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mm: Disritag, Donners- t«a und Sonnabend. — PniS viertelMrlich 1 M. Ai Pfg.. zweimonatlich L4 Psg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- palten, Postboten, sowie vie Agenten nehmen Be stellungen an. d«< vlatteS «in« s«hr wirk' same Verbreitung finden, werd« mit 10 Pfg. di« SpaltenzeUe oder oere» Raum berechnet. — La« bellarische um> complicirt« Inserate mit entsprech«» dem Aufschlag. — Sume» sandt, im redaktionell« Theile, die Spaltenzetl» LVPfg. für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redactmr: Paul Ikhnk in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem ,Lllustrirten Unterhaltungsblatt".Mit land» und hauSwirthschaftlicher Monatsbeilage. Nr. 120. «Lokales und Sächstsches. Dippoldiswalde, IS. Oktober. Nächsten Montag soll die Kirmes in unserer Parochie abgehalten werden, woran man zunächst durch die in fast allen Häusern stattfindenden Borbereitungen zum Kuchenbacken auf das Lebhafteste erinnert wird; denn die ideale Bedeu tung des beliebten Festes als Kirchweihe ist schon längst mehr oder weniger in Vergessenheit gerathen, so daß eS jetzt fast nur in seinem materiellen Theile, als willkommene Gelegenheit zu Schmauß und Lust barkeit!, sowie gegenseitigem Besuch der Familien glieder, Freunde und Nachbarn gewürdigt wird. Diese letztere Bedeutung hervorzuheben, dient besonders der Umstand, daß die KirmeSfeste im ganzen Lande (mit wenig Ausnahmen) im Oktober und November, also nach beendigter Ernte stattfinden; während sie sich, wenn man die erste Bedeutung als Kirchweihfeste fest gehalten hätte, über das ganze Jahr vertheilen müßten. Nur in wenig Gemeinden mit neueren Kirchen fällt im Bewußtsein der Einwohnerschaft vie eine mit der anderen Bedeutung zusammen. Dennoch wird der vorurtheilslose Volksfreund dem in alter Sitte be gründeten Feste die Existenzberechtigung nicht absprechen dürfen, um das Kind nicht mit dem Bade auSzu- schütten; vielmehr möchte es angezeigt erscheinen, den unleugbaren Auswüchsen derartiger Volksfeste dadurch möglichst entgegenzuarbetten, daß man die Veranstal tung edlerer Vergnügungen in die Wege leitet, etwa durch Konzerte, Theatervorstellungen u. dergl. Turn-, Gesang- und andere gesellige Vereine finden hier ein nicht undankbares Feld für eine reformatorische Thätigkeit, wie denn z. B. bei unS durch das längst übliche Airmeskonzert des Gesangvereins den Einheimischen sammt ihren Gästen ein gern besuchter VergnügungS- ort geboten wird; hier findet dazu noch ein Konzert von der Kapelle des Herrn Stadtmustkdirektor Jahn, sowie ein größeres Militärkonzert statt, so daß da» Sprichwort Wahrheit werden dürfte: Wer die Wahl hat, hat die Qual. Daß diese nicht allzu schwer wer den und durch den Genuß von Familienfrsuden bestens ausgeglichen werden möge, das sei unser KirmeSwunsch. Dippoldiswalde. Am Kirmeßmontag wird Herr Stadtmustkdirektor Jahn mit verstärkter Kapelle Loncert in der Reichskrone spielen, und nach den bisherigen Erfahrungen können wir auch für diesen Abend nur Gediegenes von dieser Aufführung erwarten, hat uns doch Herr Jahn bisher gezeigt, daß seine Kapelle in Tonbildung, Exaktität und musikalischer Schmiegsamkeit eine gute, strenge Schulung genießt. — Hausfrauen, habt Acht! nächsten Montag giebt eS aus der städtischen Wasserleitung kein Wasser! Poffendorf. Bei den königl. Standesämtern unserer Parochie gelangten im September zur Anmel dung: Aufgebote 7; Eheschließungen 7; Geburtsfälle 27, darunter 15 männlich, 12 weibliche und 4 un- ehelrche Geburten; Sterbefälle 18, darunter 7 Erwach sene, 12 Kinder (9 Mädchen, 3 Knaben). — In der morgen, Sonntag, stattfindenden Ver sammlung des Militärvereins Poffendorf und Um gegend wird der kgl. BezirkSoffizier, Herr Hauptmann Dietrich, einen Vortrag halten. Rehefeld. Während der vorigen Dienstag in hiesigem Reviere abgehaltenen Hochwildjagd wurden 18 Stück Wild, darunter 7 