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'M IWmh-Ieitmz Beilage zu M. 55» Sonnabend, den 12. Mai 1894 60. Jahrgang. I E- Aermischles. Die Geharnischten von Torgau feiern am 17. Mai das Jubiläum ihres 550jährigen Bestehens mit besonderem Pompe. Die älteste Urkunde über die Geharnischten datirt allerdings vom 11. April 1344, an welchem Tage die Stadl Torgau mit Oschatz und Grimma einen Vertrag abschloß, nach dem von ersterer 10 Schützen und 20 berittene Bürger mit Panzern gestellt werden mußten. Noch während und nach dem Drei ßigjährigen Kriege wurden die Geharnischten von der Stadt zur Repräsentation bei Hossestlichkeiten in Torgau verwendet und ihr Erscheinen in Wehr und Waffen von den Landes herren ost gesnrdert. Nach Einführung der stehenden Heere und der Neugestaltung der Waffen wurde aus der Waffen übung eine Waffenbelustigung, zu der die Kompagnien alljähr lich um Pfingsten zum Anger zog. Als Eigenthümlichkeit ver dient erwähnt zu werden, daß die Osfizierswahlen heute noch der Bestätigung des Magistrats bedürfen und daß letzterem noch das Aussichtsrecht über die alten Rüstungen zusteht. Die Kompagnie besitzt über 60 eiserne Harnische, die zum Theil die Herstellungszeichen berühmter Waffenschmiede des Mittelalters tragen. Bekanntlich zeigte Kaiser Wilhelm II. bei seinem Besuche Torgaus das höchste Interesse für diese altehrwürdige Korporation. Die Carpeaux - Ausstellung, gegenwärtig in Paris das künstlerische Ereigniß, frischt eine Menge mehr oder minder guter Geschichten von dem spaßigen Künstler wieder auf. So auch die folgende: Nachdem Carpeaux die Büste der Kaiserin Eugenik vollendet hatte, was bei den Launen der Kaiserin gewiß keine leichte Arbeit gewesen war, gönnte sich Carpeaux einige Wochen Ruhe und blieb dem Hof fern. Kaiser Napo leon jedoch, der den Künstler gern sah, ließ ihn endlich rufen und zog ihn bei dem großen Tuilerienfest bei Seite, um sich eine Stunde gemüthlich mit ihm zu unterhalten. Selbsiver- Eine gute Heuernte ist also mit Sicherheit zu erwarten. Die Kartoffeln sind zum weitaus größten Theile — manche Landleute können jetzt vor Nässe nicht tu» Feld — gelegt und die »eiligen sind auch schon auf gegangen. Neu ist die Zuckerrübe. Aus vielen Feldern hat man diese Frucht angebaut und schon kann man im Vorbeigehen die Zeilen deutlich sehen. — Nach der Ansicht maßgebender Obstpächtec steht da» Obst diese» Jahr in hiesiger Gegend in seltener Pracht. Riesa. Die hier bestehende Ortskrankenkasse hat in den letzten Jahren so starke Ansprüche zu be' friedigen gehabt, daß an ein« Erhöhung des vor' geschriebenen Reservefonds nicht zu denken gewesen ist- Außerdem gehen die etwa 700 Mann zählenden Bau handwerker mit der Absicht um, eine eigene Kaffe zu gründen, wodurch die Lebensfähigkeit der Kasse ia Frage gestellt werden würde. Der Vorstand der Kaffe hat deshalb und um den weiteren Bestand derselben zu sichern, eine Aenderung des jetzt gütigen Statuts in der Richtung beantragt, daß auch die Söhne und Töchter hier wohnhafter Familien, die im väterlichen Gewerbebetriebe beschäftigt werden oder sich im elter lichen Hause anderswie selbst beschäftigen und ihren Unterhalt dort genießen, zum Beitritt zu dieser Kaff« verpflichtet sind. Unser Stadtrath hat vor Beschluß fassung hierüber die Meinung de» Stadtverordneten kollegiums gehört, und dieses hat den Antrag deS KaffenoorstandeS abgelehnt. LeiSnig. Unserer Stadt stehen für Anfang Juli Festtage bevor. Am 2., 3. und 4. Juli wird nämlich der Leipziger Hauptoerein des Gustav Adolf-Bun- d eS (der drittgrößte Hauptverein des genannten Bundes) sein fünfzigjähriges Stiftungsfest in hiesiger Stadt feiern. Die vorbereitenden Schritte sind bereit» ein geleitet, indem sich unter Leitung der Vorstandsmit glieder des hiesigen Gustav Adols-Zweigvereins ein irr einzelne Abtheilungen zerfallende» Komitee gebildet hak, welches die Programmarbeilen ausführt. In dankenS- werther Weise haben die städtischen Kollegien 400 M. als Berechnungsgeld zur Bestreitung der nothwendtgen Kosten verwilligt. Lommatzsch. Kürzlich feierte daS in Dresden lebende hochbelagte Ehepaar Enzmann sein fünfzig jähriges Ehejubiläum. Anläßlich dieses FreudenlageS schenkte der Jubilar Woldemar Enzmann