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-Lokales und Sächftsches. Dippoldiswalde. Der neue Besitzer des Ritter gutes Berreuth, Baron Pergler von PerglaS, hat am vergangenen Sonntag, dem Tage seiner Hochzeit, den hiesigen Armen ein Geschenk von 100 Mk. zugewandt, welche durch die städtische Armendeputation vertheilt worden sind. — Die Osterexamina an hiesiger Stadtschule finden am 13., 13., 14. und 15. März statt. Johnsbach, 5. März. Gestern feierte der Militär verein zu Johnsbach und Umgegend, welcher z. Z. 52 Mitglieder zählt, im hiesigen Gasthofe sein 3 jähriges Stiftungsfest, welches, gewürzt durch ernste und heitere Vorführungen aus dem Militärleben, in angenehmer Weise verlief und durch Anwesenheit deS Herrn Be zirksvorstehers Kamerad Neumerkel-Altenberg eine be sondere Auszeichnung erhielt. — Die von Seiten der Kirchgemeinde Johnsbach für die hiesigen Chorknaben neu angeschafften Chor mäntel und Baretts wurden gestern beim Vormittags gottesdienste zum ersten Mal in Gebrauch genommen. Dresden. Der erste Gegenstand der Tagesordnung der Zweiten Kammer am 5. März war die Schluß- berathung über die Petition des Elster-Saale-Kanal- Vereins zu Leipzig und die Anschlußpelitionen, eine Kanalverbindung Leipzigs mit der Saale betreffend. Die Deputation beantragt, die Petitionen der König!. Staatsregierung zur Kenntnißnahme zu überweisen. Es sprachen hierzu die Abgg. Kellner, Fritzsche, vr. Schill, worauf der Deputationsantrag angenommen wurde. Weiter beschäftigte sich die Kammer mit der Petition des Gemeinderaths zu Wilkau und Genoffen, die Weiterführung der im Bau begriffenen elektrischen Straßenbahn Zwickau-Schedewitz betreffend. Befür wortend sprachen hierzu Vizepräsident Streit, Sekretär Speck. Königlicher Kommissar Geh. Rath Meusel vertrat den Standpunkt der Regierung. Nachdem noch mals Vizepräsident Streit die Petition befürwortet halte, wurde sie der König!. Staatsregierung zu Kenntniß nahme überwiesen. Hiernach trat die Kammer in die Berathung über die Novelle zum Forststrafgesetz ein. (König!. Dekret Nr. 14.) Ohne Debatte nahm die Kammer den Gesetzentwurf mit den von ihrer Gesetz gebungsdeputation vorgekchlagenen zahlreichen Aender- ungen einstimmig an. Letzter Gegenstand der Tages ordnung war die Berathung der Petition des Gesammt- vorstandes des Verbandes sächsischer Berg- und Hütten arbeiter, die Abänderung einiger Paragraphen des Berggesetzes betreffend. Hierzu entwickelte sich eine so ausgedehnte Debatte, daß der Gegenstand erst in einer Abendsttzung völlig erledigt werden konnte. Erster Gegenstand der Tagesordnung der Sitzung am 6. März war der Bericht der Ftnanzdeputation über Kap. 16 des Etats, die Staatseisenbahnen be treffend. (Berichterstatter Vizepräsident Georgi.) Die Deputation beantragt, dieses Kapitel nach der Vorlage zu bewilligen, die dazu eingegangenen Petitionen auf sich beruhen zu lassen. An der Debatte über den all gemeinen Theil des Berichts betheiligten sich die Abgg. Böhns, Kellner, Pinkau, Philipp, Zeidler, Heymann, Wäntig, Reibmann, die einzelne Wünsche vorbrachten. Herr Staatsminister v. Thümmel sicherte die Erfüllung berechtigter Wünsche zu. Zu den Einnahmen des Etats sprach Abg. Bretschneider, der die Vermehrung von Dienstwohnungen wünschte. Abg. Niethammer schloß sich den Wünschen des Vorredners an. Weiter betheiligten sich an der Debatte die Abgg. vr. Mehnert und Müller.' Der Herr Staatsminister sicherte zu, daß soweit thunlich für Dienstwohnungen gesorgt werden würde. Die Einnahmen wurden darauf be willigt. Zu oen Ausgaben sprachen Abg. Kellner, der mehr technische. Räthe in der Generaloirektion wünschte, ferner noch die Abgg. Theuerkorn, Pinkau, Vizepräsi dent Georgi, Schubert, Leithold, Seifert, die sich meist Jnl«at«, welche Sei de» bedeutenden Auflage de« Blatte« «ine sehr wirk sam« Verbreitung, finde«, werden mit 10 Psg. di« Spaltenzxil« oder der« Rauni berechnet. — Ta bellarische und complicirt» Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen »heile, die Spalteiqeile «0Pfg. ' ' DK „Uveißerth-Sewmg" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. SS Psg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Psg, Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. cheritz -Icitmg Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Nr. 28. Donnerstag, den 8. März 1894. 