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alsdann, daß das vorläufig gewählte Komitee sich mit Sayda und Frauenstein zwecks gemeinsamer Schritte in Verbindung setzen und baldmöglichst eine Komitee sitzung veranlassen möge. Die Bahn selbst wird als ein vorbereitender Theil einer großen Durchgangs linie von Dippoldiswalde her nach dem Zscho- pauthale angesehen. AuS dem Bogtlande. Als am Sonntag Nach mittag der Schützenfestzug in Netzschkau die König - straße passirte, gab ein dortiger Anwohner einen Freudenschuß aus einem Revolver ab, letzterer war bedauerlicher Weise scharf geladen und das Geschoß traf einen den Festzug begleitenden achtjährigen Knaben unterhalb des Knies ins Bein. Der verletzte Knabe, welcher aus Zwickau stammt und mit seiner Mutter zum Besuche in Netzschkau weilte, ist am Montag nach Zwickau geschafft worden, da das in das Bein ein gedrungene Geschoß noch nicht hat entfernt werden können. Chemnitz. Den Mitgliedern der Methodisten- gemeinde ist auf ihr Ansuchen vom königl. Kultus ministerium gestattet worden, auch in Chemnitz nun mehr öffentliche Gottesdienste abzuhalten, wozu diesel ben bisher nicht berechtigt waren. Die Methodisten gemeinden in Zwickau und einigen Orten des Vogt- landeS haben bereits früher die Berechtigung zur Ab haltung öffentlicher Gottesdienste erlangt. Frankrnberg. Infolge der diesjährigen lang anhaltenden Trockenheit hat unsere, Zschopau trotz der letzten ausgiebigen Regengüsse gegenwärtig so geringen Wafferstand, daß die seichten Stellen völlig trocken ge legt sind und man daselbst, ohne den Fuß zu netzen, den sonst immer sehr wasserreichen und auch an den erwähnten seichten Stellen immerhin ziemlich tiefen Fluß überschreiten kann. Crimmitschau. Im Vorort Leitelshain hatte sich am Sonntag Abend der Kassirer des dortigen Turnvereins, der Tuchmacher D., entfernt und sich nach Zwickau begeben, wo er am Sonntag Morgen der Polizei gegenüber angab, dem Turnverein 500 Mark unterschlagen und ein von der hiesigen Spar kasse ausgestelltes Buch gefälscht zu haben. Der un getreue Kassirer wurde der Staatsanwaltschaft über geben. Treuen. Der Stadtgemeinderath hat in seiner letzten Sitzung beschlossen, die zur Erbauung der städti schen Wasserleitung nebst Gasanstalt ursprünglich ge nehmigte Anleihe von 440000 M. zu erhöhen, da die den Hausbesitzern abzugebenden Wasseruhren vor läufig auf Kosten der Stadt geliefert werden sollen, die Kosten von den Hausbesitzern jedoch eventuell in Ratenzahlungen wieder einzuziehen sind. Glauchau. Schon längst ist unter den Arbeit gebern und Arbeitnehmern der Wunsch rege geworden, durch Beschaffung eines besonderen und größeren Expeditionslokales die umfangreiche Geschäftsführung der Allgemeinen Ortskrankenkasse, sowie die Erhebung der Beiträge zu vereinfachen. Der Vorstand hat sich mit dieser Angelegenheit eingehend beschäftigt und er war in der letzten Generalversammlung in der Lage, den Vertretern verschiedene Mieths- und Kaufsofferten vorzulegen. Nach reiflicher Erwägung hat die Ver sammlung den Beschluß gefaßt, von einem Miethlokale abzusehen, dagegen sich ein eigenes Grundstück zu erwerben; es ist zu diesem Zwecke ein Grundstück in der Nikolaistraße ausersehen worden. Meerane. Ein beängstigender Zwischenfall brachte am Sonnabend die Besucher der Berg'schen Menagerie in große Aufregung. Als Fräulein Henr. Berg sich im großen Zwinger mit dem großen prächtigen Löwen beschäftigte, war es einem der beiden Löwen, welche nebenan gemeinsam mit einem Hunde einen Käfig inne