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„Wtlßeritz-Zeitung" erscheint wSchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag «nd Sonnabend. — Preis vierteljährlich I M. Sb Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfa. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Pvstan- stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. WkWtz-AitW. Amtsblatt Inserate, welche vel d« bedeutende» Auflage det Blattes eine sehr wirk sam« Berbreitunä finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzsile oder oeren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate nut entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, un redaktionelle» Theile, die SpaltenzeÜ» so Pfg. für die Königliche UmtshaupLmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redaeteur: Daul Ikhne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirten UnterhaltungSblatt." Mit land- «ud hanSwivthfchastlicher Monatsbeilage. Nr. 73. Donnerstag, den 23. Juni 1892. 58. Jahrgang. «Lokales «nd Sächsisches. Dippoldiswalde. Johannistag, du Tag des Lichtes, wieder bist du erschienen; die Frühlingshoff nungen haben sich an uns erfüllt, wir sind in die Zeit des Lichts vorgedrungen. Die Sonne hat ihren höchsten Stand erreicht, 16'/» Stunde lang sendet sie täglich ihre wärmenden Lichtstrahlen auf uns hernieder. Abend- und Morgendämmerung reichen sich die Hand, und wo etwa noch Dunkelheit herrscht, bemühen sich Leuchtkäferchen, dieselbe zu erhellen. Zwar werden die buntfarbigen Wiesen von eigennütziger Menschenhand ihres herrlichen Blumenschmuckes beraubt, aber dafür ist nun die Blüthenpracht in die Gärten eingezogen, und legt ganz besonders die Rose, die Königin der Blumen uno das Sinnbild der Liebe, ihre schönste Toilette an, auch ihren eigenen Weihrauch bringt sie mit. Dazu jubilirt die befiederte Sängerschaar der Gärten und Wälder. Ist dieser Vorgang im Reiche der Natur nicht ein Sinnbild von dem Kommen des Himmelreichs? Nach langer, dunkler und kalter Hei denzeit begann durch die Propheten die Dämmerung, die Hoffnung auf das Licht, das in Christus erschien, dem Verkündiger der Gottes- und Menschenliebe. Weihrauch wurde dem Gotteskinde gebracht, und Englein sangen Gottes Ehre. Das Licht unseres Erlösers hat auch die bange Todesnacht erhellt. Die Gräber un serer Dahingeschiedenen schmücken wir mit frischen Blumenkränzen, ein Zeichen, daß wir ihrer noch in Liebe gedenken, und ein Zeichen unserer Hoffnung, daß sie zu dem vollen Lichte in Christo Jesu vor dringen werden. Johannistag nennt man aber diesen Tag der Wonne, weil auch Johannes der Täufer, der letzte Prophet, die Freude Haitz, den Gottessohn sehen zu können. — In der am Montag stattgesundenen Versamm lung des Gewerbe-Vereins wurde von dem Vor sitzenden, Herrn Stadtrath Heinrich, nach Bekanntgeben einiger Eingänge von geringerer Wichtigkeit die vor läufige Mittheilung gemacht, daß in der kurz vorher geschloffenen Kirchenvorstandssttzung festgesetzt worden sei, im Sommer den Vormittagsgottesdienst '/»9 Uhr und den NachmittagsgotteSdieust um 1 Uhr beginnen zu lasten. Hiernach würden wahrscheinlich vom 1. Juli ab an Sonntagen die Läden von 10 Uhr Norm, bis 1 Uhr Nachm. und dann wieder von 2—4 Uhr geöffnet sein dürfen, doch sei noch die Entscheidung des Stadtraths abzuwarten. Ferner wurde ein Schreiben des landwirthschaftlichen Vereins verlesen, in welchem sich derselbe bereit erklärte, zur Einrichtung eines Wochenmarktes in unserer Stadt die Hand zu bieten. Auf Antrag des Herrn Schuldirektor Rasche soll der Stadtrath ersucht werden, diese Angelegenheit in die Hand zu nehmen und zu verwirklichen. Zuletzt wurde beschlossen, womöglich im Monat Juli eine Ex kursion zu unternehmen, zu der jedes theilnehmende Mitglied «inen Beitrag von 1,50 Mk. aus der Kaffe erhalten soll. Dabei sollen in Dresden das historische Museum und andere Sehenswürdigkeiten besichtigt und darauf eine Fahrt mit dem Dampfschiffe unternoinmen werden. Dem Vorstande ist die Ausarbeitung des Programms überlasten