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Leisnig. Da- hiesige Etadtverordnetenkollegium hatte an den Rath da- Ersuche« gerichtet, gleich Oschatz und anderen Städten der Veröffentlichung der jenigen Firmen näher zu treten, bei welchen nicht -US der Firmenbezeichnung der Inhaber de- Geschäftes ersichtlich ist. Der Rath hatte eine solche Maßregel abgelehnt, da hier nur wenige derartige Geschäfte be stehen. Das Kollegium hat nun dem Rathe den Vorschlag gemacht, der Rath wolle ein solches Ver- zetchniß anfertigen und fortführen lassen und solches in der Etadtschreiberei zur Einsichtnahme für Jeder mann auSlegen, ähnlich dem Vorgänge anderer Städte. Borna. Seitens der Garnisonverwaltung ist die Errichtung eines zweiten ReithauseS für die Gar nison auf Kosten der Stadtgemeinde in Anregung ge bracht worden. Der Stadtrath hat aber beschlossen, zur Zeit auf die Präpositionen nicht weiter zurück zu kommen, da gegenwärtig wenig Meinung für das Projekt bei den städtischen Vertretern wahrzunehmen gewesen ist. Gering-walde. Trotz der fast ununterbrochenen ungünstigen Witterung hat unsere durchaus wohl gelungene ^Werbeausstellung einen Reingewinn von etwas über 2100 Mk. ergeben. Annaberg. Wie das hiesige „Wochenblatt" aus sicherer Quelle erfährt, hat der des Raubmordes dringend verdächtige, bei dem Landgericht in Bautzen in Haft befindliche Brennmeister Dane (nicht Dame) das Geständniß abgelegt, daß er den Mord an Schöne in der Nähe von Neugeschrei verübt habe. Er sucht die Thal dadurch zu entschuldigen, daß er mit dem Ermordeten in Streit gerathen sei und ihn hierbei ohne Absicht erschlagen habe. Oberwiesenthal. Am 1. Oktober d. I. feierte der „Dreißiger Verein" sein 200jährigeS Jubiläum. Diese „Begräbnißzunkt und Sorieiät" ging im Jahre 1694 aus der Nadler-Innung hervor und wurde zu dem Zwecke gegründet, „bey Ableben der Ihrigen, solchen vermittelst eine» erbarn Leichenbegängnis, die letzte Ehre zu erweisen." Die Mitgliederzahl durste nicht mehr als dreißig sein. Der Verein beging seine Jubelfeier durch einen gemeinschaftlichen Kirchgang am Sonntag, an den sich am Montag im festlich dekorirten Hotel zum „Deutschen Kaiser" ein Festesten anschloß. Als Erinnerung an das Jubiläum hat der Verein an der Lade, welche noch aus dem Jahre 1694 stammt, eine Silberplatte, auf der die Namen der jetzigen 30 Mitglieder verzeichnet sind, anbringen lasten. Kalkensteiu. Von einer größeren Anzahl Bürger bezw. Steuerzahler aus den höheren Steuerklassen ist an den hiesigen Etadtrath eine Petition gerichtet worden, eine Abänderung des Ortsstatus, dahingehend, daß die Stadtverordnetenwahlen nach bestimmten Klaffen getrennt oorgenommen werden sollen, einzusühren. Die Petition gründet sich auf die Thatsache, daß in dem gegenwärtigen Kollegium der weitaus größte Theil Mitglieder den unteren Steuerklaffen angehört (von 12 Stadtverordneten gehören 8 den EtnkommenSklaffen unter 1600 M. und nur 4 denjenigen über 1600 M. an). Eine Aenderung dieses den höheren Einkommens klaffen angehörenden Bürgern ungünstigen Verhältnisses scheint nach den gemachten Erfahrungen der letzten Wahlen ausgeschlossen. Gleichzeitig soll eine Ver mehrung der Stadtverordneten und die Jnwegfall- stellung der Ersatzmänner angestrebt werden. Der Stadtrath hat dieser Petition seine Zustimmung er- theilt. Die Stadtverordneten werden hierüber dem nächst Entschließung fasten. Reichenbach i. B. Vor ungefähr 8 Wochen war der im 18. Lebensjahre stehende Sohn des hies. Ein wohners Christian Gießmann in die Fremde gegangen. In Wittenberg, woselbst er in einer Formsteinfabrtk Stellung gefunden hatte, hatte er