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j WWWWWWWWWWW Wchnlh-Aitmh. Donnerstag, dm 12. April 1894. 60. Jahrgang Nr. 42. r- I 1 rr n - H ':W Verantwortlicher Redacteur: Pälü Jehne in Dippoldiswalde. Mtt achtseitigem »Lllustrirten Unterhattungsblatt".Mit land, und harrSwirthschastlicher MonatSbellage. Amtsblatt für die Königliche Amishauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein «Lokales and Sächstsches. Dippoldiswalde. Dienstag, den 17. April, verkehrt in der üblichen Weise ein Theatersonderzug von Hainsberg nach Kipsdorf. — Die Einzugsfeierlichkeiten des Prinzen und der Prinzessin Johann Georg finden an diesem Abend mit der Serenade der Dresdner Turner unb Sänger ihren Abschluß. Neben dem Be suche der Theater dürfte also dieses Schauspiel einen Anziehungspunkt nach der Residenz mehr bieten. — Recht deutlich zeigt sich der Rückgang der Land- wirthschaft in den niederen Sätzen, die bei Neuoer pachtungen von Feldgrundstücken erzielt werden. Auch die Einnahmen unserer Stadt, die bekanntlich viel Kommunäcker besitzt, haben bedauerlicherweise recht darunter zu leiden. Während man vor 12 Jahren für den Scheffel noch 20 bis 30 Mk. zahlte, erzielte man in den letztstattgefundenen Auktionen nur 10 bis iS Mk. — Herr Wolf, der Verwalter des städtischen Hospitals und Armenhauses, wird nach 15 jähriger Thätigkeit als solcher zu Johanni seinen Posten ver lassen und in den Ruhestand treten. — Durch das frühzeitige warme Frühjahrswetter werden in den Kreisen der Landwirthe und Obstzüchter grobe Befürchtungen vor Ungezieferschaden ge weckt. Wie günstig auch der frühe und intensive Ein tritt des Frühlingswetters auf die Entwickelung der Wintersaaten und der Fruchtknospen der Obstbäume gewirkt, und gleichzeitig eine besonders zeitige Früh jahrsbestellung der Aecker und Gärten ermöglicht hat, so wird doch im Uebrigen durch die milde Witterung die gerade um diese Zeit vor sich gehende Entwickelung des meisten Ungeziefers in außerordentlicher Weise ge fördert. Und es liegt daher die Gefahr vor, daß. wenn nicht noch wieder sür längere Zeit kaltes und feuchtes Wetter einwirkt, der Nutzen, welchen der so frühe Eintritt voller Frühjahrswärme den Saaten und Obstbäumen gebracht hat, durch Ungezieferfraß mindestens in ganz erheblichem Maße reduzirt wird. — Zur Tödtung der WeSpen ist jetzt gerade die beste Zeit. Jede im April sich zeigende WeSpe ist eine Wsspenkünigin, also die überaus fruchtbare Stammmutter zukünftiger Wespenkolonien. Mit jeder Wespe, die jetzt vernichtet wird, tödtet man Tausende zu erwartender Nachkommen. Durch Ausstreuen von Zucker lassen sich die Wespen ohne Schwierigkeit an locken. Gerade weil sich die Thiere anscheinend gut überwintert haben, ist jetzt der Vertilgungskampf im Hinblick auf die sonst unvermeidlichen Plagen im Sommer und Herbst dringend anzurathen. Dittersdorf bei Glashütte. Unser früherer Pastor, Herr C. G. Schröter, ist am 9. April in Plauen, wohin er nach seiner Emeritirung gezogen war, nach nur 3tägigem Krankenlager verstorben. Dresden. König Albert wird sich demnächst zum Kurgebrauch nach EmS begeben und sind daselbst schon die nölhigen Räumlichkeiten gemiethet worden. — Gleichzeitig wird sich auch der König von Schweden in EmS aushalten. — Am Montag hat man in Dresden mit der Herstellung des Festbaues ans dem Altmarkte begonnen, unter welchem Prinz unp Prinzessin Johann Georg beim Einzuge am nächsten.sSonnabend von Rath und Stadtverordneten feierlichst begrüßt werden. — Die dem jungen Paars von der Dresdner Sänger- und Turnerschaft darzudringeude Serenade findet am Dienstag, den 17. April, Abends '/,9 Uhr, vor dem prinzltchen Palais auf der Parkftraße statt. — Baurath Professor Lipstuü, der Erbauer der Dresdner Kunstakademie, deren Vollendung nahe be vorsteht, ist in der Nacht Mm Mittwoch Mischen 12 und I Uhr im städtischen Krankenhause gestorben. Inserate, welch« bet