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wirk» vlattr» eine sehr fäm« Berßrettma «verden Wit 10 P SpaltenzeU« od« Amtsblatt für die Königliche Umishauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichm Kmlsgerichie und die SiadträHe zu Dippoldiswatte und Iraumstein tag und Sonnabend. — Pwi^vterteljü^ichl P. » Ma., zweimonatlich U Pfg., einmonatltch 42 Ma. Einzelne Nummern 1V Pfg. - Alle Postan» Kalt«, Postboten, sowie »w Agenten nehmen Be stellungen an. bellarisch« und eomPlicirt» Inserate mit entsprech««« dem Ausschlag. Ein«»» sandt, im revaktionell« Lheile, di« Spaltmzei^ «> Pfg. Verantwortlicher Redakteur: Paul Ithnr in Dippoldiswalde. Mit achtsettigem »Lllnstrirte» UnterhaltnngSblatt". Mit land» «nd hanswirthschaftlicher MonatSbeilage. Nr. 131. Donnerstag, dm 8. November 1894. 60. Jahrgang. I! 1 kl ! I! > ! « ! !! > I t !U> -S-SS^PSS« cLokales «nd Sächsisches. Dippoldiswalde. Vorigen Sonntag, Vormittags um 1 l Uhr, hielt der Obermeister der hies. Schmiede innung, Herr Schmiedemeister Mende, in Gegenwart den Herren Stadlrath Heinrich, Schuldirektor Rasche und einiger Schmiedemeister aus der Umgegend eine Prüfung mit S Schmiedelehrlingen ab. Dlese Prüfung bildete den Abschluß eines Kursus über die Theorie deS Husbeschlags, den Herr Mende seit März d. I. mit den JnnungSlehrlingen des hiesigen JnnungS- bezirkS an 17 Sonntagen in uneigennütziger und dankenSwerthester Weise abgehalten hatte. Die Lehr linge verfügten im Allgemeinen über ein sichere- Wissen, da- ihnen zu ihrem spätere» Fortkommen gewiß von großem Nutzen werden wird. Leider war hierbei die wenig erfreuliche Wahrnehmung zu machen, daß von den Lehrlingen der hiesigen JnnungSmeister keiner anwesend war. Einer derselben war in die Fremde gegangen, zwei andere hatten von oem Kursus nur einige Stunden besucht. — Zu Ehren ihres berühmtesten Genossen, de» am 5. November 1494 geborenen Meistersängers Hans Sachs, veranstaltete die hiesige Schuhmacher- Innung am Montag eine Jubelfeier, di« einen zahlreichen Besuch von nah und fern gefunden. Nach oer Begrüßung durch den Schriftführer der Innung, Herrn Linse, und umrahmt von Musik- und Gesangs stücken, hielt Herr Schuldirektor Rasche die Festrede, in der er, nach einer kurzen Schilderung der ganzen damaligen Zeit, einen Ueberblick über den Lebenslauf Hans Sachs und über seine Werke gab. Nach weiteren Musik- und Cithervorträgen gelangte ein äußerst ge lungenes Festspiel, dargestellt von Mitgliedern der Innung, zur Aufführung. Demselben lag oer Ge danke zu Grunde, daß Hans Sachs aus seiner Wander schaft 1516 auch nach Dippoldiswalde gekommen und hier Arbeit suche. In einem Quartal, das zuvor neue Lehrlinge ausgenommen, gelangt die Frage der Aufnahme zur Entscheidung und einstimmig gewährt man dem Meistersinger dieselbe. Bald wird ihm auch Gelegenheit gegeben, seine Kunstfertigkeit im Hand werk zu zeigen, denn da- Echloßfräulein von Maltitz bedarf zum Hofball in Freiberg ein Paar Ballschuhe. HanS hat den heimlich Geliebten des Fräuleins vor Jahren an deS Kaisers Hof kennen gelernt und über bringt dessen Grüße. Nach dem Fertigen der Schuhe zieht er sehnsuchtsvoll der Hetmath zu. Die Zeit ver geht und nach S Jahren kehrt der Lehrling Fritz, dem HanS die Liebe zum Handwerk geweckt hat, von der Wanderschaft zurück und bringt aus Nürnberg die Grüße Hansens, bei dem e: in Arbeit gestanden, mit. Aber nicht nur diese bringt er, auch der Reformation ist er zugethan und mit dem übergebenen Bibelbuche zieht der neue Glaube in Dippoldiswalde ein, dessen Anhänger allerdings noch jahrelang im Geheimen ihre Zusammenkünfte halten müssen (1541). — Zum Schluff« thrilte sich der Vorhang iw Hintergründe, HanS Sach- erschien als lebendes Bild und alle Meister huldigen ihm. — Herr Etadtrath Reichel gab sicher dem Empfinden aller Erschienenen Ausdruck, indem er der Innung, allen Mitwirkenden und dem Dichter deS Festspiels, Herrn EtadtgutSbefitzer O. Müller, herzlichen Dank aussprach. — I« dem am Sonnabend stattfindenden Concert