worden und wird dasselbe rechtzeitig bekannt gegeben werden. — Auf die Bekanntmachung der hiesigen königlichen AmtShauptmannschast, die am 1. Juli zur Einführung kommende Sonntagsruhe im Handelsgewerbe betr., wollen wir auch an dieser Stelle noch ganz besonders Hinweisen. — Die GerichtLferien beginnen am 15. Juli und endigen am 15. September. Während dieser Zeit werden nur in Feriensachen Termine abgehalten und Entscheidungen ertasten. Feriensachen sind: I. Straf sachen, 2. Nrrestsachen und die eine einstweilige Ver fügung betreffenden Sachen, 3. Meß- und Marktsachen, 4. Streitigkeiten zwischen Vermiethern und Miethern von Wohnungs- nnd anderen Räumen wegen Ueber- lastung, Benutzung und Räumung derselben, sowie wegen Zurückbehaltung der vom Miether in die Mieths- räume eingebrachten Sachen, 5. Wechselsachen und 6. Bausachen, wenn über Fortsetzung eines angesangenen Baues gestritten wird. Das Gericht kann auf Antrag auch andere Sachen, soweit sie besonderer Beschleuni gung bedürfen, als Feriensachen bezeichnen. Die gleiche Besugniß hat vorbehältlich der Entscheidung des Ge richts der Vorsitzende. Zur Erledigung der Ferien sachen können bei den Landgerichten Ferienkammern, bei den Oberlandesgerichten und dem Reichsgerichte Feriensenate gebildet werden. Auf das Mahnverfahren, das Zwangsoollstreckungsverfahren und das Konkurs verfahren sind die Ferien ohne Einfluß. Lauenstein. Am 27. Juni findet hier unter dem Vorsitze des Herrn Bezirksschulinspektor Richter-Dip poldiswalde die Hauptkonferenz der Lehrer der Amts gerichtsbezirke Altenberg und Lauenstein statt. S Glashütte. In der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag, etwa '/»12 Uhr, brach in der Scheune des Hammergutes Gleis berg Feuer aus und brannte dieselbe bis auf die Umfassungsmauern nieder. Da das Feuer überall zu gleicher Zeit zum Vorschein kam, so vermuthet man Brandstiftung. Verbrannt find außer einigen Heu- und Strohvorräthen verschiedene Wagen und ASergeräthe. Von auswärts waren er schienen die Spritze der frei». Feuerwehr Johnsbach und die Gemeindespritze von Cunnersdorf. Der Be sitzer, der frühere Posthalter Fischer, hat versichert. — Als der Zug, der '/»8 früh von Mügeln hier eintrifft, in der unteren Stadt an einem Neubaue vorüberfuhr, wurden 2 angespannte Pferde scheu und liefen direkt in die Lokomotive. Da dort der Zug etwas langsamer geht, konnte derselbe schnell ange halten werden, so daß nichts weiter passirte. Die Schuld dürste wohl allein den Geschirrführer treffen. Kreischa. An der auf Gombsener Flur gelegenen Bezirksstraße von hier nach Lockwitz sind 3 Aepfelbäume beschnitten und mehrere Baumbänder zerschnitten wor den. Ob dies nun aus Rohheit oder Uebermuth ge schehen, ist gleichgültig; bedauerlich ist es aber, daß sich solche Fälle so häufig wiederholen. — Der morgende Johannistag mahnt uns wieder, einem schönen Brauche gerecht zu werden, in besten Ausübung die Innigkeit des deutschen Volks charakters in wohlthuendster Weise zu erkennen ist. Mit der Freude am Leben, angesichts des herrlichen Schmuckes der Natur und der wogenden Saatfelder verbindet sich am Johannistage zugleich das Bestreben, uns durch sinnige Blumenspenden mit Denen in Ver bindung zu setzen, die ihre irdische Tagfahrt beendet haben und eingegangen sind in den ewigen Osten. „Liebe um Liebe!" Das ist das Signum des Johannis festes. Wie lebendig wird da wieder in uns alles das, was wir Jenen zu danken haben, die unter dem grünen Hügel ruhen und wie frisch treten deren Züge wieder vor unser geistiges Auge, dabei die traute Herzens gemeinschaft vergangener Zeiten neuerweckend. Auch unser Ort hat in Erfüllung der hehren JohanniSseier stets Besonderes geleistet und sicher wird daher auch morgen wieder das von der Pietät für die selig Ent schlafenen gespendete Blumenkleid der Friedhosshügel ein recht herrliches werden. 