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gewürgt, daß ihm das Blut aus dem Mund« ge drungen war. Glücklicher Weile erreichte der Ver brecher seine Absicht, die jedenfalls darin bestand, das Kind zu tödten, nicht, da die von der jüngeren Schwester benachrichtigte Mutter herbei eilte, al- er im Begriff stand, die Hände und Füße des KtndeS zu binden. Der Unhold ergriff die Flucht. Ein der Thal dringend verdächtige-, bereits vielfach vor bestrafte- Individuum wurde von der Gendarmerie verfolgt und zwischen BräunSdorf und Chursdorf ver haftet. DaS Kind befindet sich außer Gefahr. Aus dem Erzgebirge. Da» regnerische Wetter ist zwar für die in den Sommerfrischen weilenden Fremden nicht sehr angenehm, aber die industriellen Betriebe, die auf Wasserkraft angewiesen find, haben davon großen Nutzen. In erster Linie kann die Holzstof^industrie nebst der ihr verwandten Pa pierfabrikation den günstigen Wasserstand in den Flüssen ausnützen. Diese Betriebe find auch gut beschäftigt und arbeiten theilweise mit Zuhülfenahme von Ueber- stunden. Während in den beiden trockenen Sommern von 1892 und 1893 viel Holzstoff aus dem Auslande bezogen werden mußte und die Ausfuhr solchen Materials in Ausland immer mehr zurückging, macht fich jetzt schon ein Rückgang in der Zufuhr und eine Steigerung in der Ausfuhr von Holzstoff bemerkbar. Plauen i. V. Unter den Burschen, die sich bei der kürzlich eingefangenen „Räuberbande" befanden, ist einer, der vor 10 Jahren (am 19. Februar 1884) in Altensalz den damaligen Brand gestiftet hatte, bei welchem mit Einschluß der Scheunen wohl sieben Ge bäude abgebrannt sind. Der Bursche war damals im Bezirksarmenhause zu Altensalz untergebracht und erst 9 Jahre alt. Das Verhalten der „Räuber" in Frei heit erinnert zum Theil an kindische Spielereien. So hatten dieselben als Zeichen ihres Sammelpunktes eine rothe Fahne aufgepflanzt, die bald hier, bald dort sichtbar wurde. Durch ein Plakat, das am Rande eines Waldes angebracht war, gaben sie aber bekannt, daß sie denjenigen Schutzmann aushängen würden, der sie fernerweit verfolgen sollte. Sie sangen Räuber lieder und hatten unter sich verabredet, jeden Ge noffen aufzuhängen, der den Verräther spielen würde. Burgstädt. In der Bleicherei zu Göppers dorf hat sich am Freitag ein schwerer Anglücksfall ereignet, indem an der Schleudermaschine einem Ar beiter ein Arm vollständig herausgerissen wurde. Der Schwerverletzte wurde in dem Burgstädter Krankenhause untergebracht und es ist daselbst die nothwendige Operation bereits vollzogen worden, sodaß zu hoffen ist, daß der bereits über 60 Jahre alte Mann am Leben erhalten bleibt. Wie der „Burgstädter Anz." mittheilt, ist die Ursache dieses UnglückssalleS in dem Außerachtlaffen der einfachsten Vorsichtsmaßregeln zu suchen. Mügeln b. Oschatz. Wie nothwendig die Nach- aichung der im öffentlichen Verkehr befindlichen Maße, Gewichte, Waagen und Meßwerkzeuge auf ihre Zu lässigkeit durch die Staats-Aichämter ist, beweist das Ergebniß der Nachaichung Hierselbst, welche am 12. bis 20. d. M. stattgefunden hat. Von 137 Inter essenten sind 2172 Gegenstände zur Nachaichuug vor gelegt worden. Von denselben waren 1326 richtig, 785 unrichtig und 61 unzulässig. Bei den Gewichten war das Ergebniß am ausfallendsten, denn von 1611 Stück waren 875 richtig 726 unrichtig und 10 un zulässig. Grimma. Die Lungenseuche ist auch auf einer zweiten Stelle des Bezirks, und zwar in Kleinpösna ausgebrochen. Aus dem Rothen Vorwerke hat die Seuche inzwischen auch noch weitere Fortschritte ge macht. Hoffentlich gelingt es, die Weiterverbreitung dieser