wirb die Eoncertgeberin Fräulein Susanne Apitz als Einlage: »Sang an Aegir*, Komposition deS Kaisers Wilhelm II., zum Boctrag bringen. Dresden. Der Gedanke der Errichtung eines Denkmals für den Fürsten BiSmarck in Dresden findet jetzt weitere Unterstützung. Man glaubt schon in kurzer Zeit eine wesentliche Förderung deS Projekt erzielen zu können. — Am vergangenen Sonntag Abend verstarb nach längerem Leiden im 68. Lebensjahre der Vorstand des hiefigen Gewerbeverein», Gewerbeschuldireklor Earl Wilhelm Clauß. Ein arbeitsreiche-, schaffen-freu dige-, von vielen Erfolgen gekröntes Leben hat seinen Abschluß gefunden. In selbstloser, bescheidener Weise hat er dem Gewerbeoereine jahrzehntelang seine Kraft als Sekretär und Vorstand gewidmet; seiner unermüd lichen Arbeitskraft, seiner Energie und Ausdauer, seinem praktischen, weitauSschauenden Blicke dankt der Verein zum guten Theil seine Entwickelung. WaS er als Direktor und Gründer der weit über Sachsens Grenzen hinaus in bestem Rufe stehenden Gewerbe schule geleistet hat, werden Tausende von jungen und alten Schülern mit Dank bezeugen. Der Verewigte war seiner edlen Herzens- und Charaktereigenschaften wegen eine in den weitesten Kreisen geschätzte und be liebte Persönlichkeit. — Das kgl. Schwurgericht Dresden wird am 8. November, Vorm. I I'/» Uhr, gegen den Arbeiter Ern» Otto Schulze in Kreischa wegen versuchten Sitt lichkeitsverbrechens verhandeln. — Die Garnison-Verwaltung zu Dresden verbot, wie eine vom Depeschen-Bureau „Herold* verbreitete Meldung besagt, dem Militär, die beiden AuSschank- lokale der SozietälS-Brauerei Waldschlößchen zu besuchen; auch dürfen die Militärkantinen kein Bier vom Waldschlößchen beziehen. Es dürste dies Verbot eine Folge der bekannten Nachgiebigkeit der Direktion der genannten Brauerei gegenüber der Sozialdemokratie in der Boykott-Angelegenheit sein, betreffs deren die Entschließung der Brauereileitung allgemein verurtheilt wird. Riesa. Die elektrische Beleuchtungsanlage für unseren Schl acht Hof ist vom Sladtrath der Firma Hermann Pöge in Chemnitz übertragen worden, welche bereits die hiesigen Anlagen in der Dampf mühle, bei der Firma C. F. Förster und auf Rittergut Gröba errichtet hat. Außer den gekämmten Schlacht räumen, den Ställen, dem Maschinen- und Kesselhause, der Kühlhalle werden auch die Expeditionen der Tri chinenschauer, des Schlachthofsthierarztes und des Schlachtsteuereinnehmers mit elektrischer Beleuchtung versehen. DaS Schlachthosrestaurant erhält Gasbeleuch tung, weil das elektrische Licht mit Einstellung der Arbeiten am Abend im Schlachthof erlischt, indem dann, im Winter wenigstens, die Maschine stehen bleibt. Wollte man auch die Restauration mit demselben Lichte versorgen, so müßte man Akkumulatorenbetrieb ein- richten, eine Anlage, welche allein so viel kosten würde, wie die gekämmte elektrische Beleuchtungsanlage des SchlachthofeS. Waldheim. Noch hat sich die Aufregung über den Raubanfall an einem hiesigen jungen Mädchen im Lingwäldchen an der Maffaneier Chaussee nicht ge legt, und schon wieder beunruhigt ein neue« Vorkomm- niß die hiesige Umgegend in hohem Grade. Am Donnerstag Nachmittag ist aus dem hiesigen Zucht haus ein schwerer Verbrecher, der 7 Jahre zu ver büßen hatte, entsprungen, und eS ist noch nicht gelungen, denselben festzunehmen. Der Flüchtling, der au- Schlesien gebürtig ist, war bei seiner Flucht mit einem sogenann'en Schusterweffer bewaffnet, er muß ganz raffinirt zu Werke gegangen sein, denn eS heißt, daß er in seiner Zelle in Ketten geschloffen ge wesen ist. Bald nach dem Bekanntwerden deS Aus bruchs unternahm eine Patrouille der zur Zeit hierher kommandirten Wachtabtheilung (139er) eine Absuchung der Gegend nach Ziegra und Stockhausen zu, wohin sich der Verbrecher zunächst gewandt haben soll. Die Patrouille kehrte erst am andern Morgen zurück, ohne Erfolg gehabt zu haben. Ein in der Nacht in der hiesigen Gegend vorgekommener Einbruchsversuch wird dem Entsprungenen Verbrecher zuzuschreiben sein, denn derselbe