d« bedeutenden Auflage de» Blatte» eine sehr wirk sam« Verbreitung-finden, werden Mit 10 Pfg. di« Epaltenzeil« oder deren Raum berechnet. — Ta bellarisch« und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, un redaktionelle« »heile, die Spaltenzeile SV Pf«. — Der Neubeu der AugustuSbrücke zu Dresden ist nur noch eine Frage der Zeit, da die Weiter entwickelung der Elbschifffahrt durch die engen Bogen des Bauwerkes ganz wesentlich gehemmt und beeinflußt wird. Für den Neubau derselben wird bereits seit längerer Zeit ein Fonds angesammelt, der gegenwärtig die Höhe von 2200000 Mk. erreicht hat. Radeberg. In der letzten Stadtverordnetensitzung wurde der nunmehrigen Aufnahme der bereits früher ge nehmigten Anleihe von 150000Mk. zugestimmt. Die Verwendung derselben soll in folgender Weise ge schehen: 80000 Mk. zur neuen Friedhossanlage, 12000 Mark sür den Bau der Entlastungsstraße, ca. 9400 Mark für Landentschädigungs- rc. Kosten, ca. 3600 Mark verausgabte Baukosten zur interimistischen Her stellung der Entlastungsstraße, 25000 Mk. sür Bahn- hofscrweiterung, 5000 Mk. zum Neubau der fiskalischen Röderbrücke; die restirenden 15000 Mk. bleiben in Reserve. AuS dem Bogtlande. Seit einigen Tagen er folgen wieder die gewohnten Einwanderungen böh mischer Maurer und Handarbeiter in unsere Gegend. Auch viele Frauen befinden sich darunter. Die böh mischen Arbeiter sind bekanntlich sehr bescheiden in ihrer Lebensweise und wachen deshalb auch keine großen Anforderungen an die Bauunternehmer. AuS dem Bogtlande. Aus der Gegend von Goldenstein in Mähren kam vor einigen Jahren die Mittheilung, daß dort ein neuer Obstbaum die Edeleberesche, angebaut und damit gute Er folge erzielt würden. Mit der Anpflanzung dieses Baumes sind auch im Vogtlande wohlgelungene Ver suche angestellt worden und bürgert sich die Edeleber esche hier mehr und mehr ein. Die Früchte, welche roh und auch mit Zucker eingesolten genossen werden können, erreichen die Größe einer mittleren Kirsche; jeder Wildling der gemeinen Eberesche verträgt die Veredelung und trägt in der Regel im dritten Jahre die ersten Früchte. Die veredelten Bäume unterscheiden sich von der gemeinen Eberesche durch ihre dunkelgrüne Belaubung, wie auch durch etwas dunkler gefärbte Rinde. Di« Kultur der Edelebercsche dürste überall lohnend sein, wo, wie im Vogtlande und Erzgebirge, der Obstbau wenig rentirt. Werdau. Der hies. Realschule ist durch Fabrikant Ludwig Söldner eine Stiftung von 10000 Mk. überwiesen worden. Sie ist bestimmt, fröhlichen Jugend sinn zu pflegen, die Lernlust anzuregen und Liebe zum Vaterlande zu erwecken. Zur Erreichung dieses Zieles sollen die Zinsen des Kapitals verwendet werden, um entweder Schülern der beiden obersten Klassen unter Führung eines Lehrers der Anstalt gemeinschaftliche Ferienwanderungen durch die heimathlichen Gaue zu ermöglichen, oder auch um einzelnen Schülern, die sich im Lause deS Jahres als tüchtig und würdig erwiesen haben, Reisestipendien im Betrage von 15 bis 50 Mk. zu gewähren, damit sie einzeln oder in kleinen Gruppen selbstständig die Thäler und Höhen des Vaterlandes besuchen. Annaberg. Mit zwei wichtigen Vorlagen, dem Um- und Anbau im Rathhause und einem neuen Tanzregulativ für unsere Stadt, beschäftigte sich das Stadtverordnetenkollegium am 6. April. Schon seit Jahren wurden verschiedene gesundheitsschädliche Nebelstände in unserem Rathhause empfunden und bereits früher war ein Plan zu deren Beseitigung entworfen worden, derselbe hatte aber nicht die Billigung der Baudeputation gefunden, bis jetzt das Stadtbauamt abermals mit umfassenden Plänen hervorgetreten ist, denen Deputation und Etadtrath zugesttmmt haben. Der Kostenaufwand wird sich auf 12840 Mark stellen, von denen, da 6000 Mk. für den Umbau bereit« durch frühere Einstellungen in den Haushalt plan vorhanden, rund 7000 Mk. ungedeckt find, welche der Stadtrath vorschlägt, aus