am Sonnabend mit einem Arbeiter an dem in die Höhe gezogenen Fahr stuhle des Fabriketablissements zu thun; da entfiel dem Arbeiter eine Schraube, Gießmann stieg hinab, um sie heraufzuholen, in demselben Augenblicke aber, als er sie ausheben wollte, sauste auf noch unaufgeklärte Weise plötzlich der über 18 Centner schwere Fahrstuhl au» der Höhe herab und zerquetschte den jungen Menschen vollständig. Großenhain. Unser Stadtkrankenhaus, an welchem 1 Arzt und 3 Diakonissinnen der Diakonissen anstalt Dresden thätig sind und daS in Folge seiner freien Lage, seiner räumlichen Einrichtung und seiner inneren Ausstattung allen Anforderungen der Neuzeit entspricht, hat in diesem Jahre eine Erweiterung und Vervollkommnung von nicht zu unterschätzender Trag weite erhalten, und zwar durch das mit einem Auf wande von 10000 Mk. neuerbaute und neuetngerichtete JsolirhauS für die an ansteckenden Krankheiten: Diphtherttts, Scharlach, Cholera rc. Erkrankten. Da» in gröberem Abstande vomKrankenhauSgehöste errichtete JsolirhauS, au» Erdgeschoß bestehend, enthält 2 Kranken zimmer mit je 7 Betten, 1 Badezimmer, 1 Operation»- zimmer und 1 Wärteriunenzimmer. Die Beköstigung wird vom Krankenhaus« aus geliefert, doch find alle Vorkehrungen so getroffen, daß da» Krankenhaus personal mit dem des JsolirhauseS nicht t« Berührung kommt. LaS freistehende JsolirhauS ist von einer be sonderen, von den übrigen Krankenhausgärten ab geschiedenen Gartenanlage umgeben. Das Kranken haus wird vielfach aus der ländliche« Umgebung von Großenhain und sogar au» den benachbarten preußi schen Grenzorten benutzt. Zittau. In Jonsdorf wurde an einem der letzten Abende in dem Hause des im Greisenalter stehenden Einwohners Birnbaum von einem Individuum ein frecher Raubanfall verübt. Der Strolch war auf da» Dach geklettert und hatte sich von da Eingang in da» HauS verschafft, wo er den Sohn des Alten antraf und denselben sofort niederschlug. Auf die Hülferufe deS Geschlagenen eilte der Vater desselben herbei, wo rauf der Räuber die Flucht ergriff. In der Dunkel heit ist e» den beiden Männern nicht möglich gewesen, die Person des Einbrechers näher ins Auge zu fassen, und so können sie nicht de« geringsten Anhalt angeben. Der Sohn hat glücklicher Weise nur geringe Ver letzungen am Kopfe erhalten. Bereits vor 3 Jahren wurde an genau demselben Tage ein Raubanfall auf den Birnbaum 8M. ausgeführt, wobei dem heute noch unbekannten Thäter eine größere Geldsumme in die Hände fiel. Diesmal konnte der Räuber keine Beute erwischen. Neukirch(Oberlausitz). Ein Kartoffelausnehmer- „Streik" ist ausgebrochen, und zwar haben denselben jetzt die Kartoffelferien genießenden Schulknaben in Scene gesetzt. Bet einem Bauer erhielten sie pro Korb zwei Pfennige, und die Sache ging ganz glatt. Als aber ein neues Stück Acker abgeerntet werden sollte, das sich durch die Niedlichkeit der Kartoffeln auSzetchnete und so zur Füllung eines Korbes bedeu tend mehr Zeit gebraucht wurde, trat ein besonders geweckter Bursche zum Gutsbesitzer und sagte: „Härnse, August, so geht'S nich, wenn Sie »ich mehr grbcn, mache ich nich mehr mit!" Seine Forderung wurde aber abgeschlagen, und siehe da, wie er seinen Korb voll hat, läßt er sich seinen Lohn auszahlen und geht zu einem anderen Bauern mit — gröberen Kartoffeln. Alsbald folgten nun auch die anderen Kinder seinem Beispiele, und so muß sich der Bauer, der sich solch' kleine Kartoffeln hat wachsen lasten, nun anders be helfen. In Anbetracht des Besitzes von „kleinen Kar toffeln" wird ihm dies nicht schwer fallen. Tagesgefchichte. Berlin. Sonntag früh wurde eine größere An zahl