Volltext Seite (XML)
84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzeln« Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. erscheint wLchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sönnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. Blattes -ine sehr wirk, same Verbreitung-finden, werden mit 1V Psg. di« Spaltenzeile oder veren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Ausschlag.—Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile WPfg. Verantwortlicher Redakteur: Paul Ikhnr in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem »^llustrirten Unierhaltungsblatt". Mit land- und hauSwirthschastlicher Monatsbeilage. Nr. 83. Donnerstag, den 19. Juli 1894. 60. Jahrgang. «Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. In der Nicolaiki.che fand am Montag, den 16. d. M., feierlicher Trauergottesdienst statt zum Gedächtniß des am Donnerstag verstorbenen Herrn AmtShauptmann vr. zur. Haubold v. Einstedel. In dem düsteren Kirchenraume stand auf dem Altar platze der Sarg, umrahmt von Orangenbäumen und beleuchtet von den Kerzen der Armleuchter, die von der Dresdner „Pietät" gestellt worden waren. Zahlreiche Bertreter der VerwaltungS-, Gerichts-, Forst- und Gemeindebeamten, der Geistlichkeit und Lehrerschaft des Bezirks, sowie der Militärvereine und der Feuer wehren und andere Freunde des Verstorbenen füllten die Sitze und Gänge des Gotteshauses. Nach einem Orgelvorspiel und dem Gesang: „Was Gott thut, das ist wohlgethan" hielt Herr Superintendent Meier die Gedächtnißrede, in der er der Trauerversammlung tlagend und tröstend die Worte des Propheten zurief: „Kommet, wir wollen wieder zum Herrn gehn, er hat uns zerrissen und geschlagen, aber er wird uns wieder binden." Nach dem Gebet ergriff Herr Bürger meister Voigt das Wort, um Namens des Bezirks ausschuß dem Dahingeschiedenen den Dank für seine Opserwilligkeit, Unparteilichkeit und Gerechtigkeit nach- zurusen, worauf Herr Bezirksaffeffor v. Kiesenwetter tief beklagte, daß der Verstorbene so schnell und viel zu früh-^rm-kSnigl. Dienst, dem Bezirke und der Gattin entrückt sei, und bankte ihm im Namen der amtshauptmannschaftl. Beamten für seine Sorge um das Wohl seiner Untergebenen. Herr Schulinspektor Richter gedachte ebenfalls in Dankbarkeit der Verdienste des Heimgegangenen um die Schulen des Bezirks, worauf eine Motette die Feier schloß. Von Gendarmen wurde hierauf der Sarg nach dem Grabe getragen, das mit dem schönsten und werthvollsten Blumen- und Blätterschmucke, den Zeichen allseitiger, herzlicher Theil- nahme, geziert war. Nachdem der Geistliche den Segen und das Gebet gesprochen, gedachte unter dem Schwenken der Vereinssahne Herr Neumerkei, Bezirksvorsteher der königl. sächi. Militäroereine, des Verstorbenen als Gönner der letzteren und als Kampfgenossen von 1870, worauf Herr Bürgermeister Börner aus Lauenstein im Namen der Städte Altenberg, Geising und Lauen stein Palmenzweige am Grade niederlegte. Das Ab fingen einer Motette und eine Gewehrsaloe deS Schützen - zuges .bildeten den Schluß der ergreifenden Todten- seier. — Der gesammte Bezirk und seine Bewohner werden dem Verstorbenen ein dankbares Gedächtniß immerdar bewahren. — Alle Mitglieder des Gewerbevereins wollen wir hierdurch ganz ausdrücklich darauf Hinweisen, daß sie zum Extrazug am 2.8. Juli (Montag) nur dann Fahr vergünstigung genießen, wenn sie sich vorher an den Meldestellen (s. Inserat in heutiger Nr.) gemeldet haben; am Billetschalter werden nur Billets zu den gewöhnlichen Fahrpreisen ausgegeben. — Am 6. und 7. August wird die 2. Klaffe vcr 126. königl. sächs. Landeslotterie gezogen. Die Erneuerung der Loose hat bis 28. Juli zu erfolgen. Wegen des Beginnens der Gerichts- und Schulferien erinnern wir die interessirten Loosinhaber an die recht zeitige Erneuerung ihrer Loose. — Am 18. d. Mts. wird in Reinholdshain (Bezirk Dresden) bei Dippoldiswalde in Vereinigung mit der Posthülsstelle daselbst, eine