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660 geholt worden sein. Da sich die hiesigen WIrihe wei gerten, die Banden aufzunehmen, so fuhren sie in der Richtung nach Hof weiter. Ihr Ziel ist angeblich der Lorenzkirchner Markt. Leipzig. Zwischen dem Rathe unsrer Stadt und dem evangelisch-lutherischen Landeskonsistorium sind wegen des der Kirchgemeinde Anger-Crottendorf zu überlassenden Kirchenbauplatzes Differenzen ent standen. Das Landeskonsistorium hat den vom Rath der gedachten Gemeinde zugesicherten Bauplatz be mängelt und der Rath hat darauf beschlossen, das An erbieten zurückzuziehen und auf das Patronat zu ver zichten, im Uebrigen aber dem Konsistorium das Weitere zu überlassen. Hagesgeschichte. Berlin. Der Kaiser, der am heutigen Montag den Beisetzungsseierlichkeiten in Koburg beiwohnt, wird sich nach den Kaisermanövern von Stuttgart aus un mittelbar nach Oesterreich-Ungarn zum Manöver und zur Jagd begeben, dann über Wien nach Berlin zu rückreisen, hier einen Tag verweilen und dann direkt nach Gothenburg zur Jagd abreisen. Von da begiebt sich dec Kaiser auf dem kürzesten Wege nach Rammten, wo er bis in die zweite Woche des Oktober zu ver bleiben gedenkt. Berlin. Das „Armeeverordnungsblatt" enthält einen Armeebefehl des Kaisers, datirt von Neinhards- brunn, den 23. August; in demselben wird das Ab leben des Herzogs Ernst mitgetheilt, der fast 50 Jahre der Armee mit wärmstem Interesse angehört, an den glorreichen Feldzügen theilgenommen habe und allezeit ein leuchtendes Vorbild militärischer Tugenden gewesen sei. Der Kaiser beklage im Verein mit der Armee den Verlust eines neuen Freundes, der jederzeit un erschütterlich zu dem Kaiserhause gestanden und dem auch besten Großvater und Vater stets in tiefer Dank barkeit zugethan waren. Der Kaiser bestimmt am Schluffe des Armeebefehls das Nähere über die An legung der Trauer seitens des 6. Thüringischen In fanterieregiments Nr. 95, sowie über die Theilnahme desselben an der Beisetzungsfeier. — Der Zollkrieg mit Rußland wird anscheinend demnächst auch militärische Maßregeln nothwen- dig machen. Man meldet aus Graudeuz : Falls der Schmuggel noch ferner durch die russischen Grenzwachen begünstigt wird, soll eine Truppenkette an der dies seitigen Grenze gezogen werden. Weiter wird einem anderen Blatt gemeldet, daß Lübecker Großsirmen Filialen nach Kopenhagen legen wollen, um von dort aus den Handel nach Finnland und Rußland zu be treiben. Auch in Hamburg sind solche Erwägungen angestellt worden, und nicht von beiden Plätzen allein find Vertreter deutscher Firmen in Kopenhagen und Stockholm anwesend gewesen, um an Ort und Stelle die Ausführbarkeit zu prüfen. Damit würde also voraussichtlich ein Theil der Handelsverbindungen zwischen Deutschland und Rußland dauernd vom deut schen Gebiete abgelenkt werden. LHalle a. S. Der „Höllischen Zeitung" zufolge ist in der Nacht zum Sonnabend im Nachbardorse Kröllwitz ein Steinsetzer unter choleraartigen Erschei nungen erkrankt. Alle Vorsichtsmaßregeln sind ge troffen. Oesterreich - Ungarn. In dem Wiener Vorort Favoriten haben kürzlich größere Straßenunruhen stattgesunden, bei denen die Polizei wiederholt mit blanker Klinge zur Wiederherstellung der Ruhe ein greifen mußte. Die randalirende Menge, meist aus halbwüchsigen Fabrikarbeitern und lichtscheuem Gesindel bestehend, setzte sich heftig zur Wehre, es wurde hier bei eine Anzahl Sicherheitswachleute und Polizisten durch Steinwürfe verwundet, andererseits erhielten zahlreiche Tumultuanten Verwundungen durch