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„Weißerttz-Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljiihrlich 1 M. Lb Pfg., zweunonatlich 84 Pfg-, einnionatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 1V Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. MeWtz -ZeitW. Amtsblatt Inserate, welche bei de» bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung stnven, werden mit 1V Pfg. die Spaltenzeile oder der«» Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen »heile, die Spaltenzcil« L0 Pfg. für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Päul Ikhnk in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirten UnterhaltungSblatt." Mit land- und hauswirthschaftlicher Monatsbeilage. Nr. 117. Dienstag, den 4. Oktober 1892. 58. Jahrgang. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Wie uns mitgetheilt worden, hat Herr Stadtgutsbesitzer Otto Müller hier sein Ge such um Enthebung seiner Stelle als Branddirektor für das hiesige gesammte Feuerwehrwesen auf Ersuchen des Slavtraths, sowie der Führerschaft der beiden hiesigen Feuerwehren wieder zurückgezogen. Wir können hierüber nur unsre Freude und zugleich den Wunsch aussprechen, daß derselbe diese Stelle nach eine lange Reihe von Jahren mit dem bewährten Eifer und der jeder Zeit an den Tag gelegten Gewissenhaftigkeit zum Segen des hiesigen Feuerlöschwesens sortverwalten möge. — Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Mo nate September 596 Einzahlungen im Betrage von 43,204 Mark 47 Pfennigen gemacht, dagegen erfolgten 274 Rückzahlungen im Betrage von 33,686 M. 4 Pf. Sparmarken ä 5 Pf. sind verkauft worden: 50 Stück. — Im hiesigen Vorschubverein betrug im Monat September die Einnahme 23,266 Mk. 34 Pf., die Ausgabe 20,629 Mk. 24 Pf., mithin die Mehr einnahme 2637 Mk. 10 Pf.; hierzu der Bestand laut vor. Monat in Höhe von 3989 Mk. 27 Pf., ergiebt einen Gesammtbestand von 6626 Mk. 37 Pf. — Das hiesige Kirchweihfest wird Montag, den 10. Oktober, gefeiert werden. — Die Eröffnungsvorstellung des auf hiesigem Markte ausgebauten mechanischen Theaters am ver gangenen Sonntag war sehr zahlreich besucht und sprechen sich alle Besucher sehr anerkennend über die Leistungen desselben aus. — Auf den Wiesen zeigt sich jetzt die Herbst zeitlose. Sie hat eine kollige, braune Wurzel, die einen blätterlosen Stil treibt, auf welchem die bekannte blaßblaue Blume prangt. Eltern können nicht genug ermahnt werden, ihre Kinder vor dieser äußerst giftigen Herbstblume zu warnen. — Auf den Feldern lodern jetzt wieder die Kartoffel krautfeuer aus. Von Sachverständigen wird aber das Verbretinen des Kartoffelkrautes als ein Fehler be zeichnet, da dasselbe im getrockneten Zustande ein gutes Streumittel giebt. — Der lebhafte Personenverkehr auf der Müglitz- thalbahn giebt der Staalsbahn-Verwaltung Anlaß, die Nachmittags-Lokalzüge zwischen Mügeln und Weesen stein noch im Monat Oktober, und zwar täglich, ver kehren zu lassen. Die Züge fahren ab 5 Uhr 6 Min. Nachm. aus Mügeln (Anschluß 4 Uhr 25 Min. aus Dresden) und 6 Uhr 56 Min. Nachm. aus Weesenstein (Ankunft in Dresden-Altstadt 7 Uhr 50 Min. Abends). Für Ausflügler nach dem Finckenfang bei Maxen und nach Schloß Weesenstein liegt zur Abfahrt namentlich der Zug ab Weesenstein 6 Uhr 56 Min. Nachmittags sehr passend. f Schmiedcberg. Herr Postverwalter Geitner, welcher seit dem Jahre 1880 bei dem hiesigen Post amte angestellt war, ist auf sein Ansuchen nach Nieder- poyritz bei Pillnitz versetzt worden. Als dessen Nach folger wurde Herr Postverwalter Zahn aus Ober cunnersdorf bei Löbau berufen. — Der Besitzer der Buschmühle, Herrn Krumpolt, hat die Schankwirthschaft in seinem Grundstücke wieder übernommen, während der bisherige Pächter desselben, Herr Neinicke, das Kurhaus pachtweise über nommen hat. Geising. Zum Bürgermeister der Stadt Geising ist Nathsregistrator Moritz