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Wkikntz-Zitms Inserate, «elch« bei »» bedeutenden Auflage d« Blattes eine sehr will« same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. d« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta« bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaltionellen Theile, die Spaltenzeil« L0 Pfg. Dte „SLekßcriy-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis.vierteljührlich 1 M. 2b Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- statten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Amtsblatt für die Königliche Amlshauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträche zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redactmr: Paul Ithnc in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirten UnterhattungSblatt." Mit land- mrd hauSwirthschastlicher MonatSbeilage, Nr. 72. Dienstag, den 21. Juni 1892. 58. Jahrgang. . ------ 7 —7— IM---— — - Lokales und Sächstsches. Dippoldiswalde, 20. Juni. Am gestrigen Sonn tage feierte der Zweigverein der Gustav-Adolf-Stistung für Dippoldiswalde und Umgegend sein diesjähriges JahreSfest in Sadisdorf. Der Festgottesdienst in der schönen, blumengeschmückten, von einer andächtigen Festgemeinde dichtgefüllten Kirche begann Nachmittags 3 Uhr. Die Kirchpredigt, welche von entsprechendem Chorgesang umrahmt war, hielt Herr k. Märkel aus Altmittweida, der von seiner Wirksamkeit in Reichstädt her hier noch in bestem Andenken steh». Auf Grund von 1. Mos. 14, 14—16 führte der Herr Festprediger in faßlich erbaulichen und herzandringenden Worten aus: „Auf, evangelisch Volk, zum heiligen Befreiungs kriege! 1. Dein Bruder ist gefangen; 2. Wappne Deine Knechte; 3. Dein ist der Sieg." Die Nachver sammlung, welche im Saale des Gasthofs um 5 Uhr ihren Anfang nahm, eröffnete der Vorsitzende des Zweigvereins, Herr Superintendent Meier, mit be grüßenden Worten an die Anwesenden und dankte der Gemeinde Sadisdorf, sowie dem Kirchenvorstande und dem Herrn Kirchenpatron für die herzliche Ausnahme und asten Denen, welche geholfen hatten, das Fest zu verschönern, und ertheilte dann Herrn k. Kreher- Ruppendorf das Wort zu seinem Vortrage. In mannig fachen, theilweise ergreifenden Bildern schildert der Herr Redner die große Noth, unter welcher unsere Glaubensbrüder zu leiden haben, aber auch die Glaubens festigkeit und Opserfreudigkeit, die sie vielfach beweisen, und wußte durch seine Schilderungen die Herzen für die gute Sache des Vereines zu erwärmen. Hierauf erstattete Herr Aktuar Kindermann den Kaffenbericht, aus welchem hervorging, baß die in den einzelnen Gemeinden der Ephorie gesammelte Hauskollekte 513Mk. L7 Pf. ergeben hat. Einschließlich eines Restbetrages vom vorigen Jahre konnten deshalb 540 Mk. zur Bertheilung gelangen. Herr 8. Köhler-Seifersdorf schilderte nun kurz, doch treffend die Verhältnisse der 8 Gemeinden, welche sich bittsuchend an den Zweig verein Dippoldiswalde gewendet haben und unter hartem Druck schwer seufzen, und stellte den Antrag, das 1. Drittel von 180 Mk., über welches dem Zweig vereine freie Verfügung zusteht, der Gemeinde Außig in Böhmen zuzuweisen, für das 2. Drittel (180 Mk.), welches an den Hauptverein zu Dresden einzusenden ist, Agram vorzuschlagen, das 3. Drittel (180 Mk.) an den Zentralvorstand zu sofortiger Verwendung ge langen zu lassen. Dieser Antrag sand einstimmige Annahme. Die Kollekte des Festgottesdienstes (34 Mk. 34 Pf.) wurde auf Antrag des Herrn Bezirksschul inspektor Richter mit der Saalkollekte verbunden und demgemäß wurde die ganze Summe von 66 Mk. auf Vorschlag der Herren ?. Köhler und Superintendent Meier der Gemeinde Weilheim in Bayern überwiesen. Nach einigen Mittheilungeu wurden sodann für die am 12. und 13. Juli in Radeberg stattfindende Jahres versammlung des Dresdner Hauptvereins als Abge ordnete des Dippoldiswalder Zweigvereins die Herren Kantor einer. Schwenke-Sadisdorf und Stadtrath Schmidt-Dippoldiswalde gewählt. — Nach Dankes- worten deS Herrn 8. Kahl im