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Amtsblatt «schein! wöchentlich drei mal: Dienstag" Donners tag und Sonnabend. — 4 Pfg., eimnonatltch 4L lfg. Einzelne Nummern 0 Pfg. — Alle Postan- lalten, Postboten, sowie w Agenten nehmen Be stellungen an. ANssNNS, wrttyd v« VEH bedeutenden Auflage de« Blatte« ein» sehr wirt, same Verbreitung-finden, werden mit 1V Pfg. di« Epaltemeil« oder deren Raum barechnet. Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen» dein Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen »heile, die Spaltaizefl» MPfg. für die Königliche Umtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die StadtrSthe zu Dippoldiswalde und Zlraumstein Verantwortlicher Redacteur: Paul Ithnk in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem ^lluftrirten UnterhaltnngSblatt".Mit land- «nd hauSwirthschaMcher Monatrbeilage. Nr. 37. Sonnabend, dm 31. März 1894. 60. Jahrgang. Abonnements -Ginladung. Mit der heutigen Nummer schließt das erste Quartal und bitten wir alle unsere geschätzten Leser, nunmehr das Abonnement auf die „Weißeritz-Zeitung" umgehend zu erneuern, damit in der Zusendung der einzelnen Nummern kein« Unterbrechung eintritt. Der Abonnementspreis beträgt nach wie vor 1 Mark SS Pf. Alle Vostanstalten, Briefträger, unsere Agenturen und die unterzeichnete Expedition nehmen Bestel lungen an. j Expedition der „Weißeritz-Zeitung". Die politische Krifis in Ungarn. Es unterliegt keinem Zweifel mehr, daß in Ungarn wieder einmal eine recht kritische Situation besteht, die unter Umständen leicht zum Rücktritte des Mini steriums Wekerle führen kann, womit dann das Signal zu neuen politischen Wirren im Lande der Stesans- krone gegeben wäre. Wiederholt haben schon die ver schiedenen oppositionellen Gruppen des ungarischen Parlaments versucht, das seit November l8S2 im Amte befindliche Kabinet Wekerle zu Falle zu bringen, aber nicht etwa aus sachlichen Gründen, sondern ledig lich in Folge der Sucht der Oppositionsführer, selber einmal die Rolle der leitenden politischen Persönlich keiten zu spielen. Die Energie und große taktische Geschicklichkeit des Ministerpräsidenten vr. Wekerle, der offenbar zu den bedeutendsten und befähigsten un garischen Staatsmännern der Gegenwart gehört, haben bislang noch immer vermocht, diese Anstürme der Opposition auf die Stellung ver Regierung siegreich zurückzuschlagen, trotzdem befindet sich das ungarische Ministerium gegenwärtig erneut in einer ernsten Lage. Die Oppositionsführer haben innerhalb wie außerhalb des Parlaments einen lebhaften und mit allen Mitteln betriebenen Feldzug gegen die Regierung wegen des Eivilehegesetzes eingeleitet, mit welchem das Kabinet Wekerle sein Geschick unwiderruflich verknüpft hat. Die wochenlange Generaldebatte über das genannte wichtige kirchenpolitische Gesetz im Unterhause endete allerdings insofern mit einem Siege der Regierung, als die Mehrheit beschloß, die betreffende Vorlage als Grundlage zur Spezialdebatte anzunehmen, aber im Grunde genommen erscheint hiermit die Stellung der Regierung noch nicht sonderlich gebessert. Im Gegen- theil, eS ist leicht möglich, daß bei der speziellen par lamentarischen Behandlung des Eivilehegesetzes von der liberalen Regierungspartei noch weitere Anhänger, als schon bisher, abfallen, theils weil sie in der Thal die Kirchenpolitik der Regierung nicht billigen, theils je doch auch wohl in Folge geheimer regierungsfeindlicher Einflüsse, an denen sogar der Wiener Hof nicht ganz unbetheiligt sein soll; nachher jedoch würde die end- ailtige Entscheidung über das Schicksal des erwähnten Gesetzes und hiermit zugleich über das Geschick des jetzigen ungarischen KabinetS vermuthlich von wenigen Stimmen abhängen. Die vorhandenen Schwierigkeiten für das Ministerium Wekerle werden aber nun durch die