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«ine ganz bedeutende Felswand gefüllt. Soweit be kannt, ist in diesem Sandsteinbruch-Reviere seit längerer Zeit ein derartige» Ereigniß nicht zu verzeichnen ge wesen. Aus dortigen Brüchen liefert man ebenfalls einen Theil deS zum Dresdner BahnhofSumbau be- nöthigten EteinmaterialS; der am Fuße dieser Brüche errichtete Verladeplatz ist daher mit dem HauptgeletS der Linie DreSden-Bodenbach verbunden. In den so berühmten Postelwitzer Sandsteinbrüchen sind zur Zeit nur noch 9 Brüche im Betrieb. Zittau. Die hiesigen städtischen Behörden be absichtigen, eine elektrische Anlage zu schaffen. Um einen Anhalt zu haben, wie stark ungefähr die Betheiligung Seitens der Bürgerschaft werden wird, sind jetzt Umfragebogen Seitens der städtischen Be hörden ausgegeben worden, in welche sich alle diejenigen eintragen sollen, welche entweder auf elektrisches Licht oder elektrische Kraft reslektiren. Zittau. Ein entsetzliches Unglück hat sich am Donnerstag Vormittag in Reichenberg zugetragen. Der Gärtnersche Neubau, der bereits nahezu fertig gestellt war, stürzte zusammen, die in ihm beschäf tigten Arbeiter unter seinen Trümmern begrabend. Den ganzen Tag arbeitete die Feuerwehr mit rühm licher Aufopferung und mit Gefährdung des eigenen Lebens an der Wegräumung de: Trümmermaffen, um jene Verunglückten, welche noch lebten, so rasch als möglich aus ihrer Lage zu befreien und die Leichen jener zu bergen, welche bei der Katastrophe um das Leben gekommen waren. Wirksam unterstützt wurde die Feuerwehr durch die Mitwirkung des Militärs und der Polizei; auch eine große Zahl freiwillig zur Hilfe leistung herbeigeeilter Privatpersonen war an der Unglücksstätte thätig. Unter Führung mehrerer Bau meister und Architekten drang man in das Innere des Gebäudes ein und beförderte Verwundete und Leichen aus dem Schutte heraus. Die Zahl der bisher aus gefundenen Leichen beträgt 12, die der Verwundeten 19, von denen verschiedene sehr schwere Verwundungen davongetrag-n haben und kaum am Leben erhalten werden dürften. Was den Einsturz verursacht hat, ist noch unbekannt, doch nimmt man allgemein an, daß daS Unglück durch eine Bodensenkung herbeigeführt worden ist. Adorf. Die Ehefrau eines hiesigen Einwohners hatte sich am Dienstag gegen Abend auf kurze Zeit aus ihrer Behausung entfernt und ein etwa halb jähriges Kind im Kinderwagen der Obhut der sechs jährigen Schwester anvertraut. Letztere hat jedenfalls mit Zündhölzchen gespielt, denn plötzlich bemerkten an der Wohnung Vorübergehende, daß der Kinderwagen in Flammen stand. Zwar wurden dieselben alsbald gedämpft und das kleine Kind in Sicherheit gebracht, es hatte indessen so schwere Brandwunden erlitten, daß eS am Donnerstag früh starb. OelSnitz. Das ungewöhnlich schnelle Wachsthum unserer Stadt (dieselbe zählte vor SO Jahren 4l87, vor 10 Jahren 6500 und heute über 11000 Ein wohner) erheischt auch eine Vermehrung der Arbeits kräfte in der städtischen Verwaltung. Der eben fertig gestellte Haushaltsplan für 1894 enthält einen erst maligen Ausgabeposten von 2000 Mk. für einen juristisch gebildeten Rathsreferendar, sowie eine ein malige Ausgabe für einen BauamlSassistenten (Geo meter). — Der Ertrag, der hier seit mehreren Jahren zur Erhebung kommenden Biersteuer ist für dieses Jahr mit 8000 Mk. in den städtischen Haushalt eingestellt. Im Jahre 1893 gelangten 16275 Hektoliter Bier zur Versteuerung und wurde ein Einnahmeposten von 7800 Mk. verrechnet. AuS dem Vogtland«. Während einestheils Heuer die auffallende