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„Weißer!--Zeitung" ««scheint wöchentlich drei-, mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 26 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 1V Pfg. — Alle Postan- stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Wchmtz-Muilg. Amtsblatt Inserat«, welche bei de» bedeutenden Auflage del Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finde«, werden mit 10 Pfg. die Epaltenzeile- oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeil« 20 Pfg. für die Königliche Umlshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redakteur: Dsul IthNk in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirten Unterhaltungsblatt." Mit land- und hauswirthschaftlicher Monatsbeilage. Nr. 110. Sonnabend, den 17. September 1892. 58. Jahrgang. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Der vom I. Oktober an giltige Winterfahrplan der Eisenbahnlinie Hainsberg- KipSdorf wird in der Hauptsache dem vom letzten Winterhalbjahre gleichen. Es verkehren demnach in jeder Richtung 4 Züge und zwar mit folgenden Ab gangszeiten: ab Kipsdorf 625, 1013, 143, 608; «b Schmiedeberg 616, 1031, 208, 627; ad Dippoldiswalde 720, 1107, 219, 657; ab Rabenau 757, 1113, 331, 732; an Hainsberg 8lb, i-M, Z5l, 750; ab Hainsberg 737, 1235, 451, 823; ab Rabenau 756, 1257, 518, 815; ab Dippoldiswalde 831, 136, 558, 925; ab Schmiedeberg 903, 208, 633, 958; an Kipsdorf 919, 226, 651, 1016. — Auf der Müglitzthalbahn fallen die Züge zwischen Mügeln urd Weesenstein weg, sonst bleibt der Fahr plan unverändert. — Allen Mitwirkenden zu dem am Sonntag im Schießhaus stattfindenden Concert geht ein sehr guter Ruf voraus, so daß, da wir in letzter Zeit wenig derartige Aufführungen hier hatten, ein Besuch des Concerts wohl empfohlen werden kann. — Nächsten Montag wird der Vorstand des deut schen Mühlenverbandes unserer Müllerschule einen Besuch abstatten, wie auch für die nächste Zeit ein Besuch aus Paris angesagt ist. — Am Abend des 15. September zog über unsere Gegend ein sich durch grelle Blitze auszeichnendes Ge witter, das aber von keinem Regen begleitet war. Im Laufe desselben wurden 2 Feuerscheine beobachtet, auch soll nach dem Gebirge zu mit demselben Hagel schlag verbunden gewesen sein. Näheres ist zur Zeit noch nicht bekannt. — Der seit langer Zeit in hiesiger Rothen Mühle beschäftigte Arbeiter Baumgart gerieth am heutigen Freitag unglücklicher Weise in das Riemenzeug und zog sich vielfache Verletzungen an der Brust zu. — Durch Vermittelung des Fechtvereins, Gruppe Dippoldiswalde, der statutengemäß aus eigener Kasse nur Ortsarme unterstützen darf, sind vom Vorstande des sächs. Fechtvereins der Wittwe W. in Seifersdorf 25 Mark Unterstützung aus der Direktorialkasse ver- milligt worden und kommen selbige in den nächsten Tagen zur Auszahlung. — Die Kirche in Hammerunterwiesenthal, obwohl erst um die Mitte des vorigen Jahrhunderts erbaut, ist in ihren Umfassungen und im- Innern so schadhaft geworden, daß umfängliche und kostspielige Baulich keiten vorgenommen werden müßten, um sie gehörig in Stand zu setzen; dabei ist ihr Standort ungünstig, weil in der Nähe feuergefährlicher Gebäude gelegen. Die Kirchengemeinde Hai sich deshalb zu einem voll ständigen Neubau der Kirche aus anderer Stelle ent schlossen; hierzu bedarf sie reichlicher und kräftiger Hilfe. Sie zählt nur etwa 600 Seelen und ist durch aus unbemittelt; in den letzten Jahren in der Bevöl kerung zurückgegangen, gehört sie zu den ärmsten und bedürftigsten des Landes. Das rauhe Klima nahe am Kamm des Erzgebirges erschwert die Landwirthschaft und mindert ihr« Erträgnisse, auch die Hausindustrie, Klöppeln und Gorlnäherei, gewährt nur einen dürf tigen Verdienst; dabei ist die Höhe der Gemeinde abgaben schon vor zwei Jahren auf ungefähr 360 Prozent der Staatssteuern gestiegen. Nur die Hoff nung, für ihr Vorhaben in der Landeskirche warme Theilnahme und offene Hände