Namen der Gemeinde Sadisdorf und Empfehlungen von Schriften des Gustav-Adolf-Vereins wurde dte Versammlung mit dem Gesänge „Ach blelb' mit Deinem Segen" ge schloffen. Möge das erhebende Fest dazu beigetragen haben, die alten Freunde des Gustav-Adolf-Vereins in ihrepr Liebeseifer zu stärken und demselben immer mehr neue Freunde zu gewinnen! — Trotzhem es leider nicht möglich war, den für vergangenen Sonnabend angesetzten Theaterextrazug rechtzeitig zu veröffentlichen, wurde derselbe doch von 51 Personen benutzt. Viele Theilnehmer an den Empfangsfeierlichkeiten deS Fürsten Bismarck zogen es allerdings vor, in Dresden zu bleiben und auch der Abreise deS Altreichskanzlers beizuwohnen. — Der gestrige Sonntag brachte, begünstigt vom Wetter, mehrere größere Gesellschaften aus Dresden nach unserer Stadt. Zunächst war es der Portepee- Verein, welcher, von Malter aus durch Kameraden des hiesigen Militärvereins abgeholt, unter den Klängen der Stadtkapelle nach dem Rathhause marschirte, um nach eingenommenem Mittagsmahle seine Partie bis zum Endziele, Schmiedeberg, fortzusetzen. Auch das Schützenhaus wurde, wie vor acht Tagen schon, von einer Vergnügungsgesellschaft ausgesucht, und endlich belustigten sich im Hotel zum Stern Ausflügler bei einem Tänzchen. — Die alljährlich sich wiederholenden Anzeichen, welche die Nähe der „großen Woche", in welche das Vogelschießen fällt, verkünden, haben auch für Heuer sich wieder eingestellt. Nachdem schon seit Wochen das Sonntagsschießen lebhaft frequentirt wird, schritt das Schützen-Direktorium gestern zur Verpachtung der Schießhalle und des Zeltes auf die Dauer des dies jährigen Festes, und zwar wurde auf's Meistgebot das letztere Herrn Stephan, die Halle aber Herrn Seelig zugeschlagen. — Der hiesige Gewerbe-Verein hält am heu tigen Montag wieder eine Sitzung ab, zu der sich hoffentlich in Anbetracht der Wichtigkeit der Tages ordnung die Mitglieder zahlreich einfinden werden. Trifft auch vielleicht die Einrichtung eines Wochen marktes in hiesiger Stadt die Mitglieder erst in zweiter Linie und vielmehr in erster deren Hausfrauen, so wird es hoffentlich die Beschlußfassung über eine dem- nächstige Exkursion sein, die die Mitglieder veranlaßt, in der Versammlung zu erscheinen. — Für rechtzeitiges Erscheinen am Brandplatz und erfolgreiche Löschthätigkeit gelegentlich des am 25. April or. bei dem Gutsbesitzer Lehmann in Fürstenwalde ent standenen Brandes hat die Kgl. Brandversicherungs kammer der Feuerwehr von Streckenwalde in Böhmen, sowie der freiwilligen Feuerwehr von Lauenstein Prämien nach Höhe von 30 Mk. und bez. 25 Mk. bewilligt. — Infolge des Brandes beim Gutsbesitzer Zscharschuch in Reinhardtsgrimma am 17. or. sind nicht nur Scheune und Schuppen des Genannten, sondern die Scheune und das durch die Gluth ent zündete anstehende Seitengebäude bis auf wenige Mauerreste total in Asche gelegt worden, wie auch das massive Wohngebäude am Schieferdache und an den Fenstern nicht unwesentlich beschädigt worden ist. Außer den Spritzen der Gemeinde Reinhardtsgrimma mit den Mannschaften der dasigen freiwilligen Feuer wehr, sowie den in der letzten Nummer dieses Blattes bereits erwähnten Spritzen der Gemeinden Hirschbach und Hausdorf erschienen noch zur Hilfeleistung die Spritzen der Gemeinden Cunnersdorf und Hermsdorf bei Dippoldiswalde, welche indeß beide im Mangel weiterer Gefahr gar nicht in Thätigkeit gekommen sind. Höckendorf. Bei der Gutsbesitzerin Frau Schiefner hier ist am 15. or. eine Kuh verendet, welche nach bezirksthierärztlichem Gutachten mit Milzbrand be haftet gewesen ist. Der Kadaver ist daher vorschrifts mäßig vergraben und sind gegen Wetterverbreitung der Seuche alle sonstigen Vorsichtsmaßregeln getroffen worden. Die im Besitze der Frau Schiefner sonst noch befindlichen 23 Stück Rinder wurden bei vorgenom mener Untersuchung zur Zeit durchgehends als gesund befunden. H Possendorf. In hiesiger Gegend haben schon vergangene Woche einige Oekonomen mit der Heuernte begonnen. Bei