4 Poffendorf. Der Verein junger Land wirt he zu Posiendorf und Umgegend hielt am ver gangenen Sonntage seine letzte Versammlung vor der Ernte ab. Nach erfolgter Begrüßung der Gäste und Mitglieder durch den Vorsitzenden erhielt Herr Max Grahl-Possendorf das Wort zu seinem Vortrag über das Entstehen der Kartoffelsorten. Der mit großem Fleiß ausgearbeitete Vortrag bot viel Interessantes und wurde von den zahlreich erschienenen Zuhörern mit spannender Aufmerksamkeit angehört. Schließlich wurde noch eine Exkursion in Vorschlag gebracht. Einstimmig entschloß man sich für den Besuch der Vieh- und Geräthe-Ausstellung des landwirthschaft lichen Vereins zu Wilsdruff, und zwar am 14. Juli d. I. — Bei den am Montag über unsere Gegend hinziehenden Gewittern schlug der Blitz in den zum Ring'schen Gute gehörigen Schafstall in Obernaundorf und legte denselben in Asche. Höckendorf. Bei dem Gewitter am vergangenen Montag Mittag schlug der Blitz in die Leitung des Stallgebäudes des hiesigen Herrn GemeinevorstandeS Hartmann, sprang von derselben aber ab, drang in den Stall und tödtete 5 Kühe und 1 Bullen, während das übrige Vieh unbeschädigt blieb. Dresden. Die Reise, die König Albert Mitts nächsten Monats nach dem oberen Vogtlande, Zwickau rc. antreten wird, dürfte sich auf die Dauer von 5 Tagen erstrecken. Die Führung übernimmt Kreishauptmann Schmiedel mit den betreffenden Amtshauptleuten. Das nähere Programm steht noch nicht allenthalben fest, doch rüstet man sich bereits überall zu einem fest lichen Empfang. — Das erschienene neueste Königlich Sächsische Armeeverordnungsblatt veröffentlicht einen Beschluß Sr. Maj. des Königs, betreffend die Einführung einer neuen Säbelprobe für die Offiziere der Fußartillerie. Dieser neue Säbel unterscheidet sich vom Säbel der Offiziere der Feldartillerie nur durch ein geändertes Gefäß und die an der Metallscheide angebrachten losen Bingen. Die Herstellung des ersten Bedarfs geschieht durch die vereinigten Artilleriewerkstätten und Artillerie depots. Er ist von jetzt an von sämmtlichen Offizieren und Portepee-Unteroffizieren des Königlich Sächsischen Fußartillerieregiments Nr. 12 zu führen. — Der Stand der Saaten im Königreich Sachsen ist nach den jetzt vorliegenden amtlichen Be richten fast überall befriedigend. Die Mehrzahl der Berichte giebt der Meinung Ausdruck, daß nach dem jetzigen Saatenstande eine „reiche Mittelernte" zu er warten ist. Auch die Kartoffeln haben sich sehr schön entwickelt und versprechen eine gute Ernte. — Im Jahre 1891 wurden im Königreich Sachsen 222716 erwachsene männliche und 107756 erwachsene weibliche Arbeiter, 30401 jugendliche Arbeiter, 10668 kindliche, zusammen 371541 Arbeiter gezählt. Wilsdruff. Bereits im November vor. Jahres wurde in hiesiger Stadt der lebhafte Wunsch geäußert, im Laufe des Jahres 1892 eine Gewerbeausstellung zu veranstalten; zu diesem Zwecke bildete sich alsbald ein aus Gewerbetreibenden der hiesigen Stadt und deren Umgebung bestehender Gesammtausschuß, die nöthigen Vorbereitungen zu dieser Ausstellung zu treffen. Die städtischen und staatlichen Behörden haben das Komitee wesentlich unterstützt, so daß es nach einer amtlichen Bekanntmachung möglich sein wird, die geplante Aus stellung am 10. Juli zu eröffnen. Die Räume deS Echießhauses sind dazu ausersehen; die Dauer der Ausstellung ist auf eine Woche bestimmt. Hohenstein. In der Nacht zum 17. haben Diebes gesellen ins hiesige Amtsgerichtsgebäude einge brochen, wahrscheinlich dieselben, welche vor einigen Monaten wiederholt das Nathhaus Ernstthal mit ihrem Besuch bedacht haben. Die Diebe sind von Osten her gekommen, haben einige Gartenzäune überstiegen und dabei eine Leiter aus einem Hofe mitgenommen, um ihren Zweck zu erreichen. Den Hof deS Amtsgerichts haben sie durch ein Thor betreten, welches unschwer zu öffnen war, haben die mitgebrachte Leiter angelegt und nach Eindrücken der Fensterscheiben sind sie in das Wartezimmer des Amtsgerichts gekommen, haben mehrere Räume durchsucht und gegen 40 Mark Geld gestohlen. Alles Andere haben die Diebe augenscheinlich verschmäht. Größere Geldbeträge lagen in sicherem Verwahr. Wahrscheinlich hat sich einer der Diebe beim