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stell» ng auf Dienstag, den 21. August, Abend» 7 Uhr festgesetzt; eS soll damit ein FestaktuS verbunden sein. Die Ziehung der Ausstellung»-Lotterie wird öffentlich vor Notar und Zeugen tm Saale des Ge werbehauses, und zwar vom lö. August an, von srtih 9 Uhr bi» Mittag» 1 Uhr erfolgen. Grimma. Nachdem durch den angelegten Ver- suchSbrunnen auf dem in Aussicht genommenen, an der Leipziger Chaussee Hierselbst gelegenen Lazareth- bauplotz gebrauchsfähiges Wasser in genügender Menge angetroffen worden ist, hat nunmehr das K. KriegS- ministerium den Ankauf des 5400 qm haltenden Platzes beschlossen. Mit dem Bau selbst wird voraus sichtlich nächstes Jahr begonnen werden. Lommatzsch. Am Sonnabend in der 6. Abend stunde bemerkte man hier einen Luftballon, der in mäßiger Höhe sich nach Süden bewegte. Derselbe ist glücklich zwischen Mutzschwitz und Ziegenhain gelandet. Die Insassen desselben, drei Offiziere von der Luft- schifferabtheilung, die um 1 Uhr von Berlin abgefahren waren, kehrten mit dem Abendzuge von Ziegenhain aus nach Berlin zurück. Riesa. Am 29. Juli sollte der dritte Eängertag des mittelsächsischen Arbeitersängerbundes hier ab gehalten werden. Die Abhaltung wurde jedoch durch den Vertreter des zur Zeit abwesenden Bürgermeisters, Stadlrath Schwarzenberg, verboten. Außer dem ge nannten Eängertage mußten, da innerhalb des Stadt bezirks auf Grund § 12 des königl. sächs. Vereins gesetzes vom 29. Juli 1850 alle Versammlungen, mit Ausnahme der kirchlichen, soivie alle öffentlichen Auf- und Umzüge und Festlichkeiten verboten worden waren, auch ein Militärcovcert für wohlthätige Zwecke, der Stistungsball des GesellenvereiuS und eine öffentliche Ballmusik im Hotel Höpfner unterbleiben. Sayda. Ein Gutsbesitzer hatte sich kürzlich einen Schiefer in die innere Handfläche gestoßen, beachtete aber die Verletzung nicht, obgleich sie ihm viele Schmerzen bereitete. Nach einigen Tagen überfiel ihn ein starkes Fieber, und der herbeigerufene Arzt stellte nach ein gehender Untersuchung die drohende Gefahr fest, welche trotz sofortiger Entfernung des Schiefers leider nicht mehr abzuwenden war. Es trat zunächst Kinnladen krampf ein und der kerngesunde, kräftige Mann ver starb nach kurzer Zeit. Glauchau. Der hiesige Bicycleklub hatte für den 29. Juli zur Feier seines zehnjährigen Bestehens ein großes Preiskorsofahren und Galasaalfest im „Grünen Baum" veranstaltet. Der im besten Mannesalter stehende hiesige Eisenwaarenhändler Mende, Mitglied des erwähnten Klubs, war, um Gäste zu dieser Fest lichkeit abzuholen, mittelst RadeS in der Richtung nach OberschindmaaS gefahren und bei dieser Gelegenheit plötzlich, vom Schlage getroffen, in den Straßen graben gestürzt. Aus einem Wagen brachte man ihn todt in seine Wohnung. Meerane. In der letzten Sitzung des RathS- kollegiumS wurde Kenntniß gegeben von dem an Schul rath Lötzsch, Glauchau, gerichteten Schreiben des Vor sitzenden, in welchem er sich gegen die unausgesetzten Fortbewerbungen von Lehrern, zumal unmittel bar nach deren Anstellung hier, im Interesse des Schul- organiSmus ausgesprochen hat. Der Rath schloß sich diesen Ausführungen allenthalben an. Reichenbach i. V. Ein überaus beklagenswerther Unglücksfall ereignete sich am Sonntag früh kurz nach 7 Uhr in dem Kaufmanns- und Droguengeschäst von Herm. Lohse auf der Mylauer Straße. Daselbst war ein Lehrling damit beschäftigt, Rothfeuer für ein Feuerwerk zuzubereiten, als plötzlich die Masse explo- dirte, den Lehrling schwer