zu finden, hat die Kirch gemeinde den Muth fassen lassen, ein für sie-so großes Unternehmen zu beginnen. Der Kirchenbau soll nicht mehr als 40,000 Mk. kosten. Dazu stehen bis jetzt erst etwa 10,000 Mk. zur Verfügung, darunter 3000 Mark durch freiwillige Gaben in der Gemeinde für den Orgelbau aufgebracht; für den Fehlbedars ist die Hoffnung zunächst auf den Ertrag der LandeSkollekte am nächsten Sonntag gerichtet. Der bittenden Ge meinde wird bezeugt, daß sie gut kirchlich gesinnt und bei aller Armuth doch allezeit opferwillig für kirchliche Zwecke gewesen ist. Möchte ihre Bitte darum Gehör finden und eine reiche Beisteuer, zu der dringend em pfohlen wird, sie erfahren lasten, daß wer da bittet dem gegeben werden soll! z Glashütte. Es sei hierdurch auf ein eigenartiges interessantes Naturschauspicl aufmerksam gemacht, das man in Schlottwitz oberhalb der Eisengießerei von Dornbusch sehen kann. In dem dort zwischen der Straße und dem Ledersberg befindlichen, dichten 15jähr. Fichtenbestand, ein paar hundert Schritte lang und wechselnd etwa 30 — 50 Schritte breit, haben sich un zählige Spinnen festgesetzt, die an allen Zweigen der jungen Fichten ihre Netze gewoben haben, so daß 10—20 und noch mehr Spinngewebe sich an jedem Bäumchen befinden, was besonders Morgens, wenn der Thau noch drin liegt, vom vorbeisahrenden Bahnzug aus einen wunderhübschen Anblick gewährt — es sieht aus, als hätte es dort geschneit. Nach oberflächlicher Schätzung befinden sich auf dem kleinen Raum mindestens 50,000 Spinngewebe. — Lehrer und Schüler der deutschen Uhrmacher schule unternahmen am Dienstag einen Ausflug nach Meißen zur Besichtigung der Albrechtsburg und der Königlichen Porzelluufabrik. Pretzschendorf. Bei dem hiesigen Gutsbesitzer Heinrich Hermann Sohr ist in der Nacht vom 12. zum 13. d. M. eine Kuh verendet, welche nach bezirks thierärztlichem Gutachten an Milzbrand gelitten hat. Der Kadaver wurde vorschriftsmäßig vergraben und sind gegen Weiterverbreitung der Seuche alle sonstigen Vorsichtsmaßregeln getroffen worden. Dresden. Die für die Tage vom 20. bis 22. Sept, in Dresden geplante VII. Allgemeine lutherische Konferenz wird der gesundheitlichen Verhältnisse in Norddeutschland wegen auf kommendes Jahr verschoben. — Die Königliche Branbversicherungskammer bringt zur öffentlichen Kenntniß, daß infolge der durch die vielen im laufenden Jahre stattgefundenen Brände ver anlaßten starken Inanspruchnahme der Mittel der Landesbrandversicherungskaste, ein Erlaß an den Brandversicherungsbeiträgen für den zweiten (Oktober) Termin dieses Jahres nicht eintreten kann, und daher die gedachten Beiträge am bevorstehenden Oktobertermine in der gesetzlich bestimmten Höhe von 1'/, Pfennig für die Belragseinheit zu erheben sind. Freiberg. Vor dem König!. Schwurgericht stehen im dritten Kalender-Quartale 1892 folgende Hauptverhandlungen an: Dienstag, den 20. September, Vormittags 9 Uhr gegen den Wirthschastsbesitzer Friedr. Wilh. Horn in Pappendorf wegen Brandstiftung. — Mittwoch, den 21. September, Vormittags 9 Uhr gegen die Diensimagd Lina Martha Zieger in Wetterwitz wegen Kindestödtung. — Vormittag 11 Uhr gegen den Handarbeiter Ernst Moritz Schneider aus Börlas wegen Brandstiftung und Diebstahls. — Donnerstag, den 22. September, Vormittags 9 Uhr gegen den Tage löhner Vinzenz Langer aus Freiberg und den Dienst knecht Arthur Martin Klemm aus Pretzschendorf wegen Brandstiftung, bezüglich Beihilfe dazu. — Vormittags '/»11 Uhr gegen den Maurer und Hausbesitzer Heinr. Adolf Rothe in Hallach wegen Nothzuchtsversuchs. — Freitag, den 23. September, Vorm. 9 Uhr gegen den Zimmermann und Gutsbes. Johann Gustav Harregott Kempter in Langenstriegis, den Strumpfwirker Emil Gustav Kempter in Chemnitz, den Appreteur Gustav Rudolph Kempter daselbst, den Lagerist Rudolph Max Kempter in Mainz und den Maurer und Wirthschasts- gehilsen Gustav Adolf Kempter in Langenstriegis wegen betrüglichen Bankcrotts, bez. Beihilfe