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derselben Fachgenoffenschaften errichtet werden, sondern es würden die bestehenden Innungen da- Fundament für die Organisation des Gesammthandwerk« bilden. Die Innungen — vielleicht unter etwas veränderten Namen, der den süddeutschen Anschauungen anzupaffen wäre — würden durch da« zu schaffende Gesetz er weiterte Rechte erhalten und alle Handwerker inner halb einer bestimmten Frist verpflichtet sein, sich ihnen anzuschließen. Das wäre also die obligatorische Innung. Die in den „Vorschlägen" in Aussicht genommenen Meisterprüfungen werden beibehalten, darauf wird be sonders Werth gelegt. Den geprüften Meistern würden besondere Rechte gewährt werden, nur aus ihren Rethen dürften die gerichtlichen Sachverständigen entnommen werden, sie würden für das Lehrlingswesen tonangebend sein u. s. w. — Die Seele der Organisation würde sein: Obligatorische Innung — Meisterprüfungen — der fakulative Befähigungsnachweis — Regelung de» LehrlingSwesenS. Dresdner Produktenbörse vom 19. Februar. An der Börse: Weizen, pro 1000 de netto: Weißweizen . . 148—150 Brauweizen.Ld., neu 140—143 Weißweizen. Pos.. I49-1S4 Roggen, sächs.. . 120-122 Berste, sächsische . lüO-162 do. böhm. u. mähr. 164—177 Futtergerste. . . 112—120 Hafer, fächs., feiner >87—170 do. mittel . . 180-186 Mais, Cinquanline 123—128 do. rumänischer u. befiarabrscher 118-122 ungarischer, neuer 116—118 do. amerik., mired 120—122 Erbsen pro 1000 leg netto: weiße Kochwaare . 170—180 Futlerwaare . . 138—140 Bohnen, pro lOOOKs 138—148 Wicken, pro 1000ks 178-190 Buchweizen, pro 1M0 kg netto: inländ. u. fremder 140—180 Oelsaaten pro 1000 kg netto: Wintcrraps, fächs. Winterrübsen, neuer Leinsaat, feinste . 240—248 do. feine . 230-240 do. mittlere. 210-230 Rüböl pro 100 kg netto (mit Faß): raffinirt . 81,00 Spiritus. . Rapskuchen pro 100 kg netto: lang« .... 13,00 runde . . . ' 12,80 Leinkuchen, einmal gepreßte . . . 18,80 do. zweimal gepr. 17,00 M^z pro 100 kg brutto^ohm Klresaat pro 100 kg Brutto (mit Sack) rothe 120—138 do. weiße . . 140—178 do. schwedische 110—142 do. gelbe . . 110-120 Dhvmothe«, fächs.. 80—60 Weizenmehl pro 100 kg netto: «aijerauSzug . . 28,80 GrieSlerauSzug. . . 26,00 Semmelmehl . . 24,00 BSckermundmehl . . 22,00 SrieSlermundmehl . 16,80 Pohlmehl .... 14,00 Roqgenmehl Nr. 0 . 20,80 do. Nr. 0/1 . 19.80 do. Nr. 1 . 18 80 do. Nr. 2 . 16,80 do. Nr. 3 . 14,00 Futtermehl .... 12,00 Weizenkleie, grobe. . 9,40 do. feine . . 9,40 Roggenkleie.... 10,20 81,78 32,28. Hafer (80 kg) . Aartoffeln (Ctr.). Butter (kg) . . Auf dem Markte: 7,80—8,80 I Heu pro Ctr. . 8,60—6,00 2,00-2,40 Stroh pro Schock 39,00-40,00 2,40-2,80 I Dresdener Gchlachtviehmarkt vom 19. Februar. Am Schlachlviehmarkte waren 424 Rinder, emschließlich 6 Stück österreichischen Ursprungs, 1284 Schweine, einschließlich 280 Bakonier, 1049 Hammel, 300 Kälber. für SO Kilo Schlachtgewicht. für 80 Kilo Schlachtgewicht. I. Qual. 60-62 II. III. Kälber Geschäftsgang: leidlich, schlachtet: 3o4 Rinder, 17--o Hammel, zusammen 3867 Stück. 