach Petersburg entsenden. — Unter Aushebung des Beschlusses, den Reichs tag zum 15. November einzuberufen, ist derselbe erst zum 5. Dezember einberufen worden. — Der Reichstag wird sich in der herannahen- Session voraussichtlich in umfassendster Weise mit Steuerfragen zu beschäftigen haben. Neben der Tabak steuervorlage scheint eine Reform des Branntwein steuergesetzes vorgelegt zu werden. Auch wird die konservative Partei, wie die „Kreuzzeitung" ankündigt, die Reform des jetzigen Zuckersteuergesetzes ernstlich in Anregung bringen, mit de: Mindestforderung, daß zur Kräftigerhaltung der heimischen Zuckerindustrie wenig stens die jetzigen Prämiensätze für exportirten Zucker beibehallen werden. — Das Armeeverordnungsblatt bringt eine Ka- binetSordre, die für die Armee eine vierzehntägige, für das Kaiser Alexander-Garde-Grenadier-Regiment und das Ulanen-Regiment Nr. 1 eine dreiwöchige Trauer anordnet, sowie daß während der. ersten drei Trauer tage kein Spiel zu rühren sei. Die Kabinetsordre fährt fort: „Die Armee wird sich dadurch bethätigen, daß sie den tiefen Schmerz um Meinen treuen Freund, den aufrichtigsten Schirmherrn des europäischen Friedens theilt, das von dem verewigten Kaiser allzeit Meiner Armee erwiesenen Wohlwollens in steter Dankbarkeit gedenkt. An der Beisetzung haben Abordnungen der beiden obengenannten Regimenter, sowie des Husaren- Regiments Nr. 8 theilzunehmen." — DaS Reich hat von dem ihm gemäß der Er- tzänjjuns des MtlkÄ 4 der MV .—»— den Rechte der Gesetzgebung über du» Seezetche«« welen zwar noch keinen Gebrauch gemacht, wohl aber sind unter Zustimmung der betheiligten Seeuferstaaten bestimmte einheitliche Normen für die Bezeichnung der deutsche« EeefahrtSstraßen vom BundeSrathe festgesetzt und eS ist die Durchführung dieser Normen unter die Aufsicht eines ReichSkommiffarS gestellt worden. Wäh rend im Uebrigen die Betonnung und Bezeichnung der in Frage kommenden See- und Flußstrecken nach den neuen Grundsätzen bereits seit einer Reihe von Jahren erfolgte, ist die Bezeichnung der Fahrwasser in der Nähe von Helgoland nach dem von der englischen Regierung befolgten System bisher noch beibehalten worden. SS liegt aber in der Absicht, demnächst auch hier die Bezeichnung und Betonnung gemäß den von dem BundeSrathe aufgestellten Normen eiiMrichten und es sollen die hierzu erforderlichen Mittel durch ven nächstjährigen EtaatShauShaltSetat flüssig gemacht werden. — Der Verlauf des letzten sozialdemokrati schen Parteitages zu Frankfurt a. M. hat gezeigt, baß die Bebel, Liebknecht und Singer da» Heft doch nicht mehr so fest in der Hand haben, wie früher. Der praktische Bayer v. Vollmar ist auf dem besten Wege, die alten Parteigötzen bei Seile zu schieben. Bezeichnend ist eine Aeußerung, die auf dem Partei tage im Privatgespräch über Bebel gelhan worden ist. „Bebel ist alt geworden", so lautete diese Aeußerung. Sie beweist in Verbindung mit den Ergebnissen deS Parteitages selbst, daß das Ansehen des alten Partei papstes in der Abnahme begriffen, seine beherrschende Stellung erschüttert ist. Offenbar befindet sich die Partei in einer neuen Mauserung. Sie hat ein gesehen, daß sie mit der bloßen Verkündigung ihrer revolutionären Theorien Nicht mehr weiter kommt und sie will eS deshalb jetzt mit der Bethätigung praktischer Bestrebungen versuchen. Auf diesem Gebiete kann sie den bürgerlichen Parteien aber nur gefährlich werden, wenn diese eS versäumen, den Landarbeiter und den Bauern in ihrem natürlichen Widerstreben gegen so zialdemokratische Anschauungen zu unterstützen. DaS wird aber nur gelingen, wenn man sich die Schaffung und Stärkung eines fleißigen und zufriedenen Klein besitzes als Ziel steckt. Dann wird „auf freiem Grund der freie Mann" das stärkste Bollwerk gegen die kulturfeindlichen Eroberungszüge der Sozialdemo kratie sein. — Die Zahl der aktiven preußischen Staats minister beträgt infolge der Ernennung des Staats sekretärs des Auswärtigen Amts, Freiherrn Marschall v. Bieberstein, nunmehr 11. WaS ihr Lebensalter betrifft, so mag folgendes angeführt sein: Der älteste ist der Reichskanzler und Ministerpräsident Fürst zu Hohenlohe, welcher (geboren am 31. März 1819) im 75. Lebensjahre steht; ihm folgt als zweiter der Justiz minister vr. v. Schelling (geb, am 19. April 1824) mit 70 Jahren, alsdann der Finanzminister vr. Miquel (geb. am 21. Febr. 1829) mit 65 Jahren, der Eisen bahnminister Thielen (geb. am 30. Januar 1832) mit 62 Jahren, der Kultusminister vr. Bosse (geb. am !2. Juli 1832) mit 62 Jahren, der Vizepräsident des StaatSministeriumS vr. v. Boetticher (geb. am 6. Ja nuar 1833) mit 61 Jahren, der Kriegsminister Bron- sart v. Schellendorff (geb. am 21. Dezember 1833) ebenfalls mit 61 Jahren, der LandwirthschaftSminister v. Heyden (geb. am 16. März 1839) mit 55 Jahren, der Minister des Innern v. Köller (geb. am 8. Juli 1841) mit 53 Jahren, der Minister Freiherr Marschall v. Bieberstein (geb. am 12. Oktober 1842) mit 52 Jahren und als jüngster der Handelsminister Freiherr v. Berlepsch (geb. am 30. März 1843) mit 51 Jahren. Köln a. Rh. Der „Köln. VolkSztg." zufolge^sE demnächst eine neue große Marineforderung in Aus sicht stehen. Man fordere in hohen Marinekreisen ein stimmig neue Panzerkreuzer, denen nach der über die Seeschlacht von Dalu von Seiten des Admirals Werner und des österreichischen Admirals Freiherrn v. Sterneck geäußerten Meinung die Zukunft gehören soll. In Fachkreisen gehe man so weit, eine ganze Flotte von Kreuzern zu verlaügen. Frankreich. Die Hochverrathsaffaire wird bestätigt. Der Offizier heißt Alfred Dreyfuß, er stammt aus angesehener israelitischer Familie, ist ver- heirathet mit der Tochter des Diamantenhändlers Hadamand und Vater zweier Kinder. Dreyfuß ist wohlhabend. Er bewohnt ein vornehmes Haus in der Avenue Trocadero, soll aber durch seine Spielleiden- schast zu dem Verbrechen verführt worden sein. Als Artilleriehauptmann gehörte er dem ersten Bureau des Kriegsministeriums, das die Mobilisirung organisirt, an. Seit vierzehn Tagen ist er im MMärgefängniß in Haft; er soll ein Geständniß abgelegt haben. Da die Behörden das Geheimniß streng bewahren, so zirkuliren verschiedene Gerüchte über die Art des Ver brechens. Er soll an Italien den MobilistrungSplan des fünfzehnten Armeekorps und Pläne von der Alpen-