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„Weißrrltz-Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 28 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern 1V Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Pchmh-ZeitW. Amtsblatt Inserat«, welche kei de» bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Berbreitunh finden, werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder derer» Raum berechnet. — Ta bellarische und cornplicirt« Inserate mit entsprechen der» Aufschlag. — Eilige« sandt, im redaktionell«» Theile, die Spaltenzeil« 20 Psg. für die Königliche Amtshanptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Daul Ikhne in Dippoldiswalde. „Jllustrirten Unterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirthschaftlicher Monatsbeilage. Nr. 132. Donnerstag, den 9. November 1893. 59. Jahrgang. Lokales und Sächstsches. Dippoldiswalde. Der hies. Gabelsberger Steno graphenverein, welcher im vergangenen Monat sein 25jähriges Stiftungsfest gefeiert hat, beabsichtigt, dem nächst einen neuen Unterrichtskursus in der Schnell schrift zu veranstalten. Die Vortheile, die die Schrift auch im gewöhnlichen Leben bietet, noch besonders her vorzuheben, dürfte überflüssig erscheinen; sie liegen zu klar aus der Hand. Mittelst Rundschreiben wird sich in den nächsten Tagen der Verein an alle Lehrherren mit der Aufforderung wenden, ihre Pflegebefohlenen an dem Kursus theilnehmen zu kaffen und steht nach den bereits erfolgten Anmeldungen eine rege Teil nahme zu erwarten. — Die Zeit des Beginns des Unterrichts wird noch veröffentlicht werden. Der Un terricht ist unentgeltlich. — Die Nacht zum heutigen Mittwoch brachte ganz hübschen Schneefall, so daß die Fluren im un schuldsvollsten Weiß erglänzen. — Der in der letzten Versammlung des Gewerbe vereins gewählte Ausschuß für die im nächsten Jahre in Freiberg zu veranstaltende Erzgebirgische Gewerbe- und Industrie-Ausstellung hat bereits eine Sitzung abgehalten und sich konstituirt, wobei Herr Schuldirektor Rasche als Vorsitzender gewählt worden ist. Wenn auch von den Herren, die in erster Linie berufen erscheinen, die Ausstellung zu beschicken, leider nur wenige erschienen waren, war man doch nach reif licher Aussprache einstimmig der Ansicht, daß alles aufgewendel werden möchte, den Gewerbestand unserer Stadt würdig und vielseitig in Freiberg vertreten zu sehen, und daß dies am Umfassendsten in einer Kollektiv ausstellung, an der sich jeder Einzelne als auch ganze Gewerbegruppen betheiligen können, geschehen kann. In allernächster Zeit wird an die Gewerbevereins- Mitglieder eine Aufforderung ergehen, ihre Theilnahme an der Ausstellung zu bethätigen, und schon jetzt möchten wir darauf Hinweisen und um so dringlicher Hinweisen, als der Anmeldeschlußtermin schon der 1. Dezember ist; die Zeit zur Ueberlegung ist also eine sehr kurze. — Da die Thätigkeit eines großen Theiles unserer Gewerbetreibenden erfreulicher Weise eine Bedeutung erlangt hat, die ihr Absatzgebiet im weiten Umkreise findet, so darf man wohl hoffen, daß der Gewerbe verein als solcher bei der Beschickung der Ausstellung unterstützend und namentlich auch finanziell mit ein- greist, um eine würdige Vertretung unseres Gewerbe standes zu ermöglichen. — Wir werden nicht ermangeln, später Weiteres über das Unternehmen zu berichten. — Wenn der Schlußsatz unseres Berichts über den Rengerschen Mühlenbrand, daß „der Schaden durch die in das Gebäude geworfenen Waffermengen ein ziemlich hoher sein werde", bei dem Publikum die Meinung bestärkt haben sollte, als sei in diesem Falle in Bezug auf Wasserzuführung doch wohl des Guten zu viel gethan worden, so ist diese etwaige Annahme eine ungerechtfertigte. Entsteht ein Brand, so ist Nie mand mehr um nur recht reichliches Wasser zum Löschen besorgt, als das liebe Publikum selbst. Ist die Gefahr glücklich beseitigt, macht man die arme Feuerwehr für den unvermeidlichen Wasserschaden verantwortlich. Wenig stens im vorliegenden Falle ist solches Urtheil nicht gerechtfertigt. Nur