verletzte und sämmttiche Fenster im Laden hinaustrieb, auch sonst ziemliche Verwüstungen anrichtete. Die Hoffnung, den beklagens- werthen jungen Mann am Leben zu erhalten, ist sehr gering. Johanngeorgenstadt. Der vom hiesigen Erz- gebirgSvereiu im Jahre 1882 mit einem Kostenauf wande von 1400 M. erbaute 18 w hohe hölzerne AussichtSthurm in der Nähe der Straße nach Eibenstock ist vom Chauffeewärler Schreyer in Stein bach auf Abbruch erstanden worden. Die Beschaffung der Baukosten gab seiner Zeit Veranlassung, daß der Verein auS dem Gesammtverein austrat. Verschiedene Mitglieder bildeten sofort einen neuen Zweigverein. Breitenbrunn. Der 71 Jahre alte Auszügler Albert Stoll wurde im Stalle todt ausgefunden und zwar unter Umständen, die auf Mord schließen li-ßen. Als eines solchen verdächtig wurde auch ein zur Familie gehöriger junger Mann verhaftet. Wie indessen die am Sonnabend erfolgte Sektion ergeben hat, ist Mord ausgeschlossen, vielmehr wird ange nommen, daß der alte Mann von einem sich von seinen Fesseln gelüsten Ochsen umgebracht worden ist. Der unter dem schrecklichen Verdacht Jnhastirte ist sofort wieder auf freien Fuß gesetzt worden. ' -—'.4 >"-<7 Zittau. Das Befinden der Frau Rauchfuß ist andauernd eia befriedigende» zu nenaea und er werden nach Heilung der Wunden voraussichtlich keinerlei nachteilige Folgen für ihre Gesundheit zu befürchten sein. — Der schon seit längerer Zeit steckbrieflich ver folgte Verbrecher Kögler au» Petersdorf in Böhmen, den man auch in Verdacht hat, die Mordthat auf dem Töpfer begangen zu haben, ist nach der Meldung einiger österreichischer Blätter vor Kurzem in der Ge gend von Friedland ausgetaucht. (Fortsetzung der Sächsischen in der Beilage.) Tagesgefchichte. Berlin. Trotz der offiziösen Ableugnung, daß für dieses Jahr eine frühere Einberufung des Reichs tages geplant sei, hält die „Nationallib. Corresp." ihre dahingehende Mittheilung mit dem Bemerken auf recht, daß sie noch neuerdings eine Bestätigung dafür empfangen habe. Die Vertagung der Einberufung bis in den November würde bei der großen Arbeitslast, die dem Reichtag wieder zufallen wird, einen aber maligen Verzicht auf eine gründliche Erledigung der Reichsfinanzreformfrage bedeuten. — Vor einigen Tagen tauchte die Nachricht auf, daß eine Neubewaffnung der Armee zu erwarten sei. Diejenigen militärischen Kreise, welche von einer derartigen Absicht Kenntniß haben müßten, erklären die ganze Mittheilung jedoch als eine fette Ente. Auch die Nachricht, daß die Abschaffung der Osfiziersschärpe beabsichtigt sei, wird als erfunden bezeichnet. — Die Ernennung des bayrischen Rittmeisters o. Stetten, des treuen Gefährten Graoenreuth's, zum Kommandeur der Schutzlruppe von Kamerun wird in militärischen Kreisen mit großer Genugthuung aus genommen. Durch längere Thätigkeit in ferner deut scher Kolonie hat sich Rittmeister v. Stetten mit den Kameruner Verhältnissen aufs Eingehendste bekannt gemacht, so daß man von seinem Wirken das beste Resultat erwartet. Man rühmt allerseits seinen Muth, sowie seine Entschlossenheit und Thatkrast. — Der „Nordd. Allg. Ztg." gehen von sachkun diger Seite Mittheilungen zu zur Besetzung der Sta tion Kionga, worin an der Hand des Vertrages nachgewiesen wird, daß Deutschland al« Rechtsnach folger deS Sultans von Sansibar, unter dessen Hoheit Kionga vorher gestanden, nur die ihm zustehenden Rechte auSgeübt habe. In der Besetzung liege kein Eingriff in die Rechte Portugals. — Der „Reichsanzeiger" schreibt: In neuerer Zeit sind öfters wieder von