88-88 „ 48-80 „ , 4g—6O ,, u. darüber, ich. — In der Vorwoche wurden ae- 1749 Schweine, 1012 Kalber und 782 für 80 Kilo Lebendgewicht ohne Tara. Bakonier 82—83 M. für SO Kilo Lebendgewicht bei 40—SO Pfd. Tara pro Stück. Bakonier, geschlachtet . 54-88 M. Hammel ' " Preise: Rinder . . I. Qual. 87—61 M, und höher „ . . II. „ 83-86 „ . .UI. „ 48-50 Landschweine I. Sorte 46—49 „ . .N. „ 43-48 Fremde Landschweine . Galizier .... . — — Sparkasse in Schmiedeberg. Nächster Erpedttions-Tag: Sonntag, den 25. Febmar, Nachmittag- 2—8 Uhr. Sparkasse in Reinhardtsgrimma. Nächster Erpeditions-Tag: Sonnabend, dm 24. Febmar, Nachmittag» von 3—6 Uhr. Sparkasse zu Höckendorf. Nächster Expedition-- Tag: Sonntag, dm 25. Febmar, Nachmittag» 3'/'-6 Uhr. 2. Beilage zu Nr. 23. Sonnabend, den 24. Febmar 1894 Zur inneren Lage. Wir leben in Deutschland gegenwärtig wieder ein mal in einer bewegten und entscheidungsschweren po litischen Zeitperiode, ähnlich jener, die uns der letzte Sommer durch di, Zuspitzung der Militärfrage brachte. Diesmal ist es eine andere Angelegenheit, welche weite Kreise unfereS Volke» in Aufregung und Spannung erhält, diejenige des deutsch-russischen Handelsvertrages, sie beherrscht ersichtlich mehr und mehr unser gesummtes politisches TageSintereffe. Zweifellos wird der Ver trag wohl schon in den nächsten Tagen au» dem BundeSrathe an den Reichstag gelangen, womit dann endlich die parlamentarische Entscheidung in dieser ganzen, nach verschiedenen Richtungen hin so ungemein bedeutsamen Frage herannaht. Dem äußeren Anscheine nach ist die Stimmung im Reichstage gegenüber dem russischen Vertrage eine vorwiegend günstige, indessen kann die Genehmigung desselben noch durchaus nicht al» gesichert betrachtet werden, denn ein erheblicher Bruchtheil der Reichsboten nimmt noch eine schwankende Stellung zum Vertrage ein, und dessen Geschick wird wesentlich mit von dem schließlichen Votum dieser Herren abhängen. Nur das Eine gilt bereits als ge wiß, daß die Regierung eine etwaige Ablehnung des russischen Vertrages mit der unverzüglichen Auflösung des Parlaments beantwortet würde, hieran kann kein Zweifel sein. Vielleicht, daß diese Eventualität m't ihrem Ausblicke auf eine neue unruhige WahlbewegungS- epoche und auf die naheliegende Möglichkeit einer er heblichen Verstärkung der linksradikalen Elemente des Reichstages eine Anzahl der dem russischen Vertrage zunächst noch widerstrebenden Volksvertreter doch zu einer Aenderung ihrer Haltung bestimmt. Bis zu einem gewissen Grade verknüpft mit der Angelegenheit des deutsch-russischen Handelsvertrages erscheinen zwei andere Fragen, welche augenblicklich ebenfalls viel Staub aufwirbeln, diejenigen der Aufhebung deS Iden titätsnachweises für tranfitirendeS Getreide und der Beseitigung der preußischen Eisenbahn-Staffeltarife für Getreide, Mehl u. s. w. Auch hier stehen sich wirth- schaftliche Interessen widerspruchsvoll gegenüber, nur daß dieselben in der Hauptsache auf die landwirth- schastlichen Kreise unseres Vaterlandes beschränkt sind; dem Osten würde die Aufhebung des Identitätsnach weises nützen, den Westen dagegen einigermaßck schä digen, während umgekehrt die Beseitigung der vor drei Jahren in Preußen eingeführten Gsenbahn-Staffel tarife den Landwirthen des Westens und