haben, gelungen, durch die nicht fest eingeklinkte Zwischenthür in den großen Zwinger zu treten und hier angrcifend auf Fräulein Berg vorzugehen. Die gewandte und energische junge Dame erkannte die Gefahr sofort, und ihre ganze Aufmerksamkeit dem neuen Ankömmling widmend, zwang sie diesen zum Rückzüge. Jedoch hat ihr die Bestie einige Wunden am Arm und in der Hüfte beigebracht, diese sind aber ohne ernste Gefahr. — Ein greller Mißton ist am Dienstag in das hiesige Vogelschießen gedrungen. Das Pferd eines Einspänners scheute nämlich in einer in der Nähe des Schützenplatzes gelegenen Straße und nahm in wil dem Lauf seinen Weg nach der Vogelwiese. Dort stürmte das Thier in die dichte Volksmenge, die von Schrecken erfaßt auseinanderstob, doch war das Unheil auch schon geschehen, denn eine Anzahl Personen ist theils durch die Huftrilte des Pferdes, theils durch das Gefährt selbst mehr oder minder schwer verletzt worden. So mußte von einer Familie, die kurz vor her aus Amerika zum Besuche hier cingetroffen mar, ein Kind sofort nach dem Krankenhause gebracht werden. Der unglückliche Vorgang spielte sich gerade zu einer Zeit ab, als kurz vorher der KönigSschuß gefallen war. —. 582 — Daß durch diesen Unfall dem Schützenfeste Abbruch geschah, liegt sehr nahe. Leipzig. Der Hauptausschuß für die volkSthüm- liche Eedanfeierin Leipzig hat einstimmig beschlossen, daß der große Festzug und die Feier im Echützenhose nebst Feuerwerk, sowie das Morgenkonzert bei „Bono- rand" am Sonntag, den 3. September, stattfinden soll. Am Sonnabend, den 2. September, werden alle übri gen Festlichkeiten: Weckruf, Feier an der Friedenseiche, Festgottesdienst, Festmusik auf dem Markte und Augu- stusplatze, Nachmittags Gedächtnißfeier in der ThomaS- kirche und Abends großer Kommers wie gewöhnlich abgehalten. Unter den Kaufleuten, zumeist der inneren Stadt, hat dieser Tage eine Liste zirkulirt, um sich über den Schluß der Geschäfte zu vergewissern, wenn der Festzug zum Sedanfeste am Sonnabend stattfinden sollte. Bis jetzt sind 311 Firmen in die Liste ein getragen und von diesen haben sich 284 schriftlich ver pflichtet, ihre Geschäfte am Sonnabend nicht zu schließen. Tagesgeschichte. Berlin. Der Bundesrath trat am 28. Juli wieder zu einer Sitzung zusammen und dürfte sich in derselben höchstwahrscheinlich mit dem russischen Maxi maltarif beschäftigt haben. — Kaum von seiner Ostseesahrt nach Kiel zurück gekehrt, wird Kaiser Wilhelm an Bord der Dacht „Hohenzollern" bereits wieder einem anderen Reiseziele entgegengetragen, dem von ihm so gern besuchten Eng land zu. Soweit bekannt, trifft der hohe Herr am bevorstehenden Sonnabend in Cowes auf der Insel Wight zu einem 6 tägigen Besuche seiner Großmutter, der Königin Viktoria, ein. Der Besuch des Kaisers in England wird dem Vernehmen nach keinerlei offi ziellen Charakter aufweisen. — Der deutsche Kaiser wird in etwa 14 Tagen auf Helgoland erwartet, um einem Probeschieben mit schweren Geschützen auf der Insel beizuwohnen. Die Befestigungsarbeiten auf der Insel sind jetzt be endet und die Krupp'schen Geschütze auf dem Oberlande in Batterien gebracht. Die Befestigungen nehmen den mittleren Theil der Insel ein; aus einigen flachen Panzerthürmen blicken die mächtigen Kanonenrohre hervor, die Kasemattcnbauten sind mit Erde und Rasen bedeckt. Vor der Südspitze des Unterlandes ist aus Quadersteinen eine Mole zum Schutze der Kriegsschiffe gebaut, und von dort aus führt ein Tunnel aus's Oberland bis in die Nähe des Gouvernementsgebäudes. Durch den Tunnel läuft ein