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MeWtz-Mmz Beilage zu Nr. 40 Sonnabend, den 7. April 1894 60. Jahrgang straße. Da alsbald Hilfe bei der Hand war, gelang eS, die anstehenden Scheunen zu retten, obgleich der herrschende Wind die Brandlohe über sie Hinwegtrieb. Gegen 10 Uhr war alle Gefahr vorüber. Während die Feuerwehr noch mit dem Ablöschen beschäftigt war, traf die Nachricht ein, daß die Herrn Uhlemann-Anger- mühle gehörige Scheune in der Scheunenreihe zwischen dem Krankenhaus und der Schule brenne. Die sofort dahin abrückenden Mannschaften fanden im Kartoffel keller derselben zwei brennende Strohwische, mit deren Entfernen jede Gefahr beseitigt war. Es ist wünschenS- werth, daß dem Brandstifter das Handwerk bald ge legt werden könne, damit die Einwohnerschaft nicht noch mehr beunruhigt wird. Zwickau. Die Kircheninspektion hier hat mit Ge nehmigung des evangelisch-lutherischen LandeSkonsi- storiumS die Säkulartsirung des seit mehreren Jahr hunderten bestehenden, seit Oktober 1873 nicht mehr in Gebrauch befindlichen und jetzt mitten in der Nord vorstadt gelegenen MoritzgottesackerS beschlossen uyd die erforderlichen Schritte eingeleitet. Nach Ver weltlichung des Friedhofes wird dieser zu Straßen- und Baustellen verwendet, gleichzeitig wird auch die auf diesem Komplexe stehende alte Moritzkirche ab getragen. Mit den Erdarbeiten zur Verweltlichung des Friedhofes wird im nächsten Monat begonnen werden. sein soll. Dis Vorlage bezweckt im Großen und Ganzen, die kleineren Hanvwerks- und Gewerbebetriebe in lebendigere Verbindung mit ihrer Gewerbekammer zu bringen, sicherlich zum Nutzen für die betreffenden Jntereffenkreise. Zur Frage der Organisation der Handwerker. Die bekannten Vorschläge zur Verbesserung und Hebung der Lage der Handwerker, welche im vergangenen Jahre vom preußischen Handelsminister v. Berlepsch der Oeffentlichkeit übergeben wurden, haben seitdem noch durchaus keine sonderliche Förderung behufs ihrer Verwirklichung erfahren. Gerade in Handwerkerkreisen selbst stoßen die Berlepsch'schen Vorschläge, die, wie erinnerlich, in ihren wesentlichen Zügen auf Organi sation des Handwerkerstandes zielen, vielfach auf eine absprechende Kritik, wobei aber der Standpunkt der einzelnen Interessenten ein recht verschiedener ist. Den Einen gehen die von Herrn v. Berlepsch gegebenen Anregungen noch lange nicht weit genug, es sind dies namentlich die Befürworter und Anhänger einer mit besonderen Vorrechten auszustattenden Innung, sie machen hauptsächlich Front gegen die von dem preu ßischen Handelsminister entwickelten Gedanken, weil in denselben die Einführung des Befähigungsnachweises nicht weiter berührt wird. Anderseits wollen aber auch viele Handwerker von einer Organisation ihres Standes überhaupt nichts wissen, weil sie der Meinung leben, daß doch alle Maßnahmen zur Kräftigung des Hand- werkerthums dessen frühere oder spätere Aufsaugung durch den Großbetrieb nicht mehr würden hindern können; aus solchen Elementen rekrutirt die Sozial demokratie vorzugsweise ihre Anhänger in den Reihen der Handwerker. Natürlich kann gar keine Rede davon sein, das noch heute in unserem gewerblichen wie sozialen Leben einen wichtigen Faktor darstellende Handwerkerthum ohne Unterstützung in seinem Ver- zweiselungskampse mit der übermächtigen Großindustrie zu lassen, darüber sind die Regierungen, wie alle Sozialpolitiker und Volkswirthe, welche aufrichtig das Wohl des Handwerkerstandes zu fördern wünschen, einig. Nur eben hinsichtlich der geeignetsten Schritte zur Erreichung dieses Zieles gehen die Meinungen noch erheblich auseinander; jedenfalls kann das Eine als feststehend gelten, daß eine Organisation allein nicht genügt, um dem Handwerk auf die Strümpfe zu helfen, denn hierbei muß offenbar auch noch mit anderen Maßnahmen eingegriffen werden. Ebenso unrichtig wäre es jedoch, den Gedanken einer Organisirung des Handwerks überhaupt als verfehlt definitiv zurückzu weisen, in unserer modernen Zeit, wo im wirthschast- lichen Dasein Alles auf die möglichste Vereinigung der Kräfte in den einander verwandten Erwerbszweigen drängt, darf der Handwerkerstand mit solchen Bestre bungen nicht zurückbleiben. Unter diesem Gesichts punkte betrachtet, verdient