Unteroffiziere, die zum Besuche der Ober feuerwerkerschule kommandirt sind, in Untersuchungs haft nach der Festung Magdeburg abgeführt. Die Thatsache wurde von verschiedenen Seiten durchaus falsch auSgelegt. Es handelt sich bei den Vorgängen keineswegs um hochverrätherische Umtriebe oder poli tische, insbesondere sozialdemokratische oder anarchistische Dings. Die ganze Sache liegt vielmehr lediglich auf disziplinärem Gebiete. Aeltere Unteroffiz ere, die wie der Schulunterricht erhielten, neigten zu Ausschreitungen gegen die militärische Disziplin. Ihre Lebensführung ließ die Anwendung schärferer Kontrolmaßregeln noth- wendig erscheinen. Gegen die zu diesem Zwecke ein- gesührten Revisionen fand vor einigen Tagen eine lärmende Demonstration statt, die anscheinend plan mäßig vorbereitet war. Es hat den Anschein, als ob die Betheiligten sich dabei weniger in dem Bewußtsein befanden, in grober Weise gegen die Sache der mili tärischen Unterordnung zu verstoßen; vielmehr scheint ein zeitweiliges Vergessen ihre- militärischen Charakters, eine Art studentischen Freiheitsgefühls vorzuliegen. Von beiden Jahrgängen der Oberfeuerwerkerschule war nur der ältere in Stärke von etwa 180 Unteroffizieren betheiligt. Voraussichtlich ist von dem Gesammttheil eine mehr oder weniger große Zahl unschuldig. Die Rädelsführer und Theilnehmer an den Ausschreitungen zu ermitteln, wäre schwierig gewesen, wenn der ganze Jahrgang auf freiem Fuße in Berlin belassen worden wäre. ES scheint deshalb als ebenso energische wie wichtige Maßregel, daß man, um die Wahrheit mög lichst schnell und ganz zu ermitteln, vorläufig den ganzen Jahrgang in Untersuchungshaft abgeführt hat. — Nach der Heimkehr des Monarchen von seinen jüngsten Manöver- und Jagdreisen dürste eS sich viel leicht auch zeigen, welche praktischen Wirkungen seine bekannte Thorner Kundgebung etwa haben wird. Bis jetzt hat sich nach außen noch nicht der Schatten eines Vorganges gezeigt, welcher auf eine schärfere Schwen kung in der bisherigen Polenpolitik der maßgeben den Berliner Kreise hindeutete. Inwieweit nun di« zu erwartenden persönlichen Vorträge der Minister beim Kaiser und König in Betreff der Pylenfryge ein« solche Wendung herbeisühren werden, das bleibt aller dings noch abzuwarten. Möglicher Weise haben die jenigen Konjekturalpolitiker Recht, welche behaupten, der Kaiser habe durch seine Thorner Rede vorläufig nur eine persönliche Warnung, und nicht» Andere», an di, Adresse de» Poleitthum» bezweckt, und daß ver- MUthlich zunächst das ferner« Verhalten der Polen ab gewartet weqtzn solle. Unter diesen Umständen werden die Deutsche- sn den Ostmarken de» Reiches gut thun, nicht allz-M -uf hie Regierungshilfe in ihrem Kampfe mit dem Lbermstthigeu Polenthum zu hauen, sondern mehr nach dem Grundsätze zu handeln: „Selbst ist der Mann!" Mit Genugthuung kann daher auch nur die jetzt stattgefundene Bildung des Verein» zur Forderung de» DeutschthumS in den Ostprovinzen, der seinen Sitz in der Stadt Posen nimmt, begrüßt werden, doch muß man von dem Vereine wünschen, daß er nicht in die Bahnen irgendwelcher einseitigen Partetrichtung ge rathen möge. — Bei den diesjährigen Manöver» sind umfassende Versuche und Uebungen mit Fesselballons an gestellt worden. ES hat sich dabei herausgestellt, daß bei OertliHkestsgefechten, Belagerungen u. s. w. die Fesselballons zu Rekognoszirungen wohl zu gebrauchen sind, während im Feldkriege die geringe Beweglichkeit der Ballons noch immer ein großes Hinderniß ihrer Benutzung bildet. Auch ist die Gefahr, daß die Ballons durch Geschosse zerstört werden, keineswegs gering. Nach belgischen Versuchen