mit Fernsprecher versehene Telegraphenbetriebsstelle mit beschränktem Tagesdienst eröffnet werden. GeiferSdorf. Nächsten Sonntag beabsichtigt das hiesige Turohallenbaukomitee in den Gartenanlagen des Bergerschen Restaurants ein Sommerfest abzu halten. Daffelbe soll, soweit bis jetzt bekannt, außer Vogelschießen, Freiconxert noch in verschiedenen Be lustigungen resp. humoristischen Da rbietungen bestehn, fodaß den Besuchern nach verschiedenen Seiten hin wird Gelegenheit geboten sein, sich etliche angenehme Stunden zu bereiten; schon der Aufenthalt in den prächtigen Gartenanlagen deS Herrn Berger ist über aus angenehm; die hochstämmigen Buchen und Birken mit ihren dichten Blätterdach spenden angenehme Kühle und Schatten und die terraffenartig hergestellten Gänge sind zug- und staubfrei, sodaß der Besuch sehr zu empfehlen ist. Hoffentlich hat Pluvius ein Einsehen und verschont das Fest mit seinem nicht immer an genehmen Athem, und vor Allem wünschen wir den Veranstaltern einen recht zahlreichen Besuch von hier und auswärts, damit die aufgewendeten Kosten nicht nur gedeckt, sondern auch dem gemeinnützigen Zweck, welchen der event. Reingewinn zufließen soll, ein Er kleckliches zugeführt werden kann! Beerwalde. Während des am Sonnabend Nach mittag, den 14. d. M., über unserem Orte lagernden Gewitters fuhr ein Blitzstrahl in das Schuppengebäude deS Gutsbesitzers Heinrich Fischer, zündete zwar nicht, richtete jedoch mehrfachen Schaden an und nahm seinen Weg durch das Wohnhaus, in dessen Stallraum ein Pferd Fischers erschlagen wurde. Glashütte. Am letztvergangen-n Montag concer- tirten hier im Gasthof zum goldenen Glase die alten Muldenthaler. Die Leistungen waren sehr gute zu nennen, sodaß das Publikum, welches allerdings sehr schwach au Zahl (etwa SO Personen) erschienen,.-voll und ganz befriedigt war. — Nächsten Sonnabend Abend beginnt mit dem üblichen Zapfenstreich unser diesjähriges Schützenfest. Die beiden Auszüge sind am Sonntag und Montag. Am letztgenannten Tage Abends findet auch der Ein zug bei Illumination und bengalischer Beleuchtung statt. Am Dienstag Abend ist das Feuerwerk. Unser Oberfeuerwerker, Herr Kadner, hat für diesmal wieder ganz besondere Ueberrafchungen geplant. Hoffentlich giebt anhaltender Sonnenschein dem Feste die rechte Würze. Dresden. Unter dem Namen einer Gräfin von Plauen hat sich am vergangenen Montag Königin Karo la zu etwa dreiwöchentlichem Aufenthalt nach Eichwald begeben und hat im Claryschen Theresien- bade Wohnung genommen, wo für sie und das Ge folge 13 Zimmer eingerichtet worden sind. Freiberg, lieber den in letzter Nummer bereits kurz berichteten Mord schreibt der „Freiberger Anz." folgendes: Am Sonnabend Abend durcheilte unsere Stadl die Nachricht von einer schändlichen Blutthat, welche leider ein Menschenleben vernichtet hat. Abends in der 8. Stunde waren in der Destillation von Fehre auf der Bahnhofstraße mehrere Arbeiter eingekehrt; einer derselben, ein gewisser Hermsdorfer, der als ein Raufbold bekannt ist, brach plötzlich ohne jede erkenn bare Veranlassung einen Streit vom Zaune, wobei er dem ruhig zuhörenden Arbeiter Schwarz die Worte zu rief : „Du H., Du L., Dir wische ich noch eins aus." Der Mensch beruhigte sich auch dann nicht, als die übrigen Anwesenden das Local verließen, sondern er folgte ihnen und begann auf der Straße den Streit von Neuem. Hierbei kam ihm der befreundete Arbeiter Naumann zu Hilfe, Beide griffen mit Faustschlägen die Arbeiter Oswald, Werner und Schwarz thätlich an und schließlich zogen sie gegen dieselben das Messer. Hierbei hat Oswald, nachdem ihn Hermsdorfer auf die Erde geworfen, eine liefe Schnittwunde in den rechten Oberschenkel erhalten und Werner zwei tiefe Schnitte in den linken Oberschenkel. Zuletzt wendete sich Herms dorfer gegen den Arbeiter Schwarz und stieß ihm in seiner Wuth mit voller Kraft das Messer in den Hals. Schwarz taumelte noch einige Schritte und brach mit den Worten: „Sagt