Volltext Seite (XML)
Ernst Emil Schneider in Freiberg, wegen betrüglicher Brandstiftung und BrandstistungSversuchS; Dienstag, den 36. Juni, s. Vormittags >/>10llhr, gegen a. den WtrthschaflSgehilfen Friedrich Oswald Zieger in Losten und b. den Dienstknecht Paul Seifert in Leschen, wegen Landfriedensbruchs. — Die unter 1 und 7 auf geführten Verhandlungen finden voraussichtlich unter Ausschluß der Oeffentlichkeit statt. AuS dem Bogllande. Die Tag für Tag schon seit einiger Zeit niedergehenden Regenmengen haben unser Wintergetreide, insbesondere das Korn, welches allerwärts sehr dicht stand, umgeworfen, es zum „Lagern" gebracht. Geschieht dies vor der Blüthe, wie Heuer, so ist an den gelagerten Stellen die Mög lichkeit eines KörnerertrageS völlig ausgeschlossen und entschlossene Landwirthe mähen diese Stellen ab, um die grünen Kornhalme an das Vieh zu verfüttern und so wenigstens etwas zu retten. Die Nachtfröste sind im oberen Vogtlande doch nicht spurlos vorüber gegangen ; es zeigen sich gerade im Roggen verschiedene Aehren, welche vom Froste berührt worden sind und die nun weiß, taub und körnerlos neben den gesunden grünen stehen. Ein zwanzig Jahre alter Dienstknecht wollte am vorigen Sonntage auf dem Rittergute zu Lauter bach Sperlinge mittels eines Teschins erlegen. Während er die Oewehrmündung nach unten hielt, entlud sich plötzlich die Schußwaffe und die Kugel drang dem Unvorsichtigen in den rechten Füß, woselbst sie in einem Knochen stecken blieb und von dem Arzte herausgeschnitten werden mußte. — Auf Auerbacher Grund und Boden wird dem nächst wieder eine große Axminsterteppichfabrik errichtet werden. In einem dreistöckigen, 60 Meter langen und 30 Meter tiefen Fabrikgebäude sollen zu nächst etwa hundert Webstühle aufgestellt werden, die man nicht, wie anderwärts, mit Dampf-, sondern mit GaSkrast in Betrieb zu setzen gedenkt. Die Teppich weberei, welche hauptsächlich in Oelsnitz ihren Sitz hat, ist mit Aufträgen reichlich versehen; andere In dustries», wie z. B. die Korsetstepperei, klagen hin gegen über flauen Geschäftsgang. Wurzen. Beim Niederlegen der Grundmauern des ehemaligen DomdiakonatS fand man im Grund steine vermauert eine aus Sandstein gehauene Porträt figur (Brustbild). Die aus den geistlichen Stand des sonst in Nitterkleidung Verewigten deutende Halskrause dürfte zu der Annahme berechtigen, daß die Büste den Bischof Johannes von Saalhausen darstellen soll, der um das Ende des 15. Jahrhunderts hier residirte. Dieses mehrfach beschädigt aufgefundene Steinbildniß ist, nachdem es wieder hergestellt wurde, unter dem Mittelfenster der Apsis des Domes an der Außenmauer eingefügt worden. Die Ausbesserung des Aeußeren deS Domes schreitet der Vollendung entgegen; die voll ständige Freilegung des Domes ist durch Niederreißen der ihn bisher umgebenden Bauten durchgesührt. Durch diese Maßnahme hat die Stadt sehr gewonnen, indem der Domplatz wesentlich vergrößert wurde. Durch den Durchbruch eines großen und die Markirung zweier weiterer Fenster, wie durch die Vermauerung einer Anzahl kleinerer Fenster und Thüren, die bisher die Regelmäßigkeit der nach dem Domplatze gelegenen Fassade dieses alten Kirchenbaues beeinträchtigten, hat dieser selbst sehr gewonnen. Die verfügbaren Mittel gestatteten leider nicht das Durchbrechen der beiden anderen Fenster im Schiffe des Domes,, immerhin zeigt die Domkirche jetzt bereits ein ihrer Bestimmung ent sprechend würdiges Aeußere. (Fortsetzung des Sächsischen in der Beilage.) Tagesgeschichte. Berlin. Die nächste Volkszählung wird am I. Dezember 1895 stattfinden. Abgesehen