wird sich bemühen, an Stelle seiner Sträflings - kleider andere Bekleidungsstücke zu erhalten. Rochlitz. Ueber einen bemerkenSwerthen Versuch, Veduinenrosse („Araber") in Deutschland zu züchten. schreibt man der „Tägl. Rdsch.": Der edelste Typus deS Rassepferdes, der Araber, ist in europäischen Län dern nur in geringer Zahl vertreten, und t« großen Publikum herrscht die Meinung, als sei ei« „echter Araber" kaum anderswoher zu bekommen, als aus dem Lande der Muselmänner. Als vor einigen Jahren ein Beduinenscheikh auf dem Tempelhofer Felde vor den Augen des Kaisers seine feurigen Rosse tummeln durfte, ging ein Ausdruck des Staunen» durch alle betheiligten Kreise über die Gewandtheit dieser unvergleichlichen Pferde, die wie eine Windsbraut über die Fläche stoben, im jähesten Lauf sich wendeten und ebenso plötzlich zum Stehen gebracht wurden. Man war einer Meinung darüber, daß nur in der arabischen Wüste oder dem heißen Sande Egyptens diese edlen Geschöpfe gedeihen könnten und daß Rosse dieser Art sonst in ganz Europa nicht gefunden würden. Diese Schwärmerei war nicht ohne Humor für die wenigen Unterrichteten, die da wußten, daß die Beduinenpferde mitten in Europa — mitten in Deutschland — mitten in Sachsen gezüchtet und ausgewachsen waren und die Heimath der Beduinen niemals gesehen hatten. Sie waren von dem Im presario der Beduinentruppe für letztere erst hier an gekauft worden und entstammten dem Gestüt deS Herrn von Nitzschwitz in Königsfeld bei Rochlitz. Daß dort seit Jahrzehnten arabische Pferde in seltener Reinheit gezüchtet werden, ist nur in sehr engbegrenzten Kreisen bekannt. DaS Gestüt in Königsfeld besteht seit dem Jahre 1864; seine Stammpferde wurden damals aus dem württembergischen Gestüt in Weil entnommen. Das letztere ist inzwischen jedoch immer mehr zur eng lischen Zucht übergegangen, so daß die Königsfelder Zucht zur Zeit wohl die einzige ihrer Art in Deutsch land sein dürste. Roßwein. Bekanntlich wurde am 14. Juni d. I. die 32 Jahre alte Tochter des Gutsbesitzer- Thiele in Hablau, jetzt in Chemnitz verheirathet, aus dem Heimwege von Roßwein nach Hablau Abends in der IO. Stunde von einem Strolch überfallen, durch Stock schläge schwer mißhandelt und schließlich auf eine Wiese geschleppt, wo sie am anveren Tage früh 4 Uhr im Zustande äußerster Erschöpfung aufgefunden wurde. Der brutalen Thal dringend verdächtig ist der nun mehr im AmtSgerichtSgefängniß zu Chemnitz inhasttrte Tischler und Handarbeiter August Götz aus Zwota, der jedoch trotz der angeblich überführenden Beweise leugnet, das Attentat verübt zu haben. Götz, der schon einmal wegen eines ähnlichen Verbrechens be straft worden ist, ein Strolch, wie er im Buche steht, ist schon lange der regelmäßigen Beschäftigung ent wöhnt, doch arbeitete er von Zeit zu Zeit an verschie denen Orten, so z. B. in der Umgegend von hier als Kirschenpflücker kurz vor dem Verbrechen. Auf dem Thatorle war ein Stück braunes Tuch gesunden worden, welches dem Attentäter das angegriffene Mädchen in ihrer verzweifelten Gegenwehr aus dem Jacket gerissen hatte. Dieses abgerissene Stück erkannten die Leute, bei denen Götz Beschäftigung als Kirschenpflücker ge sunden hatte, als von gleicher Farbe wie das Jacke», das Götz bei ihnen in der Arbeit getragen, da» jedoch durch Winter und Welter in der Farbe gelitten hatte. Die» führte zunächst auf seine Spur. Ein Wirth, bei dem der muthmaßliche Attentäter kurze Zeit vor der That Schnaps getrunken halte, bezeichnete Götz vor Gerichtsstelle bestimmt als den betreffenden Menschen. Besonders schwer fällt jedoch die Aussage der Ueber- fallenen, bezw. Mißhandelten in» Gewicht, welche eben falls an Gerichtsstelle den Götz nach Statur, Haltung und Sprache als ihren Angreifer wiedererkannte. Laufigk. In der am 2. November abgehaltenen Stadtgemeinderathssitzung erklärte man sich für Ein führung einer Biersteuer und für Aufhebung deS Verbote» de» AuSstellenS von Verkauf-gegenständen auf den Trottoir». Annaberg. Dieser Tage wurde der Handarbeiter