Thatsache festgestellt wurde, daß die Sperlinge (im Vogtlande „Sperken" genannt) in manchen Orten vollständig fehlen, in anderen eine er hebliche Verminderung derselben eingetreten ist, haben sich die Staare hier außerordentlich stark vermehrt. Mit dieser Vermehrung Hand in Hand geht die aus fällige Erscheinung, daß die gewöhnlich in der ersten Augusthälfte üblichen Massenvereinigungen der Staare in diesem Jahre bereits Ende Juni beobachtet werden. Dergleichen Sammelplätze sind im oberen Vogtlande schon seit vielen Jahren der Wald bei Schönlind und der WolsSberg bei Bad Elster. In der Zeit von 5 bis 8 Uhr Abends ziehen die Staare in Zügen von ungefähr 200 bi» 1000 Stück nach ihren Sammel plätzen. Schon lange bevor man an dem eigentlichen ZusammenkunstSorte der Staare anlangt, kann man das Schwirren und Schnurren der Vögel, verhallendem Tosen eines Gebirgsbaches ähnlich, hören. Kommt man näher, so nimmt der scharfe Geruch des Vogel dünger» dem Eindringling in die Staaren-Kolonie fast den Athem. Wie in einem Geflügelhofe sieht der Erdboden aus, welcher mit allerlei Federn und Unrath bedeckt ist. Die Etaaren-Sammelplätze nehmen einen Raum von mehreren Ackern ein; man schätzte im ver gangenen Jahre die Vögel, welche unweit Bad Elster tu Abtheilung 23 de» königl. EtaatSforstreviere« zu- sammengekomsnen waren, auf 400000 bi- 500000 Stück. Großtrebnitz bei Bischofswerda. Beim Aufbau unseres KirchthurmeS tödtete ein Geselle einen Lehr ling dadurch, daß er einen schweren Stein durch die Abfallschlotte herabwarf, der den gegen alles Erwarten unter der Schlotte hindurch Gehenden auf den Kopf traf. Die» Alles trug sich frühzeitig, noch vor An fang der eigentlichen Tagesarbeiten zu. Wege» fahr lässiger Tödtung wurde der allgemein beliebte, im 27. Jahre stehende Angeklagte zu 8 Monaten Gefängniß vom Landgericht Bautzen verurtheilt. Schon vom ersten Tage an war der BedauernSwerthe derart nieder geschlagen, daß jetzt die Nachricht von seinem erfolgten Selbstmord Niemand überraschen konnte. Der tragische AuSgang erregt hier allgemeine Theilnahme. Wurzen. Ein eigenes Mißgeschick hatte ein „fahrender Künstler." Derselbe kehrte mit seinen 4 dressirten Hunden im Gasthofe in Pausitz ein, die als bald in dem offenen Stall umherliesen. Hier hatte der Wirth Rattengift aufgestellt. Die Hunde fraßen die für die Ratten bestimmten vergifteten Bissen und kr-pirten alsbald darauf. Der Künstler war außer sich, da die Hunde sehr gut dressirt und werthvoll waren. Der eine Hund allein kostete 1000 Mk. Wie man hört, soll der Wirth für den Schaden auskommen. Leipzig. Am 29. Juni wurde das Plato-Dolz- Denkmal in feierlicher Weise enthüllt, das aus frei willigen Gaben der ehemaligen Rathssreischüler errichtet wurde. Das Denkmal ist nach einem Entwürfe des Herrn Architekt Weidenbach aus schwedischem Granit hergestellt, und hat eine Höhe von 7 Metern. Die Medaillonbilder Plato's und Doh' zieren die Säule auf welcher sich eine Widmung befindet. — Die mächtige Kuppel des Reichsgerichtsneubaues wird nicht vergoldet, sondern mit dem neuerfundenen Patina überzogen werden, welches erstmalig bei dem Berliner Begasbrunnen angewendet wurde. Tagesgeschichte. Berlin. Aus dem Umstande, daß auch der am Freitag abgehaltenen, mehr als dreistündigen Sitzung des preußischen Staatsministeriums wiederum der NeichSschatzsekretär Graf von PosadowSky beigewohnt hat, darf geschlossen werden, daß sich die lange Be- rathung mit den Reichssteuerfragen beschäftigt hat. Ein Erqebniß, soweit das Staatsministerium in Betracht