der Vater stadt seiner Gattin, Lommatzsch, in hochherziger Weise zum Bau der demnächst in Angriff zu nehmenden Wasserleitung 10000 M. Mit dieser so namhaften Schenkung hat sich der Jubilar in Lommatzsch ein bleibendes Ehrendenkmal gesetzt. Die Bekämpf«»- -e- »«lautere« Wettbewerbe-. Di« Mißstände, welche sich bereits seit langem auf den verschiedensten Gebieten der gewerblichen Thätig- keit in Folge der überhand nehmenden unlauteren Te- schäftSkonkurren, bemerklich wachen, lassen die Frage einer zweckdienlichen Bekämpfung diese- Nebels als eine sehr zeitgemäße erscheinen. Allerdings hat e- nicht an Versuchen au» den gewerblichen Kreisen Deutschlands gefehlt, die Reichsregierung zu gesetzlichen Maßnahmen behufs Beseitigung des sich immer bedenk licher gestattenden GeschäftSschwindelS zu bestimmen, allein bislang sind die hierauf zielenden Bemühungen so gut wir erfolglos geblieben. Zwar wurde im Jahre 1889 Seitens der Regierung «ine Rundfrage an sämmtliche deutschen Handels- und Gewerbekammern über eine ganze Reihe von in Handel und Wandel hervortretende« Mißbräuchen gerichtet. Allgemein wurde damals die RegierungSansrage auch dahin be antwortet, daß der Erlaß entsprechender gesetzlicher Bestimmungen zur Beseitigung der etngeriffenen Nebel- stände in der Thal höchst wünschenswerth sei, wobei die Interessentenkreise zugleich eine Anzahl von Reform vorschlägen der Regierung unterbreiteten. Leider ver lief aber die ganze Bewegung schließlich im Sande, und eS schien, als ob die angeftredten Reformen wieder auf längere Zeit vollständig im Hintergründe ver schwinden sollten. Indessen ist inzwischen nun doch wenigstens ein erster praktischer Schritt in dieser Richtung gethan worden, durch das vom Reichstage in feiner vorigen Session angenommene Gesetz über den Schutz von Waarenbezeichnungen. Hiermit ist vorläufig aus dem nicht unwichtigen Gebiete der Waarenbezeichnungen Abhilfe gegen das unlautere Gebühren geschäftlicher Konkurrenz geschaffen worden und hat man denn auch den Erlaß des gedachten Ge setzes überall in den Schichten der reellen Geschäfts welt mit Genugthuung begrüßt. Aber das Gesetz zum Schutze der Waarenbezeichnungen muß offenbar lediglich als eine Abschlagszahlung auf nothwendige ähnliche Maßnahmen in noch viel weiterem Umfange betrachtet werden. Es gilt nicht mehr und nicht weniger, als für das gelammte große Feld der ge schäftlichen Thätigkeit die bestehende unlautere Kon kurrenz nach Kräften zu beschränken und zu unter drücken, es handelt sich darum, dem durch illoyale Manöver seiner Konkurrenten geschädigten Kaufmann und Geschäftsmann überhaupt das Recht zu verschaffen, Ersatz sür den ihm aus solchem Gebühren erwachsenen Schaden begehren zu dürfen. Treue und Glauben im Geschäftsverkehr des täglichen Lebens gegen eigen nützige Eingriffe zu schützen, und zwar besonders in Fällen, in denen der Käufer kaum in der Lage wäre, dies selber zu thun. — Das ist eine heilige Pflicht der Regierungen und der übrigen mitwirlenden gesetz gebenden Faktoren, und zur Erfüllung dieser wichtigen gesetzgeberischen Aufgabe muß immer wieder gedrängt werden. Erfreulicher Weise ist denn auch regterungS- seil^ bei der Berathung des erwähnten Gesetzes im Reichstage eine Vorlage in bestimmte Aussicht gestellt worden, durch welche dem unlauteren Wettbewerbe in allen Zweigen der gewerblichen Thätigkeit entgegen getreten werden soll. Ob ein einziges Gesetz der ge dachten Art genügen wird, um den so mannichfachen Gattungen der illoyalen GeschästSkonkurrenz gleich wirksam begegnen zu können, das bliebe allerdings noch abzuwarten, außerdem würde es hierbei noch gelten, gewisse Schwierigkeiten, die sich aus der Ver schiedenartigkeit der zivilrechtlichen Bestimmungen in Deutschland ergeben, zu überwinden. Trotzdem kann das signalisirte umfassende reformatorische Vorgehen der Reichsregierung doch nur mit Befriedigung be grüßt werden, die auS den heutigen Zuständen bei Kauf und Verkauf im täglichen Leben erwachsenen Mißbräuche sind zu groß, als daß sie noch länger unbekämpft bestehen bleiben könnten. Und wenn das zu erwartende Gesetz nicht genügen sollte, um die ver schiedenen Auswüchse des unlauteren Wettbewerbes durchgängig, kräftig zu. beschneiden, so