davon, daß von der Volkszählung die Vertheilung der Matrikular- beiträge abhängig ist, hat diese gerade jetzt, in der Zeit der volkswirthschastlichen Reformen, eine erhöhte Bedeutung. — Gegen die Art, wie die letzte dreiprozentige Reichsanleihe begeben ist, wurde seinerzeit unter Hinweis auf die äußerlich großen Erfolge der fran zösischen Anleihen geltend gemacht, daß der Emissions kurs zu nahe dem Tageskurs liege, um eine rege Be theiligung des Kapitals an den Zeichnungen zu sichern. Der heutige Stand der dreiprozentigen Reichsanleihe beweist deutlich, daß die Reichsfinanzverwaltung bei der Bemessung des damaligen Emissionskurses durch aus das Richtige getroffen hat. Der heutige Kurs stand zeigt, daß der Kredit des Reiches sowohl im Inlands als im Auslande so hoch steht, daß die Be gebung nicht mit besonderen Opfern erkauft zu werden braucht. Das, was damals erreicht werden sollte, den erforderlichen Geldbedarf deS Reiches zu einem thun- lichst für die Reichskaffe angemessenen Preise zu decken, ist erreicht worden. Dem gegenüber kann man sich leicht darüber Hinwegsetzen, daß die Spekulation nicht. — 440 — wie die» in Nachbarstaaten der Fall zu sein pflegt, sich der Zeichnung bemächtigt hat, welche Theilnahme der Spekulation sich in einer vielfachen Ueberzeichnung der Anleihen zum Ausdruck gebracht hat. Man kann vielmehr nur befriedigt darüber sein, daß, wie jetzt nicht mehr bezweifelt werden kann, die neue Ausgabe der Schuldverschreibungen deS Reiches wesentlich zur wirklichen Kapitalsanlage gedient hat. — In verschiedenen, im Sommer mit Vorliebe besuchten Ländern, insbesondere in Italien und in der Schweiz, werden nur im inneren Verkehr zulässige Postkarten hergestellt und verkauft, welche auf der Aufschrifrsseite Abbildungen von Aussichtspunkten, Hotels und dergleichen tragen. Wie von zuständiger Seite mitgetheilt wird, werden derartige Postkarten von Reisenden auch vielfach zur Uebermittelung von Nachrichten an Empfänger in Deutschland benutzt und nach der Taxe für Postkarten im VereinSoerkehr frankirt. Hierdurch entstehen aber den Empfängern Portokosten, weil solche Postkarten nach den Vor schriften des Weltpostvertrags wegen der auf der Vor derseite befindlichen Abbildungen u. s. w. im Welt postvereinsverkehr zur Beförderung als Postkarten nicht zulässig sind und m Folge dessen mit dem Porto für unzureichend frankirte Briefe belegt werden müssen. Es empfiehlt sich daher, im Weltpostvereinsverkehr ausschießlich die eigens dafür hergestellten, mit dem Frankostempel versehenen Postkarten zu verwenden, deren Vorderseite nur für die Angabe der Adresse des Empfängers bestimmt ist, auf der aber auch noch der Name des Absenders angegeben werden kann. Auf der Rückseite solcher Postkarten können Abbildungen, Reklamen ic. jeder Art enthalten sein. Königsberg i. Pr. Die fünfzigjährige Jubiläums feier des ostpreußischsn Hauptvereins des Gustav- Adolf-Vereins wurde am Dienslag durch eine nicht öffentliche Versammlung der Abgeordneten im Artushof eingeleitet. Sodann fand in der Schloß kirche Gottesdienst statt, wobei Konsistorialrath Eils- berger die Predigt hielt. Nach dem Gottesdienst er folgte die Ueberreichung der Jubiläumsgaben vor dem Altar. Abends fand im Dom ein Kirchenconccrt statt. Der 13. Juni, der Haupttag der Feier, begann mit einem Festzug vom Schloß «ach dem Dom durch die mit Faunen geschmückten Straßen, an dem sich die Spitzen der Behörden, die Geistlichen, studentische Ver eine, sowie die Lehrer und Schüler der höheren Lehr anstalten betheiligten. An dem Albrechtsdenkmal legte der Vorsitzende des