Thierkrankheit aufzuhalten. Leipzig. In diesem Jahre scheinen die Kreuz ottern in den Waldungen unserer Umgebung be sonders zahlreich vorzukommen; in den letzten Tagen wurden nicht weniger als fünf dieser Thiere bei der königlichen Amtshauptmannschast hrerselbst eingebracht. Bekanntlich wird für jede im Bereiche der Amtshaupt mannschaft gefangene und getödtete Kreuzotter eine Belohnung von 50 Pf. aus Bezirksmitteln bezahlt, welcher Betrag demnächst noch erhöht werden soll. — Es ist eigenthümlich, daß noch viele Großstädter Gegner des Steuerzahlens sind und erst durch Pfän dung zur Erfüllung ihrer Pflicht bewogen werden können. So sind im Jahre 1892 von der Gesammt- summe der städtischen und staatlichen direkten Steuern in Höhe von 14114917 Mk. allein 731200 Mk. oder 5,18«/, erst durch Pfändung erlangt worden. Leipzig. Am 25. Juni, früh 2 Uhr, wurde die große Rauchwaarenzurichterei von Erter in Leipzig- Plagwitz ein Raub der Flammen. Große Felloorräthe sind dabei verbrannt. Der Schaden ist sehr bedeutend. — Folgende hübsche Geschichte erzählt ein Leipziger Blatt: In einem Blatte las man eine Entbindungs- Anzeige, die nicht wenig Heiterkeit erregte. Sie lautete: „Hierdurch die Anzeige, daß meine- liebe Frau Lokum- bin« geborene Sperber von eine« Knabe« entbunden wurde, der tu der Taufe, die Herr Dlakonu» Magister Gottlieb Hund verrichtete, den Namen Wolf erhielt. Besonderen Dank für ihre aufopfernde Pflege und Umsicht der Hebamme Madame Geyer. Hermann Sperling, in Firma Storch L Hering." Der Volk»- witz nannte hierauf die Hebamme spottweise die „Me nagerie-Hebamme", worüber diese erboste und mehrfach Strafantrag stellte. Hierbei kam eS seltsamer Weise vor, daß sie wegen dieses Spottnamens einst einen Echuhmachermeister verklagte, der Bogel hieß, während der Richter, welcher ihn verurtheilte, den Namen Hecht führte. Tagesgeschichte. Berlin. Mach den Ergebnisse» des HeereS- ErgänzungSgeschäfts für 1893 wurden in den alphabetischen und Restantenlisten im Ganzen geführt 1522076 Mann, darunter 664846 zwanzigjährige, 469 414 einundzwanzigjährige 312,509 zweiundzwanztg- jährige und 75307 ältere. Davon wurden 45522 als unermittelt in den Restantenlisten geführt, 117483 waren ohne Entschuldigung ausgeblieben, 375390 anderwärts gestellungspflichtig geworden; 517186 wurden zurückgestellt, 1431 ausgeschlossen, 30496 auS- gemustert, 90217 dem Landsturm 1. Aufgebots, 84394 der Ersatzreserve und 334 der Marine-Ersatzreserve überwiesen, 234685 auSgehoben. 8350 sind überzählig geblieben. Freiwillig traten 15814 in das Heer und 774 in die Marine. Von den 234 685 Ausgehobenen wurden bestimmt für das Heer zum Dienst mit der Waffe 226519, zum Dienst ohne Waffe 4065, für die Marine aus der Landbevölkerung 1898, aus der seemännischen und halbseemännischen Bevölkerung 2203. ES sind ferner vor Beginn des militärischen Alters freiwillig eingetreten in das Heer 15922, in die Marine 978. Wegen unerlaubter Auswanderung wurden verurtheilt von der Landbevölkerung 25,471, von der seemännischen und halbseemännischen Be völkerung 380. 14,279 von der Landbevölkerung und 243 von der seemännischen und halbseemännischen Bevölkerung waren noch wegen unerlaubter Aus wanderung in Untersuchung. — DaS Telephon, so ist in einem Fachartikel des «Hamb. Korr." zu lesen, wird zu Kriegszwecken nur auf kurze Entfernungen verwandt werden. Auf über 60 Kilometer Entfernung ist seine Anwendung im Kriege unsicher. Anhaltendes Geräusch, Wagen verkehr, heftiger Wind und Regen, besonders Gewehr feuer, machen das Telephon unanwendbar. Der Be lag einer geschriebenen Depesche fehlt ihm und