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unseres Wahlkreises zu vertreten, unterzogen hat. —- Freilich ist Herr Steyer keiner von denen, welche, wie man so sagt, allen Gänsen Schuhe machen wollen. Seinen Wählern Versprechungen zu machen, von welchen er selbst noch nicht weiß, ob er dieselben zu halten vermag; die in den augenblicklich leider einmal wieder zurückgehenden Erwerbsverhältnissen begrün dete, allgemeine Unzufriedenheit des Volkes mit vielen der bestehenden Verhältnisse dazu zu be nutzen, durch Hervorhebung und Bekritelung der selben seinen Wählern zu imponiren, event. bedin gungslose Abänderungen und Verbesserungen in Aus sicht zu stellen, dazu freilich war Herr Steyer nie ge schaffen, ebensowenig darf man von demselben lang- athmige, der großen Masse imponirende Wahl- 'und Landtagsreden erwarten, welche nur allzu ost, lediglich ein den Redner selbst bestrahlendes Brillantfeuerwerk darstellen, aber dann auch schließlich häufig wie ein solches resultatlos verpuffen. Was Herr Steyer will, daß weiß derselbe in kurzen, klaren Worten allgemein verständlich zum Ausdruck zu bringen. — Wohl ge hört Herr Steyer der jetzt so vielfach angefeindeten konservativen Partei an, ohne aber je deshalb mit seiner persönlichen Meinung zurück zu hallen, oder die letztere ohne Weiteres einem etwa vorhandenen poli tischen Parteigetriebe zu opfern, wie es so oft und so vielen in ihren Reden von Freiheit und Mannesstolz schwärmenden Land- und Neichstagsboten schließlich passirt. Welchen glücklichen Griff seiner Zeit un sere Wähler mit der Wahl des Herrn Steyer in den Landtag gemacht hatten, bewies am Besten die so bald erfolgte Wahl desselben in die Finanzdeputation der 2. Kammer und auch noch vielfach obendrein zum Referenten derselben. Diese Deputationsarbeiten ent ziehen sich freilich zum größten Theile der Oeffentlich- keit, nehmen aber trotzdem den weit überwiegenden Theil der Zeit der betr. Herren nur allzusehr in An spruch. Sagt doch die Schlußrede des Präsidenten der 2. Kammer am 4. April 1892 unter Anderem: „Wir verdanken dies günstige Ergebniß an erster Stelle dem Fleiße unserer Deputationen, die mit warmer Hingebung den ihnen übertragenen Geschäften vom Anfang bis zum Ende obgelegen haben. Wer es weiß, wie schwer es ist, in eine ost ganz fremde Materie sich einzuarbeiten und über Fragen, die wir in unserem Berufsleben kennen zu lernen keine Ge legenheit,hatten, einen guten Bericht zu erstatten, der wird die Verdienste der Herren Deputationsmitglieder zu würdigen wissen und ihnen den aufrichtigen Dank, den sie beanspruchen dürfen, nicht vorenthalten." Von dieser Seite der Thätigkeit Herrn Steyers sei nur sein wiederholtes, schließlich doch mit wenigstens theil- weisem Erfolge gekröntes Eintreten für Erniedrigung der Schlacht- und Wegfall der Nothschlachtsteuer er wähnt, mit welcher Aufgabe er anfänglich in der Deputation fast allein stand. Aber auch die Berichte über die öffentlichen Sitzungen der 2. Kammer unseres Landtags legen wiederholt Zeugniß davon ab, wie gar wohl es Herr Steyer versteht, wenn es gilt, warm und verständlich für die Interessen seines Bezirks öffentlich einzutreten. Man lese unter dem Verschie denen z. B. nur die Berichte über die Sitzungen vom 28. und 29. Februar 1888, die