kommt, scheint dabei erzielt worden zu sein, da sich der Reichskanzler Graf v. Caprivi unmittelbar nach Schluß der Sitzung nach Kiel begeben hat, um dem Kaiser Vortrag zu halten. — Die ultramontane „Köln. Volksztg." glaubt, betreffs des Jesuitenantrages zu wissen, daß über den Gegenstand bereits Erörterungen stattgefunden haben, namentlich auch innerhalb der preußischen Re gierung. Die Aussicht auf Annahme des Antrages sei aber, wie das ultramontane Blatt meint, „allen Zeichen der Zeit zum Trotz" sehr gering. Werde so mit der Antrag selbst eine Mehrheit auf sich schwerlich vereinigen, so sei eS dagegen nicht ausgeschlossen, daß der BundeSrath wenigstens die Hand dazu bieten werde, die bekannte Verordnung wegen der „ver wandten" Orden zu ändern. Zu welchen Entschlüssen man kommen werde, lasse sich noch nicht absehen, da auch hier lebhafte Bedenken erhoben werden, beispiels weise wegen der Unterstellung einzelner Orden unter französische Obere. Die Verhandlungen, welche in dieser Beziehung mit dem heil. Stuhl gepflogen werden, dürften indeß Dank dem Entgegenkommen des Kar dinals Ledochowski von Erfolg begleitet sein. Es bleibt abzuwarten, welche Berechtigung dieser letzteren Meldung des ultramontanen Blattes zutommt. — Die Deutschen der Provinz Posen beabsichtigen, dem Fürsten Bismarck ihre Huldigung in Varzin darzubringen, wohin er nächstens übersiedeln wird. Der Altreichskanzler hat zugesagt, die angemeldete Ab ordnung der Deutschen Posens in Varzin empfangen zu wollen. Ein von einer großen Anzahl angesehener Persönlichkeiten unterzeichneter Aufruf in den deutschen Bromberger und Posener Blättern fordert die deutschen Männer der Provinz Posen ohne Unterschied der poli tischen Parteistellung und der Konfession zu zahlreichster Betheiligung an der geplanten HuldigungSfahrt nach Varzin auf. — Die allgemeine Zuversicht, daß der euro päische Friede durch die Ereignisse in Frankreich keine Erschütterung erfahren werde, drückt sich u. A. auch darin au», daß eS bei den bisherigen Disposi tionen Kaiser Wilhelm« bezüglich seiner NordlandSreise verbleibt. Die in einigen Blättern aufgetauchten Ge rüchte, welche davon wissen wollten, daß der Kaiser den Antritt dieser Reise infolge der Vorgänge in Frankreich verschoben habe, erwetßen sich al» durchaus unbegründet. Als «in beruhigendes Ästzeichen kann auch die begonnene Urlaubsreise de» Staatssekretärs im Auswärtigen Amte, de- Herrn v. Marschall, gelten, derselbe würde Berlin gewiß nicht verlassen haben, wenn jetzt internationale Verwickelungen drohten. Be denklich waren allerdings die in Frankreich — in Lyon, Grenoble, Marseille und noch anderen Orten — be gangenen Ausschreitungen gegen die Italiener, da hierdurch eine gewisse erregte Stimmung in Italien gegenüber Frankreich hervorgerufen worden war. BreSlau. Am 29. Juni Nachmittags stürzte hier in der Hubenstraße ein Neubau ein. Der Bauherr und zahlreiche Arbeiter wurden unter den Trümmern begraben. Mehrere Schwerverletzte wurden in das Hospital getragen. - Glatz. Die beiden wegen Spionage hier in Festungshaft befindlichen Franzosen sind am Sonntag auf Befehl des Kaisers begnadigt worden. Frankreich. In Cette, wo der Mörder des Prä sidenten Carnot längere Zeit gelebt hat, hat am Sonn tag vor 8 Tagen ein Individuum, Namen Gramer, zu einer Zeit, als das Attentat in Cette noch nicht bekannt sein konnte, seinen Freunden die Ermordung Carnols mitgelheilt. Die Gerichtsbehörde forderte Granier mehrfach auf, zu einer Vernehmung zu er scheinen; dieser leistete aber nicht Folge, sondern tödtete