unerquickliche Entwickelung der so plötzlich auf getauchten Kossuth-Affaire in etgenthümlicher Weise noch vermehrt. Die politischen Gegner vr. WekerleS find unpatriotisch genug, den tobten Kossuth sozusagen gegen die ungarische Regierung auszuspielen, und hiervon haben schon die wüsten Pester Straßendemon- strationen anläßlich de» Ablebens des ehemaligen Diktators Ungarns einen Vorgeschmack gegeben, zweifel los war die Spitze dieser lärmenden Kundgebungen weniger gegen Oesterreich, als vielmehr gegen das Kabinet Wekerle gerichtet. Inzwischen ist eS der Re gierung durch die getroffenen außerordentlichen militä rischen Maßnahmen gelungen, einer Wiederholung der Pester Straßenunruhen vorzubeugen und steht zu er warten, daß sich auch das an diesem Freitag statt findende Eintreffen der irdischen Ueberreste und deren feierliche Beisetzung in der ungarischen Hauptstadt ohne wettere Demonstrationen vollziehen werde. Dagegen ist eS sehr wahrscheinlich, daß nach dem Begräbnisse Ludwig Kossuths der eigentliche Hauptsturm gegen das Kabinet Wekerle erst losbrechen wird, da die so genannte Unabhängigkeitspartei alsdann ihre For derungen wegen Jnartikulirung des Andenkens Kossuths und Errichtung eines Denkmales für ihn auf Staats kosten wieder aufnehmen will, und bei der Erregbar keit des magyarischen Naturells sind da in der un garischen Volksvertretung zum Mindesten gewaltige Spektakelszenen zu gewärtkgen. Jedenfalls kann man aber nur im eigensten Interesse Ungarns wünschen, daß eS dem Ministerium Wekerle gelingen möge, auch die jetzige Krifis siegreich zu überwinden. Denn ein etwaiger Rücktritt WekerleS würde das Land lediglich in neue Wirren, Krisen und Unruhen stürzen, da die Oppositionsführer wahrhaftig nicht das Zeug an sich haben, den vr. Wekerle zu ersetzen, dies zeigte sich schon beim Sturze TiSzaS. Außerdem muß das Ver bleiben des gegenwärtigen ungarischen KabinetS in seinem Amte auch deshalb gewünscht werden, weil das Ministerium Wekerle ein warmer und überzeugter Freund des deutsch-österreichischen Bündnisses ist, während schließlich die neue Entwickelung der Ver hältnisse in Oesterreich von dem Fortbestände des liberalen ungarischen KabinetS Wekerle ebenfalls nur ptofitiren könnte. Lokales «nd Sächsisches. Dippoldiswalde. Nachdem mehrere Jahre daher verhällnißmäßig niedere Osteraufnahmen an hiesiger Stadtschule stattgefunden haben, sieht das neue Schul jahr wieder einem stärkeren Zuwachse entgegen, da ca. neunzig Anmeldungen vorliegen. Auffallend dabei ist das ungleiche Verhältniß der Geschlechter, indem sich diese- Chor der Neulinge aus ca. sechzig Mädchen und nur ca. dreißig Knaben zusammensetzt. Aus diesem Grunde erklärt sich auch die Nothwendigkeit, für diesen Jahrgang ausnahmsweise das System der gemischten Klaffen zu handhaben. — Von nächstem Sonntag an werden die Schalter des hiesigen Postamtes bereits früh 7 Uhr geöffnet' werden. — Am gleichen Tage wird Herr Postassistent Bresan von hier nach Freiberg und Herr Postasststent Mäge von Schandau nach hier versetzt werden. — Nächsten Sonntag, dem Jahrmarktssonntag, dürfen alle hiesige Geschäfte bis Abends geöffnet sein. — Zum Besuche des Concertes im RathhauSsaale am nächsten Sonntag wollen wir auch hierdurch auf fordern. — Nicht in demselben Maße wie in früheren Jahren, sondern wesentlich geringer, gestaltete sich bis jetzt die Frequenz auf der hiesigen Beschälstation. Da nun auch die übrigen im Lande vertheilten Sta tionen dieselbe Erscheinung berichten, dürfte der Grund dazu wohl auch in dem herrschenden Futtermangel und der gedrückten Lage der Landwirthschast zu suchen sein. — Für rechtzeitiges Erscheinen am Brandplatz und erfolgreiche Löschthätigkeit gelegentlich des am 39. Jan. d. I. bei dem Gutsbesitzer Funke in Burkersdorf ent standenen Brandes hat die König!. BrandverficherungS- Kammer