60. Jahrgang. Verantwortlicher Redaeteur: Paul Ahnt in Dippoldiswalde. AM achtseitigem „Jllustrirten UnterhattungSblatt". Mit land- und hauSwirthschaftlicher MonatSbellage. für die Petitionen verwendeten; vr. Mehnert sprach für eine milde Anwendung der Prüfungsordnung. Die Petition der Eisenbahnbeamten blieb auf sich be ruhen. Zur Petition der Eisenbahnarbeiter sprachen Abg. Pinkau, Vizepräsident Georgi. Die Petition blieb auf sich beruhen. Zu Titel 9—15 der Ausgaben sprach noch Abg. Böhns, dem der Herr Staatsminister v. Thümmel kurz antwortete. Die Ausgaben wurden ebenfalls bewilligt. Weiter beschäftigte sich die Kammer mit dem Rechenschaftsbericht der Brandversicherungs kammer über die Verwaltung der Landesbrandoer sicherungsanstalt 1891 und 1892. Die Rechenschafts deputation beantragt, fick mit dem Bericht für befrie digt zu erklären, zugleich aber auch auf Antrag des Abg. Opitz die Staatsregierung zu ersuchen, dahin zu wirken, daß in den Polizen der Privatfeueroersicherungs- gesellschasten die Strafbestimmungen gemildert werden, durch die der Versicherte seiner Entschädigungsansprüche für verlustig erklärt wird. Gegen diesen letzteren An trag sprach Abg. Baffenge, für den Antrag Abgg. Niethammer, Müller, Opitz. Staatsminister v. Metzsch gab die Stellung der Regierung zu diesem Antrag kund. Ueber einen Antrag des Abg. vr. Minckwitz, die Unterstützungen für baufällig gewordene Gebäude auSzudehnen, entspann sich eine Debatte, an der die Abgg. Reibmann, vr. Minckwitz, geh. RegierungSrath Echwedler, v. Oehlschlägel theilnahmen. Der Antrag Minckwitz wurde abgelehnt, die Deputationsanträge wurden angenommen. — Das köuigl. Ministerium des Innern hat auf Vorschlag des Plenums der kgl. Brandversicherungs- Kammer genehmigt, daß bei Erhebung der Brandver- I sicherungs-Beiträge für die Gebäude-Versicherung auf den ersten Termin dieses Jahres ein Erlaß von einem halben Pfennig auf jede Beitragseinheit eintrete. Die gedachten Beiträge sind daher am I. April l. I. nur in Höhe von Einem Pfennig von der Beitragseinheit zu erheben. — Der Andrang zum geistlichen Beruf in früheren Jahren macht sich jetzt recht geltend. Im Königreich Sacksen warten nach den neuesten statistischen Erhebungen weit über 500 Predigtamts-Kandidaten auf Anstellung, während es im ganzen Königreiche nur reichlich 1100 Pfarrstellen giebt. In Preußen konnten von 5170 Kandidaten etwa 3000 keine Ver wendung in ihrem Berufe finden. Viele gingen zu Schuldiensten oder anderen Berufen über. — Im verflossenen Monat Februar ist bei der königl. Altersrentenbank in Dresden (Landhaus straße 16) in 435 Einlagen die Summe von 104836 Mark eingezahlt und damit gegen den gleichen Monat des Vorjahres ein Mehrbetrag von 22 507 Mk. oder 27 Proz. erreicht worden. — Zur Vermeidung von Verstößen gegen die gesetzlichen Bestimmungen ge nannter Bank sei hierbei bemerkt, daß die den Renten anweisungen beizusagenden Lebensbescheinigungen nicht eher als am Fälligkeitstage der betreffenden Renten rate und nur von einem öffentlichen, bei der Zahlungs leistung nicht interessirten Beamten ausgestellt werden dürfen. Eine Gebühr ist übrigens für solche Zeugnisse innerhalb des Königreichs Sachsen nicht zu be anspruchen. AuS der Lößnitz. Tin schwerer Unfall er eignete sich am Sonnabend in der oberen Lößnitz. Dort fand zur angegebenen Zeit in einem Restaurant zu Serkowitz daS Rekruten-Ausmusterungsgeschäst statt, und eS waren am 3. u. A. die gestellungspflichtigen Mannschaften des Ortes Wahnsdorf hierzu beordert. Die jungen Wahnsdorfer entdeckten unter den mit am Orte der Gestellung befindlichen Soldaten