Schienenstrang. — Nach einer Mittheilung von zuständiger Seite werden die Mannschaften, die im Herbst 1892 einge stellt worden sind, unbedingt im Herbst 1894, also nach zweijähriger Dienstzeit, entlassen werden. Dagegen können die, die bereits im Herbst 1891 ein getreten sind, nicht bestimmt vor Herbst 1894 auf ihre Entlassung rechnen, da ein Theil davon erforderlichen falls noch das dritte Jahr unter der Fahne bleiben wird. Dach sollen für diesen Jahrgang die Beurlau bungen zur Disposition thunlichst ausgedehnt werden. — Wie gemeldet wird, ist die Kilimandscharo- Grenze nun endgiltig festgelegt und das Abkommen unterzeichnet. Bei dieser Vereinbarung sind die Auf stellungen und Forderungen von deutscher Seite zur Annahme gelangt; die Grenze ist etwas östlicher ge legt worden, als sie in dem Kiepert'schen Kolonialatlas gezogen ist, so daß Kimangelia (unter 2» 55' südl. Br. etwa) in die deutsche Sphäre hineingekommen ist. Das Abkommen ist von je zwei Bevollmächtigten der beiden vertragschließenden Mächte unterzeichnet worden, wie es bei dem am 14. Mai hier abgeschlossenen Zoll abkommen über das Rio del Ney-Delta bei Kamerun schon der Fall war. Deutscherseits haben unterzeichnet Staatssekretär Frhr. v. Marschall und vr. Peters, englischerseits der Botschafter Sir E. Malet und Konsul Smith. Das Abkommen wird Sr. Maj. dem Kaiser vorgelegt und dann sofort veröffentlicht werden. Die Vollmachten der englischen Vertreter waren so, daß nicht erst eine Bestätigung des englischen Kabinets ab- zuwalten ist. Der englische Konsul in Zanzibar, Smith, ist nach Abschluß der Grenzabmachung sofort wieder abgereist. Mainz. Die Militärverwaltung beauftragte die Direktion der hiesigen königl. Konservenfabrik, in von der Futternoth betroffenen Gegenden des Großherzog- thums Hessen Vieh anzukaufen. Die Konservenfabrik wird demzufolge 1000 Ochsen ankaufen und sofort schlachten. Das Fleisch soll konservirt und bei den nächsten Manöver» verwendet werden. Saarburg. Hier stellte sich vorige Woche nach der „Straßb. Post" ein junger Mann aus Hagenau, der mit vier anderen Kameraden vor fünf Jahren sich seiner Militärpflicht entzog und sich zur französischen Fremdenlegion anwerben ließ. Nach ihrer An werbung wurden die jungen Leute nach Tongking ver bracht; vier davon fielen dem mörderischen Klima und den Entbehrungen zum Opfer, und der Ueberlebende wurde nach Ablauf seiner fünfjährigen Dienstzeit ent lassen und an Frankreichs Küste, aller Mittel bar, ans Land gesetzt. Das Leben bei der Fremdenlegion schil dert er als hart und menschenunwürdig. Alle fünf Tage gab es nur sieben Sous Löhnung, wovon auch noch Putzzeug und dergleichen beschafft werden mußte. Die Kost sei elend schlecht und dazu noch ungenügend, obgleich der Soldat hierfür einen bedeutenden Abzug erleide. Nach seiner Landung arbeitete der Entlassene als Taglöhner in Frankreich in Fabriken, um sich das Reisegeld verdienen zu können. Seine Sehnsucht nach der Heimath war zu groß. Jetzt wird er nachträg lich seiner Dienstpflicht im deutschen Heere genügen müssen. Oesterreich-Ungarn. In Wie» sand am Mitt woch Nachmittag die offizielle Trauerfeier für den so rasch durch den Tod aus seinem Amte abberufenen Neichskriegsminister v. Bauer statt. An die eigent liche Feier schloß sich die Uebersührung der Leiche nach dem Nordbahnhofe an, wobei Kaiser Franz Josef an der Spitze einer gewählten Trauerversammlung hinter dem Sarge schritt. Später erfolgte die Uebersührung der Leiche nach Lemberg, um hier beigesetzt zu werden. Ueber den