darum der Grundgedanke der Berlepsch schen Vorschläge unstreitig Anerkennung, weil er gleichfalls die Organisirung der Handwerker will. Indessen ist einer der Hauptfehler dieser Vor schläge der» daß sie im Handwerkerthum Alles über einen Kamm zu scheeren versuchen, ohne doch zu berück sichtigen, daß die gewerblichen Verhältnisse für das Handwerkerthum mitunter recht verschieden sind. Wünscht man daher in Preußen eine wirklich lebensfähige und erfolgverheißende Organisation des Handwerkers standes, so würde man gut thun, sich hierbei nach dem Bei spiele Eüddeutschlands zu richten, wo ja schon seit Jahrzehnten günstig entwickelte Formen der gewerblichen Organisation bestehen. Es ist dies in einer solchen Weise geschehen, daß einerseits jeder in das Handels register eingetragene Handwerker und mittlere Gewerbe treibende dabei mitwirken konnte, während anderseits diese Fürsorge zugleich der Gesammtheit der Gewerbs genoffen zu Gute zu kommen vermochte, mit einem Worte, eS sind die fachgenoffenschastlichen Bestrebungen im Handwerker- und mittleren Gewerbestand unter Berücksichtigung der heutigen Zeitverhältniffe tatkräf tigst gefördert worden. Speziell läßt sich die württem- bergische Regierung die pflegliche Weiterentwickelung der gewerblichen Organisation angelegen sein, wovon ein kürzlich den württembergischen Ständen zugegangener Gesetzentwurf wiederum zeugt. Derselbe will die Wahlen zur Handels- und Gewerbekammer in je zwei Abtheilungen vollziehen lassen. Zur ersten Wähler- Abtheilung sollen alle im Handels- beziehungsweise GenoffenschaftSregister Eingetragenen gehören, die 2. Sbtheilung würde all« übrigen Gewerbesteuerzahler umfassen, deren Vertretern mindestens ein Drittel der Sitze in der Handels- und Gewerbekammer reservirt Markeusammler. Die Geschichte des Sammelsports muß erst noch geschrieben werden. Man wird dann herausfinden, daß die von der Sammelmanie besessenen Menschen jedenfalls zu dea merkwürdigsten gehört haben, die je auf dieser verkehrtesten aller Welten lebten. Hür den jenigen Menschen, der ganz von der Utilttätsidee deS Lebens durchdrungen ist, bleibt jeder richtige Sammelfex ein Räthsel. Ja, es steigt ihm wohl sogar der Ver- l dacht auf, eS könne auch hinter dieser krankhaften I Manie irgend ein Bazillus stecken, für den vielleicht schon in der kommenden Generation ein Robert Koch heranwächst. Wo sich die Sammelmanie auf einen Gegenstand mit reellem Werth erstreckt, oder auf Objekte aus dem Naturreich, oder auf Kunsterzeugniffe, die ja einen bleibenden ästhetischen Werth besitzen, wie bei Münzen, Schmetterlingen oder Stichen, kann immerhin noch von einer gewissen Nützlichkeits-Voraussetzung gesprochen werden, da die Sammelgegenstände entweder einen nicht vergänglichen materiellen oder doch wenigstens einen allgemein pädagogischen oder ästhetischen Werth behalten. Aber gerade die Ausartungen der Sammel krankheit scheinen ihre pathologische Veranlagung zu beweisen. Welchen Zweck hat es z. B., wenn Jemand — und wir haben einen solchen merkwürdigen Kauz gekannt — alle Sorten von Flaschenkorken, die er überhaupt nur auflreiben kann, zu einer Sammlung vereinigt, die er wie ein Heiligthum hält, und von der er stets mit einer gewissen heiligen Scheu zu sprechen pflegt. Es mag ja ganz erklärlich sein, wenn sich Jemand den Pfropfen einer Champagnerflasche zum Andenken an eine glücklich verlebte Stunde auf hebt, aber dann ist eben die Erinnerung der Zweck des Aufhebens und nicht das Aufheben selbst. Das ist aber der eigentliche Urgrund aller Sammlungen, und es ist nachgerade Mode geworden, Anhänger irgend einer Sämmlerklaffe zu sein. Die fashionable Welt legt sich eine Kollektion kostbarer Porzellanteller und -Gefäße an oder brillirt durch sinnlose Anhäufung seltener Rokokogegenstände. Der Kunstmäcen zeigt mit Stolz auf seine mit kost baren alten Kupferstichen und Radirungen wohlgesüllten Mappen, und der englische Lord führt seinen Gast in seine reiche Bibliothek, wo aus den dichtgefüllten Bücher schränken dickleibige Folianten in verwitterten EchweinS- ledereinbänden oder lange Rethen zierlicher Goldtitel herableuchten, während der dicke Staub, der auf den oberen Schnitten der Bücher lagert, verräth, wie selten die hier