dem städtischen Reserve fonds zu entnehmen. Die Vorlage wurde zunächst zur Vorberathung an den Finanz- und Verwaltungs ausschuß verwiesen. Einen längeren Zeitaufwand er forderte die Berathung deS neuen Tanzregulativ». Der VerfaffungSausschuß hat den Entwurf allenthalben einstimmig gutgeheißen und nur in einzelnen Punkten Abänderungen vorgenommen, welche das Kollegium einstimmig zu den seinigen machte. Der wichtigst« dieser Aenderungsvorschläge ist der, daß das Kollegium im Interesse der Wirthe, wie unseres Stadtumsikchor» wünscht, daß, wie früher, an allen Sonntagen Tanz musik staltfinde, während in dem Entwurf solche nur für die drei ersten Sonntage jeden Monats vorgesehen war. Bürgermeister Wilisch hob bei Besprechung dieser Aenderung die verschiedenartige Behandlung der Tanzfrage durch die einzelnen Kreishauptmannschafteu hervor und führte aus, daß es vielfach schon schwer gewesen sei, Dispensationen für den dritten Sonntag, geschweige denn gar für alle Sonntage zu erlangen. Der Entwurf wurde angenommen. Colbitz. Rege« Leben herrscht jetzt in einem Theile der hiesigen Stadtflur, der sogenannten Eule. Papiersabrikant Braun aus Rochsburg hat dort über 20 Acker Areal erworben, um eine Holzschleiserei, Papier- und Eellulosesabrik zu errichten. Der Besitzer gedenkt durch Einbau einer Stauanlage in die Mulden eine Wasserkraft von 600 Pferdekrästen zu erzielen. DaS Muldenbett hat hier eine Breite von 90 Meter. Der Mühlgraben erhält eine Breite bis 32 Meter und es sind ca. 40000 Kubikmeter Erbmassen auszuheben. Das umfangreiche Etablissement wird durch eine Geleisanlage mit der vorbeiführenden Muldenthal eisenbahn verbunden. Groitzsch. Ganz besonders gesund scheint die hies. Gegend für die Mitglieder der Schuhmacher- Innung zu sein. Bei derselben haben seit ihrem Bestehen 1748 628 die Mitgliedschaft erlangt. Davon haben bis jetzt 36, von denen »och 6 am Leben sind, das 50 jährige Meisterjubiläum gefeiert. Der älteste von den letzteren, welcher 1828 daS Meisterrecht er worben, ist nahezu 90 Jahre alt, noch tüchtig in seinem Berufe und über 66 Jahre Mitglied der Innung. In dem laufenden Jahre allein erfreuen sich wiederum 4 Mitglieder einer 50jährigen Meisterschaft. Gegenwärtig zählt die Innung gegen 160 Mitglieder. Leipzig. Wiederholt ist schon darauf hingewiesen worden, wie gefährlich eS ist, Gegenstände, insbe sondere Flaschen rc., aus den Fenstern eines im Gange befindlichen Eisenbahnzuges zu werfen, da sehr leicht auf der Bahnstrecke oder in der Nähe der Bahn gehende oder flehende Personen schwere Verletzungen erhalten können. Mit vollem Recht ist daher auch ein dahin zielendes Verbot von den Bahnverwaltungen erlassen worden. Leider wird dasselbe aber in vielen Fällen nicht gehörig respektirt und es hat auch am 2. d. M. ein bisher nicht ermittelter Passagier des 6 Uhr 5 Min. Nachm. in Leipzig (Bayerischer Bahnhof) ein treffenden Schnellzugs Nr. 13 bei der Haltestelle Paditz Sachsen-Altenburg) eine leere Bierflasche mit der Etiquette „Münchner Bürgerbräu* aus einem Coupe- enster in der Zugsmitte herauSgeworsen und dadurch einen Streckenarbeiter schwer verletzt. Die königlich« Generaldirektion der sächsischen Staatsbahn erläßt nun eine Bekanntmachung, durch welche diejenigen Per- onen, welche den bezeichneten Schnellzug benutzt haben, ersucht werden, etwaige Wahrnehmungen, die zur Er mittelung deS Thäter» zu führen geeignet find, thun- lichst sofort der Station Leipzig (Bayerischer Bahnhof) mttzutheilev. Zeitz. Siu neuer Raubanfall, und zwar fast in der Nähe unserer Stadt, hat sich am 4. April wischen RaSberg und Kühndorf «ttignet. Der Maurer Gottfried Krämer au» Kühndorf wurde Abend» 8 Uhr mal: Dienstag, Donners- tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. SS Pfg., zweimonatlich V4 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- fialten, Postboten, sowie di« Agenten nehmen Be stellungen an.