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wir > „Weißeritz-Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, eininonatlich 4!- Pfg. Einzelne Nummern jo Pfg. - Alle P-stan- ftalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Uchmh-MiW. Amtsblatt Jns«atr, welche bei de» bedeutenden Auflage des Blatte« ein- sehr wirk' same Verbreitung finden werden »rit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder oere» Raum berechnet. — La« bellarische und coinplicirte Inserate mit entsprechen» den, Aufschlag. — Einge« sandt, im redaktionell«» Theile, die Spaltrnzeile« 20 Pfg. für die Königliche Umtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Paul Ichnr in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllastrirten Unterhaltungsblatt". Mit land- und hauswlrthschastlicher Monatsbeilage. Nr. 134. Dienstag, den 14. November 1893. 59. Jahrgang. "7 i 7sI«Hi_^17^7^77' -Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Mitglieder der städtischen Kolle gien begaben sich heute Montag nach Tharandt, um daselbst Erkundigungen über dis daselbst bestehenden elektrischen Beleuchtungsanlagen zu nehmen. Man will alsdann der Absicht, diese Beleuchtungsart auch bei uns event. einzusühren, näher treten, um so mehr, als ja in der Unterrichtsmühle die nöthige Dampfmaschine bereits vorhanden ist. Hoffentlich wird auch uns in nicht zu ferner Zeit das „Licht der Zu kunft" leuchten. — Der hiesige Gabelsberger Stenographenverein beginnt seinen Unterrichtskursus am nächsten Mittwoch im Gasthof zum „goldnen Stern". Interessenten wollen sich daselbst Abends 8 Uhr einfinden. — Das Stahlradfahren ist, so lange es in vernünftigen Grenzen betrieben wird, als ein der Ge sundheit dienendes treffliches Bewegungsmittel längst anerkannt. Da aber die rauhe Jahreszeit nicht ge eignet ist, diesen Sport im Freien zu treiben, hat der hiesige Fahrklub Fahradende eingerichtet, an welchen in der Turnhalle geübt werden soll. Die Genehmi gung von Seiten des Stadtrathes zur Benutzung der Halle wird gewiß nicht ausbleiben, da besonders auch das Radfahren einen verwandten Zweig der Turnerei bildet. — Göttin Fortuna geruhte huldvollst auch bei einigen Familien unserer Stadt einmal einzukehren, denn ein Zehntel des am Donnerstag gezogenen „großen Looses" wurde hier gespielt. Ein hiesiger Gewerbsgehilfe, der früher in Hainichen arbeitete, be kam auch hierher vom dortigen Kollekteur seine Num mer zugesandt. Da ihm ein ganzes Zehntel zu viel war, bot er, wie man zu sagen pflegt, dasselbe aus wie sauer Bur. Er fand schließlich in seinen Eltern, seinen Geschwistern, einem Arbeitskollegen und einer, in sehr bescheidenen Bcrhältnissen lebenden Wittwe Partner zu seinem Zehntel, denen Allen der Gewinn von Herzen zu gönnen ist. — Am Mittwoch Abend wird von Hainsberg nach Kipsdorf wiederum ein sog. Theater-Extrazug ab gelassen werden. Im Altstädter Hostheater wird die Wagner'sche Oper „Götterdämmerung", Anfang 6 Uhr, und im Neustädter Theater „Der Leibarzt" gegeben werden. — Nach den Erfahrungen bei der hiesigen Orts krankenkasse scheinen noch nicht alle Vorstände der Jn- validitäts-, Altersversorgungs- und Krankenkaffen ge nügend Kenntniß genommen zu haben von einer mi nisteriellen Verfügung, nach welcher die Quittungs karten dieser Kaffen im offenen Kouvert, mit einer 3-Pf.-Marke versehen, versendet werden dürfen. — Der Sächs. Elbgau-Sängerbund zählt 151 Ver eine mit 3961 Sängern und zerfällt in die Gruppen Freiberg, Meißen, Pirna, Radeberg, Sebnitz, Dippol diswalde, Frauenstein und Louenstein. Für die Gruppe Dippoldiswalde ist Herr Sparkassenkassirer Kunzmann Vertrauensmann und Herr Oberlehrer 6. Hellriegel Gruppendirigent. Leider verhinderten verschiedene Um stände das für dies Jahr geplante Gruppenkonzert. — Zum Haseneinkauf dürsten den Hausfrauen folgende Winke willkommen sein: Gut erhaltene Augen deuten darauf hin, daß der Hase frisch geschaffen zum Verkauf liegt. Sind die Augen des Thieres einge fallen, so