durch die schnelle Zuführung größerer Waffermengen konnte, da schon der halbe Dachstuhl innerlich in Balken und Schaalung brannte, die große . Gefahr für das Grundstück selbst, sowie auch für die Nachbarschaft möglicher Weise beseitigt werden. So wie aber das Weitergreifen des Feuers gehemmt und die große Ansteckungsgefahr für das Wohnhaus be seitigt war, ist auch hier selbstverständlich sofort von der Thätigkeit größerer Spritzen völlig abgesehen und das Feuer nur noch mit thunlichster Sparung des Wassers durch eine kleine Tyroler Handspritze und Eimer abgelöscht worden, während schon ein Thetl der Feuerwehr eifrigst bemüht war, den unvermeidlichen Wasserschaden durch Wegschöpfen und Wischen des natür lich nur zum kleinsten Theile wieder verdampfenden Löschwaffers auf das thunlichste zu verringern. — Durch den Verkauf des Gasthofes zu Elend sind die Sozialdemdkraten der hiesigen Gegend wieder, wie einst schon in Berreuth, um ihren Versammlungs ort gekommen, da der neue Besitzer, Herr Walter aus Hausdorf, nicht gewillt sein soll, die Nolle eines Her bergsvaters der Rothen zu spielen. Ueber die Ge sinnung des neuen WirtheS waren letztere schon da durch aufgeklärt, daß er ihren Sendboten mit Wahl aufrufen seinerzeit in nicht gerade sanfter Weise die Thür gewiesen hatte. Daß die Dankbarkeit dieser Partei, sobald ihre Interessen nicht mehr in Frage kommen, überhaupt sofort verschwindet, mußte auch der bisherige Wirth zu seinem Leidwesen erkennen, da zu dem von ihm veranstalteten Abzugsschmauße sein Lokal eine bedenkliche Oede zeigte und die vorgerichteten Speisen wegen Mangels an Abnehmern nicht erst aus der Küche nach der Gaststube gebracht zu werden brauchten. Hoffentlich wird der neue Besitzer durch erneuten, lebhaften Zuspruch von Elend und Umgegend in seinen Bestrebungen kräftig unterstützt. Dresden. Für den in nächster Woche zusammen tretenden ordentlichen Landtag ist nach den ihm von der Negierung gestellten Aufgaben die Möglichkeit gegeben, seine Geschäfte in einer verhültnißmäßig kurzen Zeitdauer zu erledigen. Seitens der königlichen Staatsregierung werden demselben kaum Vorlagen von größerer Bedeutsamkeit zugehen. Der Etat wird so ziemlich dasselbe Bild wie seine Vorgänger bieten. Die Finanzlage ist zwar nicht so günstig, wie dies fast zur Tradition geworden ist, und zwar in Folge der hohen Ansprüche, welche das Reich an die Einzel staaten, und somit auch an Sachsen, stellt. Trotzdem ist eine Erhöhung der Sätze der Einkommensteuer nicht in Aussicht genommen. Unter den Vorlagen der königl. Staatsregierung, welche sich aus außerordent liche Bedürfnisse erstrecken, wird nur die Forderung zur Fortsetzung der Dresdner Bahnhofsumbauten her vorragend sein; auf welche Summen sich dieselbe be laufen wird, steht indeß noch nicht endgiltig fest. Der Gesammtkostenbetrag für die Umbauten, welche nach der ersten Schätzung auf ca. 35 Millionen Mark ver anschlagt war, dürfte in Folge mannichfacher Ver änderungen des Projekts eine Erhöhung erfahren. Für andere Bahnbauprojekte werden die geforderte» Summen nur unbedeutend sein. — Am 29. Juli d. I., Abends gegen 6 Uhr, wurde bekanntlich die 19jährige Fabrikarbeiterin Lina Leicht aus Poffendors von ihrem früheren Geliebten, dem Zimmermann Josef Emanuel Kaschel, auf dem Wege zwischen Plauen und Kaitz meuchlings erschaffen. Der Thäter erschien am 6. Nov. vor dem Schwur gericht Dresden. Kaschel ist 25 Jahre alt, stammt aus Grunau (Kreis Neiße) und blickt auf eine sehr bewegte Vergangenheit zurück, wozu bemerkt sein mag, daß er in Folge des frühen Todes seiner Mutter und andcrweiter Verheirathung seines Vaters eine sehr verfehlte Erziehung genoß. Der Angeklagte knüpite mit seinem Opfer zu Ostern d. I. in Greßluga, wo selbst die Leicht diente, ein Liebesverhältniß an, das jedoch von Letzterer nach dem Millen ihrer Eltern wieder gelöst wurde. Nachdem Kaschel einen darauf bezüglichen Abschiedsbrief erhalten hatte, verabschiedete er sich selbst brieflich am 23. Juli von seinen An gehörigen und faßte den Entschluß, erst