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Nr. 50. Dienstag, den 1. Mai 1894. 60. Jahrgang schaftlichen Verein ausgehend, die zweite dagegen vom Bunde der Landwirthe statt. Die Versammlung des landw. Vereins war sehr zahlreich besucht und hielt in derselben Herr Oekonomiekommissar Merbach-Dresden einen Vortrag über Wirthschaftseinrichtungen und Fruchtfolgen. Die Ausführungen des Redners ent hielten viel des Praktischen und Nützlichen, besonders aber erwähnte er, daß bei Neuanlegung eines Wirth- schaftsplaneS oder einer Fruchtfolge der Kreisverein für 3 bis 4 Güter eines Ortes, das Gut aber blos bis mit 1200 Steuereinheiten belastet, den Kommissar unentgeltlich stellt. An der nach Schluß des Vortrags vom Vorfitzenden angeregten Diskussion betheiligten sich viele Mitglieder, auch hörte man von verschiedenen Seiten laut werden, daß in nächster Zeit bei einigen Mitgliedern in deren Wirthschaften obige Neueinrich tung vor sich gehen soll. — Die Versammlung deS Bundes der Landwirthe war bedauerlicher Weise etwas schwach besucht und doch boten die verschiedenen Ein gänge der Bundesleitung des Interessanten und Nütz lichen genug. Vor allen Dingen war der Vortrag über Gold- und Doppelwährung, zusammengestellt von Landwirth Ernst Kordgien-Perteltnicken, für jeden Laien sehr verständlich. -s- Frauensteiu, 29. April. An Stelle des ver storbene» Gemeindevorstandes^Zeller ist der bisherige Gemeindeälteste Herr Gutsbesitzer Zimmermann zum Gemeindevorstand von Reichenau gewählt worden. Zum Gemeindeältesten ernannte man Herrn Guts besitzer F. A. Zimmermann. — Zwei Knaben von hier, im Alter von 10 und 11 Jahren, wurden am vergangener Mittwoch des Baumfrevels überführt. Sie sind geständig, an der Beztrksstraße Frauenstein-Dippoldiswalde, unweit der städtischen Scheunen, 8 schöne, junge Linden ange schnitten zu haben. S Glashütte. Die am Freitag stattgefundene Prüfung in der deutschen Uhrmacherschule, ver bunden mit einer Ausstellung der Schülerarbeiten, ver lief programmmäßig und in der herkömmlichen Weise. Die mündliche Prüfung erstreckte sich auf alle an der Schule gelehrten Fächer und zeugte von dem Fleiß der Schüler im verflossenen Jahre. Auch die aus gelegten schriftlichen Arbeiten und Zeichnungen zeugten davon, daß fleißig und mit Verständniß gearbeitet worden war, mehrere Arbeiten und Zeichnungen waren geradezu mustergültig. Die ausgestellten praktischen Arbeiten waren, wenn auch nicht so reichhaltig wie in früheren Jahren, doch durchgängig so vorzüglich, daß auf Gruud dieser Leistungen 2 Zöglinge der Schule, und zwar dem Schüler Livecke und dem Lehrlinge Girod, das Ehrendiplom der Schule über reicht) werden konnte, während 6 Zöglinge, die Schüler Frohne, Meyer und Gesing und die Lehrlinge Krohn, Stocks und Baßler-Luchau eine öffentliche Belobigung und 6 andere eine ehrende Anerkennung erhielten. Den Belobigten wurden später noch mehrere, von Freunden der Schule gestiftete werlhvolle Geschenke überreicht. Zur Prüfung hatten sich außer den Mit gliedern deS AussichtSraths und vem Vorsitzenden des Centralverdands deutscher Uhrmacher, Herr Hofuhr- wacher Engelbrecht-Berlin noch eine größere Anzahl Vertreter von Uhrmachervereinen u. s. w. und An gehörige von Schülern eingefunden, die von dem Ver lauf der Prüfung hoch befriedigt waren. — Ein ge meinsames Mittagsmahl vereinigte sämmtliche An wesende im Hotel Kaiserhof. Den Beschluß des Tages bildeten einige kleine Ausflüge, Besuche hies. Werk- Werkstätten u. s. w. — Abends fand im Kaiserhof Echülerball statt, zu welchem die Schüler zahlreiche Einladungen hatten ergehen lassen, so daß der Saal bis auf den letzten Platz gefüllt war. Die einleitenden Vorträge, die in musikalischen Darbietungen im Wechsel mit einigen Eouplets bestanden, trugen den Darstellern wohlverdienten Beifall ein; den Schluß bildete ein Verantwortlicher Redacteur: Paul Ithnr in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem ,Lllustrirte« UuterhaltungSblatt". Mit