dazu, eventuell Sonnabend, den 25. September, Vormittags 9 Uhr Fortsetzung der Verhandlung gegen Kempter und Ge nossen. — Behufs Ergänzung der Spruchliste wurde an Stelle des am 31. August mit ausgeloosten, in Bad Aissingen aufhältlichen und daher als behindert anzusehenden Kunstmeisters Roch in Friedeburg folgender Name aus der Urne gezogen: Albin Theodor Kühn, Fabrikbesitzer in Rosten. — In einer am 14. September hier abgehaltenen Ver sammlung haben sich die Bäckerinnungen von Freiberg, Brand, Frauenstein, Dippoldiswalde und Geising (die Innungen von Sayda und Glashütte hatten ihre Ab wesenheit entschuldigt) zu einer Bezirksvereinigung zu sammengeschloffen. Schneeberg. Zu der vom 25. bis 27. September d. I. in hiesiger Stadt tagenden 17. Jahresversammlung des Sächsischen Turnlehrervereins haben Vorträge angemeldet: Oberturnlehrer Heeger-Dresden: „Spielen und Turnen" oder „Turnen und Spielen"; Seminar oberlehrer Seidel-Zschopau: „Ueber die Behandlung von Schülern, welche an Rückgratsverkrümmungen leiden" unv Oberturnlehrer Zeltler-Chemnitz: „Ueber den Spieltrieb". Meerane. Ein bedauerlicher Unfall ereignete sich Montag Abend im Altenburgischen an der Halte stelle Ponitz. Eine von Crimmitschau mit ihrer Tochter daselbst zum Besuch gewesene Frau wollte mit dem um 8«/« Uhr nach Crimmitschau abgehenden Zug zurück fahren. Als dieselbe die Haltestelle erreichte, war der Zug bereits dort angekommen, und, um nun auf die andere Seite des Zuges zu gelangen, um einsteigen zu können, war dieselbe vorn um den Zug herumge gangen, hatte hierbei einen Fehltritt gethan und war in den etwa 6 in tief unter dem Bahndamm hindurch fließenden Bach gestürzt. Aus einer Kopfwunde heftig blutend und anscheinend innerlich stark verletzt, wurde die bedauernswerthe Frau von dem Bahnpersonal aus dem Bache herausgeschafft und noch mit dem Zuge nach Crimmitschau weiter befördert. LeiSnig. Staatsminister von Thümmel befand sich am 13. September Nachmittags in Begleitung deS Finanzrath Schulze und noch eines dritten Herrn (wahrscheinlich von der technischen Leitung der sächsi schen Staatsbahnen) auf der Fahrt zwischen Nerchau und Brandis, um das Gelände wegen Erbauung einer Sekundärbahn Nerchau-Brandis-Beucha in Augenschein zu nehmen. Bei Neichen scheuten die Pferde und gingen mit dem Wagen durch, wobei alle drei Herren aus demselben stürzten. Glücklicherweise kamen die Herren ohne Schaden davon, nur der Kutscher, der ebenfalls vom Bocke gestürzt war, erhielt eine zum Glück auch nur unbedeutende Verletzung am Rücken. Die Pferde wurden am Bahnhof Nerchau aufgehalten. Löbau. Die Einweihungsfeier der katho lischen Kirche, zu welcher der Bischof des Dom stiftes Bautzen mit zahlreicher Geistlichkeit erschienen war, begann am 12. September früh 7 Uhr mit einem Festzuge, der sich vom Königsplatz aus in Bewegung setzte, nach der Lindenstraße. Die Weihe vollzog sich in folgender Weise: Zuerst betrat die Geistlichkeit die Kirche durch ein Seitenthor und in der Sakristei legte die Priesterschaft die Festgewänder an. Mit den vollen Abzeichen seiner kirchlichen Würde erschien dann der Bischof mit seinem Gefolge und es erfolgte nun die äußere Weihe der Kirche. Bei dreimaligem Umzug «im dieselbe empfingen der Grund und die Mauern des Hauses ihre Weihe, dann klopfte der Bischof drei Mal mit dem Hirtenstabe an die Pforten der Kirche und darauf trat die Geistlichkeit allein in den inneren Raum derselben, besten Weihe nun in der Weise er folgte, daß der Bischof mit seinem Hinenstabe in Holzasche, die man in Kreuzessorm auf de» Boden gesiebt, das Alphabet in lateinischer und griechischer Sprache schrieb, dann wurden die Wände geweiht und gesalbt, dann die Altäre und zuletzt die Festgewänder und Gefäße, die bei der Feierlichkeit gebraucht werden sollten. Hierauf wurde, nachdem die gesammte Fest versammlung, an der Spitze die Behörden Löbau'S, die Kirche betreten hatten, das Pontifikalamt zelebrirt.