Verhandlungen über die Bahnlinie Kipsdorf Moldau, sowie die Aufschließung des Wilden Weißeritzthales betreffend, nach, welche sich auch in den Verhandlungen vom März 1892 wieder holen. So bemerkt Herr Steyer beispielsweise in einer seiner Reden am 3. März 1892 unter Anderem: (Stehe Landtagsverhandlungen Seite 748) „Gegen wärtig nun liegen, wie schon bemerkt, wiederum 4 Petitionen vor, welche ziemlich alle aus das gleiche Ziel lossteuern, Allen wird man es nicht recht machen können und an Enttäuschungen wird es nicht fehlen. Ich hoffe, daß die königl. Staatsregierung die Wün sche reiflich erwägen und dem nächsten Landtage bereits eine Vorlage zur Erbauung einer Bahn in die Frauen- steiner Gegend unterbreiten wird", und weiter: „Wenn nun die königl. StaatSregierung nicht dahin gelangen sollte, diese Eisenbahn (es war von Niedersedlitz- Frauenstein-Landesgrenze die Rede) zur Ausführung vorzuschlagen, so meine ich allerdings, kann blos noch Frauenstein-Klingenberg in Betracht kommen" u. s. w. Und ferner im Bezug auf das Wilde Weißeritzthal: „Wenn man (die königl. Negierung nämlich) weiter auf das Wilde Weißeritzthal nicht glaubt zukommen zu können, und demselben damit die letzte Hoffnung genommen wird, eine Bahn zu erhalten, dann, meine ich, ist es um so mehr angezeiqt und darauf hat die Deputation auch in ihrem Berichte hingewiesen, das Wilde Weißeritzthal durch eine Straße aufzuschließen, wenn man nicht will, daß diegahlreichen Etablissements, welche dort liegen, zu Grunde gehen sollen. Sie sind nicht mehr im Stande zu konkurriren, wenn ihnen nicht durch einen Verkehrsweg aufgeholfen wird!" u. s. m. — Auch für Freigebung der Bahn Hänichen- Potschappel für den öffentlichen Verkehr uno Anderes hat sich Herr Steyer seiner Zeit warm verwendet, doch fehlt der Raum hier auf Weiteres einzugehen. Allerdings haben ja am 22. Juli d. I. in einer Be sprechung, welche von Vertretern aller Theile des Wahlkreises zahlreich besucht war, beinahe sämmtliche Anwesende sich einhellig für die Wiederwahl Herrn Steyer's ausgesprochen, leider aber scheint Herr Steyer bis jetzt noch keineswegs entschlossen, den leb haften Wünschen so vieler Wähler nachzukommen und sich zur event. Wiederannahme eines Landtagsmandates definitiv bereit zu erklären, vielmehr leider weit eher das Gegentheil. — Es wäre aber sicher höchst be dauerlich, wenn sich Herr Steyer nicht noch in letzter Stunde hierzu bereit finden sollte. Weit entfernt, behaupten zu wollen, daß sich nicht noch ebenso tüch tige und charakterfeste Männer im Wahlkreise finden sollten, so erscheint dennoch gerade Herr Steyer als der allergeeignetste, kennt er doch in seiner langjähri gen Stellung als Bezirksausschußmitglied unseren amtshauptmanuschastlichen Bezirk, wie selten Einer und bekommt als Mitglied des Kreisausschnfses, der Rekla mationskommission und in anderen hervorragenden Ehrenämtern Einblick in die Interessen auch weiterer Kreise der Bevölkerung unseres Landes. Wenn sich Herr Steyer auch, wie bereits erwähnt, der konser vativen Fraktion unseres Landtages angeschloffen hat, so werden sicher die wenigsten seiner landwirthschaftlichen Wähler daran Anstoß nehmen, trotzdem viele derselben zur neuen Reformpartei übergetreten sein mögen. Hat ja doch die Politik auf unseren