hiesigen OrtsvereinS, Pfarrer Gundel, einen Eichenkranz nieder. Bei dem Festgottesdienst im Dom hielt Oberkonsistorialrath Koch-Berlin die Predigt. In der Schloßkirche fand hierauf eine öffent liche Versammlung statt. Daran schließt sich ein Fest esten und ein Festspiel im Stadttheater, bei dem das Drama „Gustav Adolf" von Devrient zur Aufführung kommt. Oesterreich-Ungarn. Die ungarische Minister krisis hat sich mit der Umbildung oder eigentlich nur Bestätigung des bisherigen Kabinets Wekerle in Wohl gefallen aufgelöst, wenigstens für die liberale Partei Ungarns. In beiden Häusern des ungarischen Par laments gab Ministerpräsident vr. Wekerle gleich lautende Erklärungen über Verlauf und Ausgang der Krisis u. s. w. ab, aus denen die Mittheilung hcr- vorzuheben ist, daß er, 0r. Wekerle, zur Erklärung ermächtigt worden sei, die Krone halte eine Wendung in der Ehereform-Angelegenheit im Sinne der unga rischen Regierung für entschieden nothwendig. Mit dieser klaren Stellungnahme der Krone dürfte das Kabinet Wekerle in der Civilehefrage endlich auch im Oberhause gewonnen Spiel haben. Um so mehr steht jetzt die definitive Annahme der Civilehe-Vorlage in der ungarischen Pairskammer zu erwarten, als einer seits drei neue liberale Magnaten auf Lebenszeit er nannt worden sind, während anderseits verschiedene klerikale Oberhausmitglieder der zweiten Abstimmung über das Civtlehegesetz fern zu bleiben gedenken. UebrigenS will die ungarische Regierung auch die noch übrigen Vorlagen kirchenpolitischen Charakters — Juden-Reception und freie Ausübung der Religion — noch im Lause der Session vom Parlamente durch- berathen lasten. Dänemark. In den nächsten Tagen werden die Landbefestigungen um Kopenhagen zu Ende ge führt werden. Die Herstellung derselben wurde in 1886 angefangen und hat somit acht Jahre in An spruch genommen. Die Fortifikationen bestehen, nebst einem 15 Kilometer langen Befestigungsgürtel aus dem linken, südlichen Flügel, aus fünf großen Forts mit schweren Kanonen in Panzerthürmen und mit bombensicheren Pulvermagazinen mit Räumlichkeiten für die Besatzung; ferner aus einer größeren Anzahl von offenen Batterien, in welchen die Kanonen ohne Panzerschutz stehen, wohl aber die MunitionSdepotS und die Mannschastsräume gegen feindliches Feuer völlig geschützt sind. Die zwei Batterien, welche rechts und links, im Norden und Süden, die äußersten Punkte der ganzen Befestigungsanlage bilden und welchen eventuell die Aufgabe zufallen wird, den Kampf mit feindlichen Schiffen aufzunehmen, find mit dem panzerbrechenden Geschütz armirt. Die ganze Anlage Hal nahezu 15 Millionen Reichsmark gekostet, wovon die Hälfte für den Festungsgürtel und die dazu ge hörenden festen Stützpunkte auSgeworsen worden ist. Binnen wenigen Monaten wird auch das neue große Fort, welches mit einem Kostenaufwand von vielen Millionen in der See selbst, nördlicher als die fünf älteren EeefortS gebaut wird, vollendet werden. Belgien. Die belgische Abgeordnetenkammer ist am Dienstag auf unbestimmte Zeit vertagt worden. In der Schlußsitzung der Kammer erklärte Minister präsident de Burlet, die Regierung sehe angesichts der durch die Haltung der Linken und der klerikalen Abgeordneten für Antwerpen geschaffenen parlamen tarischen Lage von der Berathung der Vorlage über die Eingangszölle und aller übrigen noch schwebenden Gesetzvorlagen ab. Nachdem die Kammer noch das eingebrachte außerordentliche Budget berathen und ge nehmigt hatte, erfolgte die Vertagung. — DieAngelegenheit des Vertrages zwischenEng- land und dem Kongostaate befindet sich nunmehr im