weiter über haupt auch deS gesammten mittleren und südlichen Deutschlands auf Kosten der Großgrundbesitzer des Ostens zu Gute kommen würde. Der Gesetzentwurf über die Aufhebung des Identitätsnachweises liegt dem Reichstage bekanntlich bereits vor, anderseits verzögert sich noch die vorläufige Entscheidung der preußischen Regierung in Sachen der Staffeltarife, gegen die ge plante Maßnahme sollen der Ftnanzminister vr. Miquel und der Eisenbahnminister Thielen sein. Nach Lage der Verhältnisse ist jedoch anzunehmen, daß das preu ßische Staatsministerium doch zu dem formellen Be schlüsse der Beseitigung der Staffeltarife gelangt, zumal sich in diesem Sinne die Regierungen Bayerns, Sach sens, Württembergs und Badens in Berlin schon klar geäußert haben. Allerdings ist dann das Ausscheiden des EisenbahnmintsterS Thielen aus der Regierung nicht unmöglich, wenigstens verlautet, daß Herr Thielen demisstontren wolle, wenn da« Staatsministerium in der That zu dem allseitig erwarteten Beschlüsse in Be treff der Staffeltarife gelangen sollte. Unter dem Einflüsse dieser Probleme ist die Frage der neuen ReichSsteuern einstweilen wieder etwas in den Hinter grund zurückgetreten, sie wird aber ihr Gewicht in der öffentlichen Meinung sicherlich wieder geltend machen, sobald die definitive Entscheidung hinsichtlich des russi schen Handelsvertrages u. s. w. gefallen sein wird. Nach dem bisherigen Stand« der Reichssteuern-An gelegenheit zu urtheilen, sind freilich die Tabaksteuer- und die Weinsteuer-Vorlage bereit» als gescheitert zu betrachten, nur die Börsensteuer und eine oder die andere der kleineren vorgeschlagenen Steuern dürfte au» dem unvermeidbaren einstweiligen Schiffbruchs der Steuer- und Finanzreform im Reiche zu retten sein. Indessen wird die vermuthliche Ablehnung deS größeren ThetleS der betreffenden Vorlagen durch den Reichstag schwerlich besondere kritische Folgen zeitigen, steht doch die Wiederaufnahme der steuer- und finanzpolitischen Aktton zu einem geeigneteren Momente dann mit Sicherheit zu erwarten. Mitten in diese Zett bevor stehender gewichtiger Entscheidungen fiel nun der Ge genbesuch deS Kaiser» beim Fürsten Bismarck, dessen Gast der erlauchte Monarch am Montag in FriedrichS- ruh gewesen ist. Die erneute Begegnung zwischen Kaiser und Altreichskanzler vollzog sich wiederum unter der wärmsten Theilnahme weiter Schichten unserer Nation und bei allen Patrioten ist der Wunsch lebendig, daß die abermalige Aussprache zwischen dem Kaiser und dem Fürsten Bismarck mit das ihrige zur Lösung der schwebende» politischen Schwierigkeiten im Ge» sammtintereffe deS Vaterlandes beitragen möge. Hoffent lich geht diese berechtigte Erwartung auch in Erfüllung I Vermischtes. FlörShtim. Wäbrend der Fastnachtszeit wurde einem kostümirten Einwohner dahier von einem Bäckermeister spaß halber der Cylinder elngetrieben, der durch diesen Gewaltakt vollständig die Faxon verlor, und für seinen Eigenthümer werthlos wurde. Der Geschädigte stellte daraus dem Bäcker meister folgende Rechnung zu: Ein neuer Cylinder 8 Mk., Hin- und Rückreise nach Mainz, Verzehrung w., sowie einen halben Tag versäumt 4 Mk., macht rund 21 Mk. Der