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Mchmtz-MtW Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die SLadtrathe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Inserate, welch« bei de» bedeutenden Auflage de« Blatte- «in« sehr wirb same Verbreitung^ finden, werden mit 10 Pfg. di« Epaltenzeil« oder deren Raum berechnet. — Ta« bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen« dem Aufschlag. — Singe« sankt, un redaktionelle» Theile, die Spaltenzeile S0Pfg. „Wei»er!tz^3«itung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 26 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., eimnonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 1V Pfg. — All- Postan- stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Verantwortlicher Redacteur: Paul Jehnr in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem »Hllustrirter, Unterhalt««gSblatt".Mit land« und hauswirthschastlicher Monat,bellage. Nr. 116. - Donnerstag, den 4. Oktober 1894. 60. Jahrgang. Lokaks und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die Versammlung des Ge werbevereins am vergangenen Montag war leider nur sehr schwach besucht und konnten deshalb neben der Bekanntgabe sehr vieler Eingänge nur Gegenstände untergeordneter Natur erledigt werden. — Der Gesammtauflage unserer heutigen Nummer liegt der auf dünnem Papier gedruckte Winter fahr- plan für unsere Gegend bei. — Wir erhalten von Herrn Brandversicherungs- Jnspektor Treitschke hier nachfolgende Zuschrift zur Veröffentlichung: Auf Veranlassung eines Referates in Nr. 270 der „Dresdner Nachrichten" über eine Ein spruchsoerhandlung vor dem König!. Landgerichte zu Dresden in einer Klagsache gegen den Baumeister Herrn A. Pötschke in Glashütte hat die Redaktion genannten Blattes nach der ihr gewordenen klaren und wahrheitsgetreuen Darstellung des Falles mit Be nutzung amtlicher Unterlagen nachstehende Erklärung in Nr. 276 der „Dresdner Nachrichten" abgegeben: „Mit Bezug auf den Bericht über die am vergangenen Mittwoch vor dem hiesigen König!. Landgericht statt gefundene Verhandlung in der Privatklaqe deS Brand versicherungs - Inspektors Treitschke in Dippoldiswalde gegen den Baumeister Pötschke in Glashütte wegen Beleidigung sendet uns Ersterer eine Zuschrift, der wir namentlich mit Rücksicht daraus, daß Herr Treitschke in der erwähnten Verhandlung nicht zugegen war, von derselben überhaupt keine Kenntniß hatte, gern daS Folgende entnehmen: Herrn Treitschke ist es ein Räthsel, wie Herr Baumeister Pötschke zu dem Aus spruch kommen konnte, daß er (Treitschke) ihn fort während mit Chikanen amtlich versorgt habe, sodaß sogar Pötschke's Frau darüber aus Aerger gestorben sei. Herr Treitschke konstatirt, daß er mit P. seit den 6 Jahren, innerhalb deren er im Dippoldiswalder Bezirke amtire, in durchaus guten Verhältnissen ge standen habe; nur in letzter Zeit seien dieselben etwas gespannter geworden, weil er als pflichtgetreuer Be amter bei Herrn P. wiederholt Baukontraventionen konstatiren mußte und insbesondere das Unterlassen der Einholung baupolizeilicher Genehmigungen zu rügen hatte. Die Verletzungen baupolizeilicher Vor schriften wiederholten sich leider öfter und damit die Strafen und behördlichen Verwarnungen, die die Kgl. Amtshauptmannschaft auszusprechen hatte. Aus den Akten sei zu ersehen, daß vor dem die Klage einleiten den Falle nicht weniger als 2 oder 3 Verwarnungen und 4 Bestrafungen vorgekommen seien; von diesen entfallen jedoch nur 2 Sachen in Treitschke'S Amts führung während 8 Jahren, die übrigen liegen vor seiner Zeit. Die vielfach bedachte Nichtachtung gesetz licher Vorschriften und oft beobachtete minder gute Ausführung bei den Bauausführungen des Herrn Pötschke mußte bei Treitschke den Gedanken wachrusen, daß Herr Pötschke, dessen Vorbildung er nicht kannte, einer Prüfung als „Meister" sich nicht unterzogen habe. Als er seinen diesbezüglichen Jrrthum erkannt hatte, glaubt Herr Treitschke Alles gethan zu haben, um die Sache aus der Welt zu schaffen. Als er aber bei Herrn Pötschke