die Leicht und dann sich selbst zu tödten. Diesen Plan führte er aber nur betreffs seiner Geliebten, und zwar mit größter Kaltblütigkeit aus. Er stellte die Arbeit ein, veräußerte sein Handwerkszeug und kaufte am 24. Juli in Dresden einen Revolver. Erst am 29. Juli und nachdem Kaschel allabendlich und auch Morgens die Leicht, welche inzwischen in der König'schen Chokoladen- fabrik zu Plauen Arbeit gefunden, vergeblich auf dem Wege von Plauen nach Poffendorf abgelauert hatte, traf er mit derselben an der Eingangs erwähnten Stelle zusammen. Nach einem kurzen Wortwechsel richtete der Mörder den hervorgezogenen Revolver auf die linke Brusthälfte des unglücklichen Mädchens und feuerte daun noch einen zweiten Schuß ab, welcher in den Arm eindrang. Der erste, in das Herz gedrun gene Schub führte nach Verlauf einer Stunde den Tod der nicht wieder zur Besinnung gekommenen Leicht herbei. Kaschel warf nach der That den noch mit mehreren Äugeln geladenen Revolver weg und entfloh. Ohne jede Gewissensbisse verschaffte er sich später die Waffe wieder und durchzechte die ganze Nacht, bis am nächsten Morgen in einer Dresdner Wirthschaft seine Arretur erfolgte. Kaschel wurde dem Wahrspruch der Geschworenen gemäß zum Tode ver- urtheilt. Pirna. Abermals tritt die Frage der Herstellung gröberer Baulichkeiten für militärische Zwecke in den Vordergrund. Das königl. Kriegsministerium verlangt Verbesserungen betreffs der Unterbringung der 3. Ab- theilung des hier garnisonirenden 2. Feld-Artillerie- Regiments, während der Rath darum bat, von einer Weiterversolgung dieser Angelegenheit zur Zeit abzu sehen, da für die Ausstattung der in Frage kommen den Quartiere erst größere Ausgaben zu machen waren und die letzteren durch das der Stadt gewährte Servis eine Deckung nicht gefunden hätten. Die hierauf ein gegangene Antwort ist abschlägig, und mit allseitiger Spannung sieht man nunmehr dem weiteren Verlauf der Dinge entgegen. Unter dem Hinweise darauf, daß man sich bei der Erbauung des großen Kaserns- ments auf der Rottwerndorser Straße der festen Hoff nung hingab, daß in nicht zu ferner Zeit eine Ueber- nahme durch das Reich erfolgen würde, beschloß jetzt der Rath, vorläufig nähere Erörterungen nach dieser Richtung hin anzustellen, eine gewisse Garantie zu er halten, ehe man daran geht, die Schuldenlast der Stadt abermals zu vermehren, wie dies durch die In angriffnahme eines neuen Kasernenbaues unbedingt geschehen müßte. Freiberg. Vor dem Königl. Schwurgericht stehen im vierten Kalendervierteljahre 1893 folgende Hauptverhandlungen an: Dienstag, den 14. Novbr. 1) Vorm. 10 Uhr gegen den Fabrikarbeiter Paul Her mann Hauschild aus Sayda wegen versuchter Noth- zucht, (Ausschluß der Oeffentlichkeit wird beabsichtigt). Mittwoch, den 15. Novbr. 2) Vorm. '/»IO Uhr gegen den Stallschweizer Heinrich Höhener aus Teufen in der Schweiz, zuletzt in Dittersdorf bei Roßwein, wegen Nothzucht und Nothzuchtversuchs, (Ausschluß der Oeffentlichkeit wird beabsichtigt). Donnerstag, den 16. Novbr. 3) Vorm. V»10 Uhr gegen die Stell machersehefrau Selma Auguste Reichel, geb. Jähnigen, aus Neuhirschstein wegen vorsätzlicher Brandstiftung. Freitag, den 17. Novbr. 4) Vorm. '/,10 Uhr gegen den Drechslerlehrling Oskar Paul Walther in Ra benau, den Handarbeiter Otto Ernst Walther in Bor las und den Handarbeiter Friedrich Hugo Walther daselbst wegen gemeinschaftlicher gewaltsamer Vornahme unzüchtiger Handlungen an einer Frauensperson, (Ausschluß der Oeffentlichkeit wird beabsichtigt). Sonn abend, den 18. Nov. 5) Vorm. >/»I0 Uhr gegen den Handarbeiter Karl Robert Wollmann aus Freiberg wegen gewinnsüchtiger Herbeiführung falscher Be urkundung. — Vom Königl. Landgericht wurde am 6. No vember der Dienstknecht Franz Emil Jäpelt, am 11. Februar 1878 in Wilmsdorf geboren, in Quohren wohnhaft, wegen Sittlichkeitsverbrechen zu 5 Monaten Gefängniß, wovon 2 Wochen auf die Untersuchungs haft zu verrechnen sind, verurtheilt. ErdmannSdorf. Beim Laternenanzünden am Sonntag Abend konnte leicht der diese Arbeit ver-