ist der Hase schon einige Tage todt. Sind die Nägel an den Zehen, vor Allem aber an den Hinterläufen, noch schwarz, etwas spitz und scharf, so hat man es mit einem diesjährigen Hasen zu thun, sind aber die Nägel abgelaufen und an den Hinter läufen grau, so ist es ein älteres Thier. Bärenfels. Im hiesigen Etaatsforstrevier ist am Sonnabend Nachmittag, den 11. d. M., der in Ver wesung übrrgegangene, von Füchsen und Mäusen be nagte Leichnam eines anscheinend dem Arbeiterstande angehörigen Mannes, an einer Schnüre hängend, auf gefunden worden. Jedenfalls liegt Selbstmord vor. Burkersdorf. Als am Donnerstag Nachmittag die beiden hiesigen Gutsbesitzer Funke und Wetzel sich nach beendeter Jagd mit noch drei Jagdgenossen zu sammenfanden, um mit diesen vereint den Heimweg anzutreten, trug sich das Unglück zu, daß sich das Gewehr Funkes plötzlich entlud und der Schuß in den Rücken Wetzels fuhr. Die Verwundung führte leider nach 3 Stunden den Tod Wetzels herbei. Dresden. Die Anmeldung und Einweisung der Mitglieder beider Ständekammern zum 25. ordentlichen Landtag des Königreichs Sachsen wird am heutigen Montag, den 13. Nov., Nachm. 4 Uhr im Landhause durch die Einweisungskommissionen, welche für jede Kammer aus dem Direktorium derselben vom letzten Landtag bestehen, erfolgen. Die erste der Präliminar sitzungen, welche den offiziellen Eröffnungsakt deä säch sischen Landtages im kgl. Schlöffe ooranzugehen pflegen, wird noch an demselben Abend (Montag) um 6 Uhr in der Zweiten Kammer staltfinden. Dieser ersten folgen im Laufe des Dienstag die 2. und 3. öffent liche Präliminarsitzung der Zweiten Kammer, sowie die nicht öffentlichen Präliminarsitzungen der Ersten Kammer. In diesen Sitzungen wird die Wahl der Direktorien, die Verpflichtung der neueingetretenen Abgeordneten der Zweiten und der neuen Mitglieder der Ersten Kammer, sowie in der Zweiten Kammer die Ausloosung der Abgeordneten in 5 Abtheilungen und die Konsti- tuirung beider Kammern vorgenommen werden. Mitt woch, den 15. Nov., Mittags 12 Uhr, erfolgt dann die feierliche Eröffnung der 25. ordentlichen Stände versammlung durch Se. Majestät den König im Thron saale des kgl. Schlaffes. Derselben geht Vorm. 9 Uhr in der evangelischen Hoskirche der Eröffnungsgottes dienst voraus. Nachmittags findet königliche Tafel statt. — Im gegenwärtigen Jahre vollziehen sich 200 Jahre, daß die sächsischen Kadetten dem ersten Feld zuge beigewohnt haben. Kurfürst Johann Georg III. batte ein Jahr vorher das aus einer Kompagnie ge bildete Kadettenkorps, welches aus lauter Söhnen adeliger Familien bestand, gegründet, zu dessen Unter haltung die Landstände 25 000 meißnische Gülden be willigten. Zu der Hilfsmacht, welche der Kurfürst im Jahre 1693 zum Neichskriege an den Rhein schickte, gehörten auch die Kadetten. Sie wohnten auch dem Feldzuge von 1694 bei. Das große Gebäude in Dresden-Neustadt, die Nitterakademie genannt, welches die Kadetten in sich aufnahm, entstand erst 1730, früher hatten sie in Privatquartieren gewohnt. Neuerdings siedelten die Kadetten aus diesem alten Hause in das bei den neuen Kasernements errichtete über. Im Jahre 1756 kamen die Kadetten in preußische Gefangenschaft; 1763, nach dem Hubertusburger Frieden, wurde das Korps wiederhergestellt. — Prinz Johann Georg dürste nach seiner Ver mählung mit der Prinzessin Isabella von Württem berg weder im Taschenbergpalais, noch im Palais in der Zinzendorsstraße Wohnung nehmen, sondern in dem v. Kapherr'schen Palais, Ecke Park- und Gellert- straße. Der Prinz besichtigte in diesen Tagen das Gebäude und den dazu gehörigen Garten, sprach seine Freude über den innen und außen vornehm wirkenden Bau aus und hob hervor, daß dieser seinen Ansprüchen vollauf genüge. — Die Zunahme der Hypothekenbelastung hat in Sachsen nie eine so große Summe erreicht, als in den Jahren 1884—1890, und namentlich sind es die größeren Industriestädte, in welchen die Hypotheken schulden die stärkste Zunahme erfahren