Müller in Hainichen ge wählt worden. Kreischa. Die Singspielgesellschast Münch aus Dresden, welche voriges Jahr zum Markte im Restaurant Haag in Klein-Kreischa concertirte und sich wegen ihres anständigen Austretens reichen Bei falls erfreute, wird auch zum diesmaligen Jahrmarkt ihre lustigen Lieder und Szenen in demselben Lokale zum Besten geben. Hänichen. Ueber das abgelaufene Rechnungs jahr des hiesigen Steinkohlenbauvereins vom 1. Juli 1891 bis 30. Juni 1892 entnehmen wir dem Geschäftsberichte Folgendes: Die Bruttosörderung be trug 1,143,910 bl gegen 1,125,115 kl im Vorjahre. Trotz der gerade nicht günstigen Lage der Kohlenin- dustcie ist doch ein Ueberschuß von 160,359 M. 14 Pf. zu verzeichnen, von dem 90,597 Mk. 25 Pf. auf Ab schreibungen verwendet sind, so daß ein Reingewinn von 69,761 Mk. 89 Pf. verbleibt. Davon erhalten die Aktionäre 8 Prozent Dividende auf 720,000 Mk. Aktienkapital — 57,000 Mark, dem Reservefond sind 3488 Mk. 9 Pf. zuzuweisen, 5185 Mk. 71 Pf. kommen dem AufsichMathe und 3488 M. 9 Pf. dem Direktorium zu. Das Besitzthum des Vereins umfaßt, einschließlich derjenigen Flächen, die durch Flötzstörungen als unbauwürdig zu betrachten sind, 1459 Scheffel 79,5 Ouadratruthen — 4,036,864 du Kohlenfeld und repräsentirt einen Anschaffungswerth von 710,618 M. 67 Pf. Abgcbaut hiervon sind 604 Scheffel 96,26 Ouadratruthen — 167 du 31 u 14 gm Kohlenfeld. Die durchschnittliche Flützmächtigkeit beträgt 3 m. Rabenau. Dem soeben erschienenen Berichte für die am 22. Oktober abzuhaltende Generalversammlung der Sächsischen Holzindustriegesellschaft auf das Geschäftsjahr 1891/92 entnehmen wir Folgendes: Der allgemein mindergünstige Geschäftsgang, welcher schon im Vorjahre fühlbar war, hat sich in diesem Jahre merklich erhöht, denn nicht nur fehlten genügende Aufträge, «m stetig fortarbeiten zu können, sondern es trat auch ein Druck auf die Preise des fertigen Fa brikats ein, der die Gesellschaft zwang, die Löhne der Arbeiter zu verkürzen. Die Folge der verminderten Produktion und der ermäßigten Preise für das er zeugte Fabrikat war ein niedrigerer Umsatz und un günstiger Abschluß. Trotz alledem wurde noch ein gutes Ergebniß erzielt, denn nach reichlichen Abschrei bungen soll die Vertheilung einer Dividende von 9 Prozent für die Prioritätsstammaktien und 4 Prozent für die alten Aktien vorgenommen werden. Der Bruttogewinn beträgt 174,597 M. 74 Pf., wovon 92,387 M. 42 Pf. Spesen abzuziehen sind. Dresden. Der neue, nach dem Taschenberg ge wandte Flügel des Dresdner Residenzschlosses ist theilweise bis zum Erdgeschoß fertiggestellt. Der nur bis zum zweiten Stockwerke abgebrochene Theil ist be reits wieder unter Dach gebracht. Unter der Haus kapelle der hochseligen Königin-Mutter, Vie sich in diesem Flügel befindet, erhält ein Balkon seinen Platz. Die bereits vorhandenen, gute-Formen ausweisenden Giebel des kleinen Schloßhofes werden jedenfalls nur einer Ausbesserung unterzogen. Die Erneuerungs arbeiten an der ßchloßstraße sind fast bis zu dem großen Thore vorgeschritten. — Die in kvanSoliois beauftragten Staatsminister haben dem Präsidenten des eoanq. luth. Landeskonsisto rium, wirkl.Geh. Rath I)r. tbool. Otto v. Berlepsch, die erbetene Versetzung in den Ruhestand bewilligt und haben den zeitheriqen ersten weltlichen Rath bei ge nannter Behörde, Oberkonsistorialralh Alfred v. Zahn, zum Vorsitzenden des Landeskonsistoriums ernannt — Herr Kreishauptmann Freiherr von Hausen zu Dresden ist vom Urlaube zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Königlichen Kreishauptmannschast wieder übernommen. — Mit dem 1. Oktober findet aus den sächsischen Staatsbahnen das Einlegen non dicken Decken auf den Fußböden aller Kaupees statt. Desgleichen tritt von diesem Tage ab bis mit Ende April auch die sakulta- tative Heizung aller Klaffen ein, so daß, je »ach Be darf, bei in dieser Zeit — hauptsächlich