Säbel hiebe. Die Tumulte entstanden durch einen Zusammen stoß zwischen streikenden und nichtstreikenden Fabrik arbeitern; größere Bedeutung besitzen diese Vorgänge nicht. Frankreich. Der Bürgermeister von Aigues- Mortes sängt nachgerade an, zu einer berühmten Per son in dem italienisch-französischen Zwischenfalle zu werden. Bekanntlich ist seine Absetzung von der italie nischen Regierung gefordert worden, als eine der GenugthuungSmaßnahmen, welche letztere vom Mini sterium Dupuy für die Metzelei unter den italienischen Arbeitern in Aigues - Mortes verlangt; der Bürger meister sollte nach Allem, was hierüber verlautete, durch sein Verhalten die Ausdehnung der Exceste mit verschuldet haben. Die französischen Berichte aber lasten den Bürgermeister von Aigues-Mortes mit einem Male al« einen Mann erscheinen, der sogar mehr als seine Pflicht gelhan und die dortigen italienischen Arbeiter mit eigener Lebensgefahr geschützt habe. Der Ministerpräsident Dupuy hob dies in dem Minister- rathe auch hervor, und scheint eS fast, als ob der Bürgermeister wieder in sein Amt, von welchem er einstweilen suSpendirt ist, wieder eingesetzt werden sollte. Was man in Rom zu einer solchen Handlungs weise des Pariser Kabinets sagen würde, bliebe noch abzuwarten. — Der Militär-Attachö Frankreichs in Berlin, Major Meunicr, wird vorläufig auf Urlaub bleiben, während alle anderen fremdländischen Militärattaches in Berlin die Gäste des Kaisers bei den großen Manöver» in Elsaß-Lothringen sein werden. In Berliner poli tischen Kreisen saßt man dieses voraussichtliche Fern bleiben des französischen Militärattaches von den Manöver» im Neichslande als einen versteckten Protest gegen die Annexion Elsaß-Lothringens auf. Man kann eine derartige Haltung der französischen Regierung kleinlich und lächerlich finden, dennoch geht aus der ganzen Angelegenheit hervor, daß die chauvinistischen Regungen auch an den maßgebenden Pariser Stellen im Wachsen begriffen sind. Rußland. Der russische Finanzminister hat kürz lich der Welt kund und zu misten gelhan, Rußland habe noch so reiche Geldvorräthe, daß es eine neue Anleihe gar nicht abzuschließen brauche. Während er dies in Petersburg drucken ließ, unterhandelte er be reits in Paris wegen einer neuen Anleihe. Der Zeit punkt dazu ist nicht übel gewählt. Das bevorstehende Erscheinen eines russischen Geschwaders in einem fran zösischen Hafen wird die Begeisterung jenseits der Vo gesen zu einer Höhe treiben, die voraussichtlich alles bisher auf diesem Gebiete Dagewesene weit übertreffen wird. Unter dem belebenden Einflüsse dieser außerge wöhnlichen Begeisterung wird dann vielleicht auch ge lingen, was vor 2 Jahren trotz Kronstadt mißglückt war — eine russische Anleihe zu einem bescheidenen Kurse in Frankreich lhatsächlich unterzubringen. Italien. An die Beendigung der großen See manöver in Italien schloß sich ein großes Diner an Bord der Königsyacht „Savoia" in Gaeta an. Bei demselben toastete König Humbert aus Prinz Heinrich von Preußen, auf Deutschland, sowie auf Deutschlands Heer und Flotte. In seiner Erwiderung spendete Prinz Heinrich der italienischen Flotte das wärmste Lob, der Prinz schloß mit einem Trinkspruch aus König Humbert und die italienische Flotte. — Die „Savoja" ist am 25. August im italienischen Kriegshafen Spezia eingetroffen. Der König, Prinz Heinrich und der Kronprinz wohntey einer Schieß übung bei und besichtigten sodann militärische Eta blissements. Um 4'/« Uhr Nachmittags begaben sich die Herrschaften nach dem Bahnhofe, von der Bevöl