das Gehör kann täuschen. Ein Korrespondenzsystem vermag daher für den Krieg nicht aus das Telephon basirt zu werden. Als Apparate für das leichte Feldtel-graphen- malerial dienen die „Klopfer", bei denen die durch die Morsezeichen übermittelte Depesche nach dem Gehör ausgenommen wird. Telephon und Klopfer können zum Abfangen von Depeschen auf feindlichen Tele graphenlinien, durch Einschaltung kurzer Drahtstäbe benutzt werden. Chiffrirschrist sichert gegen diese Gefahr. — Ueber die Einführung der Litewka bei der Garde-Infanterie, den Elsenbahntruppen, den Jägern und Schützen, sowie über neue Chargenabzeichen für die Litewken veröffentlicht das „Armeeverordnun^s- blatt" eine Kabinetsordre, welche für die Garde-Juian- terie, die Eisenbahntruppen und die Luftschiffer Avlh.r- lung eine blaue, für die Jäger und Schützen eine graue Litewka vorschreibt. Die Litewka tritt an Stelle der Drillichjacke als etatsmäßiges Bekleidungsstück. — Schiebauszeichnungen werden nach neuerlicher Kabinetsordre auch bei der Kavallerie, der Feldartillerie, der Fußarlillerie und bei dem Train verliehen. Bei den Küraisiren, Dragonern und Husaren werden sie von der linken Schulter nach der Brüst getragen. Die Verleihung der Schießauszeichnungen erfolgt in acht Stufen. — Unparteiische englische Berichte über Deutsch- Ostafrika lauten günstig. Letzter Tage ist der Pastor Lawson von Magila in Deutsch Ostafrika in England eingelroffen. Er wirkt im Bonde-Lande. Dieses liegt in der deutschen Sphäre zwischen der Küste und dem Kilima-Ndscharo. Lawson gab seiner Freude über die friedliche Entwickelung des Landes unter deutscher Herrschaft Ausdruck. Allmählich verschwinden Vie schlimmsten Formen der Sklaverei. Die Eingebornen de» Shamlella-Landes und die MasaiS, welche viel zu schaffen gemacht haben, wurden infolge der energischen deutschen Verwaltung allmählich friedlich. Seit dem letzten Zuge der Deutschen sind die MasaiS thatsächtich unterjocht. Bis jetzt sind allerdings nur wenige Ko lonisten in dem Lande, Sachverständige aber behaupten, daß die Pflanzer in dem oberen Theile der deutschen Sphäre sehr gute Aussichten haben. Einige gehen so gar so wett, zu erklären, daß das Land ein zweite- Ceylon werden würde. Ueber da- System der deut schen Verwaltung äußerte sich Pastor Lawson wie folgt: „Die Deutschen setzen, eingeborene Mm arabisch« Gou verneure eia uad machen dies« verantwortlich für das, was vorkommt. Di« Justiz ist höchst summarisch, die Eingeborenen haben aber da» Recht, an den Gouver neur von Tanga Berufung einzulegen. DaS System bewährt fich. Selten kommt eine Berufung vor. Die Sklaverei besteht zur Zeit nur in ihrer mildesten Form. ES girbt in deutschen Gebieten keine Sklavenkarawanen mehr, die jung« Mädchen entführen. Die Sklaven haben eS saft so gut, wie ihre Herren und es hält schwer, Sklave und Herr zu unterscheiden. Ich bin ein entschiedener Anhänger der deutschen Regierungs weise. Ich bin befriedigt von den Erfolgen, die ich gesehen habe. Die deutschen Beamten benehmen fich human gegen die Eingeborenen bei jeder Gelegenheit. Allerdings müssen sie fest auftreten. — Wa» mir am Herzen liegt, ist, Hilfe zu schaffen für die Hungernden. Bei meiner Abreise hatte die HungerSnoth im Bonde- Distrikt und den Nachbargegenden schon begonnen. Vor Januar werden die Leute keine neue Ernte haben. Die Ursache der HungerSnoth ist eine Heuschreckenplage. Die Heuschreckenschwärme haben buchstäblich die ganzen Felder bedeckt. Ende April glich da- Land einem blühenden Garten. Zehn Tage später, als ich nach der Küste reiste, war eS verwüstet. Der Mais stand sechs bis