Nachfolger v. Bauer's ist noch nichts Be stimmtes bekannt. Belgien. Mit der lateinischen Münz-Union zwischen Frankreich, Italien, der Schweiz und Belgien sängt es infolge der entstandenen Silberkrisis an, zu wackeln. Allerdings sind die wiederholten Meldungen, wonach Italien angeblich beabsichtigen sollte, seine Theilnahme an der Münzkonvention zu kündigen, noch immer dementirt worden, ebenso bestreitet man jetzt von Brüssel aus, daß Belgien mit der nämlichen Ab sicht umgehe, wie dies französische Blätter wissen wollten. Dagegen verlautet nunmehr auf dem Wege über Nom, daß Frankreich entschlossen sei, die Münz konvention zum 1. Januar 1894 zu kündigen, was den Todesstoß für den lateinischen Münzbund bedeuten würde. — Das amtliche statistische Jahrbuch Belgiens für 1892 enthält einige Angaben über die Stellung des weiblichen Geschlechtes im Lande, welche auch für weitere Kreise beachtenswerth sind. Hiernach üben 1489174 erwachsene Frauen ein Gewerbe aus; nur 189 619 Frauen widmen sich ausschließlich ihrem Haus halte. Den Handel betreiben 101018 Frauen; 192 114 Frauen bekleiden liberale Professionen oder unabhängige Stellungen; davon bekleiden 8731 Frauen öffentliche Stellungen; sie sind Schulvorsteherinnen, Lehrerinnen an Mittelschulen, Volksschulen und Kon servatorien oder in Verwaltungen angestellt. Im Staatsdienste sind 517 weibliche Personen angestellt; 2331 sind als geprüfte Zahnärztinnen, Hebammen, Krankenpflegerinnen thätig. Daneben erfährt man, daß Belgien nicht weniger als 21242 Nonnen besitzt. Um die Stellung des weiblichen Geschlechtes im ein zelnen festsetzen zu können, reichen diese allgemeinen Zahlenangaben nicht aus und es wäre, wie auch bel gische Blätter hervorheben, an der Zeit, endlich alle Ergebnisse der Volkszählung von 1890 bekannt zu geben. Frankreich. Am Sonntag waren genau zwei Jahre verflossen, seit das französische Geschwader unter Admiral Gervais seinen festlichen Besuch in Kronstadt und bei der russischen Flotte gemacht hat. Der russische Gegenbesuch ist nunmehr für Mitte oder Ende August in Aussicht genommen. Die „Köln. Zeitung" schreibt darüber: „Anfänglich beabsichtigten die Russen, diesen Gegenbesuch in Cherbourg oder Brest auszuführen; die französische Regierung befürch tete indeß, daß aus der Bevorzugung eines dieser Hafenplätze sehr unbequeme Eifersuchtsscenen zwischen den beiden Stävten entstehen könnten, und hat des halb den Hasen von Toulon vorgeschlagen. Die Russen hatten anfänglich große Bedenken, auf diesen Hafen einzugehen, weil sie eine weitere Entwickelung der Cholera in den Mittelmeerhäfen befürchteten, die für die russische Schiffsbesatzuug verhängnißvoll werden könnte. Sie haben aber diese Bedenken besiegt und werden jetzt den Hafen von Toulon um so lieber an laufen, als sie dort bequeme Gelegenheit finden, die auf langer Fahrt etwa erforderlich gewordenen Aus besserungen vorzunehmen. In Toulon wird also Ende nächsten Monats eine größere Flottenvereinigung statt finden, da natürlich die französische Admiralität alles aufbieten wird, durch außergewöhnliche Machtentfaltung einen großen Eindruck bei der russischen Marine her vorzurufen. Schon jetzt vereinigen sich im Mittel meere zwischen Korsika, den hyerischen Inseln und Algier das aktive Geschwader unter Vize-Admiral Vignes und das Reservegeschwader unter Vize-Admiral Beaucheron mit nicht weniger als 14 der besten und neuesten Panzerschiffe, 19 Kreuzern, 10 Hochseetorpedo booten, 28 Lorpedobaoten, 2 Kanonenbooten und einem Transportdampfer, also mit zusammen 74