Hirsche und ein Fuchs, zur Strecke gebracht. Diese kapitale Strecke wies unter anderen 2 Zwölfender von ungewöhnlicher Stärke auf. Geising. Nächsten Montag wird gemeinsam mit dem Kirchweihfest da- 200jährige Jubiläum de» Bestehen» der hiesigen Kirche gefeiert und festlich be gangen werden. Dresden. Die Ausstellung des sächs. Hand werk» und Kuustgewerbe» (18SS in Dresden), die durch die verschiedenen Wandlungen, welche da» Projekt der Errichtung einer «u-stelluug-halle zu Sonnabend, den 13. Oktober 1894. durchlaufen hatte, stark verzögert wurde, nimm! nun mehr greifbarere Gestalt an. Der Entwurf de» Pro gramms ist mit allen seinen Einzelheiten gegenwärtig fertiggestellt. Der Mühe der Aufstellung unterzog sich Stadtverordneter Handelskammersekretär Schulze - Dresden. Ursprünglich begegnete der Plan der Aus stellung großen Schwierigkeiten, weil Leipzig um die selbe Zeit eine größere Industrie- und Gewerbeaus stellung für Sachsen und Thüringen plante. Durch das Interesse, welches das königl. Ministerium de» Innern beiden Unternehmungen entgegenbrachte, konnten die ursprünglichen Schwierigkeiten behoben werden. ES fand eine Zusammenkunft von Mitgliedern des Leipziger und Dresdner Komitees statt und in dieser einigte man sich dahin, daß Dresden eine Aus stellung für das sächsische Handwerk und für das Kunst gewerbe (einschließlich aller kür diese Berufszweige be stimmten Maschinen) 1896 und Leipzig eine solche für die Großindustrie und verwandte Zweige im Jahre 1897 veranstalten soll. — Der Portalmittelbau deS königl. Residenz- schlosses an der Schloßstraße naht seiner Vollendung. Schon erblickt man hinter den Rüstungen die beiden mächtigen Löwengruppen, die dem Thore eine impo sante Wirkung verleihen. Mau hofft Anfang November diesen Theil in seiner neuen Gestaltung freizulegen. Voraussichtlich ruhen dann die Echloßbauten für dieses Jahr. Erst im neu« Jahre wird mit der Weiter- gestaltnng der EchlbMäßenfronte fortgefahren werden und zwar bis zu Georgenthor. — Von den Mitgliedern der Zweiten Kammer hat bekanntlich alle 2 Jahre ein Drittel auszuscheiden, und es haben demnach für den nächsten, im Jahre I89ü stattfindenden ordentlichen Landtag Neuwahlen stattzufinden, darunter im 3. städtischen Wahlkreis (Bischofswerda, Pulsnitz, Stolpen rc.), im 5. städtischen Wahlkreis (Dohna, Rabenau, Dippoldiswalde, Altenberg, Geising rc.) und im 12. ländlichen Wahlkreis (Pirna, Königstein, Gottleuba, Lauenstein). Bisher waren diese Wahlkreise durch die Herren Kom- merzienralh Buchwald, Geh. Hofrath Ackermann und Gemeindevorstand Frenzel vertreten. JnSgesammt sind bei den vorzunehmenden Wahlen 27 Mandate zu ver geben, von denen seither 14 den Konservativen, 3 den Nat ionalltberalen und je 5 dem sogenannten Kammer fortschritt und den Sozialdemokraten angehörten. Freiberg. Am vergangenen Dienstag erfolgte die feierliche Uebergabe und Einweihung des Hierselbst neu errichteten öffentlichen Schlacht-und Viehhofes unter zahlreicher Betheiligung der königl. und städ tischen Behörden, der Bürgerschaft unserer Stadt und vieler Berufsgenoffen der Fleischerinnung von nah und fern. Gegen 1 Uhr Mittags bewegte sich der Festzug nach dem alten Schlachthofe und von dort nach dem neuen Gebäude, woselbst die Weihe stattfand. An diese Feier schloß sich eine Besichtigung sämmtlicher Räume und ein Probeschlachten an. Den Schluß der Festlichkeiten bildete ein Festmahl mit folgendem Ball. Leisnig. Der vergangene 9. Oktober ist für die Leisniger OrtSgeschichte als ein wichtiger zu verzeichnen. Nachdem schon mehrfach Boroerhandlungenstattgefunden hatten, traten am Dienstag beide städtische Kollegien sowie die fünf privaten Mitglieder des hiesigen Spar kaffen - Verein» zu einer Verhandlung im großen Sitzungssaale des RathhauseS zusammen, um über den Uebergang der Spar- und Leihkasse an die Stadt zu berathen. Das Endergebniß war, daß diese» Institut vom 1. Januar 1895 an vollständig in