sieben Fuß hoch auf den Feldern; die Heu schrecken haben alle- aufgesreffen bis zum Erdboden. Solch ein Unglück hat seit Menschengedenken das Land noch nicht betroffen, und Hilfe ist dringend nothwendig. — Das Personal und schwimmende Material unserer Kriegsmarine setzt fich für das Sommer halbjahr 1894 wie folgt zusammen: DaS Seeosfizier- koips zählt 648 Köpfe; darunter 2 Admirale, 3 Vize admirale, 9Contreadmirale und 111 Stabsoffiziere; daS derPlarineinfanteris41, Maschineningenieure 80, Marine ärzte 112, Zeug- undFeuerwerksosfiziere41, Ingenieure und Torpedo Offiziere 32 und Zahlmeister 72. Die See- oifizier-Aspiranten zählen 70 Kadetten und 201 See kadetten. Das Mannschaftspersonal besteht aus 777 Deckoffizieren der verschiedenen Dienstzweige, 3206 Unteroffizieren, 13976 Gefreiten und Gemeinen der Matrosen-, Werft-, Torpedo- und Marineartillerie- Abtheilungen nebst Infanteristen, 7 StabShautboisten, 149 Hautboisten, 154 Oekonomiehandwerkern, 162 Lazarethgehülfen und Krankenwärtern der Flotte, 147 Zahlmeisterapplikanten und -Aspiranten, 12 Büchsen machern und endlich einem Schiffsjungenkorps von 600 Köpfen. Der Stand des schwimmenden Flotten materials dagegen besteht aus: 20 Panzerschiffen, unter ihnen 4 Panzerschiffe I. Klaffe, 3 II. Klaffe, 7 Hl. Klaffe unv 6 IV. Klaffe, 13 Panzerkanonenbooten, 17 Kreuzern, unter ihnen 3 II. Klaffe, 7 III. Klaffe und 7 IV. Klaffe, 5 Kanonenbooten, 9 Avisos, 15 Schul schiffen zur Ausbildung in den verschiedenen Berufs zweigen und endlich 9 Schiffen zu besonderen Zwecken. Um sämmtliche Schiffe mit einem vollen Besatzungs etat in Dienst stellen zu können, gehört ein Mann schaftspersonal von 22 398 Mann. Die 88 Kriegs schiffe der ganzen Flotte haben eine Gesammtmaschinen- stärke von 292220 tndizirten Pferdekräften mit einer Gesammtwafferverdrängung von 259527 Tonnen. Der gegenwärtige Stand des Personals deckt sich mit hin fast vollständig mit den im Etat der Marine auf gestellten Forderungen für das EtatSjahr 1894/95. Frankreich. DaS von den Aerzten unterzeichnete Protokoll über den Befund der Leiche des Präsidenten Carnot lautet: Dir Verwundung ist eine der ent setzlichsten, die man je gesehen. Die Leber war in einer Tiefe von I2Centimetern vollständig durchschnitten, das große Blutgefäß war an zwei Stellen zerschnitten. Eine Rippe war gebrochen. Die Waffe war in ihrer ganzen Länge von 18 Centimetern eingedrungen. In der Bauchhöhle wurden 2 Liter Blut gefunden. — Am 26. Juni wurde der Sarg mit der Leiche, nachdem der Erzbischof an demselben Gebete gesprochen hatte, auf einer Kanonenlafelte aus der Präfektur getragen. ES folgten sämmtliche Behöben und Korporationen. Eine ungeheuere, in Ehrerbietung und bewegter Haltung verharrende Menschenmenge erfüllte die von dem Zuge berührten Straßen, in denen alle Läden geschloffen waren. Nachdem der Zug vorüber war, wurde die Menge unruhig. Man schrie: „Rächen wir Carnot! Nieder mit dem Mörder!" Als der Sarg auf dem Bahnhofe angekommen war, wurde er in einen Salonwagen gehoben, in' den auch die Offiziere deS Militärstaates de» Präsidenten stiegen. Die Wittwe CarnotS nahm mit ihren Söhnen in einem anderen Wagen Platz. — In Paris wurde die Leiche von dem Präfekten des Seine-Departement-, dem Polizelpräfeklen und dem KabtnetSches deS Palai» Elysöe empfangen und nach dem Elysöe gebracht, woselbst der Militär- und Civilstaat de» Präsidenten zum Empfang an wesend waren. Der Sarg wurde in einem zu einer Trauerkapelle umgewandelten Salon niedergesetzt. Die Feier trug privaten Charakter; Minister waren nicht anwesend; Gerbte«. Der gegenwärtige Antrittsbesuch de»