Bäcker beglich die Rechnung, erstattete aber alsbald an maß gebender Stelle die Anzeige, daß der Mann in eine höhere Steuerstuse kommen möge, denn laut vorliegender Rechnung verdiene er pro Tag 8 Mk. Wer vott Beiden wird nun den größten Schaden haben? Ein Nimrod ohne Gleichen. Der Petersburger Kor respondent des ,Berl. Tagebl." erzählt von einem »Nimrod ohne Gleichen" folgende Geschichte: Eine Landschaft in der Nähe St. Petersburgs hatte noch vor Kurzem aus jeden er legten Wolf eine Prämie von 3 Rubel gesetzt. Um in den Besitz einer solchen Prämie zu gelangen, hatte man nur nölhig, den Schwanz des gefährlichen Raubthieres einzuliefern. Nun wollte es aber einem Agenten der Landschaft verdächtig scheinen, daß es einem einzigen Jäger gelungen sein sollte, im Laufe von nur zwei Monaten 300 Jsegrimme vom Leben zum Tode befördert zu haben. Man entschloß sich, der Kunst dieses Nimrods ohne Gleichen nachzuspüren, und sand zu nicht geringer Ueberraschung in seinem Häuschen eine vollständig eingerichtete Kürschnerwerkstatt. Der Jäger hatte von alten Pelzen die Felle ausgekaust und kräuselte mit Hilfe eines heißgemachten eisernen Stabes die prächtigsten Kunst- Wolfsschwänze. Aus einem kleinen Felle wurden drei solcher Schwänze geschnitten, die nur schwer von echten zu unter scheiden waren. Noch zwei, drei Jahre — und dieser blühende Handel hätte der Landschastskaffe den Boden ausgeschlagen. Das wurde durch rechtzeitige Entdeckung glücklich verhütet. Der Künstler in Aengsten. Man schreibt der ,Frkf. Zig." aus Mainz: Dieser Tage erschien in einem hiesigen Blatte folgendes Inserat: »Forderungen an uns bitte am 8. Febr., 12— 1 Uhr, in Empfang zu nehmen. L . . ., Opernsänger, und Frau." — Auf diese Anzeige hin fand sich eine nicht kleine Versammlung von Geschäftsleuten w. ein, welche freude strahlend des Geldes harrten. Aber die Enttäuschung folgte bald. Freunde des Künstlers hatten sich einen verspäteten »Karnevalsscherz" geleistet; denn der Sänger hatte bei seiner Mittellosigkeit nicht daran gedacht, seine Gläubiger, welche ihm nun stürmisch auf den Leib rückten, auch noch durch die Zeitung zu sich einzuladen. Der Gesammtbetrieb der drei fiskalischen Mineralbrunnen zu Niederselters, Fachingen und Geilnau ist vom 1. April d. I. ab auf die Dauer von 22 Jahren an den Fabrikbes. Herrn Friedrich Siemens in Dresden gegen Zahlung eines festen jährlichen Pachtzinses von 310 000 M. und eines ver änderlichen Zuschlags zu demselben verpachtet. Der Pachtzu schlag ist indessen nur in dem Falle zu entrichten, daß der Absatz jährlich die Zahl von 2 750000 Gesäßen übersteigt. Eingesandt. Organisation de» Handwerk». Von wohlunterrichteter Seite wird mitgetheilt, die bekannten v. Berlep'schen Vorschläge zur Organisation des Handwerkes seien keineswegs „todt", sie würden jedoch unter Berücksichtigung der öffentlichen Kritik und der Berichte der Regierungs-Präsidenten einer wesentlichen Umarbeitung unterzogen. An der Absicht, da« Handwerk zu organisiren, werde- entschieden festgehalten: Eine Aenderung von prinzipieller Bedeutung würden die Vorschläge dadurch erhalten, daß nicht neben den Innungen oder an Stelle 6V. Jahrgang.