städ tische Verwaltung übergeht. Die fünf Mitglieder des Vereins erhalten eine für die einzelnen Glieder auf verschiedene Zeiten bemessene JahreSrente von 4000 bez. 3600 Mk., sowie den auf jeden Theil entfallenden Antheil de» Reservefonds (je 45000 Mk.) Nach Lage der Sache ist der Abschluß für die Etadtgemeinde al» 60. Jahrgang. günstig zu bezeichnen. — In den dreißiger Jahren traten 8 mit weitem Blick begabte hiesige Bürger zu einer Vereinigung zusammen, schossen ein bescheidene» Kapital zusammen und gründeten damit die Spar und Leihkasse. (Die Stadtgemeinde sah damals von Errichtung einer städtischen Eparkaffe ab.) Das neue Institut ward gleich von Beginn an mit Geschick unh Umsicht geleitet und wurde so nach und nach ein für die Gründer Gewinn bringendes. — Auf der Ehren tafel für städtische Geschichte gehört noch zu verzeichnen, daß unsere Spar- und Leihkaffe außer Erfüllung ihre» hohen kulturellen Zwecks auch humane Bestrebungen unterstützte, denn oft stiftete dieselbe reiche Mittel für gemeinnützige Zwecke. Sayda. Am vergangenen Montage wurde unsere städtische Hochdruckwasserleitung, die eine Bau zeit von 8 Monaten erfordert hat, eröffnet. Der Bau hat 75000 Mk. gekostet. Um die Ueberflurhydranten eingehend zu erproben, war die Feuerwehr zu einer Probe auf den „Plan" berufen worden, wohin sich nach Beendigung des Aktes am Wafferthurme die Thetl- nehmer der Feier begaben. Als Brandobjekt war ein Haus am „Plan" gedacht; dieser angenommene Punkt wurde alsbald mit Waffermaffen au» einem Hydranten zu 4 Schläuchen förmlich überschüttet, so daß zweifel los anzunehmen war, das Feuer wäre von den Wasser massen förmlich erstickt worden. Daneben wurde auch die alte Landspritze in Thätigkeit gezeigt, deren Strahl zwar ebenfalls Mrk war und sehr hoch htnouf-giug; der Unterschied zwischen den bisher zur Bekämpfung eines Feuers zur Verfügung stehenden WafferMengen und den nunmehr aus dem Hydranten strömende« Wasserstrahlen trat aber doch augenfällig zu Tage. Ferner wurde der am „Bade" stehende Hydrant zu 6 Schläuchen einer Probe unterzogen. Zwickau. Nach jahrelangen Verhandlungen zwi schen der hiesigen Stadtgemeinde und der Nachbar gemeinde Pölbitz wegen Einbezirkung der letzteren in die Stadt Zwickau hat sich die Sachlage soweit ge klärt, daß die Verschmelzung mit Beginn des neuen Jahres bestimmt zu erwarten steht. Pölbitz besitzt zur Zeit etwa 2500 Bewohner. Die Stadt Zwickau wird durch den Bau von Straßen, Schleußen- und GaS- anlagen bedeutende Opfer bringen müssen, zumal die Gemeinde Pölbitz an Stammvermögen kaum 50000 Mark besitzt. (Fortsetzung deS Sächsischen in der Beilage.) Tagesgefchichte. Berlin. Es soll beabsichtigt gewesen sein, die Eröffnung der kommenden Reichskagssession in dem neu restaurirten und erweiterten Weißen Saale deS königlichen Schlosses zu Berlin vorzunehmen. Trotz aller aufgewandten Mühe wird die Vollendung der RenovirungSarbeiten bis dahin aber nicht gelingen, so daß die Eröffnungs-Ceremonie in einem anderen Saale des Schlosses stattfinden dürfte. Die erste offizielle Festlichkeit, die im Weißen Saale abgehalten wird, dürfte das Ordensfest im Januar nächsten Jahrs sein. — Wie nach der „B. B.-Ztg." verlautet, find bis auf zwei, sämmtliche nach der Cttadelle Magdeburg in Untersuchungshaft gebrachten Unteroffiziere de» älteren Jahrganges der Oberfeuerwerkerschule aus der Haft zu ihren Truppentheilen instradirt worden. Da» läßt darauf schließen, daß ihnen Be lastendes, wodurch ein längeres Verbleiben in Unter suchungshaft bedingt würde, nicht nachgewiesen werden kann. Andererseits beweist aber die Entlassung von der Schule wieder, daß Gründe sür eine empfindliche Bestrafung der betreffenden Unteroffiziere doch vor liegen, denn eben die Entlassung vom Institute zum Truppentheile ist eine Strafe, die besonder» dadurch nachhaltig wirken wird, daß die Feuerwerkerkarriöre für die Betreffenden al» abgeschloffen zu betrachten ist