Spanien aus die unter dem Namen ontisrros bekannten Betrügereien versucht worden. Schon seit Jahren werden von dort nach Deutschland und anderen Ländern Briese geschickt, in denen der angeblich in bedrängter Lage befindliche Verfasser den Empfänger um Einsendung eines Vor schusses bittet, deff-n er nach seiner Behauptung zur Hebung eines verborgenen Schatzes bedarf. Als Gegen leistung wird dann ein bedeutender Antheil an dem zu hebenden Schatze in Aussicht gestellt. Leider fallen diesen offenkundigen Schwindel immer wieder leicht gläubige Leute zum Opfer, sodaß vor einem Eingehen auf diese betrügerischen Anerbietungen nicht genug ge warnt werden kann. — Der älteste aktive General des deutschen HeereS, der berühmte Generalfeldmarschall Graf Blumen thal, der General-Inspekteur der III. Armee-Inspek tion und Chef des reitenden Feldjägerkorps, ist am 30. Juli in sein 85. Lebensjahr eingetreten. Am 30. Juli 1810 in Schwedt geboren, konnte der Feldmarschall am 28. Juli aus eine Dienstzeit von 67 Jahren zu rückblicken. Möge dem greisen Helden, welcher sich 1870 bei Wörth und Sedan als leitender General stabschef der III. (kronprinzlichen) Armee den Feld - herrnruhm erwarb unv damals tapfere nord- und süd deutsche Söhne zum Siege führte, noch manches rüstige Jahr beschieden sein! — Nach den im Reichsversicherungsamt gefertigten Zusammenstellungen, welche auf den Angaben der Vorstände der Versicherungsanstalten und der zugelaffenen Kaffeneinrichtungen beruhen, betrug am l.Juli 1894 die Zahl der seit dem Inkrafttreten des JnvalidttätS- und AlterSoerstcherungsgesetzes erhobenen Ansprüche auf Bewilligung von Altersrente bei den 31 Ver sicherungsanstalten und den 9 vorhandenen Kaffen einrichtungen 279877. Von diesen wurden 222680 Rentenansprüche anerkannt nnd 47796 zurückgewiesen, 3248 blieben unerledigt, während die übrigen 6153 Anträge auf andere Weise ihre Erledigung gefunden haben. Von den erhobenen Ansprüchen entfallen auf Schlesien 32427, Ostpreußen 24980, Brandenburg 21433, Rheinprovinz 18141, Sachsen-Anhalt 16 232, Hannover 16160, Posen 14516, Schleswig-Holstein 10718, Westfalen 10661, Westpreußen 10568, Pom mern 9402, Hessen-Nassau 6195, Berlin 3203. Auf die 8 Versicherungsanstalten des Königreichs Bayern kommen 28161 Rentenansprüchr, ausda« Königreich Sachseu 11965, auf Württemberg S2öv, Baben 6380, Sroßherzoglhum Hessen 4436, beide Mecklenburg 6907, die Thüringischen Staaten 6897, Oldenburg 1017, Braunschweig 1996, Hansestädte 2078, Elsaß- Lothringen 7983 und auf die 9 zugelaffenen Kaffen einrichtungen inSgesammt 4167. Die Zahl der während desselben Zeitraums erhobenen Ansprüche auf Invaliden rente betrug bei den 31 Versicherungsanstalten und den 9 Kaffeneinrichtungen inSgesammt 114462. Von diesen wurden 77406 Rentenansprüche - anerkannt und 24613 zurückgewiesen, 7236 blieben unerledigt, während die übrigen 6207 Anträge auf andere Weise ihre Erledigung gefunden haben. Von den geltend gemachten Ansprüchen entfallen aus Schlesien 15 961, Rheinprovinz 9203, Ostpreußen 8024, Brandenburg 6324, Hannover 5838, Sachsen-Anhalt 6225, West falen 4364, Posen 4231, Westpreußen 4128, Pommern 4113, Hessen-Nassau 2587, SchleSwig-Holstein 1814 und Berlin 1758. Auf die 8 Versicherungsanstalten deS Königreichs Bayern kommen 13239 Ansprüche, auf das Königreich Sachsen 4423, aus Württemberg 3018, Baden 3116, Großherzogthum Hessen 1470, beide Mecklenburg 1242, die Thüringischen Staaten 2079, Oldenburg 322, Braunschweiq 779, Hansestädte 694, Elsaß Lothringen 2122 und auf die 9 