kerung enthusiastisch begrüßt. Die Truppen bildeten Spalier. Der König und der Kronprinz verabschiedeten sich von dem Prinzen Heinrich aufs Herzlichste durch mehrmalige Umarmung. Prinz Heinrich trat die Rück reise nach Deutschland an, während der König und der Kronprinz nach Monza abreisten. — Die anarchistischen Unruhen, in welche die anti französischen Demonstrationen in Italien hie und da ausgeartet sind, wollen noch immer nicht ganz ver schwinden. Am Mittwoch Abend kam es in Mailand zu Straßenexzeffen anarchistischen Charakters, welche das Aufgebot von Gendarmerie behufs Zerstreuung der Menge zur Folge hatten. 23 Personen wurden verhaftet. Ungefähr zur selben Zeit wurden in Rom über 30 Anarchisten verhaftet, welche neue Ausschrei tungen begehen wollten. England. Die Bewegung zu Gunsten der Wieder aufnahme der Arbeit in den Kohlengruben von Wales schreitet fort; die Kohlenerzeugung beträgt bereits das Viertel der normalen Förderung. — Aus Grund einer Verständigung zwischen Lord Salisbury und den Vertretern der Negierung im Ober hause gelangt die Homerule-Vorlage im Oberhause am 4. Sept, zur ersten Lesung. Die Berathung an läßlich der zweiten Lesung beginnt am 5. Sept, und wird am 8. Sept, beendigt, eine Woche früher als anfänglich festgestellt worden war. Der Herzog von Devonshire hielt kürzlich in Otley (Iorkshire) eine An sprache an eine Unionistenversamnilung, in deren Ver lause er sagte: Es werde ihm demnächst die Aufgabe zusallen, im Oberhause die Verwerfung der Homerule- Vorlage zu beantragen. Diesen Antrag w«rde er aus drei Gründen rechtfertigen: Daß die Vorlage unver besserlich schlecht in ihrem Grundgedanken wie auch in ihren Einzelbestimmungen sei, daß sie im Unterhause nicht die erschöpfende Erörterung, die ihre Wichtigkeit erheische, gefunden habe, ferner daß Niemand wisse und wissen könne, daß Grundgedanke und Einzelbe stimmungen der Vorlage die Zustimmung einer Mehr heit des britischen Volkes hätten. Das Oberhaus werde verlangen, daß die Homerulesrage nochmals dem besonnenen unparteiischen Urtheile des britischen Volkes in klarer, verständlicher Weise unterbreitet werde. Das Oberhaus sei freilich nicht befugt, die Auslösung des Parlaments zu erzwingen, aber es werde die Annahme der Homerule-Vorlage verweigern, bis das Land sich, darüber endgiltig geäußert haben werde. Nach einem Hinweis auf die Beibehaltung der irischen Abgeord neten im Neichsparlament schloß der Redner. Sollte Homerule für Irland jemals Gesetz werden, dann werden die Unionisten Homerule für England bean spruchen und darauf bestehen, die Gestaltung ihrer eigenen Gesetze, die Ernennung ihrer eigenen Verwal tung und die Aufrichtung und Vertheidigung ihrer Freiheiten in eigenen Händen zu behalten. Vermischtes. Ein ganzes Jahr ohne ehelichen Zwist. In Dunmvw, in der englischen Grafschaft Essex, wurde jüngst, wie alljährlich, die alte und merkwürdige Ceremonie der „Dun- mow-Flitch" gefeiert, d. h. die Uebergabe der traditionellen „Speckseite" an dasjenige Ehepaar, das ein Jahr lang in vollständigem Einvernehmen gelebt hat. Von sieben Personen, die sich in diesem Jahre um den Ehrenpreis bewarben, mußten süns aus verschiedenen Gründen den Kampf aufgeben, und nur zwei, Herr und Frau Webb und Herr und Frau Garner, wurden zur Geltendmachung ihrer Rechte aufgesordert. Die peinliche, ooram xopulo mit einem großen Aufgebot von Zeugen ausgeführte Untersuchung ergab, daß die vollkommenste, unübertreffliche Harmonie, ohne ein bitteres Wort und ohne den geringsten Streit, ein ganzes Jahr