Landtagen, seit Neubegründung des Reichs nur wenig auf sich und wir glauben auch kaum, daß sich ohne ausdrücklichen Verzicht Herrn Steyer's ein anderer Landwirth unseres Wahlkreises zur Kandidatur verstehen würde, wissen doch Alle selbst, welch geeigneten Mann sie an Herrn Steyer-Reinholdshain als Landtagsabgeordneter zeither gehabt haben. Daß ein solcher es nicht Allen und Jedem recht machen kann, ist selbstverständlich, dazu sind die Wünsche viel zu mannichfaltig und ost viel zu einseitige, auch die Interessen einzelner Theile gerade unseres Bezirks oft zu verschiedene, umso mehr gehört ein klarer, ruhiger Kopf, ein fester und doch nicht starrköpfiger Charakter dazu, ein Mann, der sich ein eigenes unparteiisches Urtheil über die verschiedenen, an ihn herantretenden Wünsche und Beschwerden zu bilden versteht. Und als solcher ist Herr Steyer ohne jede Ruhmrederei oder Lobhudelei ja allgemein bekannt und hochgeachtet. Mit Ver wunderung haben wir aus einigen Gemeinden des oberen Theiles des Wahlkreises Stimmen gehört, welche Herrn Steyer Meinungen über Eisenbahnbauten u.s. w. andichten, von welchen, wie die Landtagsmittheilungen klar erweisen, gar keine Rede ist und muß man an nehmen, daß derartige irrige Ansichten von irgend einer Seite geflissentlich verbreitet werden, um gegen unseren Herrn Steyer Stimmung zu machen und ihm selbst die Wiederannahme des Landtagsmandates zu verleiden, in einem dieser Fälle aber liegt offenbare Verwechselung mir Herrn Landtagsabgeordneten Steyer« Naundorf vor. Trotz alledem hoffen wir aber bestimmt, daß Herr Steyer-Reinholdshain noch den Wünschen seiner früheren Wähler entsprechen und sich zur Wiederwahl bereit finden lassen wird. Nur Wenige wissen die Thätigkeit eines Landtagsboten richtig und voll zu würdigen. Sie sehen nur auf die ehrende bevorzugte Stellung eines solchen während der Sitzungsperioden, aus die freie Eisenbahnsahrt und die scheinbar reich lichen Tagegelder derselben. Welche Opfer außer der geistigen Thätigkeit ein solcher Mann durch monate - langen Verzicht auf Familienleben, Haus und Wirth- schast zu bringen genölhigt ist, wenn er, wie Herr Steyer zeither gethan, allen Anforderungen einer sol chen Stellung gewissenhaft Nachkommen will, denken oft die Wenigsten und sicher am wenigsten Diejenigen, welche sich aus Ehrgeiz, oder anderen Gründen zu solchen Aemtern bereit zeigen, sobald irgend ein guter Freund u. s. w. sie zu einem solchen vorzuschlagen, Miene macht. Nun, wir hoffen, daß das Vertrauen und die Hochachtung, welche Herrn Steyer zeither so vielseitig zu Theil geworden sind, noch rechtzeitig aber mals demselben gegenüber in geeigneter Weise zum Ausdruck gelangen, damit derselbe Lust und Muth ge winnt, nochmals das verantwortungsreiche, sorgenvolle und dabei leider zuweilen doch sicher recht undankbare Amt eines Landtagsboten zu übernehmen. Möge der liebe Gott unseren 13. ländlichen Wahlkreis vor einer in diesem Falle so ganz unnöthigen, vielleicht aus einseitigen politischen Gründen heraufbeschworenen Zersplitterung der Ordnungsparteien bewahren und durch einmüthige geschlossene Wiederwahl Herrn Steyers-Reinholdshain bezeugen, daß wir wissen, was wir wollen, und nicht wie kleine Kinder ins Ungewisse hin nach Neuem greifen, so lange doch vielleicht die zeitherige, ebenfalls noch frische, aber auch voll be währte Kraft durch einmüthiges mannhaftes Zusam menstehen noch zu erhalten ist. Dresdner Produktenbörse vom 25. August. An der Börse: Weizen, pro 1000 kx netto: Weißweizen . . 