nicht das geringste Entgegenkommen fand, hielt er sich für verpflichtet, die Sache der Staats anwaltschaft zu übergeben zur Anstrengung einer Be leidigungsklage. — Am Dienstag Abend wurde Frau Tischler Schulze von hier in CoßmannSdorf vom Zuge über fahren und erhielt an den Füßen schwere Verletzungen, während am Mittwoch früh Frau Schneider in die Transmission in der hiesigen RathSmühle kam, glück licherweise aber nur leichtere Verletzungen erhielt. — Bei dem hiesigen Vorschubverein bestand im Monat September die Einnahme in: S372 Mk. zurück- aezahlie Darlehne, 470 Mk. Spareinlagen, 286 Mk. Provision, 602 Mk. Zinsen, 7000 Mk. Einlage zurück- von der Bank; die Ausgabe setzt sich zusammen auS: 9433 Mk. Darlehne, 14049 Mk. zurückgezahlte Spar einlagen, 99 Mk. Dividende. — Der allgemeine Buß- und Bettag in Deutsch land findet am Mittwoch vor dem Todtenfefte, also in diesem Jahre am 21. November statt. Der Tag wird im gesammten deutschen Vaterlande gleichzeitig gefeiert, mit Ausnahme zweier Fürstenthüm.'r. — Die im Jahre 1886 begonnene Legung der weiteren Rohrleitung unserer Wasserleitung, welche in genanntem Jahre auf einer Strecke von 1700 w bis in die Gegend der Rothen Mühle geführt wurde, wird jetzt dis auf den Markt weiter fortgesetzt und somit sertiggestellt. ES sind auf dieser Strecke 1470 w Rohre in die Tiefe zu senken, und man hofft sodann den im Laufe von 28 Jahren sich fort und fort ge steigerten Wafferoerbrauch der Stadt in noch reich licherer Weise als bisher befriedigen zu können. Leider ist die ungünstige Witterung der von Herrn Tiefbau unternehmer Holfert übernommenen Arbeit bis jetzt recht hinderlich gewesen. — Soll das Kartoffelkraut verbrannt wer den? Nein! In schlimmen Jahren kann es, wenn gut getrocknet, sogar als Viehsutler verwendet werden. Für gewöhnlich verarbeitet man eS aus folgende Weise: Das Kartoffelkraut wird mit Erde durchschichtet. Im Winter gräbt man die Hausen ö'terS um und man erhält auf diese Weise ein guteS'Düngemittel, das man im Frühjahr auf die Wiesen bringen kann. Berechnen wir einmal den Geldwerth für das Kartoffelkraut! Derselbe beträgt pro Centner 2,50 M. Gewiß wirft kein Bauer sein Geld zum Fenster hinaus; wenn er das Kartoffelkraut verbrennt, thut er's aber doch. Also Grundsatz: Das Kartoffelkraut darf niemals verbrannt werden. Schmiedeberg. Herr Gemeindevorstand Thömel, welcher 5 Jahre lang in dieser Eigenschaft hier thätiq war, ist als Bürgermeister von Bärenstein gewählt worden und wird sein Amt am 1. Januar nächsten Jahres dort antreten. Rehefeld ZaunhauS. Bereits seil 3 Jahren ge nießt unsere Gemeinde die Wohlthat eigner örtlicher Gottesdienste, welche von Herrn Pfarrer zu Hermsdorf in hiesiger Parentationshalle monatlich abgehallen werden. Die Gottesdienste wurden am 1. Oki. 189 l durch das Entgegenkommen des hohen evangel.-luther. Landeskonsiftoriums eingeführt. Daß dies eine Wohl that bedeutet, wird Derjenige erkennen, der unseren Kirchweg bei Schneewetter gegangen ist. Vorigen Sommer wurde eine Heizungsanlage daselbsteingerichtet, die auch bei Begräbnissen in Gebrauch tritt und sich bereits den vorigen Winter hindurch bewährte. — Der Aufenthalt Er. Maj. des Königs von Sachsen im Jagdschlösse zu Reheseld ist vom 2. aus den 8. Oktober verschoben worden. Das Personal begiebt sich bereits am 4. dahin, wahrend der persön liche Dienst mit den hohen Herrschaften eintrifft. Possendorf. In der EonntagSnacht wurden dem noch unoerheiratheten Maurer Max Gehlert Hierselbst aus seinem Heimwege von der Goldnen Höhe von 6 bis jetzt noch unermittelten rohen Burschen ohne jeden Anlaß durch Etockschläge so bedeutende Kopfwunden beigebracht, daß ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden mußte. Hänichen. Infolge des Abbrechens eines Astes stürzte die mit Birnenpflücken beschäftigte 53 Jahre alte Hausbesitzerin Wittwe Wehner vom Baume aus den unter letzterem befindlichen Zaun und zog sich am rechten Oberschenkel schwere Verletzungen zu. Dresden. Die Zittauer Handelskammer hat an die Staatsregierung eine Eingabe