land- und hauSwirthschaftlicher Monaisbeilage. mal: DiekÄäg, DvmrerS- taa und Sonnabend, — Uns vierteljährlich 1 M. 26 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — All« Posta», statten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Lustspiel: „Nerolin", das die Lachmuskeln, bei flottem Spiel, in reger Thätigkeit erhielt. Der darauffolgende Ball wurde besonders von den jungen Leuten stärk frequentirt und hielt Gäste und Schüler noch lange in fröhlichem Beisammensein fest. Schmiedeberg. Sonntag, den 10. Juni, Nach mittags 3 Uhr, findet, nach einem Ausschreiben de» Bezirksvorstehers von SachsenS MilitärveinSbund, I. Neumerkel-Altenberg, die diesjährige Haupt-Ver sammlung deS Bundesbezirks Dippoldiswalde im Saale des Gasthofes statt. Dresden. Der König und die Königin werden am S. Mai im Schloß Stbyllenort zum Besuch er wartet. Unter den Gästen, welche im Laufe des dies maligen Aufenthaltes daselbst anwesend sein werden, befindet sich auch die Prinzessin Marie Isabella, welche zum ersten Mal im Schlöffe anwesend sein wird. — Von Sidyllenort begiebt sich die Königin zur Ver mählung des Prinzen Karl von Hohenzollern mit der Prinzessin Josefine von Flandern nach Brüssel. — Die Heilsarmee veranstaltet jetzt in Dresden öffentliche Versammlungen, um für ihre Lehre« neue Anhänger zu gewinnen. Donnerstag sand eine zweite, schwach besuchte Versammlung statt, welche vom Kom- miffar RMon milder Verlesung de» Bibeltexte» Apostelgeschichte 4, BerS IS, eröffnet wurde, worauf er das Thema behandelte: „Ist die Heilsarmee eine Arbeiterbewegung?" Zwei der Sprecher fanden von sozialdemokratischer Seite sehr lebhafte Einsprüche, die namentlich zum Schluffe der zweistündigen Versamm lung so laut wurden, daß der Leiter der Versammlung es vorzog, ohne das Schlußgebet gesprochen zu habe«, die Versammlung zu schließen. Die Heilsarmee hat z. Z. in 38 Ländern (Asien, Amerika, Afrika, Europa) Sitz gewonnen mit beinahe 11000 Offizieren und Offizierinnen, und wöchentlich werden gegen 900000 Vereinsschriftenexemplare verkauft. Der Sitz Indien mit 430 Offizieren steht unter der Leitung der jüngsten Tochter des Generals Booth. Das Motto der HeilS- a:mee ist „Blut und Feuer", ihr Symbol ein um ein Kreuz geschlungenes 8 auf gekreuzten Schwertern, welches event. als Herzschild eines AVlerS austritt. Das Organ der Heilsarmee „Der KriegSruf" ist nach eingeholter Erlaubniß jetzt in Dresden käuflich. Es wird in Berlin gedruckt und steht im 8. Jahrgang. Die Bereisung SachsenS ist dem Kapitän Schubert, einem geborenen Sachsen, übertragen worden. — Das kgl. Landgericht Dresden verhandelte am 28. April gegen den am 5. Mat 1848 zu Dippol diswalde geborenen, in Dresden wohnenden und schon dreimal wegen Diebstahls vorbestraften Handarbeiter Karl Heinrich Fuchs. Derselbe war angeklagt, Ende November v. I. von einem hies. Neudaue ein Zacket im Werthe von 3 Mark gestohlen zu haben. Das Gericht hielt den Schuldbeweis nicht für erbracht und erkannte deshalb auf kostenlose Freisprechung. Pirna. Im hiesigen Bezirke lauten die Berichte über den Stand der Bienen, sowie über die reiche Honigernle übereinstimmend gut. Von allen Imkern wird bestätigt, daß das verflossene Jahr zu den gün stigsten seit langer Zeit zu rechnen ist. Durch den reichen Blüthenstand der honigliefernden Pflanzen im vorigen Sommer konnten die Bienen die Stöcke gänzlich zufüllen. Kamenz. Vor etwa 14 Tagen wurde aus SkaSka berichtet, daß ein Vater sein einzige» Kind, ein Mädchen von 4 Jahren, verkauft haben sollte, und daß die Mutter des Kindes, Frau K., auf der Suche nach dem selben sei. Wie jetzt von dort mitgetheilt wird, hat die Mutter ihr Kind wiedergefunden, und zwar in Hannover, wo dasselbe bei einer Schwester de» Vater» sich befand. Frau K. war zunächst nach Berlin gereist, um bei Verwandten ihre» Manne« nachzuforschen, «ad von da nach Hannover, wo sie ihr Kind fand. Jetzt KMZenA^as« de, Blatte« ei« M wird same Verbreitung-finde«, werden mit 