sind Fesselballons auf einer Höhe von etwas über 2000 Metern ziemlich sicher gegen Gewehrgeschoffe mittleren, nicht aber gegen solche kleinsten Kalibers. In Frankreich zeigte ein Ballon von 450 Kubikmeter bei einer Beschießung mit 95 Millimeter-Geschützen auf 2500 Meter Höhe 96 Proz., auf 4000 Meter Höhe noch 4 Proz. Treffer. Mit 120 Millimeter-Kanonen ergaben sich auf 2500 Meter Höhe 98 Proz., aul 4500 Meter noch 2 Proz. Treffer. Das Shrapnel erwies sich als das wirksamste Geschoß gegen Ballons, wenn die Entfernung die Anwendung dieses Geschosses zulieb. Hellblau angestrichene Ballons waren schwer in der Luft zu sehen. Im Uebrigen gewinnt die Einführung militärischer Lustschifferabtllei- lungen immer mehr Terrain. Die Schweiz richtet jetzt ebenfalls einen Luftschifferpark ein und Rußland hat seine Luftschifferabtheilungen um zwei vermehrt, für die Festungen NowogeorgiewSk und Iwangorod. In Oesterreich will ein Ingenieur einen lenkbaren Luftballon konstruirt haben, welcher 4 Personen be fördert. Näheres bleibt abzuwarten. — In den japanisch-chinesischen Gewässern befinden sich zur Zeit 5 deutsche Kriegsschiffe, nämlich 3 Kreuzer dritter Klaffe und 2 Kanonenboote. Dahin beordert sind ferner „Irene" als Flaggschiff deS neu zu bildenden Kreuzergeschwaders und ein Kreuzer vierter Klaffe. Die zwei letzten Schiffe werden erst ungefähr gegen Ende Januar in den chinesischen Ge- wässern eintreffen. Die Besatzungen der 7 Schiffe werden betragen -1336 Mann, die Zahl der Ge schütze 60. — Die Börsensteuer hat im August dss. Js. I274I27Mk. erbracht gegen 624654 Mk. im Vorjahre, also fast das Doppelte! Dadurch ist wohl der Beweis ge liefert, daß die Erhöhung der Steuer durchaus nicht vernichtend auf das Börsengeschäft wirkt, wie die Börsenblätter bei ihrer Einführung mit Wehgeschrei ankündiglen. Im Gegentheil zeigt das jetzige Hoch treiben an der Börse sehr klar, daß die Spekulanten, wenn nur die Verhältnisse für ihren unheilvollen Ge werbebetrieb günstig sind (wie gegenwärtig der Fall ist), sich um die Höhe der Steuer nicht im Geringsten kümmern. Und das liegt in der Natur det Sache, denn neun Zehntel der spekulativen Geschäfte an der Börse sind reines Differenzspiel, und dem Spieler, der. Tausende aus eine Karte setzt, ist die Höhe deS Kartengeldes natürlich ganz gleichgültig. EiSleben. Wiederum liegt ein trauriger Beweis dafür vor, wie groß und schwer unsere Stadt ge schädigt ist. Ein durch dieErdsenkungen beschädigtes Haus wurde am 29. September an GertchtSftelle zwangsweise verkauft. DaS HauS war belastet mit 13000 Mk. Hypotheken. Der Verkaufspreis betrug 160 Mk. Die Gerichtskosten für die Versteigerung betragen 137 Mk., sodaß für die Gläubiger gerade 23 Mk. übrig bleiben. Hiera«- kann man ersehen, daß die geschädigten Häuser völlig entwerthet sind. Krefeld. In einem Bauernhof des benachbarten Anrath drang in der Nacht zum 29. September eine Bande Diebe ein und plünderte die Wohnräume. Zwei Personen, welche sich zur Wehr setzten, wurden von den Dieben getödtet, drei andere lebensgefährlich verwundet. Die Spitzbuben entkamen unter Mit nahme vieler Werthgegenstände im Dunkel der Nacht. Kreuznach. In Oberstein wurden der Vater, die Frau «nd Mei Kinder deS Anstreichers Brinkmann mit Cyankali vergiftet vorgefunden. Brinkmann ist mit einer Geldsumme flüchtig geworden. Oesterreich. I« einer Unterredung mit hem österreichischen Marinekommandinten Admiral Sterneck über de« japanische« Seesteg sagt« dieser, die An wendung der neuen Waffe« werde eine vollständige Umwälzung in der neuen SeekriegSführung bewirken. Die neuen Waffen werden ausschlaggebender sein alZ