160-163 Brauweizen,Ld., neu 180-153 Weißweizen, Pos.. 165-170 Roggen, sächs., alt 138—140 do. neu . . 130—134 Äerste, sächsische, neu 148—150 do. böhm. u. mähr. 163—173 Futtergerste. . . 110-122 Hafer, sächs., alt . 170—175 do. neu. . . 152—156 Mais, Einquantine 123—125 do. rumänischer u. bessarabischer 119—121 do. amcrik., mired 122—124 Erbsen pro 1000 kg netto: weiße Kochwaare . 170—180 Futierwaare . . Bohnen, pro 1000kg Wicken, pro 1000kg Buchweizen, pro 1000 kg netto: inländ. u. fremder Oelsaatcn pro 1000 kg netto: Winterraps, sächs. 230—238 Winterriibseu, neuer 210-218 Leinsaat, scinstc . 240-250 do. seine . 228—245 do. mittlere. 215 -230 Riiböl pro 100 kg netto smit Faß): raffinirt . 54,00 Spiritus. . Hafer (KI) . . 8,70-9,10 Kartoffeln (Ctr.). 3,00-4,00 Butter (kg) . . 2,20—2,80 Rapskuchen pro 100 kg netto: lange .... 15,00 runoe ... 14,00 Leinkuchen, einmal gepreßte . . . 19,50 oo. zweimal gepr. 18,50 Malz pro 100 kg brutto (ohne Sack) . . 27-30 Klcesaat pro 100 kg Brutto (mit Sack) rothe — do. weiße . . do. schwedische do. gelbe . . Thumothee, sächs.. — — Weizenmehl pro 100 kg netto: Kaiserauszug . . 31,00 Grieslerauszug. . . 28,50 Semmelmehl . . 26,SO Bäckermundmehl . . 24,50 Grieslermundmehl . 18,00 Pohlmehl .... 15,50 Roqgenmehl Nr. 0 . 23,00 do. Nr. 0/1 . 22,00 do. Nr. 1 . 21,00 do. Nr. 2 . 17,50 do. Nr. 3 . 16,00 Futtermehl . . . 13,50 Weizenkleic, grobe. . 10,40 do. feine . . 10,40 Roggenkleie.... 11,60 54,50 35,00. Heu pro Etr. . 5,80—6,40 Stroh pro Schock 42,(X)—44,00 s Auf dem Markte: Amtlicher Theil. Auktion. Sonnabend, -en 2. September I., Vormittags II Uhr, soll im hiesigen Schloßhofe «1» LHV«1r»Ä (Rover) gegen sofortige Bezahlung meistbietend versteigert werden. Dippoldiswalde, am 22. August 1893. Der Gerichtsvollzieher -es Kgl. Amtsgerichts -»selbst. Müller. U4ber das Vermögen der Handelsgesellschaft in Firma: „Bau- und Handelsgeschäft Kurth H* Schulze" hier und in Seisersdorf, vertreten durch die Baugewerken Karl Hermann Kurth und Ang. Fr. Schulze hier, wird heute, am 24. August 1883, Mittags 12'/« Uhr, das Konkursverfahren eröffnet. Herr Rechtsanwalt vr. Mittasch hier, Schössergasse 25, wird zum Kon- urSverwaltck ernannt. Konkursforderungen sind bis zum 18. September 1883 bei dem Ge richte anzumelden. Es wird zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines Gläubigerausschusses und eintretenden Falles über die in 8 120 der Konkursordnung bezeichneten Gegenstände, ingleichen zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf -en 27. September 1883, Vormittags 9'/« Uhr, vor dem unterzeichneten Gerichte, Lothringer Straße 1, I., Zimmer 69, Termin anberaumt. Allen Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nichts an die Gemeinschuldnerin oder deren Vertreter zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlcgt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter.bis zum 18. September 1883 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht z« DreS-en, Abth. Id. Bekannt gemacht durch: Oestreich, Gerichtsschreiber.