im Oktober und April — etwa eintretender niedriger Temperatur sofort allen Koupees Wärme zugesührl werden kann. Eine obligatorische Heizung der gejammten Wagen findet für die Zeit vom 1. Dezember bis mit End Februar statt. — Zur rascheren Förderung der Arbeiten an der neuen (vierten) Elbbrücke wird nunmehr Abends bei elektrischer Beleuchtung gearbeitet. Reichenau bei Zittau. Mittels Einsteigens in der Nacht zum 25. September wurde in hiesiger ka tholischer Pfarrei ein bedeutender Diebstahl verübt. Außer einer Summe von über 100 Mark baar wurde eine große Menge Kleidungsstücke und andere Gegen stände geraubt, im Keller mehrere Flaschen Wein theilS ausgetrunken, theilS abscheulich verunreinigt. Von den frechen Dieben fehlt jede Spur. Ueberhaupt wird unsere ganze Gegend durch das unheimliche nächtliche Treiben einer anscheinend größeren Diebsbande im höchsten Grade beunruhigt. Niemand fühlt sich mehr im Besitz und Eigenthum sicher, und ganz allgemein wird der Wunsch laut, den berufenen Organen des öffentlichen Sicherheitsdienstes möge es bald gelingen, dem frechen Treiben ein Ziel zu setzen. Zwickau. In den Morgenstunden des 30. Septbr. verbreitete sich hier die Kunde von einem in der vorher gegangenen Nacht verübten Raubmord. Der That- bestand ist, soweit bis jetzt ermittelt, folgender: In der Carolastr. Nr. 8 wohnte im ersten Stockwerk die ledige, am 17. Okt. 1858 m Naundorf in Bayern geborene Bertha Zergiebel mit ihrem Kinde, einem 8 Monate alten Mädchen. Der Vater des Kindes hat vor seinem Tode demselben 50,000 M., der Zergiebel 30,000 M. vermacht. Während das Geld des Kindes ein Rechts anwalt verwaltet, hat die Zergiebel das ihrige in einet Kasette in ihrer Schlafkammer, welche nach der Straße heraus liegt, aufbewahrt. Vormittags wurden die Hausbewohner, durch das lange Schreien des KindeS aufmerksam gemacht, veranlaßt, nach der Wohnung der Zergiebel zu sehen. Sie fanden die Stubenthüre offen und in der Kammer neben dem Bette die Leiche der Zergiebel in einer Blutlache liegend vor. Anfangs glaubte man an einen Blutsturz und ließ den Vor mittag vergehen, ehe man die Polizei benachrichtigte. Der dann alsbald herbeigerufene Polizeiarzt stellte zu nächst kleinere Verletzungen an den Fingern und am Hinterkopfe, aber unmittelbar hinter dem linke» Ohr nach dem Nacken zu eine 3 om lange, sehr tiefe, bis auf den Knochen reichende Wunde, die nach sachver ständigem Gutachten den Tod herbeigeführt hat. Ein Geldtäschchen mit 10 M. und die goldene Uhr der Zergiebel sanden sich vor, die Kasette mit den 30,000 M. wurde vermißt. Neben der Leiche lag eine sehr spitze, mit Blut befleckte Scheers, mit der der Mörder zweifel los den tödtlichen Stich hinter dem linken Ohr aus« geführt hat, während die Verletzungen an den Fingern darauf deuten, daß die Zergiebel bei dem erfolgte« Stich nach dem Kopfe die Hände dahin gebracht hat. Ueber den Mörder fehlt bis jetzt jede Spur. Verkehr hat die Zergiebel fast gar nicht unterhalten; in den letzten Tagen hat man aber einen jungen Menschen einmal dort ein- und ausgehen sehen, nach dem zu nächst gefahndet wird, wie selbstverständlich auch die ganze Gendarmerie und die größeren Polizeibehörden benachrichtigt wurden. Die Zergiebel genoß einen guten Ruf und hat ihre Behausung nur selten verlassen. Riesa. Auf Veranlassung des Ministeriums deS Innern hat der Stadtrath beschlossen, zur Versorgung der Elbschiffer mit gutem, reinem Trinkwasser am städtischen Elbguai einen Hahnstänoer der städtischen Wasserleitung auszustellen und die Entnahme von Wasser aus demselben den Schiffern zu gestatten. Den Schlüssel, mit dem der Hahn geöffnet werden kann, soll der Ufermeister in Verwahrung bekommen. Be kanntlich benutzen die Schiffer zum Trinken und Kochen lediglich Elbwasser, was schon an sich, ganz besonders aber zu Zeiten von Epidemien, als ganz gefährlich zu bezeichnen ist.