aufgehäuften Leseschätze ihrem wirklichen Zwecke entsprechen. Einer der kuriosesten Eammelfexe ist aber der Briefmarkensammler. Wer hätte vor hundert Jahren nicht mitleidig gelächelt, wenn man ihm erzählt hätte, daß Jemand all seinen Eifer, seine Liebe und seine besten Kräfte auf das Zusammenbringen kleiner, viereckiger Stückchen Papier verwenden wollte, die nach Sächsisches. Demitz bei Bischofswerda. In dem großen Sparmannschen Steinbruche am Klosterberge wurde dieser Tage durch einen einzigen Schuß (25 Pfuyd Pulverladung) ein Granitblock von 9 Meter Länge, 8 Meter Breite und 3 Meter Stärke, insgesammt gegen 10000 Zentner Gewicht, abgelöst. Die hiesige Gr.anitstein-Jndustrie nimmt von Jahr zu Jahr an Umsatz und Gebietsausdehnung zu. Neben den vielfach angelegten Brüchen bei Schmölln, Trebigau, Birkenroda und hier finden sich auch Stein-Polir- werkstätten vor, so daß nicht bloß rohe, sondern auch polirte Steinwaare abgegeben werden kann. Diesem Industriezweige verdanken Schmölln und Demitz mit Umgegend ihren Aufschwung. Pegau. In der Nähe des Dorfes Großstork witz ereignete sich in diesen Tagen ein schrecklicher Unglückssall. Infolge des plötzlichen und ganz un- vermutheten Scheuwerdens der Pferde, die ein dem Rittergute gehöriges Geschirr zogen, wurde der Geschirr führer mit großer Gewalt vom Wagen geworfen und kam unter die Räder seines eigenen Geschirrs. Dadurch erlitt der Verunglückte so schwere Verwundungen, daß er alsbald verstarb. Eine Frau, die sich mit aus dem Wagen befand und die ebenfalls heruntergeschleudert wurde, erlitt nur geringe Verletzungen, so daß ihr Zustand keine Veranlassung zu ernsteren Besorgnissen giebt. Plaueu im Vogtl. Wie bereits zur Hochzeit des Prinzen Friedrich August von der Stadt Plauen als Hochzeitsgaben hervorragende Erzeugnisse der hei mischen Industrie gewählt worden waren, ist vom Stadtgemeinderath beschlossen worden, auch zur bevor stehenden Hochzeit des Prinzen Johann Georg, Her zogs zu Sachsen, als Hochzeitsangebinde ein Produkt unserer heimischen Industrie zu wählen. Es ist dies eine prachtvolle, in Applikationsarbeit ausgeführte Tischdecke. Dieselbe ist gegenwärtig im öffentlichen Zeichensaal der Kgl. Industrieschule ausgestellt. Der Eindruck, den diese Decke auf den Beschauer macht, ist ein wahrhaft fürstlicher. Auf olivengrünem Seiden plüsch, mit echtem Goldbrokat applizirt, hebt sich die ornamentale Borte, welche im italienischen Renaissance- styl gehalten ist, in vornehmer Weise ab. Auf den Schmalseiten der 3,80 Meter langen Decke befinden sich das sächsische und das württembergische Wappen, künst lerisch in reiches Ornamentengerank geflochten, während auf den Längsseiten der Decke di« Monogramme deS Prinzen undcher Prinzessin angebracht sind. Die Mitte der Decke ist frei und läßt das Lustre des herrlichen Grundstoffes zur Geltung kommen. Döbeln. Die erst 1870 neu erbaute hiesige Bahn hofstraße ist das Schmerzenskind der Stadt schon seit Jahren. Alljährlich müssen große Summen für Unterhaltung derselben ausgebracht werden. Die Ka lamität hat darin ihren Grund, daß das zu schwache Packlager der Straße auf Lehmuntergrund liegt, der sich bei Regenwetter erweicht und wodurch zahlreiche Löcher entstehen. Seitdem auf dieser äußerst verkehrs reichen Straße die Geleise de: Straßenbahn siegen, ist der Verkehr für Fuhrwerk recht beschwerlich, da die Geleise trotz öfterer Nachhilfe stellenweise 4—6 3m hervorstehen. Das Sladtverordnetenkollegium hat nun den Beschluß gefaßt, dem Stadtrath die Pflasterung der 1104 m langen Straße (bis zur bahnfiskalischen Grenze) zu empfehlen. Dieselbe würde bei gleichzeitiger Verbreiterung der Fahrstraße etwa 120000 M. kosten. Der Sladtrath scheint dagegen die Schaffung einer Parallelstraße zur Entlastung der Bahnhofstraße für zweckmäßiger zu halten, was auch durch Verlängerung der Burgstraße mit weniger Kosten zu erreichen wäre. Laufigk. Am Freitag der vergangenen Woche hat eS nicht weniger als 3 Brände gegeben. Mittags gegen 1 Uhr entstand bei Flößberg im Kgl. StaatS- forstrevier ein Waldbrand, zu welchem die Laustgker Feuerwehr eilen mußte. Kaum zurückgekehrt, erscholl abermals das Feuerfigngl. ES brannte die vom Schützenmeister Vogel erpachtete Scheune in der Schützen