würde sich dies gewiß durch entsprechende spätere Novellen hierzu er reichen lassen. Sächsische». > Dohna. Um die schulpflichtigen Kinder soweit möglich der Straße zu entziehen und ihnen Gelegenheit zu bieten, freie Stunden in einer sür Körper und Geist wohlthätigen Weise auszufüllen, sollen hier von jetzt ab während der Sommermonate unter Aussicht und Leitung hiesiger Lehrer regelmäßig auf dem Turn plätze Hierselbst Jugendspiele stattfinden, oder an deren Stelle schlichte, fröhliche Wanderungen in die nächste Umgebung unserer Stadt unternommen werden, woran alle Kinder der ersten drei Klaffen unserer Bürgerschule kostenlos ia der durch Spielordnung be zeichneten Weise theilnehmen können. Die hierdurch entstehenden ^Kosten sollen auS Vereinsmitteln und freiwilligen Beiträgen gedeckt werden. Freiberg. Der vor Kurzem hier verstorbene Rentner Ewald Löscher hat die Stadt zur Lnivjersal- erbin seines hinterlassenen Vermögens eingesetzt. Wie viel die der Stadt zugefallene Summe betragen wird, läßt sich zur Zeit noch nicht ermessen, da der Ver storbene außerordentlich viele Legats ausgesetzt hat. So hat er u. A. dem Gymnasium Albertinum 1000 Mark, dem Freiberger Realgymnasium 3000 Mk., außerdem seine reichhaltigen Sammlungen und zu deren Aufstellung noch weitere 1000 Mk., ferner dem Frauenoerein zu Freiberg S00 Mk., den Freiberger Kleinkinderbewahranstakten ISOO Mk. und der Frei berger freiwilligen Turnerfeuerwehr 1000 Mk. in hochherziger Weise vermacht. Plauen. In der letzten Hauptversammlung des hiesigen Gemeinnützigen Vereins wurde mitgetheilt, daß der Verein seit 1875 für die Bärenkeinanlagen über 10000 Mk. verausgabt hat. Die Anlagen sind mit diesem Jahre ihrer Vollendung entgegengesührt worden. Nunmehr wird noch eine in Gußeisen her zustellende Tafel ausgestellt werden , durch welche an gezeigt wird, wem diese Anlagen ihre Entstehung ver danken. Jetzt beabsichtigt der Gemeinnützige Verein, in den großen Tennerateich zahme Schwäne einzusetzen. Schneeberg. Der hiesige Turnverein hatte am vorigen Sonntag eine Turnfahrt nach dem Keil berge in Böhmen unternommen. Bei dem Aufstiege vom Gasthofe Hofberg aus führte der Weg über sehr tiefen Schnee. Frankenstein. Die Gründung einer Genossen schaftsmolkerei mit Dampfbetrieb auf Haltestelle Frankenstein wurde am 8. Mai von 32 Genossen be schlossen. Weitere zahlreiche Beitrittserklärungen stehen noch in Aussicht. Der gewählte Vorstand und Auf- stchtSrath werden in nächster Zeit ihre volle Thätigkeit entfalten, damit möglichst am 1. Oktober dieses Jahres der Betrieb der Genoflenschaftsmolkerei eröffnet werden kann. ES ist diese Gründung unbedingt ein Fort schritt auf dem Gebiete der Landwirthschast in hiesiger Gegend. Oschatz. Der Regen der letzten Tage kam auch für die hiesigen Fluren und diejenigen der Umgegend gerade zur rechten Zeit. Nach demselben stehen die Früchte des Feldes in fast unvergleichlicher Schönheit da. Der Roggen ist geradezu üppig. Wohl ist hier und da etwas Lager zu bemerken, doch ist anzunehmen, daß dasselbe sich wieder heben wird. Die Aehre war diesmal ausnahmsweise bereits Ende April vorhanden. Auch sür den Weizen kam das himmlische Naß wie gerufen. Derselbe steht bisher ebenfalls sehr gut. Die Gerste, welche in hiesiger Gegend zumeist auf größeren Gütern und Rittergütern erbaut wird, läßt nichts zu wünschen übrig. Dasselbe gilt auch vom Hafer. Ob gleich wegen des geringen Hafers im Vorjahre stellen weise schlechter Samen zür Aussaat benutzt worden ist, ist derselbe doch allerorts gut aufgegangen. Der Futterklee ist allerdings nicht gerathen; deshalb ist auch viel Gemenge und Korn zum Füttern gesäet worden. Die Ursache des MißrathenS ist die Trocken heit deS vorigen Jahre». Auch der Klee, welcher im letzten Jahre nach der Ernte zum zweiten Male gesäet worden ist, ist ohne Erfolg geblieben. Das Feldheu ist zwar besser wie der Futtertlee, doch gilt das auch nur stellenweise. Die Luzerne, welche jetzt auch in hiesiger Gegend viel angebaut wird, ist wohlgerathen. Die Wiesen an der Döllnitz prangen gegenwärtig im üppigsten Grün und sogar di« trockenen Feldwiesen, welche sich länge durch ein graues Aussehen auSzeich- neten, haben sich in wunderbarer Weise gut gehoben.