sich Mittwoch Abend durch einen Dolchstich. ES dürste somit erwiesen sein, daß zur Ermordung des Präsidenten ein Koinplot bestanden hat. — Casimir Port er, der neue Präsident, ist sehr reich, so daß ec sich um keinen Menschen zu kümmern braucht. Er hat aus eigenem Vermögen ein Jahres einkommen von etwa 500000 Franken. Dazu wird nun das Gehalt des Präsidenten der Republik von 600000 Franken, sowie eine Repräsentationszulage von über 600000 Franken kommen. Wer 1 Million und 700000 Franken jährlich ausgeben kann, gilt den Franzosen denn doch ein angenehmeres Staatsoberhaupt, als ein noch so verdienstvoller Beamter, der lediglich auf die staatlichen Gelder angewiesen ist. Die Zeiten Grövys liegen den Franzosen noch zu sehr in den Gliedern, und von dem verstorbenen Carnot haben sie gelernt, wie ein Präsident der Republik auf zutreten hat. Pörier ist u. A. einer der Hauptaktionäre der Gesellschaft von Anzin. Er war Vorsitzender des Berwaltungsrathes dieser Gesellschaft, hat aber die Stelle niedergelegt, als er Kammerpräsident wurde. Er hat in Paris ein eigenes Haus, Rue Nitot 23, von wo er jetzt allerdings ins Elssöe ziehen muß. Er besitzt außerdem das Schloß Vizille, an das sich eine historische Erinnerung knüpft. In diesem Schlosse, das bis zum Ende des 18. Jahrhunderts der Familie des Marschalls Crequi gehörte, versammelten sich am 21. Juli 1788 die Delegirten der Gemeinden der Dauphinöe und verlangten die Einberufung der General staaten. Das war das Präludium der Revolution. Casimir Pörier zeichnet sich wie sein Vater und Groß vater aus durch bürgerliche Einfachheit, festen Cha rakter und unermüdliche Arbeitskraft. Er ist vor allem auch ein Mann, der weiß, was er will. — Mit Rücksicht auf die Trefffähigkeit der weit tragenden kleinkalibrigen Gewehre sind kürzlich von der Gesellschaft der Civilingenieure in Paris interessante Versuche über die Sichtbarkeit der Farben unter nommen worden. Zur Bezeichnung der Sichtbarkeit der Farben auf große Entfernungen wählte man die Zahlen 1 bis 8 so, daß 8 den gänzlichen Mangel an Sicht barkeit bezeichnet. ES wurde für zweckmäßig erachtet, .anzugeben, wie sich die Zahlen bei Hellem und bei düsterem Wetter und bei Nacht stellen. Das Resultat der Beobachtung aus 600 Meter Entfernung wird wie folgt angegeben: Bei Hellem Wetter ist weiß am sicht barsten (1), dann kommt das Husarenblau (Hellblau) (2) , Krapproth (3), Grün (4), Grau und die Farbe von dürrem.Laub sind beinahe unsichtbar und erhielten Ziffer 7. Dunkelblau erhielt Ziffer 6. Bei trübem Wetter ändert sich nichts bei Weiß, Blau, Grün und Braun, das Husarendlau wird weniger sichtbar (3), ebenso Krapproth (4), dagegen wird Grün sichtbarer (3) . Bei Nacht waren die Resultate die gleichen wie bei trübem Wetter, nur daß Weiß unsichtbar wird und von Ziffer 1 auf 8 übergeht. Die Farben der deut schen und italienischen Infanterie (eisengrau und dunkelblau) wurden auf 6 klassifizirt, in Frankreich erhielt man in Folge des rothen Käppis, des dunkel blauen KapotS und der krapprothen Hosen die Durch- schnittSziffer 4'/,. Man meint aber, daß sich in Wirk lichkeit für die französische Infanterie der Nachtheil geringer stellen wird, weil man von den rothen Hosen nur da- Stück zwischen dem unteren Theil de» KapotS und dem oberen Theil de- Halbstiefels steht, und dieses schon nach den ersten Märschen meist so schmutzig ist, daß das Leuchten der Farbe aushört. Da- Leuchten der Kürasse, Helme und Säbel ist hierbei nicht be rücksichtigt. Da» Brüniren derselben wird sich jeden falls empfehlen.