meiner Frau nichts" besinnungs los zusammen. Nachdem ihm «in Nolhverband ange legt war, wurde «r nach dem Krankenhause überführt, wo sich herausstellte, daß ihm die Schlagader durch schnitten war. Früh Morgens in der 4. Stunde ist Schwarz gestorben; er hinterläßt eine bedrängte Wtttwe und 4 unmündige kleine Kinder. Hermsdorfer und Naumann find selbstverständlich verhaftet worden und werden ihrer Strafe nicht entgehen. Pirna. In der lebhaft interessirenden Kaser- nirungS-Angelegenheit ist von dem königlichen KriegSmintsterium das Verlangen gestellt worden, daß die Quartiere im Gasthof zum Stern, sowie ferner die sogenannte alte, an der Reitbahnstrabe gelegene Kaserne und das Quartier im „Höllengute" aufgegeben werden müssen, sowie daß Ersatz zu schaffen ist für die gegen wärtig bei Priyalhandwerkern untergebrachte Waffen- und Beschlagschmiede. Dagegen will man sich, die Vornahme einer größeren Anzahl baulicher Verände rungen vorausgesetzt, mit der Beibehaltung deS Quartiers in der „Walkmühle" einverstanden erklären. Im Stadtverordneten-Kollegium verwandte man sich in Bezug hierauf mehrfach für die Verwendung eines TheileS des inneren Exerzierplatzes als SchulhauS- bauplatz; der Bürgermeister erklärte jedoch, daß auch für den Fall eines Kasernen-Neubaues der erwähnte Exerzierplatz der militärischen Verwendung noch nicht entzogen werden könne. Jetzt ist nun der BauauSschuß damit beauftragt, die Frage der zu schaffenden mili tärischen Bauten des weiteren in Behandlung zu nehmen. Die erforderlichen bedeutenden Geldmitteln werde«, wie schon erwähnt, aus dem Anleiheweg« be- schafft werden müssen. Oschatz. Als im Jahre 1892 die neuen Be stimmungen über die Sonntagsruhe im Handels gewerbe zur Ausführung zu bringen waren, hielt eS der Rath für das Richtige, daß die Regelung der nach gelassenen Geschäftsstunden so einheitlich als nur möglich unter thunlichster Vermeidung von Ausnahmen erfolge. In Folge einer Agitation in der Stadt Oschatz wie auch in dem Bezirke der AmtShauptmann- schaft Oschatz wurden aber für Händler, Fleischer rc. verschiedene Veränderungen vorgenommen, so daß ge genwärtig jede Einheitlichkeit der Bestimmungen fehlt. Von verschiedenen Seiten sind nun in letzter Zeit beim Rath« wie bei der AmtShauptmannschast Wünsche nach Wiederherstellung der ursprünglichen Bestimmungen und nach Beseitigung der nachträglichen Ausnahmen laut geworden. Die bei der AmtShauptmannschast eingereichten Petitionen liegen gegenwärtig dem Be zirksausschüsse vor. Voraussichtlich wird ihnen ent sprochen werden. Der hiesige Stadtrath hat sich in dieser Angelegenheit noch nicht bestimmt entschieden, aber am 12. d. M. beschlossen, zunächst noch eine ab wartende Stellung einzunehmen und Erhebungen an zustellen. Auch jetzt noch hält der Rath es für das Beste, daß die Bestimmungen in allen Städten des Bezirkes gleichmäßig getroffen werden. Zwickau. Die Eingabe der nicht im sozialdemo kratischen Fahrwasser segelnden Bergarbeiter an das Ministerium des Innern, betreffend eine Erklärung gegen die an Verdächtigungen der Werke, wie Beamten und Behörden reichen Petition des Verbandes sächs. Berg- und Hüttenarbeiter, hat bereits gegen 7000 Unterschriften gesunden. Löbau. Der am 7. Mai d. I. verstorbene Kauf mann Karl August Scholze in Löbau hat der Stadt gemeinde ein Kapital von 30000 M. mit der Anord nung ausgesetzt, daß dasselbe unter dem Namen „Karl August Scholzesche Stiftung" vom hiesigen Stadtrath verwaltet, durch Ansammlung der Zinsen und Zinses zinsen auf den Betrag von 50000 M. gebracht und sodann der Tesammtbetrag der Zinsen -davon unter bestimmten Voraussetzungen zur zeitweisen oder lebens länglichen Unterstützung von ausschließlich den besseren Ständen angehörigen Personen oder Familien ver wendet werden soll. Um die Wohlthaten der Stiftung bereits der jetzigen Generation zu Theil werden zu lassen und zum Andenken an den Heimgegangenen haben seine Erben der Stadtgemeinde eine besondere