10 Pfg. die Spattenzelle oder oerm Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen . Theile, di, Spaltmzeil, so Pfg. -Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Für rechtzeitiges Erscheinen am Brandplatz und erfolgreiche Löschthätigkeit gelegentlich des Brandes bei dem Haus- und Feldbesitzer Schubert in Hennersbach am 13. März hat die königl. Brand- versicherungSkammer der Spritze der Gemeinde Wal tersdorf eine Prämie von 30 Mk. bewilligt. — Wer jetzt zur Zeit der Obstblüthe sein Augen merk einmal auf die Bienen lenkt und deren fleißiges Auf- und Abstiegen von Blüthe zu Blüthe beobachtet, wird bald den ungemein hohen Nutzen verstehen, den die Bienen für die zukünftige Obsternte haben, indem sie Tausende und Abertausende von Blüthen befruchten. „Ohne Bienen keine Obsternte" sagt der Bienenzüchter und man hat interessante Rechnungen über den Nutzen der Bienen gerade in dieser Hinsicht angestellt. Im Königreiche Sachsen mit seinen 17000 Bienenvölkern, jedes zu 10000 Bienen durchschnittlich gerechnet, würden täglich 680 Millionen Bienenausflüge zu rechnen sein, da jede Biene vier Mal täglich ausfliegt. 100 Fluglage angenommen giebt 68000 Millionen Ausflüge jährlich. Wenn man nun bedenkt, daß eine Biene bei jedem Ausfluge ungefähr SO Blüthen durch schnittlich befliegt, so kann man fich vorstellen, welche Bedeutung die Biene im Haushalte der Natur hat und kommt zu der Ueberzengung, daß Ne Bienenzucht doch noch größere Beachtung verdient. — Es sei an dieser Stelle nochmals darauf auf merksam gemacht, daß nach der Bekanntmachung der Kgl. Amtshauptmannschaft vom 13. April d. I. in Nr. 46 d. Bl. am 1. Mai d. I. die Zählung der Fabrikarbeiter statlzufinden hat, sowie daß die von den betreffenden Gewerbeunternehmern auszu füllenden Zählsormulare mit thunlichster Beschleunigung und zwar zu Vermeidung einer Ordnungsstrafe von 10 Mk. für jeden Unterlassungsfall an die Kgl. Amts- hauptmannschast einzusenden sind. Reinhardtsgrimma. Wie in den letzten Jahren in verschiedene» Orten des Bezirks, wie Reichstädt, Höckendorf, Oüohren, Börlas, die deutsche Turnerei Eingang gefunden hat, so regt fich auch bei uns ein erfreulicher Eifer, um derselben im hiesigen Orte eine Pflegstätte zu bereiten. Wenn man in Betracht zieht, daß in Orten mit geringerer Einwohnerzahl die Turn- fache gut gedeiht, so darf wohl angenommen werden, daß auch in unserem bevölkerten Orte, wo alle Stände und Altersklaffen vertreten sind, ein Turnverein lebenskräftigen Bestand haben kann. Es ist daher mit Freuden zu begrüßen, daß sich auf erfolgte Anregung mehrere ältere wie jüngere Männer bereit gefunden haben, diese Angelegenheit in die Hand zu nehmen, und für nächsten Htmmelsahrtstag, Nachm. 4 Uhr, eine allgemeine Versammlung im Gasthof zum goldnen Hirsch einberusen werden, in welcher über Mittel und Wege behufs Gründung eines Turnvereins gesprochen und berathen werden soll. Bei dieser Versammlung wird ein im Turnwesen langjährig erfahrener Turn- genofle einen kurzgefaßten Vortrag über den Werth und die Aufgaben der deutschen Turnvereine halten, sodaß einem jeden unserer Einwohner Gelegenheit ge boten wird, sich mit dem Wesen der Turnsache, die doch alle Kreise unseres deutschen Vaterlandes berührt, bekannter zu machen. — Möchten die Bemühungen um das Zustandekommen einer Vereinigung zur Pflege des TurnwesenS als Mittel zur körperlichen und sitt lichen Kräftigung recht erfreuliche sein. Die Turnerei dient einer guten Sache, die, recht erfaßt und durch geführt und treu gefördert, mit berufen ist, durch He bung und Verjüngung der deutschen Volkskraft eine gesunde, dauernde, glückliche Zukunft herbeisühren zu Helsen. Großölsa. In den jüngstvergangenen 8 Tagen wurden hier zwei Versammlungen abgehalten. Die erste fand am vorletzten Sonnabend vom landwirth- leWH-Milnr Amtsblatt für die Königliche Umtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte üyd die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein