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DK „Wei ßerltz-Zeitung" erscheint ivSchentlich dr«- mai: DienAaz, DonnerS« tna und Gonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. Stz Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postau« «alten, Postboten, sowie di« Agenten nehmen Be stellungen an. Amtsblatt Inserate, welch« bei d«» bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung find««, werden mit IO Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und eomplicirte Inserats mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, n» redaktionellen jkheile, die Spaltenjett» SO Pfg. für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Aadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Mut IeyNt in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirten NnterhaltungSblatt." Mit land- und hauswirthschastlicher MouatSbeilage. Nr. 111. Dienstag, den 20. September 1892. 58. Jahrgang. Abonnements - Ginladung. Wenn wir beim nahe bevorstehenden Quartalswechsel abermals zur Neubestellung der Weißeritz-Zeitung auffordern, so wird es uns sicher nicht als Anmaßung ausgelegt werden, wenn wir auf die bisherige Haltung unseres Blattes und auf den reichen, mannigfaltigen Inhalt Hinweisen, den wir unseren Lesern bisher zu bieten stets bestrebt gewesen sind. Und wenn wir das Versprechen hinzusügen, sowohl im politischen, als auch im belehrenden und unterhaltenden Theile wie bisher den Wünschen und Bedürfnissen unserer Leser entsprechen zu wollen, so dürfen wir uns wohl der Hoffnung hingeben, nicht nur unsere bisherigen Freunde zu behalten, sondern deren ferner zu gewinnen. Bieten wir doch auch durch zunehmende Verbreitung unseres Blattes er weiterte Gelegenheit zu erfolgreicher Insertion, die wir wie bisher fleißig zu benutzen bitten. Hochachtungsvoll Die Redaktion der „Weißeritz-Zeitung". P. Jehne. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 19. September. Wenn man sich auch sagen muß, daß der begonnene Bau der neuen Bahnhofsstraße die Beseitigung manches altbekannten und dem Blicke vertrauten Stückes der Umgebung zur Nothwendigkeit macht, so waren es doch in de: Thal wehmüthige Gefühle, die in den letzten Tagen voriger Woche ja, gestern und heutenoch die Vorübergehenden be wegte, als die Axt dem Baumriesen an die Wurzel gelegt wurde, der im oberen Schloßgartenthcile stolz über alle anderen emporragte, die herrliche Platane, die zu einer Größe erwachsen war, wie man sie bei dieser Baumart selten findet. Und wie hatte man den stolzen Baum zurichten müssen, damit er beim Fallen sich nicht an der Umgebung für feinen Untergang räche! Nachdem ihm die Säge zuerst die hervorragenden und dann theilweise die stärksten Aeste genommen, wurde der in trauriger Nacktheit dastehende Stamm endlich heute durch ein ihm ums Haupt geschlungenes Seil nieder gewuchtet, und bald wird sich über die kahle Stelle seines ehemaligen Wachsens und Grünens das Straßen profil wölben, und das Schleußenrohr die Wässer auf nehmen, die bisher von seinen tausendfachen Wurzeln aufgesaugt wurden. Der fortschreitende Verkehr will nichts wissen von sentimentalen Regungen, jedes Hemmniß, das ihm im Wege steht, tritt er mit scho nungsloser Energie zu Boden und schreitet kalt da rüber hinweg. — Nachdem schon seit Freitag Abend in hiesiger Stadt ein herrenloser, gelb und weiß gefleckter Hund mittlerer Größe bemerkt worden war, welcher Niemand an sich herankommen ließ und sowohl hier als in Reinholdshain verschiedene Hunde und Katzen, als auch Menschen gebissen hat, ist es am Sonntag früh ge lungen, das Thier auf der Mühlstraße zu erschießen. Der Hund trug weder Halsband noch Steuernummer und ist seine Herkunft unbekannt. Die Untersuchung des Kadavers ergab, daß das Thier von der Toll- wuth befallen gewesen ist. Die Hundesperre dürfte also umgehend angeordnet werden. — Bei der gestrigen Kirchenkollekte für Hammerunterwiesenthal sind 34 Mk. eingegangen. — Nachdem das Ministerium das Verbot der Jahrmärkte wieder aufgehoben, wird der Jahrmarkt in unserer Stadt am nächsten Freitag und Sonnabend Vormittag abgehalten werden, der aus letzteren Tag angesetzte Vieh markt dagegen findet nicht statt. - Die Ausstellung der Schülerarbeilen der Deut schen Müller schule wurde heute eröffnet, und sind Freunde und Gönner der Anstalt zur Besichtigung derselben höflichst eingeladen. Schluß der Ausstellung Dienstag Nachmittag 4 Uhr. — In der Versammsung des Bezirks-Lehrer- Verein S am Sonnabend, den 17. d. M., wurde auf Anregung deS Vorstandes des Allg. Sächs. Lehrer- vereinS über einen zur einheitlichen Einführung vor- zuschlagendvn SchreibdpktuS verhandelt. Herr Lehrer Fletscher-Obersrauendorf verglich in einem eingehenden Vortrage besonders die Steil- und die Schrägschrift. Auf seinen Antrag wurde folgende Resolution an obigen Vorstand zur Empfehlung bei dem Kultus ministerium angenommen: I) In den sächs. Schulen den schon wett verbreiteten Henze'schen Duktus einzu führen; 2) Abänderungen einiger Buchstabenformen dieses Duktus vorzuschlagen; 3) die Nichtungslinien von 45° auf 60° festzusetzen; 4) zu versuchsweiser Einführung der Steilschrift die Genehmigung zu er- theilen; 5) dem Bestreben, die Lateinschrift als alleinige Schriftsorm in den Schulen zu üben, wohlwollende Berücksichtigung zu schenken. In der nächsten Ver sammlung, die im November in Dippoldiswalde statt- finven wird, soll über den Memorirstoff und die kriminelle Behandlung jugendlicher Verbrecher ge sprochen werden. -s- Frauenstein. Das Erntedankfest in der Kirchgemeinde Frauenstein soll nächsten Sonntag ge feiert werden. Der Gottesdienst beginnt mit diesem Sonntage früh 9 Uhr. Die Landwirthe der hiesigen Gegend sind mit dem Ertrage der diesjährigen Ernte recht wohl zufrieden. Die Halmfrüchte sind bei schön stem Wetter eingebracht worden, weshalb auch dieses Jahr die Ernte ca. 14 Tage früher ihren Abschluß gefunden hat. Die Halmfrüchte sind nicht nur äußerst körnerreich, sondern liefern auch ein gutes, langes Stroh. Wenn auch die Grummeternte etwas geringer ausgefallen ist, so ist dafür der Landwirth durch die prachtvolle Heuernte reichlich entschädigt. Auch die Kartoffeln sind sehr gut gerathen. Der neuliche Regen hat ihnen sehr wohlgethan. Hoffentlich bekommen wir auch diese für unser Gebirge so wichtige NahrungS- frucht bei günstiger Witterung unter Dach und Fach. — Der Ertrag der gestrigen, hier gesammelten Kirche nkollekte zum Besten des Kirchenneubaues in Hammerunterwiesenthal ist wider Erwarten ein nicht recht günstiger gewesen. Es wurden beim Vormittags gottesdienste gesammelt 13 Mk. 65 Pf., Nachmittags 95 Pf. H Possendorf. Hier herrscht gegenwärtig immer noch fühlbarer Wassermangel. In einigen Wirthschaften reicht das Wasser kaum zur Tränke des Viehes aus. — Einige Gutsbesitzer haben bereits mit der Kartoffel ernte begonnen. Der Anhang ist ein recht zufrieden stellender, so daß eine gute Mittelernte zu erwarten ist. Döbra. Der hiesige Kirchenvorstand hatte kürzlich Herrn Hofocgelbauer Jehmlich in Dresden ersucht, die alte Orgel zu besichtigen und sestzustellen, ob dieselbe wohl noch eine Reparatur aushalten würde. Das Ec- gebniß war, daß die Orgel ganz vom Wurm zerfressen, eine Ausbesserung aber mit einigem Kostenaufwand noch möglich ist. Doch wird, wie man hört, der Kirchen vorstand bei der bevorstehenden Renovation der Kirche eine neue Orgel anschaffen. Dresden. Das Ministerium des Innern findet sich bewogen, das unter dem 31. vorigen Monats er lassene Verbot der Abhaltung von Jahrmärkten