gerichtet, dieselbe möge beim Bundesrathe die Einsührung der obliga torischen Fleischschau, verbunden mit staatlicher Viehverstcherung für da« ganze Reichsgebiet, beantragen. Eine einheitliche gesetzliche Regelung mache sich nöthig, weil die Auffassungen des Begriff» „minderwerthiges Fleisch" zur Zeit sehr weit auseinander gingen. Die obligatorische Trichinenschau wirke zwar sehr segens reich, aber sie genüge nicht, um alle bisher zu Tage getretenen Uebelstände zu beseitigen. Alles Schlacht vieh müsse genau, vor und nach der Schlachtung, untersucht werden. Diese umfassende obligatorische Fleischschau sei jedoch nur möglich,' wenn gleichzeitig die staatliche Viehverstcherung eingeführt werde. — Am Sonnabend hatten sich in Dresden beinahe vollzählig die Mitglieder der sächsischen Zweiten Kammer vereinigt, um den Tag zu feiern, an dem vor 25 Jahren die Abgeordneten Vizepräsident Oberbürger meister Streit und Oekonomierath Kökert in die Zweite Kammer eintraten. Eine Deputation geleitete die beiden Herren von deren Wohnungen auS nach dem oberen Saale des Belvedere, woselbst der Präsi dent der Zweiten Kammer, Geh. Hofrath Ackermann, sie mit einer herzlichen, ihre Verdienste hervorhebenden Ansprache empfing. Oberbürgermeister Streit dankte in bewegten Worten für sich und im Namen des Herrn Kökert. Beiden Jubtlaren wurden zwei in kunstvoller Weise hergestellte Albums mit den Ansichten des Land hauses und den Bild-rn der Kammermitglieder über reicht. Das sich hieran anschließende Festmahl wurde mit einem Trinkspruch des Präsidenten Ackermann auf den König eröffnet. Der zweite Vizepräsident der Kammer, Geh. Kommerzienrath Georgi, feierte in seinem Toast die beiden Jubilars, welche hierauf dankend er widerten. Hieran reihten sich noch verschiedene Trink- sprüche. — Zu erwähnen ist noch, daß Oberbürger meister Streit anläßlich seiner 25jährtgen Lizepräst- dentschast durch ein hochanerkennendes Schreiben deS königlich sächsischen Gesammtministeriums ausgezeichnet wurde, sowie daß an den früheren Präsidenten Haber korn ein BegrüßungStelegramm und an den erkrankten o. Oehlschlägel - Oberlangenau ein in den herzlichsten Ausdrücken verfaßtes Telegramm zur Absendung ge langte, in dem die Hoffnung auf baldige völlige Ge nesung ausgesprochen wird. Eine große Anzahl Be- grüßungstelegramme an die Jubilars gingen während der Tafel ein. Pirna. Am Sonnabend Nachmittag gegen '/«S Uhr entgleiste kaum 100 Meter vor dem hiesigen Bahnhöfe der von der Elbvrücke her einlaufende Arns dorfer Eisenbahnzug, der aus Lokomotive, einem Pack wagen und vier Personenwagen bestand. Nur der Energie, mit welcher sofort sämmtliche Bremsen beim Eintritt der Gefahr in Thätigkeit gebracht wurden, sowie der Umsicht und Geistesgegenwart, mit welcher der Führer und Feuermann auf der von den Schienen adqeschobenen Maschine ausharrten und getreu ihre Pflichten erfüllten, mag eS zu danken sein, daß größeres Unglück verhütet wurde. Der Packwagen scheint am meisten beswädlgt worden zu sein, nächstoem der Tender und die Lokomotive, die nur erst ein paar kleine Schritte von der Böschung des Bahnkörper entfernt zum Stehen gebracht werden konnte. Der Güterverkehr zwischen Pirna und Kamenz mußte sofort unterbrochen, ein Personenzug jedoch konnte Abends '/,9 Uhr oberhalb der eingetretenen Sperrung ad- gelaffen werden. Von Abends H7 Uhr an bis zum Sonntag Morgen waren Mannschaften von der Dresdner Maschinenwerkstatt bei Fackelbeleuchtung da mit beschäftigt, die aus ihrer Verschraubung gesprengten und krumm gebogenen Schienen adzureißen und durch neue zu ersetzen, sowie die sämmtlich stehen gebliebenen Wagen wieder einzugleisen. Ihre Arbeit ist rasch und glücklich von Statten gegangen, so daß dem Betrieb ans der Strecke bereits in den Vormittagsstunden deS 30. September kein Hinderniß mehr im Wege stand. Freiberg. Nach der Zusammenstellung über den Besuch der Eczgelnrgischen Gewerbe und Industrie- Ausstellung stellt sich der Gesammtbesuch auf 263649 Personen, davon waren 228625 Tagesbesucher und 35024 Abendbesucher.