Kaffen einrichtungen inSgesammt 8388. Unter den Personen, die in den Genuß der Invalidenrente traten, befinden sich 1804, die bereit- vorher eine Altersrente bezogen. Breslau, lieber das finanzielle Ergebniß des VIII. deutschen Turnfestes verlautet, daß nach vor läufiger Berechnung 10 bis 13 Prozent des Reserve fonds zur Deckung der Ausgaben herangezogen werden dürften. Oesterreich. Der am Sonntag verunglückte Erz herzog Wilhelm war am 21. April 1827 geboren und unvermählt. Er bekleidete den Rang eines Feld zeugmeisters oer österreichischen Armee und war Chef deS ostpreußischen Feldartillerieregiments Prinz August von Preußen. — Ueber den Unglücksfall selbst werden folgende Einzelheiten gemeldet. Um 10'/« Uhr kam der Erzherzog, von einem Spazierritt nach Ebenthal zurückkehrend, nach WeikerSdorf. Hier scheute sein Pferd vor der elektrischen Bahn, bäumte sich hoch auf und warf den Erzherzog ab. Dieser blieb mit dem einen Fuß im Steigbügel hängen und fiel mit dem Hinterkopf auf einen Stein. Der Inhaber eines in der Nähe gelegenen Restaurants eilte mit seinen Be dienten herbei und der Erzherzog wurde in das Zimmer des Wirthes getragen. Schnell herbeigeholte Aerzte stellten eine klaffende Kopfwunde und eingetretene Hirnerschütterung fest und erklärten den Zustand de» Verletzten für sehr bedenklich. Der Erzherzog wurde mit den Sterbesakramenten versehen und bewußtlos nach seiner Villa gevracht. Hier kam er auf kurze Zeit zur Besinnung, und es trat eine scheinbare Besserung ein. Bald kehrte jedoch die tiefe Bewußtlosigkeit zurück und um 5 >/, Uhr verschied der Erzherzog. Kaiser Franz Joses wurde sofort von dem Unglück benachrichtigt. Italien. Als ein Bataillon Bersagliert durch den Wald zwischen' Gallarate und Biesto-Arstzio mar- schirte, schoß ein Trompeter auf drei ^Soldaten und einen Lieutenant und verwundete sie leicht. Sodann schob er auf einen anderen Soldaten, den er schwer verletzte, und tödtete schließlich sich selbst mittelst eine» Gewehrschusses. Die That war wahrscheinlich die Folge eine» Anfalls von Irrsinn. Frankreich. Nach einer langen und schwierigen Session find die französischen Kammern, nachdem auch der Senat das Anarchistengesetz noch genehmigt hatte, am 28. Juli Abends geschloffen worden. Al der Ministerpräsident Dupuy das Dekret, welches die Session für beendet erklärte, verlas, kam es in der Deputirtenkammer noch zu einem Zwischenfalle. Der Sozialist Pascal Grouffet protestirte heftig gegen die verfrühte Vertagung, indem er erklärte, er habe Dupuy benachrichtigt, daß er ihn wegen der Begnadigung der von dem StaalsgerichtShof in Folge der boulangisti- schen Angelegenheiten Verurtheilten inlerpelliren wollte. Der Ministerpräsident erwiderte, der Schluß der Session sei auf Grund der Verfassung erklärt. Die Sitzung wurde darauf unter heftigem Widerspruche der Radi kalen und Sozialisten geschloffen. — Die Franzosen haben in ihrer afrikanischen Ko lonie am Senegal in letzter Woche heftige Kämpfe zu bestehen gehabt und eine Schlappe wieder gut ge macht. Alikari, der Marabut von Boffo, predigte gegen die Franzosen den heiligen Krieg und brachte der ihm entgegentretenden französischen Truppenabtheilung eine Niederlage bei. Der Kommandant von Segu schickte hierauf Verstärkungen gegen den aufständischen Ma rabut ab. Diese eroberten Boffo und tödleten im Gefecht Altkarte mit 500 seiner Leute. Auf französi scher Seite fielen ein Europäer und 8 eingeborene Soldaten. Außerdem wurden 6 Offiziere, 15 euro päische Soldaten und 128 Eingeborene verwundet.