und Viehmärkten hiermit wieder zurückzuziehen. Ob an einzelnen Orten gewisse Einschränkungen, z. B. in Bezug auf Tanzbelustigungen, auf den Verkauf ge wisser Genußmittel und dergl. sich empfehlen möchten, bleibt dem Ermessen der Polizeibehörde überlassen. Bei dem für einige Bezirke wegen der Maul- und Klauenseuche erlassenen Verbote der Abhaltung von Viehmärkten hat es zu bewenden. — Aus Anlaß des 25jährigen Bestehens des von der Königin Karola gegründeten AlbertvereiuS und in dankbarer Würdigung der bisherigen segensreichen Wirksamkeit desselben ist vom König Albert eine Karola-Medaille gestiftet. Diese Medaille wird auf Vorschlag der Königin zunächst für die um den Albertverein, sodann aber überhaupt auf dem Gebiete hilfreicher Nächstenliebe im Kriege oder Frieden er worbenen besonderen Verdienste ohne Unterschied qn Männer oder Frauen Sachsens und zwar in Gold, Silber oder Bronce verliehen. Die in der königlichen Münze zu Freiberg hergestellte Medaille zeigt auf der Vorderseite das Bildniß Ihrer Majestät der Königin und auf der Rückseite die von zwei Rautenzweigen umschlossene Inschrift: „Gestiftet zum 25jährigen Be stehen des Albertvereins in Sachsen 1867—1892 für hilfreiche Nächstenliebe" und wird an einem gelben, von schwarzen und blauen Doppelstreise.g. , eingefaßten Bande auf der linken Brust getragen. DaS Tragen des zur Medaille gehörigen Bandes ohne die erstere ist nicht gestattet. Die Medaille wurde jetzt erstmaÜg verliehen. In Gold empfingen dieselbe Ihre Majestät die Königin und Oberst vr. Naundorfs, außerdem er folgte noch die Verleihung einer groben Anzahl sil berner und broncener Medaillen an das Direktorium, die Vorstände rc. der Zweigvereine und zahlreiche Albertinerinnen, Diakonissinnen u. s. w. — DaS kgl. Landesversicherungsamt Dresden verhandelte am 16. September in öffentlicher Sitzung in einer Klagesache des Wirthschaftsbes. Joh. H. Kaden in Holzhau gegen die land- und forstwirthschaftliche Berufsgenoffenschaft für das Königreich Sachsen. Kaden ist als landwirthschaftlicher Betriebsunternehmer ver sichert und hat zugleich als landwirthschaftlichen Neben betrieb Lohnfuhrwerk angemeldet. Am 7. September 1891 ist er beim Schleppen von Klötzern, die er in Gemeinschaft mit einem Anderen für den Käufer aus dem Nassauer Staatsforstreviere abfahren wollte, ver unglückt, so daß er erwerbsunfähig geworden ist. Die Berussgenoffenschaft bestreitet, daß sie für die Folgen des Unfalls auszukommen habe, ist vielmehr der Ansicht, daß sich der Kläger mit seinen Ansprüchen an den Staatsfiskus zu wenden habe, auf dessen Grund und Boden der Unfall sich ereignete. Dem war auch das Schiedsgericht beigetreten. Die Erntearbeiten bei Forst produkten hätten nicht eher als abgeschlossen zu gelten, als bis deren Abfuhr seitens des Abkäufers frei von den der Forstwirthschaft eigenthümlichen Verkehrsbe schränkungen unv damit zusammenhängenden besonderen Gefahren erfolgen könne. Hiernach sei der Unfall als im Betriebe der Forstverwaltung anzusehen. Auf den Rekurs des Verletzte» bestätigte dasLandesversicherungS- amt das schiedsgerichtliche Urtheil. Geithain. Der Gutsbesitzer Junghaus in SeiferS- dorf hatte kürzlich das Unglück, in die Dreschmaschine zu gerathen, wodurch ihm die eine Hand so zerquetscht wurde, daß sich eine Ablösung derselben mit einem Theile des Armes nothwendig machte. Bockendorf bei Hainichen. In diesem Jahre bringt nns der warme Spätsommer eine grobe Menge des Wiesenchampignons, sodaß die Waldpilze, die dieses Jahr fast ganz fehlen, ersetzt werden. Dieser wohlschmeckende Blätterpilz findet sich truppweise in nicht ganz trockenen Wiesen, in freien Gärten, an Straßengräben und Fahrwegen und seiner anfangs mit weißer Haut'bedeckten, blaßrothen oder rosaen, später