den Spritzen der Gemeinde Dittersbach und der freiwilligen Feuerwehr zu Frauenstein Prämien nach Höhe von 30 M. und beziehentlich von SS M. bewilligt. Laueufteiu. Die schon vielerwähnte Lauensteiner SLmuggelaffaire hat einen ganz unerwarteten AuSgang genommen. Wie jetzt feststeht, wich von dem sächsischen Gericht nicht eingeschritten werden, da die Voruntersuchung ohne Ergebniß verlaufen ist. Der seiner Zeit als Hauptperson in dieser Angelegenheit vielgenannte Kaufmann Rehn ssu. in Lauenstein, dessen Verhaftung durch die österreichischen Behörden vor einigen Monaten Aufsehen erregte, ist demnach für straffrei erklärt worden. Auf Grund der in Oesterreich geltenden Bestimmungen erhält er obendrein «in« Prä mie. von 30000 Gulden, weil durch ihn Schmuggeleien zur Anzeige gebracht wurden,- durch dis der öster reichischen Staatskasse Strafgelder in Höhe von einer Million Gulden zugefloffen find. Der Geschäftsver kehr in den erzgebirgischen Grenzdistrikten hat seit Auf deckung jener großartigen Schmuggeleien eine schwere Schädigung erfahren und zahlreiche Konkurse sind die Folge davon gewesen. 4 Poffeuhorf. Für die Hilfslehrerstelle an unserer Massigen Volksschule wurde der EchulamtSkandidat Herr Henker, aus Lauenstein gebürtig, bestimmt. Ge nannter Herr hat seine Vorbildung zum Lehrerberufe auf dem königl. Seminar zu Pirna genossen und wird Montag, den 2. April, im hiesigen Lehramt ein gewiesen. Dresden. Nach seiner Erkrankung hat der König am 38. März wieder den ersten Spazierritt unter nommen. Tharandt. Am 38. März früh starb hier nach nur kurzer Krankheit Geh. Oberforstrath vr. xbii. I. F. Judeicy, Direktor der königl. sächs. Forst akademie, im Alter von 66 Jahren. — Der verdiente Forstmann war am 37. Januar 1828 zu Dresden geboren, studirte 1846—48 an der Forstakademie Tharandt und später ein Jahr an der Universität zu Leipzig. Seit 1849 war er bei der sächsischen Forst- einrichtungsanstalt beschäftigt, trat 1857 als Forst meister für die im böhmischen Riesengebirge gelegene Waldherrschaft Hohenelbe in den Dienst des Grafen von Morzin und übernahm 1863 die Direktion der böhmischen Forstlehranstalt Weihwasser. 1866 wurde er als Oberforstrath und Direktor an die königl. säch sische Forstakademie Tharandt berufen, 1876 zum Geh. Forstrath, 1878 zum Geh. Obersorstrath ernannt. Außer durch zahlreiche Abhandlungen in forstlichen Zeitschriften, hat er sich durch sein Lehrbuch „Die Forsteinrichtung" einen Namen erworben. 1873 er schien der erste Jahrgang seines „Forst- und Jagd kalenders", seit 1882 bis jetzt fortgesetzt von Judeich und Behm. Der Name des Verewigten hat in Forst kreisen weit über Sachsens Grenzen hinaus einen guten Klang. Die Akademie zu Tharandt verliert in ihm einen ihrer berufensten Gelehrten. Bei dem König stand der Verstorbene in gutem Ansehen. Er war sehr oft sein Gast und Jagdgefährte. AuS der Oberlaufitz. Auf Anordnung des königlichen Ministeriums des Innern Hal die königliche Amtshauptmannschaft zu Bautzen die Gemeinde-Vor stände rc., in deren Gemeindebezirken Nadelholzbestände vorhanden sind, angewiesen, die waldbesitzenden Ge meindemitglieder anzuhalten, je nach der Frühjahrs witterung von Erde März an, mit Rücksicht auf aus überwinterten Eiern auslaufende Nonnenraupen eine genaue und öftere Durchsicht ihrer Waldbestände vorzunehmen. Es wird empfohlen, daß von jeder Ortsbehörde ein oder mehrere dazu geeignete Männer im Einverständniß mit den Waldbefitzern bestimmt werden, welche von Ende März bis Mitte August d. I. monatlich zwei bis drei Mal die Durchsicht der sämmtlichen Waldbestände deS TemeindebezirkS be sorgen. Ueber den Erfolg dieser Waldbefichtigungen ist in vorgeschriebener Weise Bericht zu erstatten. Hartha. Der Schuhmacher Voigt, welcher, wie gemeldet, am Sonnabend Nachmittag im Teucherschen