Stadium diplomatischer Behandlung, was dieselbe er geben wird, bleibt noch abzuwarten. DäS aufgetauchte Projekt, durch eine neue internationale Konferenz die entstandenen Schwierigkeiten in Afrika wieder zu be seitigen, gilt als gescheitert, da sich Frankreich ab lehnend gegen diesen Vorschlag verhalten soll. Den Protesten Frankreichs und Deutschlands gegen den Vertrag hat sich jetzt auch die Pforte angeschloffen, sie ließ durch ihren Botschafter in London, Rustem Pascha, dem englischen Auswärtigen Amte den be treffenden Protest überreichen. In der belgischen Deputirtenkammer wurde am Dienstag der genannte Vertrag einer Besprechung unterzogen. Der Minister des Auswärtigen, Graf Merode, gab hierbei eine Er klärung ab, welche hauptsächlich der Stellung Belgiens zum Kongostaate galt und im Uebrigen die bestimmte Zuversicht bekundete, daß die entstandene Streitfrage auf friedlichem Wege gelöst werden würde. Italien. Auch die Ministerkrtsis in Italien dürfte zur Stunde endlich ihre Lösung gefunden haben, nach den letzten Meldungen aus Rom wurde diese Lösung auf Grund einer Vereinbarung erwartet, der- zusolge der bisherige Finanzminister Sonnino das von ihm intermistisch mit verwaltete Portefeuille des Schatzes definitiv übernehmen, dafür aber das Finanzporteseuille an den Ackerbauminister Boselli abgeben würde, sodaß lediglich ein neuer Ackerbauminister zu ernennen wäre. Der Kammer gedenkt dann das rekonstruirte Mini sterium Crispi durch einige Zugeständnisse in der Finanzsrage entgegenzukommen. England. Der französische Dreimast-Schooner „Louise" ist wohlbehalten in Falmouth angekommen, eine Nachricht die gewiß überall, in Deutschland we nigstens, mit größter Befriedigung ausgenommen werden wird. Die „Louise" wurde bekanntlich nach einer unbedeutenden Kollision, welche das Schiff mit dem Schnelldampfer „Fürst Bismarck" hatte, von ihrer gesammten Mannschaft als seeuntüchtig verlassen und von dem Kommandanten des „Fürst Bismarck" durch Freiwillige aus der „Bismarck"-Mannschaft besetzt. Die Führung des französischen Schiffes übernahm der zweite Offizier vom „Fürst Bismarck", acht Matrosen vom „Fürst Bismarck" wurden auf das französische Schiff gesetzt. Kapitän Albers berichtet, daß, als er, nachdezn alle Versuche, die Franzofen zum Verharren auf ihrem Schiffe zu bewegen, gescheitert waren, „Frei willige vor" kommandirte, sich seine ganze Mannschaft bis zum letzten Jungen bereit zeigte, das herrenlose Schiff zu bergen. Marokko. Zwischen den Anhängern und den Gegnern des von den Truppen zum Sultan aus gerufenen Prinzen Abdul Aziz ist in Aiz-Qoussi, Air- Hirly, sowie im Gebiet Tafilalet ein blutiger Bürger krieg ausgebrochen. Die Jnfurrektion pflanzt sich in das Innere des Landes fort. Die marokkanischen Be hörden hoffen auf das Eingreifen des Marschalls Martinez CampoS, welcher in den nächsten Tagen mit Instruktionen aus Madrid erwartet wird. Die Berber lassen ihre Ernte im Stiche und bereiten sich durch religiöse Ceremonien und Waffenübungen vor, einer eventuellen Invasion der französischen Fremden-Legion entgegen zu treten. In den marokkanischen Gewäffern werden baldigst englische und spanische Kriegsschiffe erwartet, um den statuo gno aufrecht zu erhalten. Kirchen-Nachrichten von Dippoldiswalde. 4. Sonntag nach Trinitatis (17. Juni 1894). Vorm. 8 Uhr Beichte und heil. Abendmahl in der Sakristei. Die Bejchtrede hiitt Herr Diak. Bücht ing. Bann. 9 Uhr Predigtgottesdienst (Tert: 2. «or. 4, 13->8). Die Predigt HL« Herr Sup Meier. Nachm. 1 Uhr hält kirchliche Unterredung mit der konstr- mirten weiblichen Jugend Derselbe.