einen aus ihrem HeimathSorte stammenden Osfizierburschen, den man aus Freude über das Zusammentreffen mit Bier traktirte und schließlich noch veranlaßte, ein benach bartes anderes Restaurant aufzusuchen. Nach einiger Zeit vergnügten Zusammenseins mußte der Bursche an den Abschied denken und bestieg zu diesem Zwecke sein Pferd. Der Mann konnte sich nicht auf dem Pferde aufrecht halten, er blieb beim Stürzen im Sattel hängen, daS Pferd wurde scheu und zerschlug dem Ge stürzten den Schädel, sodaß der Tod des Mannes nach wenigen Minuten erfolgte. Meißen. Trotzdem schon so oft vor dem leicht fertigen Umgänge mit Petroleum gewarnt wurde, kommen doch immer wieder Unfälle vor, welche nur aus die Unvorsichtigkeit der betreffenden Personen zu- rückzusühren sind. Die Ehefrau eines Schneiders goß, um ein lebhafteres Feuer herbeizuführen, Petroleum auf die glühenden Kohlen, in demselben Augenblick schlug aber auch eine mächtige Flamme aus der Feuerung und verbrannte Gesicht und Hände der vor dem Ofen kauernden Frau ganz erheblich. Glücklicher Weise sind die Augen nicht verletzt, aber die Wimpern und Aügenbraunen sind vollständig weggesengt worden. Pirna. Im Einverständniß mit den Stadtverord neten hat der Rath beschlossen, die Feuerordnung da hin zu revidiren, daß dreijährige ununterbrochene Zu gehörigkeit zur freiwilligen Feuerwehr und tadellose Dienstsührung bei derselben gänzlich von der Pflicht zum Dienste bei der Pflichtfeuerwehr entbinden. Kamenz, 5. März. Heute beging hier der Be- zirkssteuer-Jnspektor a. D. Herr Georg Rudolph Lotze seinen 88. Geburtstag. Der noch ziemlich rüstige Greis war 1827 Inspektor beim Oberforstmeister von Preuß auf Berreuth, ging zu den Geodäten und war dann bei der eintretenden Landesvermessung und Bonitirung thätig. Derselbe ist geboren 1806 zu Berthelsdorf bei Freiberg, als der Sohn des kurfürstlichen Forstbeamten Christian Gottlieb Lotze. In Dippoldiswalde, bei der Gesellschaft im Rathskeller, war Herr L. seiner Zeit eine beliebte Persönlichkeit. Heute, am 88. Geburts tage, feierte der Stammtisch im Rathskeller zu Kamenz den werthen „Steuermann", der, von Schwarzenberg kommend, 1863 — 1879 hier im Amte war und seiner Zeit, nach des Tages Mühen, viel zur geselligen Unter haltung beigetragen. Ein reicher Schatz von Lebens erfahrungen ist dem Verehrten eigen und wußte der selbe in früheren Jahren von Krieg und Frieden viel Interessantes im Ernst und Scherz zu erzählen. Burgstädt. Mit Genehmigung des königl. Mi nisteriums des Innern hat der Stadtgemeinderath be schlossen, daß die Stadt aus der Reihe derer, welche ihre Verfassung nach der Städteordnung für mittlere und kleinere Städte vom 24. April 1873 ordnen, aus scheide und fortan der revidirten Städteordnung von demselben Tage sich unterstelle. Aue. Die hiesige Stadtvertretung hatte seiner Zeit zugesagt, für die Eisenbahnverbindung Johann georgenstadt-Karlsbad Aktien zu zeichnen. Da jedoch für diese Verbindung nicht die direkte Linie (über Llchtenstadt), sondern die über Reudek gewählt werden soll, so ist jetzt die Zusage zurückgezogen worden. Chemnitz. Vor dem hiesigen Schwurgericht hatten sich am 2. März zwei gemeingefährliche Bur schen wegen des Sachsenburger Raubmordversuchs und nicht weniger als 22 Einbrüchen zu verantworten: es sind der 187 l in Pulsnitz geborene Friedrich Emil Schmidt und der 1875 in Quatitz bei Bautzen ge borene Ernst Eduard Prochno, beide wegen Diebstahls viele Male trotz ihrer Jugend vorbestraft. Ei« waren beide zuletzt in der Strafanstalt von Sachsenburg unter gebracht gewesen und hatten beschlossen, nach ihrer Entlassung eine Reise durch Ungarn und die Türkei nach Kleinasien oder Afrika zu unternehmen: sie kamen aber bloß bis Eemlin und wurden von dort zurück- transportirt. Nach Verübung verschiedener Diebstähle machten sie sich, mit Revolvern, Messern rc. ausgerüstet, wieder auf die Reise, kehrten jedoch in Ungarn wieder um, reisten nach Sachsen zurück und beschlossen nun«