lang zwischen den Eheleuten Garner geherrscht habe, während das Ehepaar Webb in derselben Zeit zweimal in unbedeutende Meinungsverschieden heiten gerathen war. Die Jury erkannte daher unter unend lichem Beifall der begeisterten Volksmenge die prachtvolle, riesige Ehren - Speckseite dem Ehepaar Garner zu. Die Speckseite wird jährlich aus den Zinsen eines Kapitals beschafft, das ein vor vielen Jahren als Junggeselle verstorbener origineller Kauz eigens zu diesem Zwecke testamentarisch hinterlassen hat. Humoristisches. Ein leiser Wink. Rekonvaleszent: „Sagen Sie, Herr Doktor, kann ein plötzlicher Schrecken nicht einen Rückfall meiner Krankheit Hervorrufen?" — Doktor: „Gewiß!" — Rekonvaleszent: „Dann bitte ich Sie, Herr Doktor, Ihre Rechnung darnach einrichten zu wollen!" Aus dem technischen Examen. Professor: „Herr Kandidat, was stellen Sie sich unter einer Kettenbrücke vor?" — Kan didat: „Wasser, Herr Professor!" — — Merkwürdiges Ge dächtnis;. Herr: „Was, Sie sind schon wieder da, ich habe Sie doch erst gestern 'rausgeschmissen!" — Hausirer: „Gott, was für ein Gedächtniß Sie haben, ich hab' es schon längst vergessen!" Tages-Ordnung für die 7. Sitzung Les Lezirlis-Ausschusses der Königlichen Amtshaupt- munnschast VippolLiswsILe, Sonnabend, den 2. September 1893, Borm. 19 Uhr, im amtshauptmannschaftlichen Sitzungszimmer. 1. Nnterstützungsgesuche für Volksbibliotheken. 2. Abänderung am Anlagenregulativ in Kreischa. 3. Anlagenmodus in Oelsengrund 4. „ „ Hennersbach. 5. „ „ Bärenklause-Kautzsch. 6. „ „ Malter 7. „ „ Lungkwitz. 3. „ „ Saida. 9. Rekuis Friedrich Köhler's in Obercarsdorf in Anlagesachen. 10. „ des Apothekers Parowicz in Frauenstein in Anlage sachen. 11. Ortsstatnt über die Hundesteuer in Röthenbach. 12. Besitzveränderungs-Abgaben-Regulativ in Hausdorf. 13. Feuerlöschordnung sür Glashütte. 14. Wehranlagc Paul Ktvtz's in Lauenstein. 15. Dismembration bei Fol 71 von Dors Bärenstein. 16. Schankkonzessionsgesuch Karl Aug. Fischer's in Fürstenwalde. 17. Desgl Moritz Glaßer's in Pretzschendorf für sein neues Wohnhaus. 18. Wegceiuziehuug in Fürstenwalde. 19. Herstellung eines Dorsweges in Rudolphsdorf 20. „ „ Weges von Börnersdorf nach Liebstadt durch den sogenannten Wolkengrund. 21. Verlegung der hiesigen Naluralverpflegstation in die Herberge zur Hcimath. 22. Min - Verordnung, die Lieferung von Baumwollsaatkuchcn- nrehl betr. 23. Die Beaufsichtigung der Trichinenschau. 24. Anlagenregulativ von Johnsbach 2b. Wahl von Vertrauensmännern sür die Schöffen- und Ge schworenenwahl. Zur Landtagswahl. Obwohl der Termin der Landtagswahlen immer näher rückt, herrscht doch in unserem 13. ländlichen Wahlkreise über die Person des betreffenden Kandidaten noch eine bemerkenswerthe Ruhe. Ist diese Letztere eine aus den Verhältnissen heroorgehende, selbstver ständliche, indem man über die Wahl des künftigen Vertreters unseres Bezirkes im Landtage längst wieder einig ist, oder hat man jene Ruhe als eine Stille vor dem Sturm, vor einer im letzten Augenblicke orkan artig hereinbrechenden Wahlbewegung zu betrachten? Eigentlich dürfte man wohl annehmen, es sei das Erstere der Fall, indem unser Wahlkreis in der Person des Herrn Gutsbesitzer Steyer, .Reinholdshain, in den letzten Landtagsperioden einen Vertreter besaß, welcher sich jederzeit unparteiisch, mit regstem Elfer, klarem Verständniß und ganzer Hingabe den Aufgaben eines gewissenhaften Landtagsboten, sowohl bei den das ganze Land betreffenden Angelegenheiten, als auch ganz besonders, wenn es galt, die Interessen speziell