paffender Witterung dürfte dieselbe diese Woche in vollen Gang kommen. Frauenstein. Am 1. Juli wird die Verlegung des Kaiserlichen Postamtes aus den bisherigen Diensträumen in das am Markte gelegene Straßber- ger'sche Haus stattfinden. Der Post- und Telegraphen dienstbetrieb wird daselbst am genannten Tage 7 Uhr früh seinen Anfang nehmen. — Am 16. Juni ist in Kühren der frühere Su perintendent und Pfarrer der hiesigen Kirchfahrt Kirchenrath I-io. tbeol. und vr. Ml. Hasse sanft entschlafen. Dresden. Prinz Georg vollendet am 8. August sein 60. Lebensjahr. Wie verlautet, wird dieser Tag von militärischer Seite besonders festlich begangen werden. Der Prinz ist bekanntlich preußischer General feldmarschall, General-Inspekteur der 2. Armee-In spektion, zu der das 5., 6. und 12. Armeekorps ge hört, kommandirender General des letzten und Chef zahlreicher Regimenter, u. A. des Ulanen-Regiments HennigS von Treffenfeld (Altmärkisches) Nr. 16, des 7. sächs. Infanterie-Regiments Nr. 106, des sächs. Schützen-Regiments Nr. 108. — Die Bismarck-Huldigung in Dresden-war eine Feier von echt sächsischer Eigenart. Nicht an einem jährlich sich wiederholenden Tage, nicht nach hergebrachter Weise, nicht von höherer Seite anbe fohlen oder beeinflußt, doch aber gutgeheißen, wurde die Veranstaltung aus der Bürgerschaft selbst angeregt, und zwar konnten dabei sogenannte „Kreuzschmerzen" nicht die Triebfeder sein, sondern die Dankbarkeit war hier der Vater deS Gedankens, die Treue seine Mutter und der alte sächsische Freiheitsdrang, der sich nicht gern gängeln läßt, sondern sich seine eigene Meinung bildet und erhält, leistete Ammendienste. Und nicht nur in Dresden selbst, sondern auch an anderen Orten fand die Anregung lebhaften Anklang, denn in dem Fackelzuge waren auch Fahnen aus Leipzig, Zwickau, Zittau sichtbar, ebenso betheiligten sich Freiberger Bergleute, sowie auch viele Provinzler sich dem oder jenem Zuge anschloffen; und einen lymphatischen Verein fand Jeder, denn da waren vertreten außer den höheren Schulen Gesang-, Turn-, Ruder-, Radfahr-, Kegel-, Arbeiter-, Kunst-, Lehrer-, Schützenvereine, sowie politische Vereine u. a. m. Nach 8 Uhr war Fürst Bismarck auf dem Leipziger Bahnhofe von den städtischen Behörden und dem Festkomitee empfangen und »ach dem Hotel Bellevue geleitet worden. Schoa auf diesem Wege war der Willkommgruß der Bürger schaft und der Jubel so groß, daß man sogar die Pferde vom Wagen des Fürsten abspannen und denselben selbst ziehen wollte, was aber vom Fürsten nicht zu gegeben wurde. Jedoch ihren Höhepunkt erreichte die Huldigung in dem Fackelzuge, der V»10 Uhr mit der Ankunst der Sänger auf dem Theaterplatze seinen Anfang nahm. Während die 1350 Sänger meist mit weißen oder grünen Lampions versehen waren, trugen die übrigen 13,000 Theilnehmer am Zuge Wachs oder Pechsackeln. Schon von weitem war die Eckstube des Fürsten im Bellevue durch Gasflämmchen, welche ein verschlungenes 08 bildeten, sichtbar, und vor dem nunmehr historischen Eckfenster, zur Thür erweitert, war ein prächtiger Baldachin aufgebaut, unter dem Fürst Bismarck mit Gemahlin und Damen und Herren des Festkomitees erschienen, begrüßt mit nicht enden wollenden Hochrufen. Die Sängerschaar brachte nun die Gesänge „Wie könnt' ich Dein vergessen", „Ich kenn' einen Hellen Edelstein" und „vie Wacht am Rhein" zu Gehör. In den letzten Gesang stimmte die vieltausendköpfige Menge ein, und glich derselbe einem mächtigen Donnerhall und Wogenprall, erinnernd an die Tage von 1870. Es war ein heiliger Schwur an Bismarck, das zu erhalten und bewahren, was er uns verschafft. Nachdem der Fürst sichtlich freudig erregt mit herzlichen Worten für die Aufmerksamkeit gedankt, bewegte sich der Zug an seinem Zelte vorüber, sodaß jedem Theilnehmer Gelegenheit geboten wurde, dem Altreichskanzler in's treue Angesicht zu sehen. Der ganze Theaterplatz glich einem großen Opferaltare; hell leuchteten die viel tausend Fackeln, mächtige Rauch wolken stiegen gen Himm.l, und die Hoch- und Heil,