hoben. Der Grund ist in der ungewöhnlich starken Bauthätigkeit zu suchen, die während dieser Jahre herrschte und 1889 ihren Höhepunkt erreicht hat. Während bet den Rittergütern des Landes die Grundschuld noch nicht ganz um 9 "/o gewachsen ist, wuchs sie bei den gröberen Städten mit über 10000 Einwohnern durchschnittlich um 49 >/»»/«. Plauen steht mit 52"/«»/» WachSthum der Grundschuld wenig über diesem Durchschnitt (hier wuchs die Hypothekenbelastung von 29'/« Mill, auf 44 »/« Mill. Mk.). In Reichenbach betrug das WachS thum 60'/», in Annaberg 62'/», in Chemnitz 77, in Limbach sogar 117'/»«/o. Das geringste Anwachsen der Grundschuld zeigt unter diesen Städten Crimmit schau; dort wuchs sie nämlich noch nicht ganz um 21 o/o. — Die Arbeiten am Bau der vierten Elb- brücke sind auch in der letzten Zeit außerordentlich rasch weitergesührt worden. Der über die Terrassen uferstraße sich spannende, gleich dem nach dem Strom zu sich anschließenden durchgängig aus Sandstein quadern hergestellte Bogen ist bereits fertiggestellt und das darunter befindliche stark« Gerüst, welches dem freien Verkehr hinde lich ist, dürste nunmehr baldigst beseitigt werden. Auch der nach dem Strom zu ge legene Bogen geht seiner Vollendung entgegen. Auf der Neustädter Seite sind die ersten beiden Landbogen fertig, sodaß die stützenden Gerüste schon weggenommen werden konnten, während der Bau deS dritten und vierten Bogens vor Kurzem in Angriff genommen worden ist. Was den über dem Strom sich spannen den Theil der Brücke anlangt, so hat man die Eisen- theile zum Neustädter Bogen schon soweit zusammen gesetzt, daß seit einiger Zeit mit dem Vernieten der selben gegonnen werden konnte, während am mittel sten Bogen der untere Theil der Eisenkonstruktion zu sammengestellt worden ist. Behufs Herstellung der in Verbindung mit der Brücke auf Altstädter Seite an zulegenden Straße nach der künftigen Ringstraße zu wird in nächster Zeit auch der Abbruch des großen Hauses, Zeughausstraße 3, erfolgen; es bleibt dann nur noch übrig, dem Moritzmonument einen anderen Aufstellungsplatz zu geben. — Eine unglückliche Schießaffaire trug sich vor einigen Tagen in Torna bei Lockwitz zu. Der Zie gelei-Buchhalter Möbius machte sich mit seinem drei jährigen Knaben, welcher ein kleines als Spielzeug dienendes Pistol in Händen hatte, zu schaffen, und wollte ihm nun zeigen, wie man mit einem größeren derartigen Dinge schießt. Zu diesem Behufe holte er seinen geladenen Revolver herbei, es entlud sich auf bisher noch unaufgeklärte Weise die Waffe und das Kind wurde von der in die Stirn eindringenden Kugel so fort getödtet. Der unglückliche Vater wollte sich hier auf selbst das Leben nehmen, gab auch einen Schuß gegen sich ab, ohne jedoch zu treffen, und wurde nur durch die hinzukommende Gattin an einem weiteren Selbstmordversuch gehindert. M. wurde verhaftet. Schöna a. E. Wiederum ist ein Unglücksfall aus dem Gebiete der sächsisch-böhmischen Schweiz zu berichten, der sich infolge der Ortsunkenntniß der be treffenden Personen bei herrschender Dunkelheit zuge tragen hat. Am Montag früh vermißte man die an der hiesigen Malzfabrik beschäftigten Arbeiter Giebel und Gaube, beide einer Ortschaft bei Leitmeritz ange- HZrend. Von denselben wußte man bestimmt, daß sie in den überelbischen Dörfern Jonsdorf uud Arnsdorf zur Kirmes gewesen und noch mit 2 anderen Kameraden das Dorf in der Richtung nach dem Dürrkaninitzthale zu verlassen hatten. Auf angestellte Nachforschungen hin fand man Gaube am Montag nahe der einge stürzten Mühle hes Kamnitzgrundes tief unten im Flußbetts verletzt vor. Nach 68 Stunden fanden Elbleithner Bewohner auch Giebel in dem sogenannten „Wüsten Grunde" auf; der Verunglückte war eine etwa 11 m hohe Wand abgestürzt und hatte sich äußer lich und innerlich schwere Verletzungen zugezogen; er fand Aufnahme in Albleithen. An dem Auskommen b-tder wird zwar nicht gezweifelt, doch ist eS fraglich, ob Giebel wieder arbeitsfähig werden wird.